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Dem berühmten Mönch des Barfüsser-Augustiner - Ordens, Pat. Abraham von St. Clara, wäre vielleicht nach einiger Meynung ebenfalls ein Platz allhier in dem Gelehrten Narren anzuweisen, zumalen er, in Wien selber, nur insgemein der Pater FabelHanns genannt worden. Allein ich vor meine Person bekenne1), dass obgleich seine Predigten und Schrifften, fast durch die Banck, mit lächerlichen Expressionen und lustigen Histörgen angefüllet; ich meines Orts dennoch allenthalben eine herrliche Moral daraus hervorleuchten sehe. Mehr zur Lust, als den Pater Abraham von St. Clara zu blamiren will ich indessen einige Dinge kürtzlich erzehlen, wie sie in seinen Predigten und Schrifften eingeflossen sind.

Einstmals sagte er, unter andern, in einer Predigt: Weiberl! Encks (euch) recommandire ich einen Fisch zum Exempel und zur Richtschnur eures Lebens. Denn ein Fisch spricht nie ein Wörtlein. Fasset ihn an beym Kopff, oder beym Schweiff, thut mit demselben was ihr wollet, und schlachtet ihn, er wird nit schreyen. Also sollt auch ihr gegen eure Männer seyn, geduldig wie ein Fisch, wenn gleich die Männer bissweilen wunderlich sind. Wollet ihr aber ja etwas machen, so recommandire ich euch wieder einen Fisch zum Beyspiel, und zwar jenen, aus dessen Maul Silber hervor kommen. Als nemlich unser Heyland einstmals in Judea herum wandelte, so schnautzten ihn die Römischen Mauthner halter sehr hart an, und sprachen: Wie hälts? den gebührenden Zoll-Groschen her. Da wandte sich der HErr zu Petro und sprach: Mein Peter! Die Mauthner seynd schlimme Leute mit denen man sich nichts zu schaffen machen muss. Mein, gehe geschwind hin an das Meer. Da wirst du einen Fisch sehen, den fange, mache ihm das Maul [159] auf, und nimm einen silbernen Groschen heraus, welcher darinnen liegt. Solchen silbernen Groschen bringe her, und bezahle damit den Mauth vor mich und vor dich; welches alles so geschehen und erfolget ist. Wann ihr demnach lieben Weiberl! ja etwas reden wollet, so müsset ihr, eben wie dieser Fisch einen silbernen Groschen, lauter güldene und silberne Worte aus eurem Munde gehen lassen, und zu euren Männern sprechen: Mein guldener Hanns-Michel! Mein silberner Stoffel! Mein guldenes Närrl! Wie bist dann heut so wunderlich. Ey mein! Sey doch gscheut! Ich will ja alles gerne thun, was du nur von mir verlangest. Ich wette, Weiberl! mit encks, dass wann eine jedwede meiner Lehre folgte, sie manche Maultaschen, und manche Fauntzens auf die Goschen nit bekommen würde.

Ein andermahl ist der Pater Abraham von St. Clara auf die

1) Wie Fassmann über Abraham dachte, das erfahren wir aus seinen berühmten Gesprächen im Reiche der Todten'. Vgl. Karajan, Abraham a Sancta Clara, Wien 1867 S. 233 ff. u. ö.

Cantzel getreten, und hat, bald im Anfang seiner Predigt, sich also heraus gelassen: Heute muss ich euch, meine lieben Zuhörer! ein Rätzel aufzurathen geben, darum mercket alle wohl drauf. Das Rätzel ist: Wer den Teuffel lieb hat! der kommet nit zum Teuffel. Wer ihn aber nit lieb hat, der kommt zum Teuffel. Nun rathe wer da rathen kan. Allein ich sehe schon, dass es Niemand errathen wird, sondern ich muss euch selber den Schlüssel darzu geben. Höret zu! wann man einen armen Mann siehet, welcher hungerig und durstig ist, auch zerlumpt, ja wohl gar nackend und bloss herum gehet, so pfleget man gemeiniglich zu sagen: O der arme Teuffel! Wer nun einen solchen armen Teuffel lieb hat, ihn speiset, tränket und kleidet der kommt nit zum Teuffel. Wer ihn aber nit lieb hat, und nit barmhertzig gegen ihn ist, der kommt zum Teuffel, und fähret zu ihm in die Hölle.

Ingleichen hat man den Pater Abraham von St. Clara einstmahls auf der Cantzel sagen hören: Wer nit will in den Himmel, den holt der Teuf- [160] fel auf seinem Schimmel. Item: Mancher denckt, wann er nur ein Weib an dem Halse hat, so wäre schon alles gut und er seye bereits in dem Himmel. Ja, im Himmel, du Limmel! Du bist noch weit entfernt davon, und hast die Hölle bey lebendigem Leibe auf dem Hals.

Von einer ledigen Weibs - Person, welche, ihrer Mutter unwissend, ein unkeusches Leben geführet, und schwanger worden. war, spricht er an einem gewissen Ort in seinen Schrifften: Das Mütter meynte, das Töchterl wäre noch eine Jungferl; allein das Töchter hatte bereits gemütterlt.

Im übrigen führen fast alle seine Schrifften einen lächerlichen Titel, als z. E. Judas der Ertz-Schelm; Vogel friss oder stirb; und dann Gick, gack, gack ein A. Welchen Titel er einem Buch gegeben, indem er ein in Bayern gelegenes Closter beschrieben, welches an einem Ort erbauet worden, woselbst eine Henne ein Ey geleget, auf dem sich das Bildniss der Heil. Jungfrau Mariä dermassen natürlich präsentiret haben solle, dass man es auch mit Menschen - Händen nicht schoner hätte mahlen können. Lemberg. Richard Maria Werner.

Aus Carl Augusts Frühzeit.

Zwei Briefe an Wieland.

1.

Sehr werthgeschätzter Herr Regierungs-Rath,

Es erfreuet mich sehr wenn der Antrag meiner Frau Mutter bey uns als Philosoph als Philosoph und leib Danischmende zu kommen,

Ihnen1) gefällig gewesen ist. (Diese letztere Stelle wünschte ich ganz besonders dass Sie diese bey mir in eterna tempora bekleiden möchten) Mein Eifrigtes2) Verlangen ist, Ihnen die Last unserer Instruction so viel als nur möglich zu erleichteren. Ich will mich bestreben mit Hülfe meines guten, und lieben Mentors alle die guten Hoffnungen welche Sie von3) mir haben in das Werck zu richten; Nemlich meine Lande und Leüte glücklich zu machen, wie es von einen Rechtschaffenen Herren verlangt werden kan. Ich hoffe dass Sie sich den Bösen Gedanken, vieleicht gar, ohngeachtet unseres bestrebens, einen Pfuitiggan) zu machen, auss den Sinne geschlagen haben. Sie kennen mich zu gut lieber Herr Regierungs Rath, als dass Sie sollten die mindeste Niedriege, und unedle Handlung von mir glauben, oder nur vermuthen können. Dieses ist die Antwort welche ich Ihnen geben kan auf die Frage: ob ich könte, (bey einem falle welcher mit Gottes Hülfe nicht so bald geschehen soll,) undankbar seyn? ich für meine Person kenne kein grösseres Laster als dieses. Beantworten Sie sich diese Frage selbst. J'espere qu'en peu le5) conseiller de la Regence de Mayence cessera. Leben Sie wohl, behalten Sie mich lieb, und seyn Sie versichert dass Sie keinen treüeren Freünd haben als Ihren Freünd

Weimar d. 23ten Jul. 1772.

2.

Carl August E. P. z. S. W. u. E.

Carlsruh ce 29me Dec. 1774.

C'est un peu tard que je Vous réponds, cher ami, mais la raison en est parce que je n'ai pas pu Vous écrire plutot. Leüte wie wir, brauchen sich nicht gegen einander zu entschuldigen, wir sind Freunde auf immer und ewig.

J'ai trouvé ma Louise comme je l'avois pu désirer, elle n'est pas belle, mais en l'aimant, et en lui faisant sentir qu'on l'aime elle est infiniment agréable. Elle est d'une taille mediocre, a peu pres comme Mlle. de Stein.) Ses yeux sont grands, et a fleurs de tête, pleins d'un caractere pensant. Le nez, la bouche, sont petits, et le tour du visage en tout, bien fait. Son coeur est noble, franc et valereux, elle est trés simple, en lui parlant, elle aime avec chaleur et vérité, la vertu est sa déesse, elle loue peu, mais ceux, qu'elle croit etre digne de son estime, peuvent être sur, qu'elle cherchera toutes les occasions pour aggrandir

1) Die Anrede durchgehends erst klein geschrieben.

2) Erst: Eifrischtes'

3) Geändert in 'zu', dann wiederhergestellt.

4) Pfuidichan DWB. 7, 1809 unter pfuien.

5) Über gestrichenem 'de'. Es sollte erst 'peu de temps le' lauten. 6) Schwester des Oberstallmeisters, Hofdame der Herzogin Anna Amalia.

leur réputation. Elle est trés réconnoissante, son plus sensible plaisir est, a faire du bien, et elle possede toute ces bonnes qualités sans la moindre ostantation. Sie besitz diejenige grosse Eigenschaft, welche Lessing im Delheim so sehr veredelt, nehmlich, nie von einer tugend zu reden die sie besitz, es sey denn die höchste Noth: voila au court le caractere que j'ai cru trouver dans la personne de Me la P[rinces]se Louise, digne fille de feu Caroline, de Darmstadt; Vous l'aimerez en la connoissant. Je commence a connoitre Mgs. le Marg[rave]: Vous connoissez son caractere, il a le doux plaisir d'etre adoré de ses sujets. La Margr[ave]: a beaucoup de connoissance, et peint admirablement bien, le Prince] hered: est honnête, je souhaite qu'il ressemble un jour a son Pere, le Pr[ince] Fred[éric] semble avoir de l'esprit, le petit Prince] Louis a de la vivacité, et a ce qu'on dit un bon caractere. Le Prince] Guillaume, frere du Margr[ave] est d'un caractere honête. Les Princes Christophe, Guillaume Eugene, Charles, sont les Oncles du Margrave: Md: la Generale de Pretlach Grandemaitresse de feu Dame Caroline, est une femme de grand merite; Mr. le Baron d'Edelsheim, est un homme plein d'esprit, et de connoissance, et d'un caractere bien respectable. La Cour est mediocre. J'ai fait la connoissance de Goethe, qui Vous estime fort, et je connois Klopstock, qui me plait quelque fois beaucoup; car, si j'ose le dire, il me semble qu'il sent un peu trop qu'il est Klopstock, et que ce sentiment a écrasé un peu, la sensibilité de la grandeur des autres.

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Voila les connoissances les plus interressantes que j'ai faites, exepté ceux de Mayence. Faites bien mes compl[iments] chez Vous. Promettez moi, cherissime ami, qu'aucun long silence, et qu'aucune chose ne trouble en aucune façon Votre amitié pour moi, dont je me glorifie, en toute occasion: mais en echange, je Vous promets, que rien au monde ne fera changer mes sentiments.

Les peu de moments que possede pour moi, je les remplis a ecrire maintes, et maintes lettres ennuyantes, et interressantes, et le peu de reste que ces lettres me laissent, je l'emploi a lire Tristram Schandy. On connoit peu ici la bonne literature Allmande. Nous partirons la semaine qui vient pour Strasbourg, je quite ma Louise veritablement avec grands regrets: aber wie alles Ding unter dem Mond seine Zeit hat, so hat mein Aufenthalt, und mein Brief die seinige; diese letze Wahrheit befiehlt mir zu schliessen; leben Sie wohl, und behalte Sie denjenigen im Freündschaftlichsten Angedencken, welcher mit Leib, und Seel gantz, und gar, Der Ihrige ist.

Carl August. H. z. S. W.

Beide Briefe sind mit dem Nachlass von Carl Leonhard Reinhold, Wielands Schwiegersohn, unlängst durch Schenkung in das Goethe- und Schiller-Archiv gelangt; ich ver

öffentliche sie mit höchster Genehmigung. Mehr ist kaum vonnöthen den Lesern der Vierteljahrschrift zu sagen: sie werden den ersten in die von Seuffert veröffentlichten Acten zur Geschichte von Wielands Berufung (Vierteljahrschrift 1,388. 389) einordnen, und zum zweiten, auch ohne Citat die Erklärung aus 'Dichtung und Wahrheit' nebst v. Loepers Anmerkungen, oder aus Düntzers 'Goethe und Carl August' entnehmen. Ich füge somit nur ein paar Sätze, auf Beschreibung und Charakteristik abzweckend, hinzu.

Die Buchstaben des ersten sind noch schul- ja fast kanzleigerecht hingemalt, im zweiten offenbart sich schon der individuelle Charakter der Schrift. Aber der Schreiber

auch des ersten steckt nicht mehr in den Knabenschuhen. Hat der Mentor', Graf Görtz, etwa auf Haltung und Ausdruck dieser ersten Ansprache des fürstlichen Schülers an den 'Leib-Danischmende' (vgl. Seuffert a. a. O. 1, 365) einen Einfluss geübt? Ich glaube es nicht. Die selbstbewusste Sicherheit, die fürstliche Gabe, die Menschen zu nehmen, wie sie genommen sein wollen, und die Geister zu unterscheiden, sie kündigt sich in Keim und Anbruch schon hier an; merkbarer allerdings, und auf dem Grunde einer natürlichen Bonhommie im zweiten Schreiben, dem des glücklichen Verlobten. Da hören wir den Jüngling reden, der eben erst auf Goethe den gewinnendsten Eindruck gemacht hat. Wie er mit ein paar Zeilen den Dichter des Messias charakterisirt, den Mann der Prätensionen, wie er diesem, den ein starkes Gefühl für die eigene Grösse manchmal unleidlich macht, Goethe gegenüberstellt, 'Goethe, qui vous estime fort' es mag das mit oder ohne Berechnung so hingeschrieben sein; im zweiten Falle wäre es erst recht ein Beweis jener natürlichen Begabung. Den Verfasser von 'Götter, Helden und Wieland' hätte er zur Zeit gar nicht vortheilhafter bei dem Freunde und weiland 'LeibDanischmende') einführen können.

7) Als solcher d. h. als Erzieher und Lehrer war Wieland abgedankt, Ende 1774. Vgl. Vierteljahrschrift 2, 582 Seufferts Nachtrag zu der oben angeführten Abhandlung. Man darf vermuthen, dass Carl August von Goethes Angriff auf Wieland etwas gewusst habe; beweisen lässt es sich nicht.

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