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treten des Grafen in dem Stücke erwarten, das sich eine Reihe von Strophen hindurch mit den Thaten seines Sohnes beschäftigt. Doch verliert das Gedicht nicht dadurch den einheitlichen Charakter; der Graf bleibt der Mittelpunkt des Ganzen. In dem von Str. 7 an geschilderten Kampf bei Döffingen kommt es dem Sohne ja hauptsächlich darauf an, den Vater wieder mit sich auszusöhnen, und der leßtere nimmt Theil an der Schlacht und entscheidet den Sieg. Als Hauptgrund, warum die Krieger für ihn begeistert sind, wird der unbeugsame Heldenmuth des Grafen, den selbst der Fall eines geliebten Sohnes nicht erschüttert, hervorgehoben; dies bildet das geistige Centrum des Liedes, das Schiller den Kriegsleuten Eberhard's in den Mund legte, und so zu einem Kriegsliede machte.

Graf Eberhard II. von Württemberg, wahrscheinlich von seinen Feinden der Greiner oder Grämer, d. h. Haderer, Zänker zubenannt, regierte von 1344-1392 gemeinschaftlich mit Ulrich IV., seinem Bruder, der im leßtgenannten Jahre kinderios starb. Der stolze, ehrgeizige Eberhard strebte nach fürstlicher Gewalt und war vor Allem ein geschworner Feind der Städte. Die Geschichte wirft ihm Willkür, Härte und Habsucht vor, rühmt aber auch an ihm die heitere, unerschrockene Mannhaftigkeit bis in's Greisenalter; und man darf nicht übersehen, daß die rauhe, stürmisch bewegte Zeit milderen Tugenden wenig Raum gewährte. Er hatte eine doppelt schwierige Stellung, indem er sich einerseits von dem mächtigen schwäbischen Städtebund, anderseits von zwei Verbindungen des niedern Adels bedroht jah. Die damaligen Kaiser waren zu ohnmächtig, um die gährenden Elemente zu beschwichtigen; und so war Jeder auf Selbsthülfe angewiesen, die Eberhard denn auch mit aller Kraft und Kühnheit handhabte. Sein Sohn Ulrich erscheint in dem Gedicht in jugendlichem Alter (des Grafen Bub" Str. 3, der junge Kriegsmann" Str. 5), wurde aber in Wirklichkeit schon Großvater, als er bei

Döffingen fiel. Seinem Sohn Eberhard, der als Eberhard III. oder der Milde auf den Greiner folgte, wurde am Tage der Schlacht ein Sohn, der nachmalige Eberhard IV., geboren. Wie hierin der Dichter irrthümlich oder absichtlich von der Geschichte abgewichen ist, so auch in der relativen Zeit der beiden im Gedicht erwähnten Schlachten. Die Schlacht bei Reutlingen fand am 14. Mai 1377 statt, während der Greiner vor Ulm lag, und die nach Schiller „bald darauf entbrannte Fehde" und Schlacht bei Döffingen fiel erst in's Jahr 1388 (23. August).

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Str. 1. Der Ausdruck „dort außen in der Welt" charak= terisirt die Denkart eines ziemlich stark in sich abgeschlossenen Volksstammes; ähnlich ist die noch in Böhmen übliche Redensart draußen im Reich“. — „Die Nasen eingespannt!" soll offen= bar heißen: Seid nicht so stolz, tragt nicht die Nase so hoch! Aber bezeichnet dies der Ausdruck eingespannt? Die Akkusativform „Held“ (statt Helden) findet sich nicht selten bei unsern Dichtern, auch anderswo noch bei Schiller, z. B. im Gedicht Nänie, V. 7: „den göttlichen Held“. In einem Stücke wie das vorliegende, läßt man sie um so leichter gelten, da das Volkslied kurze, derbe Formen liebt (vgl. unten Str. 7 „mit hellem Hauf").

Str. 2. Zerdehnungen wie „Ludewig, Ulerich" könnten der Volkssprache unangemessen erscheinen, da diese, wie eben angedeutet worden, durch häufiges Wegwerfen der Endungen Neigung zu knappen Wortformen verräth; allein sie weicht anderseits auch gern dem Zusammenstoßen von Consonanten durch Einschiebung von Vocalen aus. - Welche Männer sind hier mit Karl, Friedrich, Ludwig, Eduard gemeint? Da das Gedicht als ein Kriegslied aus Eberhard's Lebzeiten gedacht werden soll, so kann nicht ein späterer Karl, Friedrich u. j. w. gemeint sein. Am passendsten wäre es, wenn ausschließlich auf Helden anderer deutschen Volksstämme, der Sachsen, Franken, Oesterreicher u. s. w., und nicht

auf andere Nationen, zu denen die Schwaben keinen rechten Gegensatz bilden, hingewiesen wäre; allein nur Karl läßt sich ungezwungen so deuten. Ludwig und Eduard scheinen den Franzosen und Engländern zu gelten; Friedrich ist auffallend, da man hierbei zunächst an die Hohenstaufen steht, diese aber auch Schwaben waren.

Str. 4. Rochten Gift", nährten und steigerten fortwährend den Groll gegen uns. Der Schlußvers der Strophe erscheint auf den ersten Blick als ein Hysteron proteron; der Dichter wollte wohl sagen: die Reutlinger hatten schon früher manchen Schwertertanz gewagt, und so gürteten sie auch jezt die Hüfte.

Str. 5. „gepanscht", Provinzialismus für: geschlagen, ge= bläut. - „Ein falsch Gesicht", volksthümlich für: ein böses, zorniges Gesicht.

Str. 6. Es ist sehr unnöthig, mit der Carlsruher Ausg. von 1870 an V. 1 wart't! statt wart! zu schreiben, was ja doch nur für's Auge eine Bedeutung hat. Wart! ist ein Imperativ, wie halt! welches man auch Mehrern zuruft. Die Zusammenziehung der Säße „Das wurmt ihm und trug's in seinen Kopf“ ist freilich nicht streng grammatisch richtig; aber das parenthetisch eingeschobene „Ha, ihr Schurken, wart" mildert das Anstößige, und die Natur des Volksliedes gestattet überhaupt solche Freiheiten. Der etwas türkisch klingende Schwur Ulrich's erklärt sich aus dem freilich von Schiller nicht erwähnten Beinamen Eberhard's „der Rauschebart", der ihm wegen seines mächtigen, im Winde rauschenden Bartes gegeben wurde. In „Städtlerschopf" scheint die Form „Städtler“ den Nebenbegriff des Verächtlichen andeuten zu sollen.

Str. 7. Jn V. 2 „Und zogen Roß und Mann“ haben (wie in Str. 13, V. 1) Subject und Verbum ihre Stelle vertauscht, wie dies auch wohl im Französischen geschieht, z. B. »On avait

Biehoff, Schiller's Gedichte. I.

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demandé un renfort pour exhorter les mourants ... Vint un capucin vénérable, il entre etc» (Mercier, Tableau de Paris). Mit hellem Hauf" (vgl. Göthe im Goldschmiedsgesell: „Und feilscht und wirkt mit hellem Hauf" und Opit: „Der helle Haufe dringet Sich um das Ufer her“) bezeichnet: mit ganzen, vollen Haufen. Hell ist hier wahrscheinlich gleichen Ursprungs mit dem niederdeutschen hel (hochd. heil). Es ist nichts daran zu tadeln, wenn Schiller, in den gangbaren Begriff von hell überspringend, fortfährt: „Und heller ging's dem Junker auf" d. h. sein gramverdüsterter Sinn ward heller. Die H-Alliteration in den drei lezten Versen mag absichtslos ent= standen sein, ist aber darum nicht minder wirkungsvoll.

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Str. 8. Die Windsbraut" (althochd. diu windisprût, mittelhochd. windesbrût und windespraut) scheint mythischen Ursprungs und zunächst die luftdurchbrausende Braut des in der altnordischen Mythe personificirten Windes zu sein (Grimm II, 601). Schmiß“ (V. 4) ist selbst für das Volkslied nicht edel genug, wenigstens bei der übrigen Haltung des Gedichtes, wogegen „Lanzennacht" (die dunkeln, lanzenstarrenden Haufen der Feinde) etwas über dem Niveau der Volkspoesie liegt.

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Str. 9. Die Form schwung" haben auch die Cotta'schen. Ausgaben beibehalten, obwohl sie in der folgenden Strophe (V. 2) „sunk“ in „sank“ veränderten. Mit „Heldenstab“ hat

der Dichter gewiß nicht, wie ein neuer Interpret meint, das Schwert bezeichnen wollen. Wenn er den Heldenstab schwingt, so schließt das nicht aus, daß er daneben auch sein Schwert gebraucht. Die drei leßten Verse erheben sich wieder zu sehr über den Ton des Volksliedes und zeigen, wie tief von jeher in Schiller der Hang zu einer schwungreich rhetorischen Darstel= lung lag.

Str. 10. Der Helden Trieb" habe ich früher als „ein Getriebe, ein Gewühl von Helden, die ihm helfen wollen," ge=

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deutet. Borberger erklärt es wohl richtiger durch Schaar“ und verweist dabei auf die Räuber (II, 3), wo Raßmann sagt: „Bringst ja Rekruten mit, einen ganzen Trieb." Darnach scheint es, daß Schiller damals das Wort ungefähr in dem Sinne brauchte, worin auch mitunter Trift vorkommt, z. B. bei Voß (Virgil's Landbau III, 129): „Aber die weibliche Trift (Heerde) lag magerer werden mit Vorjah." Trift verhält sich hier zu treiben, wie Schrift zu schreiben, Gift zu geben.

Str. 11. Das Weinen der Feinde um den gefallenen Helden im Getümmel der Schlacht ist ein stark hyperbolischer Zug. Oder will man etwa spißfindig so distinguiren, der Feinde Weinen sei das schon in Str. 9 bezeichnete „Geheul und Winseln", und nur der Freunde Wehklagen gelte dem gefallenen Helden? Str. 12. Feuriger" ein sehr mangelhafter Reim zu „daher" und "quer", wie denn dieses Gedicht zu den meisten Arten von Reimfehlern Beispiele liefern kann (Löwengrimm, Ungestüm, Bahn, an, Mann Freund, Feind - all, Thal). Str. 13. Luftfeiern“ (V. 5) ist keine unglückliche Composition und mit Unrecht als falsch gerügt worden.

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Str. 14. Der elliptische Sag in V. 2 steht etwas abgerissen. Besser hieße es wohl:

Vor sich den todien Sohn,
Allein in seinem Zelte, sitt
Der Graf u. s. w.

„Eine Thräne blißt auf seinen Sohn" gehört zu den fühlen Verbindungsweisen, deren wir schon mehrere kennen gelernt haben, z. B. im nächstvorhergehenden Gedichte an deine. Brust verrieth" (Str. 5), „Jeder Muskel pochte in die Fluth" (Str. 7).

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Str. 15. Der Donner rast in seinem Arm" ist einer der überschwinglichen Kraftausdrücke der ersten Periode.

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