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Schiller's Liebe war damals noch eine durch die zügelloseste Einbildungskraft in's Höchste gesteigerte Sinnengluth. Erst später schied sich in ihm „von des Sinnes niederem Tricbe der Liebe bess'rer Keim" (Die Künstler V. 201).

In der ersten Strophe deutet die Erinnerung an Walhalla (V. 1), das Elysium der in der Schlacht gefallenen alten Germanen, (wie auch im nächstfolgenden Gedichte Str. 7, V. 8) auf den Einfluß von Klopstock's Oden hin. Später tritt in Schiller's Poesie die altnordische Mythologie ganz zurück. Das Bild des Jünglings in V. 1 f. ist auch nach Klopstock's Art ziemlich nebelhaft gehalten, das Bild in den zwei legten Versen jedoch prägnanter, als es vielleicht auf den ersten Blick erscheint: es deutet zugleich leise den Gedanken an, daß sein Blick feurig brennend wie die Maisonne sei, aber durch sanfte Empfindungen. gedämpft, ähnlich dem mildern Spiegelbilde der Sonne, wie es die ruhige Meeresfläche zeigt.

Zwischen der ersten und zweiten Strophe steht in den Räubern noch folgende:

Sein Umarmen wüthendes Entzücken!

Mächtig, feurig klopfte Herz an Herz,

Mund und Ohr gefesselt - Nacht vor unsern Blicken
Und der Geist gewirbelt himmelwärts.

Wie diese Strophe, sind Schiller's früheste Gedichte überhaupt reich an elliptischen Säßen. Sie laffen sich meistens (wie hier alle Säße in V. 1, 3 und 4) durch Hinzufügung der Copula ergänzen; jedoch begegnet man auch manchen fühnern Ellipsen, die sich nur durch prädicative Zeitwörter, besonders Verba der Bewegung, vervollständigen lassen. Ganz ähnlich, wie hier, wird das Entzücken der Liebe in der Entzückung an Laura Str. 6 f. geschildert.

Die zweite Strophe (der Gedichtsammlung) ist mit der

dritten durch ein Enjambement verbunden. Str. 3, V. 1 heißt in den Räubern:

Stürzten, flogen, rasten Geist und Geist zusammen.

Die spätere Aenderung des „rasten" in schmolzen" ist auch deßhalb glücklich zu nennen, weil nun zugleich der Ausdruck gewonnen ist, der dem harmonischen Ineinanderspielen der Harfentöne besser entspricht.

In der Schlußstrophe schlägt die Erinnerung an das trunkene Liebesglück plözlich in das Gefühl des jezigen Unglücks um, wodurch denn ein scharfer Abschluß des Gedichtes sich bildet. Zu dem substantivisch gebrauchten Ach! in V. 4 bemerken wir, daß ein solcher Gebrauch dieser Interjection bei unsern ältern Dichtern viel häufiger als jezt war, und so auch in Schiller's Jugendgedichten sich sehr oft findet, z. B. in der Leichenphantasie Str. 2 (Ausgegossen in ein heulend Ach"), in der Elegie auf den Tod eines Jünglings Str. 1 („O! das lehrt ihr jammernd Ach"), in der Gruppe aus dem Tartarus („ein schweres, leeres, qualerpreßtes Ach“) u. a.

Gedichte der Anthologie.

Ulm 1781.

Die nun in der Gedichtsammlung folgenden Stücke bis zum Kriegsliede, Graf Eberhard der Greiner" einschließlich hat Schiller zuerst in einem Anthologie für das Jahr 1782 betitelten Musenalmanach veröffentlicht. Anlaß zur Herausgabe dieser anonym erschienenen Sammlung war ein Zerwürfniß mit dem Poeten Gotthold Friedrich Stäudlin, der als Kanzleiadvokat zu Stuttgart lebte, und bei sehr mäßigem Talent sich zum Chorführer der poetischen Zunft im Lande aufgeworfen

hatte. Schiller hatte mit ihm in einiger Verbindung gestanden, und vor dem Zwist „Die seligen Augenblicke, an Laura“ zu dessen Musenalmanach beigesteuert. Jezt wollte er nun, wie Scharffenstein behauptet, den Almanach seines Gegners „zermalmen“, zugleich aber auch, da er mit der Herausgabe seiner Räuber ein schlechtes finanzielles Geschäft gemacht hatte, es mit etwas Anderm versuchen. Seine Freunde Petersen, Pfeiffer, Zuccato u. a. lieferten Beiträge; doch ist das Meiste und Beste von ihm selbst. „Seine Fahne,“ sagt Scharffenstein, „hatte etwas Unheimliches, Energisches, was sentimentale, weichliche poetische Naturen cher abschreckte als anzog."

Die aus der Anthologie in die Cotta'sche Sammlung aufgenommenen Gedichte sind im Register der ältern Taschenausgabe fast sämmtlich mit 1782 bezeichnet. Diese Zahl ist, wenn fie die Entstehungszeit andeuten soll, nicht richtig, da die Vorrede der Anthologie vom 2. Februar 1782 datirt ist. Sie entstanden wohl großentheils im Laufe des Jahres 1781, wie es denn auch von einem (Leichenfeier) im Register der Anthologie als etwas besonderes hervorgehoben wird, daß es dem Jahr 1780 angehöre. Freilich erregt dagegen wieder der Umstand Bedenken, daß einem Stück der Anthologie (Die Journalisten und Minos) ausdrücklich die Jahreszahl 1781 beigefügt ist, während sie bei den andern fehlt; und hiezu kommt noch, daß Schiller nach seinem Austritte aus der Akademie (15. December 1780) theils durch die ungewohnten Amtsgeschäfte als Regimentsmedicus, theils durch die Theaterausgabe der Räuber sehr in Anspruch genommen war. Es ist daher wohl möglich, daß mehrere Gedichte der Anthologie in ihrer ersten Gestalt einer frühern Zeit angehören, und vielleicht vor der Veröffentlichung noch einmal überarbeitet worden sind.

Hinsichtlich der Reihenfolge halten wir uns nicht an die Anthologie, sondern an die Gedichtsammlung, in welche jedoch

nur ein Theil jener Gedichte aufgenommen worden. Der ausgeschlossenen werden wir später gedenken.

3. Eine Leichenphantasie.

1780.

Die Leichenphantasie ist nicht vom Dichter selbst, sondern erst nach seinem Tode von Körner in die Sammlung der Schiller'schen Gedichte aufgenommen worden. In der Anthologie ist die Anmerkung beigefügt: „In Musik zu haben beim Herausgeber." Hatte sich vielleicht Streicher, der treue Gefährte seiner Flucht von Stuttgart, der 1781 mit ihm in nähern Verfehr trat, als angehender Componist an dem Stücke versucht?

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In Stoff und Plan hat diese Elegie große Aehnlichkeit mit der im nächsten Jahr entstandenen Elegie auf den Tod eines Jünglings" (Nr. 11). Dort wie hier finden wir als Einleitung die Schilderung einer Leichenfeier. Die Stelle im vorliegenden Gedichte, wo der daktylische Rhythmus eintritt, entspricht dem Anfange der dritten Strophe der spätern Elegie. Jedoch zeigt die lettere einen leicht wahrnehmbaren Fortschritt in Mäßigung, Geschmack und Ideenfülle. Auch ist der Schluß versöhnender, als der des vorliegenden Stückes, welcher von trö= stenden Gedanken an ein jenseitiges Wiedersehen zuletzt ganz in den anfänglichen Schmerz zurückschlägt.

Der Charakter des Jünglings, dessen Verlust hier beklagt wird, ist, wie Hoffmeister treffend bemerkt, nach Karl Moor, oder besser nach Schiller selbst gebildet, keineswegs genau nach der Persönlichkeit des Jünglings, durch dessen Tod die Elegie veranlaßt wurde. Es starb nämlich im Januar 1780 einer von Schiller's akademischen Genossen, Christoph August von Hoven, der jüngere, erst achtzehnjährige Bruder von Schiller's

vertrautem Freunde Wilhelm von Hoven. Unser Dichter widmete dem Hingeschiedenen die Leichenphantasie, die nicht mit Unrecht als Phantasie" bezeichnet ist, und richtete an den Vater desjelben am 15. Januar einen rührenden Trostbrief, der sich erhalten hat.

Bei der Schilderung des nächtlichen Trauerzuges in der i ersten Strophe ahnte der Dichter nicht, daß er damit ein Bild seiner eigenen Bestattungsfeier entwarf, die auch unter dem. Schauerflor der Nacht, bei trüb umwölktem Himmel, statt fand. Mit dem Adjektiv „hohl“ in V. 7:

Gleich Gespenstern, stumm und hohl und hager,

läßt sich im dortigen Zusammenhange nicht der gewöhnliche Begriff des Wortes verbinden; es ist als hohläugig zu deuten, wie auch in dem aus der Gedichtsammlung ausgeschlossenen Stück der Anthologie „Die Pest“ V. 11 f.:

Menschen hager hohl und bleich,
Wimmeln in das finstre Reich.

Der Ausdruck „Gewimmel" im vorlegten Verse ist hier auch für einen geordneten Zug nicht unpassend, da ein solcher bei dem unsichern Dämmerschein einer trüben Mondnacht leicht den Eindruck eines Gewimmels macht.

Die zweite Strophe lenkt den Blick auf den Vater des\ Verblichenen. Sie beginnt mit einer sehr fühnen Inversion, indem der abgekürzte Participialsatz dem fragenden Pronomen vorangerückt ist, ähnlich der Inversion in Str. 2, V. 1 f. der Schlacht (Nr. 12):

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Prächtig im glühenden Morgenroth,
Was blitt dorther vom Gebirge?

B. 3 Asgegossen in ein heulend Ach" ist einer der übertriebenen Kraftausdrücke, wie sie damals dem Dichter der Räuber Bichoff, Schiller's Gedichte. I.

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