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um zwei Versfüße zu lang; vielleicht hat der Dichter dadurch eine malerische Wirkung erzielen wollen. In V. 10 schrieb Schiller „kreisen" st. kreißen, gebären wollen. Der Schlußvers der Strophe zeigt, zu welchem Grade von Geschmackswidrigkeit ein übermäßiges Streben nach Originalität und Kraft der Metaphern führen kann.

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Die achte Strophe spricht die zuversichtliche Hoffnung auf eine Wiedervereinigung mit dem Hingeschiedenen aus („wir ereilen dich gewiß", V. 4), wenn gleich das Wie und Wo dieser Vereinigung ganz anders sein wird, als es Philosophen, Pöbel und Dichter sich träumen (V. 1-3). Dem Verstorbenen sind die Geheimnisse des Jenseits schon enthüllt (V. 5-9) und er schlürft Wahrheit aus dem Kelch des großen Vaters (V. 10-12). Wie die Dichter reimen" (V. 3) heißt: wie die Dichter das jenseitige Leben in ihren Poesien schildern; der Ausdruck reimen ist hier etwas zu herabseßend. V. 4 schrieb Schiller 1788 mit den drei vorhergehenden Versen in eine seiner spätern Schwiegermutter geschenkte englische Bibel in folgender Form: „Aber wir begegnen uns gewiß.“ — V. 5: „Daß es wahr sei, was den Pilger freute," soll ausdrücken: daß die Hoffnung auf ein anderes Leben, der Unsterblichkeitsglaube, die den Lebenswandrer auf seinem Pfade trösten und ermuthigen, auf Wahrheit beruhe. Ueber die Verse 5-9 hatte ich, mit dem Einzeldruck unbekannt, in der ersten Auflage dieses Commentars Folgendes bemerkt: „Die Interpungirung der vier Substantivsäße in V. 5 ff. mit einem Fragezeichen, die sich schon in der Anthologie findet, fordert eigentlich, daß man einen fragenden Hauptsah, wovon sie abhangen, in Gedanken ergänzt. Es scheint indeffen, daß der Dichter sie sich, wenn auch dunkel, von dem in V. 9 folgenden „Räthsel“ abhängig gedacht hat. Freilich wäre dann die Conjunction ob natürlicher gewesen; allein sie schien ihm vermuthlich zu stark den Begriff des Zweifels auszu

drücken, und in dem Gefühl, daß das Bindwort daß andrerseits zu sehr das Gepräge des Bestimmten und Entschiedenen trage, suchte er den dadurch entstandenen positiven Charakter. der Säße durch die Interpunktion (das Fragezeichen) zu mildern." Einzeldruck zeigt nun in der That die besprochenen Säge in folgender ursprünglicher Gestalt:

Ob es wahr sei, was den Pilger freute?

Ob noch jenseits ein Gedanke sei?
Ob die Tugend über's Grab geleite?
Ob es alles eitle Phantasei?

Es ist wohl möglich, daß der hier bestimmter antlingende Zweifel an dem jenseitigen Leben zu dem bösen Ruf, in den ihn das Gedicht brachte, beigetragen, und daher das ob in daß verändert worden. Das Bild im letzten Verse, „des großen Vaters Kelch," ist nicht so wunderlich", als es ein neuerer Erflärer findet; Gott, der Ursprung aller Wahrheit, tränkt damit die Geisterwelt, indem er sie in tausend Strahlen aus seinem Weisheitskelche sich hinabergießen läßt.

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In der Schlußstrophe wendet sich der Dichter zuerst an die zum Grabe aufbrechenden Sargträger und das Trauergeleit und schließt dann mit dem Ausdruck eines frommen gläubigen Vertrauens auf ein Fortleben der Seele. Die geheulergoss'nen Kläger" in V. 3, welche an die gedungenen Kläger bei den Leichenzügen im Alterthum erinnern, so wie der vorhergehende Vers: „Tischt auch den dem großen Würger auf" (vgl. Melancholie an Laura den Schlußvers des siebenten Abschn.), gehören zu den Ausdrücken von übergrellem Colorit, wie sie in Schiller's Jugendgedichten uns so oft begegnen. V. 4, wobei Borberger auf einen Vers in Haller's Gedicht Ueber die Ewigkeit" hinweist:

Ich wälze Zeit auf Zeit und Welt auf Welt zu Hauf,

leidet an einer mißtönenden Assonanz (auf, Staub, Hauf). Dagegen sind die weitern Verse der Strophe so vortrefflich ausgeführt, daß sie ein Gedicht aus der Periode der vollendetsten Reife unsers Dichters nicht entstellen würden.

12. Die Schlacht.

1781.

Das Gedicht ist aus der Anthologie, wo es die Weberschrift „In einer Bataille von einem Officier“ führt, mit Umformung einer kleinen Stelle entnommen. Es gehört unstreitig zu den gelungensten lyrischen Erzeugnissen aus der ersten Periode. Hoffmeister nennt es mit Recht ein treffliches Stück, welches die Anthologie mit Fug einem Augenzeugen in den Mund legen konnte; so ganz verseßt es uns in die Sache." Das Metrum ist sehr frei behandelt, aber nichts weniger als blind willkürlich, sondern höchst ausdrucksvoll wechselnd. Nur stellenweise tritt ein bestimmterer Rhythmus und dann auch meistens der Gleichklang auf. Am unregelmäßigsten zeigt sich der rhythmische Fluß, oder verschwindet vielmehr ganz da, wo das heißeste Entbrenner der Schlacht geschildert wird („Nah um= armen die Heere fich u. s. w.); allein das wirkt hier eben sehr energisch zur Versinnlichung des um und um herrschenden verworrenen Kämpfens und Ringens.

Der erste Abschnitt (V. 1—12) stellt das Aufrücken des einen der beiden Heere auf den Wahlplaß dar. „Vorüber an hohlen Todtengesichtern" (V. 8) ist ein zu greller Zug. Sollte er selbst nur Wahrheit enthalten, worüber Schlachterfahrene urtheilen mögen, so erwartet man doch vom Dichter eine idealisirende Darstellung der Schlacht und des Heeres; begeiste= rungsvolle Kampflust muß bei legterm die Angst wenigstens so

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weit gebunden halten, daß die Kriegerreihen nicht lauter Todtenlarven zeigen. Das starre Commando" heißt das starr machende, den Marsch hemmende. "Halt!" ist als Commandoruf des Majors zu denken, der sich jedoch als commandirender Chef ganzer Regimenter nicht recht schicken will.

Der zweite Abschnitt (V. 13-24) schildert das Erscheinen der Feinde, die vom Gebirge her mit fliegenden Fahnen unter Gesang, Trommelwirbel und Pfeifenklang heranziehen. Er beginnt mit derselben kühnen Inversion, womit Str. 2 der Leichenphantasie anfängt:

Zitternd an der Krücke,

Wer mit düsterm, rückgesunknem Blicke . . .
Schwankt dem stummgetragnen Sarge nach?

Sehr schön hat der Dichter in diesem Abschnitte den zweifachen Eindruck dargestellt, den die feindlichen Reihen einerseits als eine prachtvolle, Phantasie und Empfindung lebhaft aufregende Erscheinung (Prächtig im glühenden Morgenroth Lustig! hört ihr den Gesang? Wie braust es fort im schönen Latt!), andrerseits als eine gefährliche, verderbendrohende maHen (Gott mit euch, Weib und Kinder! Schmettert durch die Glieder und braust durch Mark und Bein). Und wie fich beide Eindrücke in der Wirklichkeit durchschlingen mögen, so hier in der Darstellung.

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Der dritte Abschnitt (V. 25-33) schildert den Beginn der Schlacht. Die Beschreibung folgt genau der Reihe der wirklichen Erscheinungen: erst sieht man das Feuer der feindlichen Batterien, dann, nach akustischen Gesezen, etwas später hört man die Kanonade, und zwar, weil sie aus der Ferne fommt, dumpfer. Hierauf das Feuer der eignen Batterien, wovon „die Wimper zuckt," und unmittelbar darauf der laut kraHende Donner in der Nähe. Die alsdann erwähnte „Losung“ könnte man für die Parole halten; allein diese braust ja nicht Biehoff, Schiller's Gedichte. I.

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von Heer zu Heer, sondern ist den Kriegern des einzelnen Heeres das militärische geheime Wortzeichen, um einander als Freunde zu erkennen. Ich verstehe hier unter Losung den Kanonendonner, der das Signal zur Schlacht war und nun immer stärker und stärker herüber und hinüber braust. So erklärt sich auch besser: Laß brausen in Gottes Namen fort u. s. w.“ „Wetterleucht“ im ersten Verse dieses Abschnitts ist eine schwäbische Form für Wetterleuchten, und (wie auch das lettere im ältesten Neuhochdeutschen) gleichbedeutend mit Blizen; es scheint verderbt aus dem gleichbedeutenden älter-neuhochdeutschen der Wetterleich (Josua Maaler 4824); leich heißt mittelhochd. Spiel, Act, Erscheinung. -Im drittleßten Verse des Abschnitts haben die ältern Cotta'schen Ausgaben schon wogt der Kampf," während die Anthologie „schon wogt sich der Kampf“ bietet. Will man den Urtert getreu wiedergeben, so hat man allerdings wie die Anthologie zu drucken; aber dem Sprachgebrauch angemessen ist „wogt der Kampf“, und so würde auch Schiller, wenn das Gedicht später entstanden wäre, geschrieben haben (vgl. z. B. Tell I, 1: „Wie's brandet, wie es wogt und Wirbel zieht!").

Der vierte Abschnitt (V. 34–45) und der fünfte (V. 46–59) verseßen uns in das heißeste Feuer der noch ganz unentschiedenen Schlacht, mit dem Unterschiede, daß der vierte Abschnitt uns größere, allgemeinere Scenen, der fünfte aber einen einzelnen Auftritt in dramatisch-dialogisirender Weise vorführt. „Ploton“ (V. 35) heißt eigentlich Knäuel, Klumpen, dann auch, wie hier, Rotte, Zug einer Compagnie (französ. peloton); das Auswerfen des e ist nicht zu tadeln, da es die Franzosen, zumal bei rascherm Sprechen, nicht vernehmen lassen. In V. 89 ,,Auf Vormanns Rumpfe springt" ist die Lesart der Anthologie, wofür die ältern Cotta'sche Ausgaben Auf Vormanns Rumpf springt“ haben (vgl. in Schiller's Tell: „Auf dieser Bank von Stein will ich mich seßen"). In V. 48

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Schwarz brütet auf

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