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auf. Die „Riesen“ (V. 3) find gigantische Granitmassen, die so drohend herüberhangen, daß sie den Weg versperren und den Wanderer verschütten zu wollen scheinen. Zu V. 5 gibt der Dichter selbst die Anmerkung: „Löwin*), an einigen Orten der Schweiz der verdorbene Ausdruck für Lawine." „Die Straße der Schreden" heißt im Tell die Schreckensstraße.

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Str. 2. Es schwebt eine Brüde," die Teufelsbrüde (nach der Volkssage vom Teufel gebaut) mit einem Bogen von 75 Fuß Sprengung, nach Johannes Müller früher (noch in einer Urkunde vom J. 1370) die stäubende Brücke genannt; doch lag die alte Brüde etwa 20 Fuß unter der jezigen (im Tell die Brüde welche stäubet"). Der Strom" (V. 5), die Reuß, fällt hier gegen 100 Fuß senkrecht herab, und die feinen zerstäubten Wasser fliegen über die Brücke, die dicht vor dem Wassersturz über dem Strom schwebt.

Str. 3. Das schaurige Thor" (V. 1) ist das Urferner Loch, ein Stollen von ungefähr 200′ Länge und 15' Breite und Höhe, der im 3. 1707 durch den Teufelsberg gesprengt wurde, und durch welchen seitdem die Straße geht. Das „lachende Gebäude," welches sich (V. 3) aufthut, ist das Urerner Thal, ein drei Stunden langer und eine Viertelstunde breiter schöner Thalgrund mit drei kleinen Ortschaften, darunter Urseren an der Matte. Bei V. 4 erinnert Borberger an die Stelle in Schiller's Notizensammlung: „Alle vier Jahreszeiten erscheinen oft nebeneinander: Eis, Blumen, Früchte"; ferner an die Reise auf den Montanvert" in Schiller's Thalia

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*) Vorherrschend ist in der Schweiz lauin. Man hat bies von lauen (lau werden) mittelhochd. lâwen ableiten wollen; aber damit verträgt sich nicht das althochd. lewina, Sturzbach (vom althochd. liwa, Regenguß, Graff II, 296). Der Ausdruď lewina scheint vom Wasser auf den Schnee übertragen zu sein, wie benn auch Stumpf in der Schweizerchronik bie Lawine als „Schneebruch" oder „Schnee13winn" bezeichnet.

(III, S. 17): Hier flieht der Winter nicht vor dem Frühling! eine Jahrszeit bietet verträglich der andern die Hand," und weiterhin (S. 34): „Einen größern (Contrast macht) aber dieser finstre Anblick mit dem saftigen Grün der Wiesen, welche die Farbe des Frühlings tragen, und mit den gelben Saaten, welche den Herbst verkündigen." Auch der in V. f. ausgesprochene Wunsch findet sich dort (S. 41): „Man wünscht hier seinen Lauf endigen zu können, hier zu bleiben und den Ort, mit Allem, was man hat, was einem am liebsten ist, zu verschönern.“ Die oben angedeutete Stelle im Tell, wo dieser dem Parricida den Weg nach Italien beschreibt, lassen wir hier zur Vergleichung mit den bisherigen Strophen folgen:

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Ihr steigt hinauf dem Strom der Reuß entgegen,
Der wilden Laufes von dem Berge stürzt.
Am Abgrund geht der Weg, und viele Kreuze
Bezeichnen ihn, errichtet zum Gedächtniß
Der Wanderer, die die Lawine begraben.
Vor jedem Kreuze fallet hin und büßet
Mit heißen Reuethränen eure Schuld
Und seid ihr glücklich durch die Schreckensstraße,
Sendet der Berg nicht seine Windeswehen
Auf euch herab von dem beeisten Joch,
So kommt ihr auf die Brücke, welche stäubet.
Wenn sie nicht einbricht unter eurer Schuld,
Wenn ihr sie glücklich hinter euch gelassen,
So reißt ein schwarzes Felsenthor sich auf;
Kein Tag hat's noch erhellt da geht ihr durch;

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Es führt euch in ein heitres Thal der Freude
Doch schnellen Schritts müßt ihr vorübereilen,
Ihr dürft nicht wohnen, wo die Ruhe wohnt.

Str. 4. 3u V. 1 ff. Vier Ströme brausen hinab u. s. w." (Rhone, Reuß, Tessin und Rhein) verweist Borberger

auf die Stelle in den Notizen zum Tell:

Von ihnen strömen

viele Flüsse in alle vier Straßen der Welt" (vgl. V. 3).

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Genau genommen," bemerkt Benzenberg in seinen Briefen aus der Schweiz, sieht man die Quellen dieser Ströme nicht (vgl. V. 2), und Niemand hat sie noch gesehen; fie liegen in der Nacht des ewigen Eises verborgen. Was man sieht und die Quellen nennt, sind über Eis und Felsentrümmer herunterstürzende Bäche." Die Mutter" (V. 5) ist die Eismasse, worin die Quellen liegen. Der Schlußgedanke der Strophe „und bleiben sich ewig verloren" entspricht nicht genau der Wirklichkeit, da die Gewässer der Reuß sich mittelst der Aar mit denen des Rheins vereinigen. Zu wünschen wäre, daß der Dichter gleich im Beginne des Liedes eine Andeutung gegeben hätte, ob er uns hinauf oder hinunter führe. Daß Ersteres der Fall ist, werden wir erst später inne.

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Str. 5, V. 1. 3wei Zinken ragen u. f. w.," die beiden Felsenhörner Fieudo und Prosa, die noch gegen 2000 über dem Hospitium liegen. Doch sind sie nicht unersteiglich, wie der lezte Vers glauben laffen könnte.

Str. 6. Bei der Schlußstrophe, die auf das mit ewigem Eise gekrönte Mutthorn geht, schwebte wohl dem Dichter nach Borberger's höchst wahrscheinlicher Vermuthung die Stelle aus dem Anfange von Joh. Müller's Schweizergeschichte vor: „Man sieht ihre pyramidalischen Spizen mit unvergänglichem Eise bepanzert .; in unzugänglicher Majestät (vgl. „Königin“ V. 1) glänzen sie hoch über den Wolken weit in die Lande der Menschen hinaus. Den Sonnenstrahlen troßt ihre Eislast, sie vergolden sie nur (vgl. V. 5 f.).“ Wie hier in V. 5, so spricht Schiller auch im Spaziergang von „der Sonne Pfeil" (für Strahl). Er frischte dadurch einen verblichenen Tropus auf; denn ursprünglich bedeutete der Strahl (wie italien. lo strale, flaw. die strelà) den Pfeil.

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Sprachliches betreffend, ist außer dem Ausdruck Löwin noch Str. 2, V. 4 bemerkenswerth: „Es hätte sich's Keiner verwogen." Verwogen ist Particip des alten Infinitivs verwägen (erkühnen), der sich z. B. noch bei Bonerius findet („des ich mich wohl erwägen kann"); vgl. Schiller's Tell IV, 2: „Hat sich der Landmann solcher That verwogen?”. Es (in sich's) steht genitivisch statt dessen, wie z. B. in Bürger's Lenore: „Er hat es nimmermehr Gewinn," oder in Schiller's Taucher: „Und war mir's mit Grausen bewußt."

45. Der Alpenjäger.

1804.

Was zunächst die Entstehungszeit betrifft, so findet sich in Schiller's Notizenbuch unter dem 5. Juli 1804 bemerkt: „An Becker nebst dem Alpenjäger (für Becker's Taschenbuch)“. Es ist aber nicht unwahrscheinlich, daß das Gedicht schon gegen Anfang des Jahrs gelegentlich über der Arbeit am Tell, wie das Berglied, concipirt und begonnen, wenn auch vielleicht erst Anfangs Juli abgeschlossen wurde.

Die zu Grunde liegende Volkssage, die Schiller wohl bei den Vorstudien zum Tell in irgend einer Schrift gefunden*), kehrt nach Art solcher wandernden Erzählungen mit mehrfachen Abweichungen in einzelnen Zügen wieder. Bonstetten erzählt sie in seinen Briefen über ein schweizerisches Hirtenland auf folgende Art: Alte Eltern hatten einen ungehorsamen Sohn, der nicht wollte ihr Vieh weiden, sondern Gemsen jagen. Bald aber ging er irre in Eisthäler und Schneegründe; er glaubte

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*) Nach Joach. Meyer fand er sie in Sulzer's Vorrede zu Scheuchzer's Naturs {historie des Schweizerlandes Ausg. II.

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sein Leben verloren. Da fam der Geist des Berges und sprach zu ihm: Die Gemsen, die du jagst, sind meine Heerde; was verfolgst du sie? Doch zeigte er ihm die Straße; er aber ging nach Hause und weidete das Vieh." Anders ist der Ausgang der Geschichte in Grimm's Gemsjäger." Hier tritt dem zum Felsgrat aufgestiegenen Jäger ein häßlicher Zwerg mit der Drohung entgegen ihn zu tödten, weil er ihm seine Heerde nicht gelaffen; doch vergibt er dem um Verzeihung Bittenden und verspricht ihm, es solle, wenn er sich nicht mehr blicken lasse, jeden siebenten Tag Morgens früh ein geschlachtetes Gemsthier vor seiner Hütte hangen. Der Zwerg hält Wort; aber dem Jäger wird nach ein paar Monaten das Faulenzerleben so unerträglich, daß er sich nochmals entschließt aufzusteigen. Im Begriff, einen stolzen Leitbock zu erlegen, wird er von dem unvermerkt herbeigeschlichenen Zwerg in den Abgrund geworfen. Daß dem Dichter die Sage in solcher Gestalt vorgelegen, ist nicht wahrscheinlich. Hier tritt des Jägers Lust an Müh und Gefahr stärker hervor als im Gedichte, wenn gleich Schiller drei ganze Strophen der Darstellung dieses Zuges gewidmet hat. Gözinger bemerkt, auf „Die Schweiz in ihren Ritterburgen und Bergschlössern (1, 111)" hinweisend, es werde die Sage im Ormont-Thale des Waadtlandes erzählt nur mit der Abweichung, daß den Gemsjäger auf seiner verwegenen Fahrt ein furchtbares Gewitter überfällt, aus welchem dann der Berggeist heraustritt. In diesem Zuge spricht sich stärker die der Sage wohl mit zu Grunde liegende Idee von der Heiligkeit gewisser Regionen aus, in die der Mensch seine Leidenschaft nicht hineintragen dürfe.

Als die Grundidee des Stüdes sieht Gözinger den feindlichen Gegensatz an, in den der Mensch so oft zur Natur sich stellt, sobald er als freies Wesen auftritt. Die Natur," sagt er, „hat in ihrem Wirken immer den gleichen Zweck des Schaffens und Erhaltens, und selbst ihre zerstörenden Kräfte müssen diesem

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