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Naturzustande aus. Aehnlicher Formen, wie „schöngestalte" (V. 4) bediente sich Schiller auch in der Prosa, z. B.: „Die ungestalte Geste wird zur harmonischen Geberdensprache" (lezter Brief über die ästhet. Erziehung). „Götterschooß“ (V. 6) kann nach der Mythologie die Erde im eigentlichen Sinne genannt werden; sie gebar den Uranos und den Pontos, und erzeugte mit jenem ein ganzes Göttergeschlecht, die Titanen und Titaniden. Doch steht das Wort hier wohl nur für „göttlichen, herrlichen Schooß,“ wie gleich nachher „Königssiz" für einen königlichen, eines Königs würdigen Siz.

Str. 6. Zu dieser Strophe, wie überhaupt zu unserm Gedichte, findet sich eine Parallelstelle in Herder's entfesseltem Prometheus, die so viele ähnliche Züge enthält, daß sich sogleich der Gedanke an einen Reminiscenz-Zusammenhang mit dem vorliegenden Gedichte und zugleich mit der Klage der Ceres aufdrängt. Ceres-Demeter spricht dort:

Seit meine Tochter mir vom Untergott
Entriffen ward, und keiner der Himmlischen
Auf meine Klagen achtete, den Schmerz
Der Mutter Niemand fühlte, da verließ
Ich traurig den Olymp und wandte mich
zu deinen Menschen, hülfreich dir, Prometheus,
Zu deinem großen Wert. Ich lehrte sie
Die edeln Saaten säen und erziehn;
Entwöhnend sie von Blut und Streifereien,
Gewährt' ich ihnen Eigenthum und Recht.
Ich lehrte sie auf jede Jahreszeit,
Auf jede Hora merken, bildete

Des Weltalls Ordnung ihnen thätig ein.
Dann baut' ich ihnen väterliche Hütten
Und labete (so tröstet sich, beraubt
Der eignen sißen Tochter, eine Mutter
An fremden Kindern) - also labt' ich mich

An ihren Mutterfreuden, sah in jeder
Jezt neu begrabnen, jezt aufgrünenden
Fröhlichen Saat Proserpina, mein Kind

Auch füß ist's, für die Menschen sorgen, wirken,
Mit ihnen leiden, hoffen und sich freun.

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Str. 7. Wie der Dichter im Spaziergange Ceres vor allen Göttern mit des Pfluges Geschenk vom Himmel herabsteigen läßt, so theilt er ihr hier die erste Gründung eines ewigen Bundes des Menschen mit der Erde zu, Seinem mütterlichen Grund." So heißt die Erde mit Recht schon aus mythischem Gesichtspunkte, da Prometheus Vienschen aus Lehm bildete, und nach der Sage von Deukalion Menschen aus Steinen entstanden. Aber auch in physiologischem Sinne ist die Bezeichnung wahr; denn des Menschen ganze Natur ist durch den Boden, dem er angehört, bedingt. In V. 5 ff. (vgl. V. 11 ff. der zu Str. 6 angeführten Herder'schen Verse) heißt es, der Mensch soll beim Landbau den gesetzlichen Jahreszeitenwechsel berücksichtigen; vgl. Virgil, Landbau I, 355:

Dessen besorgt, späh' oben der Monate Gang und der Sterne.

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Der Relativsak („Welche ... schreiten in melodischem Gesang“) zu den Monden" in V. 6 läßt an die Planeten denken, da diese nach der Annahme der Alten durch ihren Lauf einen harmonischen Zusammenklang hervorbrachten; doch ist nicht zu läugnen, daß die Beobachtung des Planetenlaufs in minder naher Beziehung zum Ackerbau steht, als die des Mondlaufs. Wie überhaupt die Schönheit und Kraft des Schiller'schen Styls zum großen Theil auf den trefflich gewählten Adjectiven und Adverbien beruht, so erweisen sich diese auch hier sehr wirksam, z. B. „gläubig" (V. 3) im Sinne von vertrauensvoll, fromm" (V. 3) für treu, des Menschen Vertrauen nicht täuschend. Still" (V. 7) ist, wie das Folgende zeigt, nicht

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für lautlos, sondern für störungslos, fest, ruhig" zu nehmen. Für melodischem" (V. 8) wäre harmonischem (Harmonie der Sphären) richtiger.

Str. 8 und 9. Der „Nebel" (V. 1), in den die Götter sich und ihre Lieblinge zu verhüllen pflegen, um sie einstweilen den Blicken der Menschen zu entziehen, hatte sogar die Zaubertraft, auch gegen Berührung zu schüßen (vergleiche Virgil's Aen. I, 414). Durch das Hervortreten der Gestalt aus der Verhüllung (Jean Paul nennt dieses Kunstmittel Aufhebung) wird ein außerordentlich lebhaftes Bild vor unser inneres Auge gerufen. Eben deßhalb tritt auch bei folgender, der unsrigen ähnlichen Stelle (Aen. I, 586 ff.) das Bild des Aeneas in so kräftigen Farben vor unsere Seele:

Kaum dies hatt' er gesagt, als schnell des umwallenden Nebels
Hülle zerreißt und gelöst in offenen Aether sich läutert.
Siehe, da stand Aeneas und strahlt' in der Helle des Tages,
Hehr an Schulter und Haupt, wie ein Gott u. s. w.

Bei der zweiten Hälfte der Str. 8 könnte man bloß an Thieropfer denken wollen; allein der Umstand, daß diese auch in den gebildetsten Zeiten Griechenlands üblich blieben und nicht für barbarisch galten, das Entsegen, womit die Göttin sich von den Opfergaben abwendet, und die Ausdrücke „Sieges mahl" (V.5) und „Tigermahl" (Str. 9, V. 3) lassen keinen Zwei fel, daß hier Menschenopfer gemeint sind.

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Str. 10. Die Wucht" (V. 1) deutet im Vorbeigehn auf die gewaltige Körperkraft des Menschen auf dieser Culturstufe. Warum furcht die Göttin den leichten Sand" (V.4) und nicht vielmehr einen ergiebigern Grund? Etwa damit das baldige üppige Aufblühen der Saat (Str. 11) um so mehr als ein durch Ceres bewirktes Wunder erscheine, oder, unbildlich ausgedrückt, damit die segensreichen Wirkungen des Ackerbans, der

auch einem minder fruchtbaren Boden eine lohnende Ernte entlockt, recht anschaulich würden? Was dachte sich der Dichter ferner bei ihres Kranzes Spize" (V. 5)? Meinte er eine Aehrenspite ihres Kranzes, so durfte der unbestimmte Artikel nicht wegbleiben. In der Kranzform zeichnet sich aber nicht ein Punkt als Spize aus, und so bleibt wohl nur übrig, den Theil des Kranzes über oder auf der Stirne darunter zu denken. Bei Schiller ist selten ein Adjectiv bloßes epitheton ornans; fast alle geben eine bedeutsame Bestimmung des Hauptwortes an. So glaube ich, daß auch „die zarte Rize" (V. 7) die Rize des durch Bearbeitung mild und zart gewordenen Bodens bezeichnen soll. „Der Trieb des Keimes“ (V. 8) ist die sich zum Schößling entwickelnde Samensubstanz; vgl. die Ausdrücke Wurzeltrieb, Trieb eines jungen Baumes u. s. w.

Str. 11. Ceres drängt durch ein Wunder den Cyklus des Pflanzenlebens, der sonst den Jahreskreis ausfüllt, in wenige Minuten zusammen. Auf solche Art kommt der Poesie, die als eine Kunst des Verdichtens ihrer Natur nach das zeitlich und räumlich Auseinanderliegende zu concentriren strebt, das Wunder oft zu statten. In V. 3 und 4 ist das Wogen und Wallen der Saatfelder durch Alliteration versinnlicht. Daß Ceres die Erde segnet" (V. 5), geschieht, sollte man denken, damit sie fruchtbar werde. Aber warum kommt der Segen in der Reihe ihrer Handlungen erst jezt, wo sich das Getreide schon der Reife nähert („goldner Wald" V. 4)? Passender, scheint es, wäre der Segen in der Blüthezeit, dem entscheidenden Moment für die Fruchtbarkeit der Pflanzen, gewesen. Daher ist wohl „segnen“ hier im Sinne von freudig (lächelnd" V. 5) und dankbar rühmen gebraucht, wie man z. B. sagt: das Andenken eines Mannes segnen, einen Tag segnen, der uns zum Glücke gereicht hat.

Str. 12. Borberger vermuthet mit Grund, daß hier und

Biehoff, Schiller's Gedichte. II.

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als den väterlichen

in den beiden folgenden Strophen bei dem Gebet der Ceres, dem Blize des Zeus und dem andächtigen Niederstürzen der Menge unserm Dichter neben dem Homer (vgl. die Bemerkungen zu Str. 13) das Opfer des Elias auf dem Berge Karmel vorgeschwebt habe, 1. Könige 36-39: „Und da die Zeit war Speisopfer zu opfern, trat Elia der Prophet heran und sprach: Herr, Gott Abrahams, Isaaks und Israels, laß heute kund werden, daß du Gott in Israel bist, und ich dein Knecht, und daß ich solches Alles nach deinem Wort gethan habe. Erhöre mich, Herr, erhöre mich, daß dies Volk wisse, daß du, Herr, Gott bist, daß du ihr Herz darnach bekehrest. Da fiel das Feuer des Herrn herab und fraß Brandopfer, Holz, Steine und Erde, und leckte das Wasser auf in der Grube. Da das alles Volk sah, fiel es auf sein Angesicht, und sie sprachen: Der Herr ist Gott, der Herr ist Gott!" Ceres, Tochter des Kronos und der Rhea, nennt ihren Bruder „Vater Zeus" (V. 1) Regenten der Welt, wie ihn auch Homer und Menschen" zu nennen pflegt. Die in der Reimlehre aufgestellte Regel, man solle nicht (wie hier V. 1) das Adjectiv von seinem Hauptworte durch den Gleichklang trennen, hat unser Dichter häufig nicht befolgt, z. B. unten in Str. 13, V. 7, im Siegesfest Str. 12, V. 1, in Hero und Leander Str. 1, V. 1; Str. 11, V. 1; Str. 22, V. 4; im Lied „An den Erbprinzen von Weimar, Str. 5, V. 1. Mir scheint die Abweichung von der Regel in dem Falle, daß das Adjectiv (wie in mehrern der angeführten Beispiele) einen sehr bedeut= famen Begriff ausdrückt, eher eine Schönheit, als ein Fehler zu sein. Schiller läßt bei vorgesezten Genitiven nicht bloß, wenn sie (wie hier V. 2 „Aether") auf der Gränze von Eigenund Gemeinnamen stehen, sondern manchmal selbst dann, wenn fie entschieden Gattungsnamen sind, dem Genius unserer Sprache zuwider den Artikel weg; z. B. in Des Mädchens Klage,

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Vater der Götter

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