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Alter der Welt endlich heimgebracht haben. Wer könnte dieser hohen Verpflichtung eingedenk sein, ohne daß sich ein stiller Wunsch in ihm erregte, an das kommende Geschlecht die Schuld zu entrichten, die er dem vergangenen nicht mehr abtragen kann?" Schiller dachte sich also jedes Zeitalter durch die von den vorhergehenden überkommenen Bildungsschäße mit einer Schuld, „der großen Schuld der Zeiten" belastet, von welcher der Einzelne den auf ihm ruhenden Antheil abträgt, indem er Minuten, Tage, Jahre" zu nüzlichem Wirken für die Mit- und Nachwelt verwendet. Jede mit solcher Beschäftigung ausgefüllte Minute kann er als einen gestrichenen kleinen Schuldposten betrachten.

41. Des Mädchens Klage.

1798.

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Schiller gedenkt dieses Gedichtes zuerst in einem Briefe an Göthe vom 5. September 1798: Ein klein Liedchen leg' ich hier bei. Gefällt es Ihnen, so können wir's auch (im Almanach) drucken lassen." Göthe erwiederte: „Das fleine Lied, das ich zurückschide, ist allerliebst, und hat vollkommen den Ton der Klage." Daß hiermit die vorliegende Romanze gemeint war, macht der Musen-Almanach für 1799, worin sie erschien, mehr als wahrscheinlich. Vermuthlich wurde das Lied schon im J. 1797 begonnen und gehörte zu jenen, worüber er damals den 21. Juli an Körner schrieb: „Ich bin dabei, einige Lieder für den Almanach zu machen, wozu Melodien kommen sollen... Fertig ist aber noch nichts, obgleich Vieles angefangen." Am 15. September berichtete er weiter: „Meine mir vorgesezten Lieder kann ich erst nächstes Jahr liefern; diesmal hat meine Unpäßlichkeit die Ausführung unmöglich gemacht."

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Borberger weist in Betreff der in unserm Gedicht angenommenen Situation auf altenglische Volkslieder hin, die Schiller schon auf der Militär-Akademie aus der Uebersezung von Ursinus fennen gelernt hatte, und erinnert an das Lied von der Weide in Shakespeare's Othello, an „Das Mädchen am Ufer" in Herder's Stimmen der Völker:

Die See war wild im Heulen,
Der Sturm, er stöhnt mit Müh;
Da saß das Mädchen weinend,

Am harten Fels saß sie u. s. w.

und hinsichtlich des Versmaßes an „Das trauernde Mädchen" ebendaselbst:

Im fäuselnden Winde, am murmelnden Bach

Saß Lila auf Blumen und weinet' und sprach u. s. w.

Im Musen-Almanach und demgemäß auch lange Zeit hindurch in den Ausgaben der Gedichte war die Strophe unseres Liedes in sieben Verse: vier Verse mit zwei Hebungen, zwei Verse mit vier Hebungen und einen mit drei Hebungen abge= theilt. In der Handschrift aber, die Schiller gegen Ende seines Lebens für eine Prachtausgabe der Gedichte anfertigen ließ (5. mein Archiv für den deutschen Unterricht 1844, I, S. 42 ff.), ist durch Zusammenziehung der vier ersten kurzen Verse in zwei, die Strophe fünfzeilig gestaltet:

Der Eichwald brauset, die Wolken ziehn,

Das Mägdlein fizet an Ufers Grün;

Es bricht sich die Welle mit Macht, mit Macht
Und sie seufzt hinaus in die finstre Nacht,
Das Auge vom Weinen getrübet.

Hierdurch werden sämmtliche Verse der Strophe zu vollzähligen jambisch-anapästischen Vierfüßlern mit Ausnahme des katalektischen

Schlußverses; durch die Reime der Schlußverse sind je zwei Strophen verbunden. Das Metrum könnte für ein Klagelied zu lebendig erscheinen; allein man erwäge, daß es ein heftiger, schwärmerischer Schmerz ist, der sich hier ausspricht.

Str. 1. Die einleitende Strophe vergegenwärtigt uns gleich den trefflich gewählten Schauplatz unsers Nachtstüdes. „Der brausende Eichwald," sagt Hoffmeister, die ziehenden Wolken, die mit Macht sich brechenden Wellen, die finstere Nacht erfüllen. uns schon zum voraus mit dunkeln Bildern und Ahnungen, welche durch die nachfolgenden Klagen nur näher bestimmt werden.“ Das wiederholte mächtige Anschwellen der Fluth ist durch die Repetition mit Macht, mit Macht" ausdrucksvoll angedeutet. In den Piccolomini (III, 7), wo Thekla die beiden ersten Strophen zur Guitarre singt, lautet V. 2 „Das Mägdlein wandelt an Ufers Grün" und der vorlegte Vers „Und sie singt hinaus u. s. w." und in der Stuttgarter Handschrift des Wallenstein der drittlezte Vers „Es bricht sich die Welle mit Macht und Macht“ (wohl ein Versehen des Schreibers). Der freien Weglassung des Artikels in dem Ausdruď „an (des) Ufers Grün" begegnen wir bei Schiller oft, 3. B. in der Bürgschaft („An Ufers Rand" Str. 7, „in Abendroths Strahlen," Str. 15).

Str. 2. Ein neuerer Interpret denkt sich die Klage des Mädchens an die Mutter Gottes" gerichtet; der Ausdruck „Du Heilige" läßt doch nicht gerade bestimmt an die h. Maria denken, eher noch an die Schußheilige des Mädchens, und „Rufe dein Kind zurück" würde den Gedanken an die verstorbene Mutter desselben, die von dem Mädchen als eine Verklärte, Heilige aufgefaßt wird, nahe legen, wenn die Antwort in Str. 3 besser dazu stimmte. Wird in den Schlußversen das ganze Lebensglück in Liebe geseßt, so scheint das Gedicht Thekla sogar das Leben selbst in die Liebe zu sehen:

Hab' ich nicht beschlossen und geendet?

Hab' ich nicht geliebet und gelebt?

Str. 3. Bemerkenswerth ist im ersten Saße die Freiheit, womit der Dichter ein Adjectiv („vergeblicher") für das Adverb eingeführt hat. (Vergebens rinnt der Thränen Lauf).

Str. 4. Hoffmeister erinnert bei dieser Strophe an die Göthe'schen Verse:

Trocknet nicht, trocknet nicht,

Thränen der ewigen Liebe!

Ach, nur dem halb getrockneten Auge

Wie öde, wie todt die Welt ihm erscheint!

und an die Strophe in Schiller's Lied An Emma:

Decte dir der lange Schlummer,

Dir der Tod die Augen zu,
Dich befäße noch mein Kummer,
Meinem Herzen lebtest du u. s. w.

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42. Der Jüngling am Bache.

1803.

Diese Romanze, die zuerst im Taschenbuch für Damen auf das J. 1805 erschien, dürfte etwa im April 1803 entstanden sein. Am 6. Februar benachrichtigte Schiller seinen Freund Körner, daß seine Braut von Messina seit einigen Tagen fertig sei. In einem Briefe vom 28. März heißt es dann weiter: "Ich habe seit Endigung der Braut, zu meiner Erholung und um der dramatischen Novität willen, ein paar französische Luftspiele zu überseßen angefangen, die in einigen Wochen fertig sein werden." Es waren zwei Stücke von Picard, die er unter

Lu. 1.570 (1803)

den Titeln „Der Parasit“ und „Der Neffe als Onkel" erscheinen ließ. In dem erstern findet sich unsere Romanze im vierten Auftritt des vierten Aufzugs. Das Gedicht ist Original, nicht Uebersetzung oder freie Nachbildung; doch entspricht die antithetische und parallelisirende Gedankengliederung ganz dem Chas rakter der französischen Poesie, war aber zugleich, wie Hoffmeister nachgewiesen hat, in Schiller's Denkweise tief begründet. Gewissermaßen bildet die Romanze ein Gegenstück zu dem nächst vorher besprochenen Gedichte, was Hoffmeister in folgender Parallele näher erörtert: In des Mädchens Klage spricht die Trauer um das verschwundene Liebesglück, in dem Jüngling am Bache ein ungeftilltes Verlangen, dort aus dem Munde des Mädchens, die an des Ufers Grün, hier aus dem Munde des Jünglings, der an der Quelle sißt. Weder in dem einen noch in dem andern Gedichte drückt sich eine besondere motivirte Stimmung oder eine Charaktereigenthümlichkeit der Person aus. Da es Schiller's Weise ist, alles Eigenthümliche und Partikuläre in seinen Gedichten zu unterdrücken, so sei mir erlaubt, Eine Stelle an eine besondere Stimmung anzuknüpfen. Der Jüngling sagt (Str. 2, V. 3-8) Alles freuet sich und hoffet u. s. w. Hierbei kommt uns das Wort des Dichters (Briefwechsel mit Göthe VI, 111) in den Sinn, daß der Frühling ihn immer traurig zu machen pflege, weil er ein unruhiges und gegenstandloses Sehnen hervorbringe. Diese Selbsterfahrung scheint in das Lied aufgenommen; denn es ist im Frühjahr 1803 für das Luftspiel der Parasit gedichtet, wie auch des Mädchens Klage zum Behuf des Theaters verfaßt worden war."

Das Gedicht bedarf in seiner Einfachheit keiner Detailerflärung. Wir lassen nur noch die Varianten aus dem Lustspiel und dem Taschenbuch folgen. In jenem beginnt Str. 1, V. 2 Blumen band er" und V. 7 „Und so schwindet". Im Taschenbuch für Damen beginnt Str. 1, V. 7 „Und so welket,

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