ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

so geläufig waren. Ueberhaupt ist hier Alles mit möglichst starken Zügen gezeichnet. V. 6 „Floß es Vater von des Jünglings Lippe?" ist eine gezwungene Wendung zur Bezeichnung des Gedankens: Nannte der Jüngling im Leben diesen Mann, der dem Sarge nachschwankt, Vater? Die Antwort gibt die nächste Str. in V. 3 f.

"

Die dritte Strophe beginnt mit zwei elliptischen Säßen. Der erstere läßt sich durch die Kopula ergänzen, zum zweiten muß aber, wie so häufig bei den elliptischen Säßen in Schiller's Jugendgedichten, ein anderes Verbum hinzugedacht werden: Durch die Seele (dringt, schneidet, tobt) Höllenschmerz." „Dein Traum“ in V. 6 ist nicht etwa, wie die aus der Anthologie in sämmtliche Ausgaben der Gedichtsammlung übergegangene Interpunction glauben machen könnte, auch als Subject zum Verbum des vorigen Sazes zu ziehen, sondern gehört zum Folgenden. Und dein einst so goldener, so süßer, dir zum Fluche süßer Traum, deine Wonne und dein Paradies, liegt nun eisfalt hier im Leichentuche."

[ocr errors]

In den drei folgenden Strophen (4 bis 6) schlägt der Dichter einen andern Ton an, der sich sogleich durch das veränderte Metrum (das daktylische mit eingestreuten Trochäen und Spondeen) ankündigt. Das daktylische Versmaß ist im Ganzen glücklich durchgeführt, wenn gleich hier und da ein Amphimacer sich statt eines Daktylus eingeschlichen hat (Florens Sohn, Blumenfeld, Muthig sprang, Frühlingstag"). Der Schlußvers von Str. 3 hat den Uebergang zur Vergegenwärtigung des Jünglings, wie er sich im Leben darstellte, angebahnt; und der Schluß von Str. 6 führt eben so geschickt durch den Gegensat der herrlichen Hoffnungen, wozu er berechtigte, gegen seinen frühen Tod in die elegische Grundstimmung zurück, womit denn zugleich wieder das ernste trochäische Versmaß eintritt. Was Str. 4, V. 1-4 betrifft, so erzählt die Mythologie meines Wissens

[ocr errors]

"

nicht von einem Sohne der Flora, der ein Geliebter der Aurora gewesen sei; wohl aber erscheint umgekehrt ein Sohn der Aurora Zephyrus, als Geliebter der Blumengöttin (Ovid's Fast. V., 197 ff.) -In Str. 5, V. 3 lesen die Cotta'schen Editionen: Himmel umflog er in schweifenden Wünschen"; aber die Verbindung Himmelum flog er u. s. w." ist mehr nach Schiller's Weise. Schon im Gedicht Der Eroberer" jagt er: „Sternenan rudern" und noch im Lied von der Glocke heißt es: „Welch Getümmel Straßen auf!" In Str. 6, V. 6, ist „einsten" statt einstens nach der ältern Sprechweise bei Luther, Flemming u. a. gebraucht. Bis zu diesem Verse hat der Dichter die Vergangenheit erzählend dargestellt; aber nun verseht er sich plöglich in sie zurück, macht sie zur Gegenwart und ruft dem Vater zu: Freue dich! Wenn einst die in dem herrlichen Jünglinge schlafenden Keime gereift sind, wie wird er dich dann erst beglücken! Denn lezten Vers von Str. 6 halte ich nämlich für eine elliptische Periode, zu der man sich einen Nachfah wie etwa den eben genannten, hinzuzudenken hat. In den Cotta'schen Editionen. bis zur Ausgabe der Gedichte von 1855 lautet das lezte Verspaar:

Freue dich, Vater, des herrlichen Jungen,
Wenn einst die schlafenden Keime gereift!

So änderte Körner die Lesart der Anthologie wohl nur, weil er an dem elliptischen Sabgebilde Anstoß nahm.

Die siebente Strophe knüpft an Str. 6, V. 6 („Freue dich u. s. w.“) an; doch nein, Vater (heißt es dagegen hier), freue dich nicht! Denn horch! es braust die Thür des Kirchhofs auf, der den Gegenstand deiner Hoffnungen verschlingt. Auffallend ist hinein in's Grabgewölbe" in V. 3; man sollte eher erwarten: Wie es aus dem Grabgewölbe (uns entgegen) grauset! Uebrigens verträgt sich das Grabgewölbe, das sich doch nur

"

höchst gezwungen als der Kirchhof deuten läßt, nicht wohl mit dem Schaufeln der Erde in der Schlußstrophe. In V. 8 be= gegnet uns noch einmal als vereinzelter Anklang an nordische Mythologie Walhalla“ wie in V. 1 des Gedichtes Amalia. „Im Pfad der Sonne“, auf lichtvoller Himmelsbahn, sieht der Dichter den Verklärten in Walhalla's selige Ruhe eintreten.

"

Daran schließt sich in der achten Strophe in V. 1 u. 2 die Hoffnung auf ein dereinstiges Wiedersehen an Edens Thor. Indem aber der Sarg hinabgelassen wird und das Todtenseil emporschnurrt, versinkt der Dichter nochmals in die Erinnerung. an die Vergangenheit, namentlich an seine innige Freundschaft zu dem Hingeschiedenen (,,Da wir trunken um einander rollten", da wir uns in trunkener Wonne umarmten). Einen Augenblick unterbricht er diese Rückerinnerung durch den Zuruf „Haltet! Haltet!" (V. 7, haltet inne mit dem Zuwerfen des Sarges!) und gedenkt dann noch einer augenblicklichen Entzweiung mit dem Freunde, die aber sogleich heiße Thränen der Versöhnung und verstärkte Liebe hervorrief.

"

Indeß ist der Sarg seinem Blick durch die Erddecke ent= zogen, und nun wendet er sich in der Schlußstrophe wieder der Betrachtung der umgebenden, in seine Trauer einstimmenden Natur zu. Doch sein Auge fällt nochmals auf den immer höher steigenden Grabhügel; um alle Schäße der Erde wünscht er noch einmal des Freundes Anblick, umsonst! Das Grab hält seine Beute fest. V. 7 Dumpfig schollert's über'm Sarg zum Hügel" soll wohl heißen: Mit dumpfem Getöse häufen sich die Erdschollen über dem Sarge zum Hügel; freilich ist dann der Gedanke wunderlich genug ausgedrückt. Bei dieser Stelle, so wie auch bei dem V. 3 f. der vorigen Strophe schwebte dem. Dichter ohne Zweifel die Schilderung aus Goethe's Werther vor: "Ich folgte der Leiche der Freundin und stand an dem Grabe, wo sie den Sarg hinunterließen und die Seile schnurrend

unter ihm weg und wieder herauf schnellten, dann die erste Schaufel hinunter schollerte, und die ängstliche Lade einen dumpfen Ton wiedergab, und dumpfer und immer dumpfer, und endlich bedeckt war." Ueberhaupt scheint das ganze Gedicht in lebendiger Erinnerung an das Goethe'sche Werk entstanden zu sein; so weist Vorberger zu Str. 2 auf die Stelle in den. Liedern von Selma hin: „Wer auf seinem Stabe ist das? Wer ist es, dessen Haupt weiß ist vor Alter, dessen Augen roth sind von Thränen? Es ist dein Vater, o Morar! u. s. m.; zu Str. 5, V. 2 (Wie auf Gebirgen ein jugendlich Reh") auf die Stelle: Du warst schnell, o Morar, wie ein Reh auf dem Hügel."

4. Phantasie an Laura.

1781.

Daß die Laura-Lieder nicht, wie Döring in seiner Biographie Schiller's behauptet, auf die älteste Tochter des Buchhändlers Schwan in Mannheim sich beziehen, hat Hofmeister bereits in seinem größern Werke nachgewiesen. Als Schiller im Frühjahre 1782 die Bekanntschaft von Margarethe Schwan machte, waren jene Lieder schon gedichtet. Seit dem Erscheinen. der kleinern, von mir ergänzten Biographie Schiller's von Hofmeister steht es fest, wer Schiller's Laura gewesen. In dem Hause, welches er nach seinem Austritt aus der Akademie bezog (auf der jeßigen Eberhardsstraße zu Stuttgart, dem ehemaligen fleinen Graben), wohnte die Wittwe des im J. 1779 verstorbenen Hauptmanns und Regimentsquartiermeisters Vischer, eine dreißigjährige, magere Blondine mit blauen Augen, weder durch Schönheit, noch durch Geist und Talente ausgezeichnet, wenn sie gleich etwas Klavier spielte. Es wird vielleicht manches Lesers Illusionen unangenehm zerstören, wenn wir sagen, daß sie Schiller's Laura

war. In Petersen's handschriftlichem Nachlaß wird diese „Vischerin" sogar als ein wie an Geist, so an Gestalt gänzlich verwahrlostes Weib“, als „eine wahre Mumie“ bezeichnet. An einer andern Stelle des Nachlasses bemerkt er: „Schiller hatte feinen Sinn für das Auserwählte, Erlesene; im Sinnlichen war es ohne alles Feingefühl: kragende Weine, schlechter Schnupftabak, garstige Weiber." Er fügt hinzu: „Die dichterische Beschreibung einer Gegend machte mehr Eindruck auf ihn, als ihr Anblick in der Natur selbst. Er lernte den Gesang der Nachtigall zuerst aus Gedichten lieben und bewundern." Mag in diesen Behauptungen auch Einiges stark übertrieben sein, so läßt sich doch wohl nicht abstreiten, daß in Schiller während seiner langen akademischen Gefangenschaft der Sinn für das Schöne der Außenwelt sich nur höchst mangelhaft entwickelt hatte, daß er die Wirklichkeit nicht mit hellem, offnem Auge, sondern nur träumerisch erfaßte und mit seiner glühenden, durch Sinnlichkeit gesteigerten Phantasie weit überflog. Es darf aber auch das mildere Urtheil Anderer über Schiller's Geliebte nicht verschwiegen werden. Scharffenstein nennt sie ein gutes Weib, das, ohne im Mindesten hübsch und sehr geistvoll zu sein, doch etwas Gutmüthiges, Anziehendes und Pikantes hatte." Conz bezeichnet sie als „eine junge, geistreiche Offizierswittwe.“ Schiller's edle Freundin, die Frau von Wolzogen, nahm keinen Anstand, mit hr in einigen Verkehr zu treten; und aus den Briefen der Schiller'schen Familie sieht man, daß sie auch mit dieser in Verbindung stand. „Morgen,“ schrieb Schiller's Schwester Christophine an ihn am 9. September 1783, fommt, glaub' ich, die Vischerin wieder zu uns. Schreib' ihr auch doch wieder; es ist nicht recht, daß du so ganz mit ihr abbrichst. Sie ist noch immer so freundlich gegen uns, wie ehemals, und fragt allemal mit so viel Theilnahme nach dir. Es ist doch ein gutes Weib; sie mag auch sonst ihre Fehler haben, so hat sie dir doch viele

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »