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in der Mitte des Stückes als eine contrastirende Partie die Darlegung der Grundidee durch Amasis und die Schilderung der Wirkung, die sie auf Polykrates übt (Str. 9-13). Mit Str. 14 wechselt die Scene, unter der wir uns fernerhin einen Saal im königlichen Palast zu denken haben, und nun eilt die Darstellung, wieder nach der Weise des Dramas, mit beschleunigtem Schritt dem Ziel entgegen. Das Motiv, welches nach Herodot den Amasis zum Abbruch seiner Verbindung mit Polykrates bestimmte, konnte Schiller nicht gebrauchen. Er änderte es wohl nicht, wie Schmidt meint, bloß deßhalb, weil es, auf dem Gefühl der Gastfreundschaft beruhend, zu alterthümlich ist, sondern weil es, bei Licht betrachtet, sich etwas sonderbar ausnimmt. Als ob das Abreißen des Freundschaftsbandes für den ächten Freund nicht schmerzlicher wäre, als das Mitleiden mit dem unglücklichen Freunde! Freilich spricht auch das Schiller'sche Motiv nicht sehr für treue Freundschaft auf Seiten des Amasis. Allein unserm Dichter kam es vor Allem darauf an, die Grundidee des Stückes in recht sinnlicher Kraft hervortreten zu lassen. Den ägyptischen König ergreift ein Grausen, nicht allein des nahenden Verderbens wegen, das auch ihn mit dahin reißen kann, sondern auch, wie Hoffmeister bemerkt, weil Polykrates nun offenbar dem Neide der Gottheit verfallen ist. Es ist überall das schauerliche Gefühl einer geheimnißvollen, nahe und furchtbar drohenden Göttermacht, was in der ganzen Ballade die Seele des Königs bei dem Anblick des Glücks in steigendem Grade mit Erstaunen, Grauen und Entsezen erfüllt." Wo dieses Gefühl seinen Culminationspunkt erreicht und den Amasis zur Flucht treibt, muß das Stück abbrechen. Wer noch die Darstellung des über Polykrates hereinbrechenden Unheils vermißt, zeigt, daß er den Zweck des Dichters nicht gefaßt hat, dem es, wie er selbst bekennt, um die Darstellung einer Idee zu thun war. Mit dem Verschwinden des Amasis, als des Hauptträgers und Organs dieser Idee, schließt

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das Gedicht; Polykrates ist nur der passive Held deffelben. Nach dieser Gesammtübersicht über das Gedicht können wir uns bei der Erläuterung des Einzelnen um so fürzer faffen.

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Str. 1. Er" (V. 1), Polykrates, ist eben so wenig als Amafis im Stücke genannt; dies entspricht der schwachen Individualisirung beider Charaktere, die nur zur Veranschaulichung der Grundidee dienen. Samos" (V. 3) ist eine sehr fruchtbare Insel mit hohen Gebirgen. Die Zeit unter Polykrates (540-523 v. Chr.) war die glänzendste Periode der Insel. „Aegyptens König" (V. 5), Amasis, war ebenfalls auf revolutionärem Wege zum Thron gelangt. Herodot sagt von seiner Regierungszeit (II, 177): „Gerade damals, unter König Amasis, soll Aegypten im höchsten Segen gestanden haben, sowohl in dem, was der Fluß dem Lande, als was das Land dem Menschen leistet." Die Situation in unsrer Strophe und des Polykrates Aeußerungen erinnern an die Stelle im Lied von der Glocke (V. 133 ff.):

Und der Vater mit frohem Blick

Von des Hauses weitschauendem Giebel

Ueberzählet sein blühendes Glück u. f. w.

wo auch zum Schluß ein der Grundidee unsers Stüdes ver wandter Gedanke ausgesprochen ist:

Doch mit des Geschickes Mächten

Ist kein sichrer Bund zu flechten.

Auf eine andere ähnliche Situation hat Hoffmeister hingewiesen: Wallenstein ist kurz vor seinem Tode in einer Lage, wie Polykrates, und der alte Gordon vertritt dort, wie hier Amasis, den frommen Volksglauben.

Str. 2. Einer lebt noch" (V. 4) könnte man nach Herodot auf Polykrates jüngern Bruder Sylofon beziehen, wozu

allerdings der Ausdruck „wohlbekanntes Haupt" in Str. 4 gut passen würde. Nöthig ist dies aber um so weniger, als der Dichter nicht eine so specielle Kenntniß der Geschichte beim Leser vorausseßen durfte. Ob die Geschichte einen Nebenbuhler um die Herrschaft erwähnte oder nicht, der Dichter brauchte jedenfalls die glückliche Bezwingung eines solchen oder eines Kämpfers für die Freiheit der Samier, um des Polykrates Herrschaft als eine sich zunächst im Innern fest begründende darzustellen. Wahrscheinlich dachte der Dichter an einen Vorkämpfer für die Republik; darauf deutet der Ausdruck „sie (die vormals deines Gleichen waren) zu rächen“ hin. Einen anderweitigen Feind kann er nicht gemeint haben, weil dann das in Str. 7 f. verwandte Motiv mit diesem zu sehr übereinstimmte.

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Str. 3. Milet" (V. 2) war die größte und mächtigste der jonischen Städte, berühmte Handelsstadt, Mutter vieler Colonien. Von Milet gesendet" ist nicht so aufzufassen, als ob diese Stadt die Absenderin des Boten gewesen. Sie war (auch nach Herodot) eine Feindin des Polykrates; sein Feldherr Polydor lag vor oder in ihr und schickte von dort aus den Boten. „Tyrann“ (V. 3) war im Sinne der Griechen Jeder, der in einem freien Staate die Herrschaft an sich gerissen, mochte er nun grausam oder milde regieren. „Munter" (V. 5) d. i. freudeverkündend heißen des Lorbeers Zweige, weil sie Zeichen der Siegesfreude sind.

Str. 4. Göinger zweifelt, ob mit dem „Feind" (V. 1) ein feindliches Heer oder ein Einzelner gemeint sei. Schon der Ausdruck „sank vom Speere" (wofür ein neuerer Interpret wunderlicher Weise lieber sant vom Pferde gesehen hätte) läßt entschieden nur die Beziehung auf einen Einzelnen zu.

Str. 5. Wenn in der vorigen Strophe beide Könige vor dem bluttriesenden Haupte mit physischem Schrecken zurückbebten, so gesellt sich hier (V. 1) sogleich bei Amasis dazu ein religiöses „Grauen“ vor dem Glückszeichen. Der Ausdruc

Flotte" (V. 6) läßt zunächst an eine Kriegsflotte denken, und V. 4 der nächsten Strophe könnte bei der Annahme, daß eine solche hier gemeint sei, die in Feindes Land erbeuteten Schäße meinen. Allein bei der Kriegsflotte ist nicht der „Sturm" (V. 5), sondern die feindliche Flotte die Gefahr, woran man zunächst denkt, und umgekehrt bei der Handelsflotte. Dann führt auch die Betrachtung des Plans, nach dem der Dichter augenscheinlich diese Partie des Gedichtes angelegt hat, auf eine Kauffahrteiflotte. Zuerst stellt er des Polykrates Herrschaft im Innern gegen Nebenbuhler oder Vorkämpfer der Republik befestigt dar (Str. 4); dann zeigt er uns sein Reich im Innern durch Handel blühend (Str. 6); zulezt wird sein Glück gegen äußere Feinde veranschaulicht (Str. 8). Die Beziehung eines rückweisenden Fürworts auf ein folgendes Hauptwort (wie hier in V. 5 f.) ist bei Schiller auch in der Prosa nicht selten, und es ist daran nichts zu tadeln, wenn die Sazbildung auf das richtige Verhältniß hinweist, wie z. B. in dem Sage: „An dem Leitbande des Instinkts, moran sie noch jezt das Thier leitet, mußte die Vorsehung den Menschen in das Leben einführen." Wenn aber, wie in der letzten Hälfte unsrer Strophe ein Hauptwort vorhergeht, worauf sich das Fürwort grammatisch beziehen kann, und dazu jenes Hauptwort durch Inversion hervorgehoben ist, so wird die Beziehung des Pronomens auf ein nachfolgendes Substantiv störend und fehlerhaft.

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Str. 6. Gözinger findet in V. 1 keinen rechten Sinn; ehe Amasis noch gesprochen, könne ihn doch nicht der Jubel schon unterbrochen haben; ja er hält es für möglich, daß mit dem „er" Polykrates gemeint sei, und interpretirt demnach: „Ehe er noch hat antworten können." Jede Bedenklichkeit fällt weg, sobald man gesprochen" (wie das latein. dixi) als gleichbedeutend mit ausgesprochen, beendigt auffaßt. In V. 3-5 darf man es mit der Wahrscheinlichkeit nicht so genau nehmen.

Auf dem freien Standpunkte der Könige konnte ihnen das Herannahen der Flotte nicht entgehen und mußte schon vor der Landung ihre Aufmerksamkeit erregen, es sei denn, daß man sich diese eine geraume Zeit lang durch den Boten und das blutige Haupt absorbirt denkt. In der frohen Heimkehr von Handelsflotten äußert sich auch im Spaziergang das Glück des Staates:

Andere ziehn frohlockend dort ein mit den Gaben der Ferne,
Hoch von dem ragenden Mast wehet der festliche Kranz.

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Str. 7. Jm Musenalmanach (vgl. unten die Varianten) heißt V. 4: Der Sparter nie besiegte Schaaren". Herodot erzählt III, 44-56, die Lakedämonier hätten, auf Bitten vertriebener Samier, einen Zug gegen Samos unternommen und die Stadt erfolglos belagert. Hiernach ist es klar, daß die alte Lesart weder für den genauen Geschichtskenner, noch für den Halbtenner recht angemessen war. Für den Erstern mußte, indem er an jenes historische Factum erinnert wurde, die Entstellung desselben störend sein; für den Zweiten, der von dem Zuge nichts weiß, sind die Kreter, als ein berühmtes kriegerisches Seevolk des Alterthums, besser gewählt.

Str. 8.

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Entfallen" (V. 1) ist kein ganz angemessener Ausdrud; es entfällt uns ein Wort, das wir unbedachtsam aussprechen. Den Ausruf „Sieg!" (V. 3) hat man unpassend gefunden, da der Sturm, nicht eine glückliche Schlacht die Befreiung von Feindesnoth“ herbeigeführt. Doch nennt sich wohl Einer, der mit Vortheilen aus einem Kriege hervorgeht, Sieger, wenn er gleich diese Vortheile dem Glück verdankt; und der Sturm kann zur Erringung des Sieges mitgewirkt haben. Wie hier in V. 5 f. (befreiet, zerstreuet"), so braucht Schiller vielfach in diesem Stück gedehnte Verbalformen; vgl. Str. 7 („erstaunet, gelaunet"), Str. 13 (,,beweget, heget“), Str. 15 (zertheilet, geeilet"). Sie lauten minder kräftig, als

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