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Aufgabe zurückschreckenden Geiste. In V. 1 steht „Eiche“ ohne Artikel nach Art der Eigennamen. So ließ Schiller auch noch später oft den Artikel weg, 3. B. im Lied von der Glode: Meister muß sich immer plagen, in Schlafes Arm, mit Feuers Hülfe"; in der Bürgschaft: „in Abendroths Strahlen"; in des Mädchens Klage: an Ufers Grün" u. s. w. - „Todtenspeeres" (V. 8) würde besser, wenn gleich minder wohlklingend, heißen Todesspeeres; wie auch Uz im Gedicht an die Freude vom Tode sagt, daß er vergebens seinen Wurfspieß schwenkte. — „Die Lichter seines Himmels" (V. 4 f.) sind die Lichter am Himmel des Schöpfers (vgl. oben V. 2 des vierten Abschn.). Das relative Fürwort in V. 7 („Der im Meere" u. s. w.) schließt sich natürlich nicht an das nächstvorhergehende Substantiv, sondern an „Geist“ in V. 5. Der Sinn ist: Mein Geist, der sich eine eigene, von Gestalten wimmelnde, meergleich ausgedehnte Welt schafft, worin er große Entwürfe und Werke baut und wieder umwirft (Felsen thürmt und niederreißt"). — Mit V. 9 („Kühn durch's Weltall steuern“ u. f. w.) vergleiche das Gedicht Größe der Welt, worin das Bild einer Schifffahrt durch das Meer des Weltalls durchgeführt ist. Die beiden Schlußverse sagen: Meine Gedanken fürchten. nicht die Unermeßlichkeit der vor mir liegenden Bahn, nicht das Maß meiner Kräfte, nur die Grenzen des Alls, d. h. daß es für mein Streben zu klein sei.

Dann heißt es weiter im zehnten Abschnitte: Erfüllt der Gedanke an deines Geliebten jugendliche Geistes- und Körpertraft dich mit Entzücken, Laura? Wisse, der Kelch meiner Jugend ist schon vergiftet; die allzukühnen Regungen meines Genics haben die Gesundheit meines Körpers untergraben; laß noch zwei kurze Lenze entschwinden, und er bricht zusammen. - Diese Klage hebt Hoffmeister als einen der bedeutsamsten Gedanken des Gedichtes hervor, der durch das Schicksal der meisten genialen

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Menschen bestätigt werde. Borberger weist vergleichend auf ein paar Stellen der Räuber hin: „Seht dieses feurige Genie, wie es das Del seines Lebens in sechs Jährchen rein weggebrannt hat" u. f. w. (1, 1) und der lohe Lichtfunke Prometheus ist ausgebrannt" (I, 2). „Götterfunken aus dem Staub schla= gen" (V. 6) heißt: zu erhabenen, göttlichen Ideen, zu begeistern= den Empfindungen die hinfälligen Organe des staubgebornen Körpers verwenden. Die zwei nächstfolgenden Verse hielt ich früher für selbstverständlich; sie müssen aber doch wohl einer Erklärung bedürftig sein, da selbst ein Interpret von Profession sie mißversteht. Er erklärt die Verse „die kühnste Harmonie wirst das Saitenspiel zu Trümmer" durch: „Die großartig ent= worfene Uebereinstimmung der Lebenskräfte (die kühnste Harmonie) wird zertrümmert durch die Dichtkunst (das Saitenspiel)." Nein, umgekehrt: Das Saitenspiel (das Instrument, das Organ des Genies, der Leib des genialen Dichters) wird durch überfühne Harmonien (durch allzu begeisternde Ideen und Gefühle) zerstört; derselbe Gedanke, den in einem andern Bilde die zwei nächstfolgenden Verse aussprechen: Der Aetherstrahl Genie wird auf Kosten der Lebenslampe unterhalten. „Wächter“ um den Thron des Lebens (V. 12) nennt der Dichter die Kräfte des Körpers, die dem Leben als Stüßen dienen, die seine Herrschaft, seinen Thron bewachen. Das Genie lockt sie betrügerisch von des Lebens Thron hinweg, d. h. es bewirkt, daß sie nicht mehr der leiblichen Gesundheit dienen, sondern ihm selbst frohnen. Schon fühlt der Dichter, daß seine „Geister" (V. 14, hier gleichbedeutend mit Genie) sich gegen sein Leben verschwören (bemerkenswerth ist der Ausdruck sich zusammenschwören, conjurare, se conjurer); er hat sie zu allzu kühnen („frechen“) Flammen der Begeisterung mißbraucht; und so wird in Kurzem sein Körper („dies Moderhaus“) einstürzen, und das Feuer seines Genies wird ihn verzehren („in eignem Strahle lösch' ich aus“).

Doch weine nicht, Laura, über meinen frühen Tod, fährt er im Schlußabschnitte fort; wünsche nicht, daß ich das Alter erreiche mit seiner Kraftlosigkeit, seiner Gemüthskälte, seiner Geistesblindheit, seiner moralischen Engherzigkeit; nein, meine Lebensfackel möge der Tod plößlich auslöschen, wenn sie am schönsten lodert! -Sei verneinet" braucht Schiller in V. 1 im Sinne von sei verwehrt, versagt eine Bedeutung, die sich etymologisch eben so gut rechtfertigen läßt, als die gewöhnliche: leugnen, abstreiten; vgl. im Gedicht Die Blumen (Str. 2, V. 9): Liebe hat sie euch verneinet,

und im Geheimniß der Reminiscenz (vorlegte Str. in der Anthologie, V. 3):

Seine Frucht vernein' ich eurem Gaume.

„Erweinen" (V. 2) bezeichnet hier mit Thränen erwünschen, nicht, was es eigentlich heißt, durch Weinen erlangen. „Verblinden" (V. 9) steht für das gewöhnlichere erblinden; doch bezeichnet es schärfer: durch Blindwerden verschwinden, verloren gehen. - Ueber den Jüngling mit der Trauermiene" (V. 13) vgl. die Bemerk. zu Str. 14 der Götter Griechenlands. Die meisten Ausgaben haben hinter V. 14:

Meine Fackel weinend aus

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ein Semikolon; darnach müßte man die beiden folgenden Verse als Vordersah zum letzten Verse betrachten. Zu dieser Verbindung der Säße ist man ohne Zweifel durch die Construction des Sazes Fliehn die Schatten", worin man die Wortstellung eines Nachsages fand, verleitet worden; aber diese Constructionsweise fommt in Schiller's Jugendgedichten auch ganz einfachen Hauptjäzen in der Aussageform zu (wie es z. B. in der Anthologie im Monument Moor's des Räubers „zucken die Völker" statt die Völker zucken" heißt), so daß aus ihr auf das Ver

hältniß der Säge kein sichrer Schluß zu machen ist. Erwägt man ferner, daß die Verse

Lösch' o Jüngling mit der Trauermiene,

Meine Fackel weinend aus

für sich allein einen ungenügenden Sinn geben, daß sie durchaus noch eine nähere Bestimmung der Zeit verlangen, wie der vorhergehende Saß eine solche in dem adverbialen Ausdruck „in der schönsten Schöne" enthält: so kann man nicht zweifeln, daß die Interpunction in der Anthologie, welche nach „weinend aus“ ein Komma hat, die richtige sei, und daß die beiden nächstfolgenden Verse als nähere Bestimmung zum Vorhergehenden gehören, also daß man so zu verbinden hat: Lösche meine Fackel so aus, wie im Theater der Vorhang bei der schönsten Scene niederfällt, d. h. lösche meine Lebensfackel im Augenblick ihres schönsten Glanzes aus; und nun malt der Dichter noch das herbeigezogene Bild im Schlußverse in zwei selbstständigen Säßen aus. Seltsamer Weise hat sogar ein Interpret „die Schatten“ in diesem Verse nicht verstanden und sich in den wunderlichsten Mißdeutungen herumgewunden, als ob es nicht bekannt genug wäre, daß Schiller die Bühnenwelt als eine Abschattung der wirklichen Welt, und die Bühnengestalten als Geister, Idole, Schattenwesen im Gegensatz zu den Gestalten des rohen Lebens betrach= tete. Borberger weist treffend zur Vergleichung auf den Prolog zum Wallenstein hin:

Jetzt darf die Kunft auf ihrer Schattenbühne
Auch höhern Flug versuchen u. s. w.

und auf das Gedicht An Goethe:

Doch leicht gezimmert nur ift Thespis Wagen,
Und er ist gleich dem acheront'schen Kahn;
Nur Schatten und Idole kann er tragen,
Und drängt das rohe Leben sich heran,

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So droht das leichte Fahrzeug umzuschlagen,
Das nur die flücht'gen Geister fassen kann.

Schließlich erinnere ich noch daran, daß der in der Schlußstrophe ausgesprochene Wunsch, wenn auch zum Glück für uns nicht nach zween kurzen Lenzen", doch im Uebrigen vollkommen in Erfüllung ging. Was Goethe dem dahingeschiedenen Winkelmann nachrief, das konnte er auch auf Schiller anwenden: „Die Gebrechen des Alters, die Abnahme der Geisteskräfte hat er nid,t empfunden. Er hat als ein Mann gelebt, und ist als ein vollständiger Mann von hinnen gegangen. Nun genießt er im Andenken der Welt den Vortheil, als ein ewig Tüchtiger und Kräftiger zu erscheinen; denn in der Gestalt, wie der Mensch die Erde verläßt, wandelt er unter den Schatten; und so bleibt unz Achill als ein ewig strebender Jüngling gegenwärtig.“

9. Die Kindsmörderin.

1781.

Hoffmeister rühmt an diesem Gedichte die Objectivität der Darstellung, die Zartheit der Behandlung, die Stetigkeit in der Association der Affecte und die Anlage des Plans. Allerdings tritt in feinem der bisher erläuterten Gedichte der Dichter so sehr mit seiner eigenen Ideenwelt in den Hintergrund. Auch widerlegt es nicht Hoffmeister's Urtheil über die Discretion der Behandlung, wenn uns auch hier manche Ausdrücke begegnen, die über die Grenze des Schönen hinausschweifen; man betrachte nur, mit welcher Mäßigung der Dichter manche Punkte blos andeutet, über andere den Leser rasch hinweghebt und im Ganzen schon sich als Meister in der schweren stylistischen Kunst des Verschweigens bewährt. Jedoch minder unbedingt möchte ich in

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