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aus dem J. 1788 bleiben, obwohl G. Schwab und J. Meyer ihre Aechtheit in Schutz genommen, noch problematisch; und die vier Zeilen, die Schiller 1788 In eine englische Bibel" einschrieb, sind mit geringer Veränderung der „Elegie auf den Tod eines Jünglings“ (5. oben Nr. 11) entlehnt. Schließlich gedenken wir noch einiger Verse, die Schiller am 9. August 1790 In Jens Baggesen's Stammbuch" eintrug, und wenden uns nunmehr zur nähern Besprechung der in die Sammlung aufgenommenen Gedichte der zweiten Periode.

25. An die Freude.

1785.

Dieser begeisterte Hymnus ist ohne Zweifel ein Ausfluß des Glückgefühls, das der Dichter dem mit Körner geschlossenen Geistes- und Herzensbunde verdankte. Eine der nächsten Folgen dieses Bündnisses war seine Uebersiedelung nach Leipzig am 17. April 1785. Hier fand er Anregung und Belebung in dem Umgange mit vielen gebildeten und geistreichen Männern, wie Deser, Weiße, Hiller (dem Musikdirector und Componisten), Huber, Jünger (dem Theaterdichter), dem Schauspieler Reineke u. A.; aber was seiner Seele den stärksten Schwung gab, das war die innige Verbrüderung mit Körner. Schiller verlebte einige Monate des Sommers 1785 zu Gohlis, einem Dorfe in der Nähe von Leipzig. In einigen der von dort an Körner geschriebenen Briefe athmet dieselbe Stimmung, die ihm unsern enthusiastischen Rundgesang eingegeben, namentlich in dem Briefe vom 3. Juli; und ich möchte daher die Conception des Hymnus gerade dieser Zeit zuweisen, wenn gleich die völlige Ausführung desselben dem Spätsommer angehören mag. „Eine dunkle Ahnung", heißt es in dem Briefe, „ließ mich so viel, so viel

von Euch erwarten, als ich meine Reise nach Leipzig beschloß; aber die Vorsehung hat mir mehr erfüllt, als sie mir zusagte, hat mir in Euren Armen eine Glückseligkeit bereitet, von der ich mir damals auch nicht einmal ein Bild machen konnte.“ Uebrigens sagt auch Körner selbst in seinen „Nachrichten über Schiller's Leben", daß das Lied an die Freude in Goh= lis entstanden sei. Palleske weist darauf hin, daß in dem oben erwähnten Hochzeitliede zu Körner's Vermählung (am 7. August) embryonische Gedanken der Freudenhymne zucken, und schließt daraus, daß lezteres am 7. August noch nicht entstanden war; ich möchte in diesen Anklängen an den Hymnus (wie auch in dem übereinstimmenden Metrum) eher eine Be= stätigung für die Annahme finden, daß der leztere damals bereits angelegt, wenn gleich noch nicht vollständig durchgeführt war. Was die metrische Form betrifft, so hat Reinhold Köhler's Ver= muthung, daß die Ode An die Freude" von Uz als Vorbild gedient habe, viel Wahrscheinlichkeit; die erste Strophe derselben lautet:

"

Freude, Königin der Weisen,

Die mit Blumen um ihr Haupt
Dich auf güldner Leier preisen,
Ruhig, wann die Thorheit schnaubt,
Höre mich von deinem Throne,
Kind der Weisheit, deren Hand
Immer selbst in deine Krone
Ihre schönsten Rosen band!

Ganz unverbürgt ist folgende Erzählung von der Entstehung unsers Gedichtes, zeigt aber, wie mächtig der Eindruck desselben gewesen sein muß, da der sagenbildende Trieb im Volte sich in der Regel an dem Großen und Wirkungsreichen bethätigt. Auf einem Morgenspaziergang durch das Rosenihal an der Pleiße,

so wird erzählt, sah Schiller einen halbentkleideten Jüngling in betender Stellung am Flußufer stehn, der eben im Begriff stand sich zu ertränken. Schiller redete ihn an und vernahm, daß es ein armer Studirender der Theologie war, der lange mit dem schrecklichsten Mangel gekämpft hatte und zuletzt in Verzweiflung gerathen war. Der Dichter schenkte ihm seinen geringen Geldvorrath und ließ sich von ihm das Versprechen geben, wenigstens acht Tage lang die Ausführung des frevelhaften Entschlusses auszusehen. Innerhalb dieser Zeit wohnte Schiller einer Hochzeitseier in einer wohlhabenden Leipziger Familie bei. Mitten im Geräusch der Festfreude stand er auf, erbat sich auf einen Augenblick Gehör, erzählte, was ihm auf dem Spaziergange begegnet sei, forderte mit herzlichen Worten die Anwesenden zu Beiträgen für den Unglücklichen auf und sammelte diese selbst, im Kreise umhergehend, in einen Teller. Sie fielen so reichlich aus, daß der arme Studirende damit sein Leben bis zu einer Anstellung fristen konnte. Im frischen Bewußtsein dieser That nun, heißt es, sang Schiller seinen Hymnus an die Freude.

Das Gedicht erschien zuerst in der Thalia (1786). Es erhebt sich in seinen schwungreichsten Stellen zu den Dithyramben, obwohl es keine dithyrambische Form hat. Vergleicht man es mit den lyrischen Productionen der ersten Periode, so treten Schiller's Fortschritte im Geschmack unverkennbar hervor; doch erinnern noch manche maßlose Ideen und besonders das Häufen nicht congruirender Bilder, das Springen von einer Metapher zu einer ganz heterogenen, an seine frühesten Jugendpoesien. Schiller hielt das Gedicht für sehr fehlerhaft, schloß es eine Zeit lang von der Sammlung aus und gewährte ihm erst nach einigen Veränderungen und Kürzungen, die wir unten erwähnen werden, die Aufnahme.

In einem frohen geselligen Zirkel stimmt ein Einzelner

den Hymnus an die Freude an, den der Chor je nach acht Versen mit einer vierzeiligen Strophe unterbricht. Das Ganze hat demnach die Form eines Gesellschaftsliedes, wie es denn auch wirklich längere Zeit ein solches gewesen ist und noch jezt mitunter in ernstgehobener Feststimmung gesungen wird. In dem Metrum, der Reimstellung, dem ganzen Strophenbau stimmt es mit dem Siegesfest überein, welches, wie sich später zeigen wird, gleichfalls zu einem Gesellschaftsliede bestimmt war. Aus beiden Stücken erkennt man, daß der gereifte, wie der jüngere Schiller zu dem Liede, wie es die gesellige Freude der großen Menge verlangt, sich wenig eignete; seine Natur war dazu nicht leicht genug; ihm zeigte auch mitten im heitersten Kreise das inhaltschwere, räthselhafte, leidenreiche Menschenschicksal sein ernstes Antlig.

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Der Ideengang ist, von den Chorstrophen abgesehen, fol= gender: Str. 1. Die Freude, welche himmlischen Ursprungs ist, bringt die Menschen zum Bewußtsein ihrer Verbrüderung. Str. 2. Wen Freundschaft oder Liebe zu beglücken vermocht, nehme Theil an unserm frohen Kreise! Str. 3. Alle Wesen werden durch Freude beglückt und suchen die Freude, die je nach der Natur und Rangstufe jener Wesen höherer oder nied= rigerer Art ist. Str. 4. Freude ist die große Triebfeder in der ganzen Natur (Natur im Gegensah zur Geisteswelt genom= men), gleich wirksam in dem Leben der kleinsten Pflanze, wie in den Bewegungen der ungeheuren Himmelsförper. Str. 5. Auch im Reiche des Geistes, in der ganzen sittlichen Welt ist fie das Haupttriebrad; sie belebt den nach Wahrheit Forschenden, den tugendliebenden Dulder, den fromm Glaubenden, den getrost Hoffenden. Str. 6. So stimmt sie auch den hier vereinigten Kreis zu edeln Gesinnungen und Gefühlen, weckt Mildherzigkeit, Großmuth, Versöhnlichkeit. Str. 7. Durch Weingenuß erhöht stimmt sie die rauhesten Gemüther zu Sanft

muth, Verzweifelte zu Heldensinn und erhebt das Gemüth zur Andacht. -Str. 8 und 9. Vorfäße, Gelöbnisse und Wünsche des zur Freude vereinigten Kreises: Muthvolle Ausdauer im Unglück, Beschüßung der Unschuld, treues Halten der Gelübde, Aufrichtigkeit, Männerstolz, Belohnung des Verdienstes, Ver= nichtung der Lüge, Haß der Tyrannei, Großmuth und Gnade den Bösewichtern, Vergebung den reuigen Sündern, Aufhebung der Höllenstrafe!

Man hat an dieser Gedankenfolge Mancherlei getadelt, den Fortschritt der Ideen für unmotivirt und rein zufällig, und gar Str. 2 bis 5 für überflüssig erklärt. Ich denke, für eine Ode von so dithyrambischem Schwunge sei der Zusammenhang fest und der Ideengang stetig genug. Gegen den Wegfall der Strophen 2 bis 5 würde aber der Dichter selbst, wie ungünstig er auch später über sein Product dachte, auf's entschiedenste Protest eingelegt haben. In ihnen findet ja der bedeutendste ideelle, der philosophische Gehalt der Ode seinen begeisterten Ausdruck. Wie er früher in der Hymne „Der Triumph der Liebe“ als die Haupttriebfeder im Universum die Liebe verherrlicht hatte, so feiert er hier als solche die Freude, den Drang des Menschen nach Glück, der insofern mit der Liebe auf's innigste verwandt ist, als beide ein Streben des Menschen nach Erweiterung und Bereicherung seines Wesens sind.

Nicht minder ungere cht ist der Vorwurf, daß die Chorgejänge mit den bezüglichen Strophen in allzuloser Verbindung stehen. Die Function des Chors ist hier eine ähnliche, wie in der antifen Tragödie. Vor Allem erhebt er nach jeder Strophe die Gefühle der Versammelten zum höchsten Wesen empor, das bald als liebender Vater, bald als Unbekannter *), als Schöpfer, als allherrschender Gott, als guter Geist, als Sternenrichter,

*) Bgl. Apostelgeschichte 17, 23 und „Die Künstler" B. 214.

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