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Freundschaft erwiesen." Eine starke Probe ihres Leichtsinns gab fie im März 1785, wo sie mit einem auf der Karlsakademie studirenden jungen Adeligen aus Wien durchging. Sie flüchtete sich gegen die Schweiz zu, wurde aber in Tuttlingen, wo ihr Schwager wohnte, aufgefangen. Als sie später still und eingezogen in Tübingen bei ihrer Schwester lebte, wurde ihr eine Chatulle entwendet, die Schiller's Correspondenz mit ihr enthielt. Sie starb am 21. April 1816.

Wie hoch auch der Gedankenschwung in den Laura-Liedern steigt, und wie erhaben die Regionen sind, aus denen der Dichter seine Bilder und Tropen entlehnt, so ist es doch, wie Hoffmeister richtig bemerkt, überwiegend sinnliche Begierde, was uns in denselben entgegentritt. Dann bestätigen sie auch in vollem Maße, was der treffliche Biograph über den starken Antheil sagt, den an Schiller's Dichtungen, selbst schon an den Jugendpoesien, seine philosophische Denkkraft hatte. Seine Empfindung wird durch den Hang zur Speculation jogleich vom Individuellen und Besondern weit hinweg in's Allgemeine und Universelle fortgerissen, so daß wir von seiner angebeteten Laura, von der Geschichte und den Schicksalen seiner Liebe so gut wie nichts erfahren.

Diesen speculativen Charakter hat auch die Phantasie an Laura in hohem Grade. Es wird hier derselbe Gedanke behandelt, den Schiller im Gedicht „Die Freundschaft" ausspricht: In der ganzen unbelebten Schöpfung, wie in der empfindenden Natur, herrscht Ein großes bewegendes Prinzip, die Liebe. Die Bilder, worin der Dichter diesen Gedanken hier ausführt, sind glänzend und großartig, die Darstellung ist kühn, originell und prächtig, aber auch manchmal in's Phantastische und Gestaltlose verschwimmend. Nachdem die Anfangsstrophe das Doppelproblem des Gedichtes: Erklärung der Anziehungskraft in der unorga nischen Welt und der Sympathie in der organischen, angegeben; hat: verfolgen die vier nächsten Strophen die Aeußerungen jenes

Einen bewegenden Prinzips in der unorganischen Welt und zeigen, daß es Himmelskörper an Himmelskörper, wie Sonnenstäubchen an Sonnenstäubchen kettet. Str. 6 leitet dann zum zweiten, weiter ausgeführten Haupttheile hinüber, der die Wirkungen jener Grundkraft in der Geisterwelt behandelt, wo sie sich als Liebe und Sympathie äußert. Hier verirrt sich nun die Speculation des Dichters zuletzt in den abstractesten Nebel. Nicht blos die Gewalt, womit er und Laura sich zu einander hingezogen. fühlen, auch die Uebergänge verschiedener Gemüthsstimmungen in einander (Str. 10), das Ueberspringen wilder Seelenschmerzen in Fröhlichkeit, starrender Verzweiflung in Hoffnung, auch die Vermischung zweier Empfindungen (Str. 11), z. B. der Wollust mit der Schwermuth, werden unter das allgemeine Gesez der Liebe, der Sympathie gebracht; ja sogar, daß Scham und Reue der Sünde, daß die Gefahr der Größe, der Sturz dem Stolze, der Neid dem Glücke folgt und die Zukunft sich zur Vergangen= heit gesellt, wird Alles als Wirkung der Sympathie, der Liebe betrachtet.

Einzelnes betreffend, bemerken wir zur ersten Strophe, V. 1 „Wirbel", daß Schiller sich mit manchen Naturforschern die Anziehungskraft durch Wirbel, die den anziehenden Körper umkreisen, zu erklären suchte. V. 4 lautet in der Anthologie: Der zum Geist monarchisch zwingt den Geist.

In der zweiten Strophe sind die Schlußverse so zu interpungiren:

Und gleich Kindern, um die Mutter hüpfend,

Bunte Zirkel um die Fürstin ziehn.

Die hier verbundenen Bilder, von denen das erste als Vergleichung zum zweiten dient, die aber beide wieder den Kreislauf („Ringgang") der Planeten um die Sonne bildlich darstellen

sollen, stimmen nicht gut zusammen: Kinder umhüpfen die Mutter vertraulich spielend, während sich die Umgebung der Fürstin gemessen und feierlich bewegt. „Bunte Zirkel“ soll mannigfache, vielfältig verschlungene Kreise bezeichnen.

Der Schlußvers der dritten Strophe heiß in der Anthologie:

Wie die Glieder Geister vom Gelirn.

Die Sonne wird hier als der Feuerkelch da: gestellt, aus dem die Planeten, wie die Glieder aus dem Gehirn, Leben trinken. In einem noch schönern Bilde nennt Rückert die Sonne das Flammenherz der Welt, und Schiller selbst im Gedicht „Die Freundschaft": Herz des großen Weltenraumes.

Mit der vierten Strophe vergleiche man den Anfang des Gedichtes „Die Freundschaft“ und die lezte Hälfte der Hymne „Triumph der Liebe", worin dieselbe Idee behandelt ist.

Zu der fünften Strophe f. weist Vorberger auf eine Parallelstelle in Schiller's Rede „Die Tugend in ihren Folgen betrachtet“ (Hoffmeister, Nachlese IV., 72 f.): „Liebe ist der zweite Lebensodem in der Schöpfung, Liebe das große Band des Zusammenhangs aller denkenden Naturen. Würde die Liebe im Umkreis der Schöpfung ersterben, wie bald wie bald würde. das Band der Wesen zerrissen sein, wie bald das unermeßliche Geisterreich in anarchischem Aufruhr dahintoben, chen so, als die ganze Grundlage der Körperwelt zusammenstürzen, als alle Räder der Natur einen ewigen Stillstand halten würden, wenn das mächtige Gesetz der Anzie ung aufgehoben worden wäre." In V. 1 ist „Naturen", wie wohl cuch in „Laura am Klavier" Str. 2, V. 6, im Sinne von Weltförpern gebraucht, so daß das Uorwerk der Naturen" dasselbe bezeichnet, was Schiller im Lied an lie Freude „die große Weltenuhr" nennt.Trümmernd“, V. 2, im Sinne von „zu Trümmern werdend" braucht Schiller

auch noch in einem Gedicht der zweiten Periode, der „Resignation", in der später unterdrückten neunten Strophe: „Wenn Erd' und Himmel trümmernd auseinander fliegen". V. 3 „In das Chaos donnern eure Welten“, in den Zustand wilder Unordnung, wie er nach der Ansicht der Griechen vor der Weltschöpfung war, fallen eure Welten donnernd zurück. V. 4 „Newtone" (Isaak Newton geb. 1642) für Astronomen.

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Der Gedanke in den beiden ersten Versen der sechsten Strophe (Wenn du die Liebe aus dem Reiche der Geister Orden" im Sinne von ordines, Klassen, Ordnungen hinwegtilgst, so herrscht darin dieselbe Leblosigkeit, wie in der Körperwelt) hat etwas Anstößiges, da der Dichter ja auch die Körperwelt als von der Liebe beseelt darstellt. Dieses Bedenken läßt sich durch eine allerdings etwas freie Interpretation beseitigen, indem wir so umschreiben: Würde die Liebe aus dem Geisterreiche getilgt, so erstarrte darin Alles zu gleichem Tode, wie im Körperreich Alles erstarren würde, wenn man das Analogon der Liebe (die Gravitation, Cohäsion, Adhäsion, Affinität u. j. w.) daraus wegtilgte. Diese Deutung wird weniger willkürlich erscheinen, wenn man erwägt, daß unmittelbar vorher von dem durch die Aufhebung der Liebe bedingten Tod der Körper die Rede war, und daher diese Beschränkung des Begriffs eher weggelassen werden durfte. Auch V. 3 kann auf den ersten Blick befremden. Da die Strophe die Wirkung, welche die Aufhebung der Liebe auf die Geisterwelt haben würde, betrachtet: so könnte man fragen, wie dahin der Gedanke gehöre „Ohne Liebe kehrt fein Frühling wieder." Das Anstößige schwindet, sobald man die beiden Schlußverje der Strophe im Verhältniß der Verglei= chung zu einander auffaßt: Gleichwie ohne Liebe kein Frühling wiederkehrt, so preist ohne Liebe fein Wesen Gott was wieder nur eine Specialisirung des allgemeinern Gedankens ist: Gleichwie aus der Körperwelt durch Aufhebung der Liebe alles

Leben, alle Regung, aller Wechsel verschwindet, so auch aus der Geisterwelt.

Zur achten Strophe bemerken wir nur, daß in V. 1 die Anthologie statt Sehnen" nach Schiller's damaliger Schreibweise Sennen" hat.

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In der neunten Strophe ist „Federtrieb“ in V. 2 im Sinne von Federgetriebe, Federtriebwerk, dem „arachneischen Gewebe" in V. 3 entsprechend, gebraucht. Lezteres heißt arachneisch nach dem Gewebe einer Spinne (dodxvn), mit Hindeutung auf das Gewebe der Arachne (Ovid, Met. VI, 5 ff.)

In der zwölften Strophe könnte der Schlußvers als müßiger Zusah erscheinen, da er sich nicht auf Liebe, sondern auf Haß bezieht; allein er erläutert gerade durch den Gegensatz.

Aehnlich, wie es in der dreizehnten Strophe heißt: „Um die Sünde flechten Schlangenwirbel (d. h. die Sünde umringen wirbelartig wie Schlangen) Scham und Neu,“ sagt Schiller in dem nicht in die Sammlung aufgenommenen Gedicht der Anthologie, die schlimmen Monarchen: „Ins Gebiet der Gedanken drehen eure Mäfler Schlangenwirbel."

In den drei Schlußstrophen, die es sogar als eine Wirkung der Liebe darstellen, daß die Zukunft der Vergangenheit, die Zeit der Ewigkeit sehnsüchtig entgegeneilt, ist Saturnus als Gott der Zeit gedacht. Einst, so läßt der Dichter ein Orakel sprechen, wird er seine Geliebte, die Ewigkeit, erhaschen und sich mit ihr vermählen, und der Zerstörungsbrand des Universums wird als Hochzeitsfackel zu dieser Vermählung lodern. Dann wird auch ein schönerer Morgen für Laura's und des Dichters Liebe aufgehen, die so lange als Saturnus und der Ewigkeit Brautnacht dauern wird. Daß diese Brautnacht, mithin auch ihre Liebe ewig dauern werde, hat der Dichter gewiß gemeint, aber nicht bestimmt genug ausgesprochen.

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