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an, sind noch Kinder des Entzückens, nicht schon des Kummers (wobei freilich das Neutrum Entzücken sich nicht gut zum Femininum Mutter schickt); dem Jünglinge, dem ihre schöne Thräne fließt, der darin göttlich beseligende Liebe schaut, ihm ist eine herrliche Sonne des Glücks aufgedämmert. Die freie Vorsehung des Relativsages vor das zugehörige Substantiv, der wir in V. 6 f. begegnen, findet sich auch noch in Gedichten aus spätern Jahren, wo Schiller sonst nicht mehr die Sprache mit seiner frühern Kühnheit behandelte, z. B. im Tanz:

Das du im Spiele doch ehrst, fliehst du im Handeln, das Maß

oder im Lied an die Freude:

Den der Sterne Wirbel loben,
Den des Seraphs Hymne preist,
Dieses Glas dem guten Geist!

oder im Siegesfest:

Der für seine Hausaltäre

Kämpfend fant, ein Schirm und Hort,
Auch in Feindes Munde fort

Lebt ihm seines Namens Ehre.

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In Betreff der so auffallend fehlerhaften Schlußreime des Abschnitts (wimmert, aufgedämmert) vgl. oben die Vorbemerkungen zu den Gedichten der ersten Periode (S. 8).

Der zweite Abschnitt feiert dann den jugendlichen Frohsinn, die Seelenklarheit Laura's. Dein freudighelles Gemüth, ruft ihr der Dichter zu, läßt dir selbst den trüben Herbst im Maiglanz erscheinen; schauerliche Wüsten stellen sich dir licht und lieblich dar; die düstere Zukunft spiegelt sich goldig in deinem Innern ab. Aber während dich der Anblick des Lebens und der Natur, woraus dir ein harmonisches, schönes Ganze entgegen= blickt, mit Freude erfüllt, muß ich darüber weinen. Der letztere

Gedanke deutet auf den Inhalt der folgenden Abschnitte voraus. - Die „Strahlenquelle“ in V. 5 könnte man als Laura's Auge deuten wollen, aus dem gleichsam ein Lichtglanz über die Wüsten ausströme; ich faffe die Strahlenquelle als ihre sonnig-heitre Seele auf, so wie ich auch das gleich folgende „in deinem Sterne“ nicht etwa auf ihr Auge beziehe, sondern für gleichbedeutend halte mit: in der Sonne deines Innern". Die Zeitwörter maien, sich golden, für deren Gebrauch der Dichter wohl keine Vorgänger, sondern nur sprachliche Analogien hatte, sind wieder Belege, wie fühn Schiller damals mit der Sprache verfuhr.

Die Erde selbst, heißt es dann im dritten Abschnitt, und alles Herrliche und Schöne auf ihr mahnen uns an Tod und Vergänglichkeit. Die Festigkeit des Erdballs ist nur scheinbar; an seinen Säulen zehrt uralte unterirdische Gluth. Die prächtigsten Städte ruhen auf untergegangenen Geschlechtern; die schönsten Blumen nähren sich von verwesten; die lieblichsten Quellen entrieseln Menschengrüften. Aehnliche melancholische Betrachtungen finden sich in dem ungefähr zu derselben Zeit entstandenen Spaziergang unter den Linden: „Wollmar (zu Edwin): Junger Mann, weißt du wohl auch, in welcher Gesellschaft du vielleicht jezo spazierest? Dachtest du je, daß dieses unendliche Rund das Grabmal deiner Ahnen ist, daß dir die Winde, die dir die Wohlgerüche der Linden herunterbringen, vielleicht die zerstobene Kraft des Arminius in die Nase blasen, daß du in der erfrischenden Quelle vielleicht die zermalmten Gebeine unsrer großen Heinriche kostest? u. s. w.“ Aufthürmenden" in V. 3 steht im Sinne des reflexiven sich aufthürmenden", wie im Gedicht Der Flüchtling Wohin soll ich wenden" statt „mich wenden“, im Gedicht Die Freundschaft „in umarmenden Systemen" statt „in sich umarmenden Systemen“, und wie schon im Sturm auf dem Tyrrhener Meer „die thürmenden Fluthen".

Biehoff, Schiller's Gedichte. I.

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Der vierte Abschnitt führt die Gedankenreihe des vorhergehenden fort: Frage, Laura, die Planeten dort oben! Sie kön= nen dir erzählen, daß sie auf tausend großartige Erscheinungen in Natur und Menschenwelt (blühende Lenze, mächtige Reiche, furchtbare Schlachten) herabblickten, deren Spuren wir vergeblich suchen; ja sie selbst, die gewaltigen Himmelskörper, wie unwandelbar sie scheinen, werden früher oder später zum Untergange reif. - Bei dem Fürwort in seine Welten" (V. 2) hat der Dichter den Begriff des Schöpfers im Sinne gehabt. Laß, Laura, Gottes Walten zu dir reden. So sagt er auch, ohne daß das Substantiv Gott vorangeht, im Gedicht Größe der Welt:

„Waller, was suchst du hier?"
,,,,Zum Gestade

Seiner Welt meine Pfade!""

und im Lied an die Freude:

Froh, wie seine Sonnen fliegen . . .

und unten im vorliegenden Gedicht (Str. 9):

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Meine Blicke brennend wie die Lichter
Seines Himmels.

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Unter ihrem Zirkel" (V. 3) heißt unter ihrem Kreislauf oder Wirbelgang", wie er in Laura am Klavier (Str. 2, V. 4) sich ausdrückt. Die eisernen Fluren" (V. 7) oder die „Eisenfluren", wie es in der nicht in die Gedichtsammlung aufgenommenen Ode Vorwurf an Laura heißt, sind die Schlachtfelder, wo das Eisen die Hauptrolle spielt. Vgl. „die Gefilde zum eisernen Würfelspiel" in dem Gedicht die Schlacht und „das eiserne Feld" in Klopstock's Ode Friedrich der Fünfte. „Die Räder an Planetenuhren" im Schluß des Abschnitts vgl. mit den Versen im Lied an die Freude:

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wie denn auch sonst noch in Schiller's frühern Gedichten die Vergleichung des Weltsystems mit einer Uhr wiederkehrt.

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Die beiden Anfangsverse des fünften Abschnitts führen zu einer neuen, auf Laura's Vergänglichkeit bezüglichen Gedankenreihe über. Wenn selbst die prächtigen Sonnen, sagt der Dichter, nach kurzer Zeit erlöschen, wie kannst du auf deine unendlich vergänglichere Jugendfrische pochen? Sind doch die Atome, woraus dein Jugendreiz bereitet wurde, aus des Todes Reichen entlehnt, und der Tod wird das Geliehene mit schweren Zinsen zurückfordern. Diese Gedanken hat Schiller freilich nicht so innig verknüpft, wie es hier geschehen ist; er hat sie, nach Dichterweise, ohne Conjunctionen lose nebeneinander gestellt. Blinze dreimal" ist allerdings eine extravagante poetische Figur; aber wer darf auch überall nüchternes Maßhalten von einem feurigen Dichterjüngling erwarten? Statt Todtennacht" in V. 2 läse ich lieber Todesnacht“, und für Frage mich" in V. 3 fände ich natürlicher Frage dich"; die uralten Sonnen vergehen, und nun frage dich, seit wann die Sonne deiner Schönheit leuchtet; erwäge, was für ein flüchtig vorübergehendes Geschöpf du im Vergleich mit jenen bist. Das geliehne Roth" in V. 7 ist das Purpurroth der Wangen. Inwiefern fordert der Tod schwere Zinsen? Vielleicht insofern er das Opfer eines so schönen und edlen Da= seins als Ersaß für die geliehenen Atome verlangt.

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Laura scheint die Vorstellungen des Dichters als Schwärmerei zu betrachten; darum ruft er ihr im sechsten Abschnitte zu: Höhne nicht des mächtigen Todes (des „Starken“)! Mögen deine Reize noch so groß sein, sie werden doch nur des Todes schönere Beute. Schon jezt, wo du noch in voller Blüthe prangst, beginnt er sein Zerstörungswerk. Jedes sehnsüchtige Gefühl, das aus deinem schmachtenden Auge spricht, fördert sein Werk; jede freudige Empfindung, die in deinen Strahlenblicken glänzt, zehrt an deinem Lebensöle. Wie feurig auch jezt noch

deine Pulse schlagen, sie eilen nur um so schneller dem Tode zu. Deinem Schwärmer" in V. 6 heißt: dem, den du deinen Schwärmer zu nennen pflegst. „Kreaturen des Tyrannen" (des Todes) nennt Schiller die jugendlich hüpfenden Pulse, insofern der raschere Pulsschlag auch rascher die Lebenskraft verzehrt; die Pulse stehen im Dienste des Todes, sind tückische Gehülfen, Kreaturen desselben.

Der siebente Abschnitt betont noch einmal die Flüchtigfeit der Reize Laura's, die der Tod rasch auseinander stäuben wird, wie der Wind den irisfarbigen Schaum eines Wasserfalls, und hebt dann den Gedanken hervor, daß alle organischen Wesen vom Beginn ihres Entstehens an nicht nur die Anlagen zu völliger Lebensentwickelung, sondern auch zur dereinstigen Auflösung in sich tragen. Aus dem Frühling, dem Anfangspunkte des Naturlebens, wie aus dem ersten Keim des menschlichen Lebens, erwächst zugleich der Tod, der ew'ge Würger“ (V. 7), der in der Elegie auf den Tod eines Jünglings der große Würger genannt wird.

Dann versezt sich der Dichter im achten Abschnitt in die Zeit, wo Laura's Reize erstorben sein werden, wo das Alter und bittere Lebenserfahrungen („rauhe Winterstürme, düstrer Jahre Nebelschein") ihre rosige Jugendfarbe getilgt, ihren füßen Mund gebleicht, ihre runden Wangen mit Runzeln gefurcht („gepflügt" V. 4), ihre jugendliche Heiterkeit (der Jugend Silberquelle" V. 6) getrübt haben werden. Dann wird es um Laura's Liebe und Liebenswürdigkeit geschehen sein. Durch den zwischen den Trochäen so isolirt stehenden Dactylus wallendes", in Verbindung mit der Alliteration Wangen wallendes" hat der Dichter, wie es scheint, eine malerische Wirkung beabsichtigt.

Mit dem neunten Abschnitte geht er zur Betrachtung seiner selbst über: Noch steht er da in voller Jugendkraft, mit blizendem Auge, mit feurigem, schöpferisch thätigem, vor keiner

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