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Ideal und das Leben finden, wirkt zulezt ermüdend. Noch wahrscheinlicher indeß däucht es mir, daß Schiller die in diesen Strophen dargestellten Ideen, eine Frucht seiner philosophischen Speculation, später nicht mehr populär genug fand; und wenn er hiedurch zur Ausscheidung der Strophen bestimmt ward, so hat er nicht ganz Unrecht gehabt; ist doch gleich die erste derselben von einem neuern Erläuterer gänzlich mißverstanden worden, der sie so interpretirt: „Der Mann wagt vergeblich mit Gewalt zur Erkenntniß der Gottheit vorzudringen, während dem reinen Gefühle der Frau sich das Göttliche leicht erschließt." Davon steht nichts in der ersten Strophe, sondern der Dichter will sagen: Der Mann vergißt, daß er ein sinnlich vernünftiges Wesen ist, und will sich reinen begierdelosen Wesen gleichsehen; er will die Natur in ihm ganz zum Schweigen bringen, und verliert, indem er sich zur reinen Geisterwürde emporzuschwingen sucht, den Boden schöner Menschlichkeit unter seinen Füßen; während die Frau, die das Geleit der Gefühle nicht verschmäht, still, aber sichrer als der Mann, sich „dem göttlichen Ziele," d. h. dem von Gott dem Menschen gesetzten Ziele, dem Einklang von Sinnlichkeit und Vernunft, von Pflicht und Neigung nähert, und sich zu einer schönen Seele, zu vollendeter Menschheit hinaufbildet. Für die meisten Leser wird es hoffentlich zum Verständniß der drei Doppelstrophen genügen, wenn ich ein paar Stellen aus Schiller's Abhandlung über Anmuth und Würde folgen lasse.

Schiller hat von den drei Verhältnissen, in denen der Mensch zu sich selbst, d. H. sein sinnlicher Theil zu seinem vernünftigen stehen kann - Unterordnung der vernünftigen Natur unter die sinnliche, Unterordnung der sinnlichen unter die vernünftige, Harmonie der sinnlichen und der sittlichen Natur -in den vorliegenden Strophen den zweiten Zustand dem Manne, den dritten dem Weibe zugetheilt. Das zweite Verhältniß

charakterisirt er näher so: „Wenn sich der Mensch seiner reinen Selbstständigkeit bewußt wird, so stößt er Alles von sich, was sinnlich ist; und nur durch diese Absonderung von dem Stoffe gelangt er zum Gefühle seiner rationalen Freiheit. Dazu aber wird, weil die Sinnlichkeit hartnäckig und kraftvoll widersteht, von seiner Seite eine merkliche Gewalt und große Anstrengung erfordert, ohne welche es ihm auch unmöglich wäre, die Begierde von sich zu halten, und den nachdrücklich sprechenden Instinct zum Schweigen zu bringen. Der so gestimmte Geist läßt die von ihm abhängende Natur, sowohl da wo sie im Dienste seines Willens handelt, als da wo sie seinem Willen vorgreifen will, erfahren, daß er ihr Herr ist. Unter seiner strengen Zucht wird also die Sinnlichkeit unterdrückt erscheinen, und der innere Widerstand wird sich von außen durch Zwang verrathen. Eine solche Verfassung des Gemüths kann also der Schönheit nicht günstig sein, welche die Natur nicht anders als in ihrer Freiheit hervorbringt; und es wird daher auch nicht Grazie sein können, wodurch die mit dem Stoffe kämpfende moralische Freiheit sich fenntlich macht."

Das dritte Verhältniß, die Gemüthsverfassung einer schönen, zu vollendeter Menschheit gediehenen Seele, beschreibt der Dichter so: „Eine schöne Seele nennt man es, wenn sich das sittliche Gefühl aller Empfindungen des Menschen endlich bis zu dem Grade versichert hat, daß es dem Affecte die Leitung des Willens ohne Scheu überlassen darf, und nie Gefahr läuft, mit den Entscheidungen desselben im Widerspruch zu stehen. Daher sind bei einer schönen Seele die einzelnen Handlungen eigentlich nicht sittlich, sondern der ganze Charakter ist es. Man kann ihr auch keine einzige darunter zum Verdienst anrechnen, weil eine Befriedigung des Triebes nie verdienstlich heißen kann. Die schöne Seele hat kein anderes Verdienst, als daß sie ist. Mit einer Leichtigkeit, als wenn bloß der Instinct aus ihr

handelte, übt sie der Menschheit peinlichste Pflichten aus, und das heldenmüthigste Opfer, das sie dem Naturtriebe abgewinnt, fällt wie eine freiwillige Wirkung eben dieses Triebes in die Augen... In einer schönen Seele ist es also, wo Sinnlichfeit und Vernunft, Pflicht und Neigung harmoniren, und Grazie ist ihr Ausdruck in der Erscheinung. Nur im Dienst einer schönen Seele kann die Natur zugleich Freiheit besißen und ihre Form bewahren, da sie erstere unter der Herrschaft eines strengen. Gemüths, lettere unter der Anarchie der Sinnlichkeit einbüßt. Eine schöne Seele gießt selbst über eine Bildung, der es an architektonischer Schönheit fehlt, eine unwiderstehliche Grazie aus. Alle Bewegungen, die von ihr ausgehen, werden leicht, fanft und dennoch belebt sein. Heiter und frei wird das Auge strahlen, und Empfindungen werden in demselben glänzen. Von der Sanftmuth des Herzens wird der Mund eine Grazie erhalten, die keine Verstellung erkünfteln kann. Keine Spannung wird in den Mienen, kein Zwang in den willkürlichen Bewegungen zu bemerken sein, denn die Seele weiß von keinem. Musik wird die Stimme sein und mit dem reinen Strom ihrer Modulationen das Herz bewegen . . . Man wird, im Ganzen genommen, die Anmuth mehr beim weiblichen Geschlecht finden, wovon die Ursache nicht weit zu suchen ist. Zur Anmuth muß sowohl der förperliche Bau, als der Charakter beitragen, jener durch seine Biegsamkeit, Eindrücke anzunehmen, dieser durch die sittliche Harmonie der Gefühle. In beiden war die Natur dem Weibe günstiger als dem Manne. Der zärtliche weibliche Bau empfängt jeden Eindruck schneller, und läßt ihn schneller wieder verschwinden. Feste Constitutionen kommen nur durch einen Sturm in Be= wegung, und wenn starke Muskeln angezogen werden, können sie nicht die Leichtigkeit zeigen, die zur Grazie erfordert wird. Die zarte Fiber des Weibes neigt sich wie dünnes Schilfrohr unter dem leisesten Hauch des Affectes. In leichten und lieb

lichen Wellen gleitet die Seele über das sprechende Antlih, das sich bald wieder zu einem ruhigen Spiegel ebnet."

75. Hoffnung.

1797.

Im Jahr 1797 tam Schiller auf eine strophische Form, die von nun an seine Lieblingsform für kürzere didaktische Ge

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Die jambische Form hat er nur einem der hieher gehörigen Gedichte (Licht und Wärme) zu Grunde gelegt; in allen andern hat er sich der zuerst im Reiterlied zum Wallenstein gebrauchten anapästischen Form bedient, jedoch so, daß statt der Anapästen. vielfach einzelne jambische Füße, seltener spondäische eintreten. Im Jahre 1797 dichtete er nach diesem Schema Breite und Tiefe, Licht und Wärme, die Worte des Glaubens und das vorliegende Stück, im J. 1799 die Worte des Wahns und 1802 die zu einem Gesellschaftslied bestimmten vier Weltalter. In allen diesen Gedichten liegt ein großer Theil ihres Reizes in der metrischen Form. Sie spiegelt das lebhafte Intereffe ab, welches der Dichter an der vorgetragenen Wahrheit nimmt, und wirkt dazu mit, dieses Interesse auch dem Leser ein

zuflößen. Besonders gilt dies von der anapästischen Variation mit dem bewegten, lebendigen Gange ihres Metrums, weniger von der jambischen, woher es sich auch erklären mag, daß Schiller sie nur einmal angewandt hat. Eigenthümlich ist ferner diesen Gedichten eine gewisse Popularität der Darstellung; hohe, gewichtige Lehren sind in schlichter Form vorgetragen; der Dichter tritt als Volkslehrer auf, und nicht mit Unrecht schreibt Körner diesen Gedichten einen rhetorischen Charakter zu. Das vorliegende, zuerst im zehnten Stück der Horen 1797 erschienen, gehört seiner Entstehung nach wahrscheinlich dem December 1797 an; das genannte Stück wurde erst im Februar 1798 ausgegeben.

„Woher kommt es," fragt Hoffmeister, „daß die Hoffnung den Menschen durch sein ganzes Leben begleitet, und auch durch die bittersten Erfahrungen ihm nicht geraubt werden kann? Denn immer von neuem hofft der Mensch, und wenn er endlich an einer Sache verzweifelt, trägt er seine Hoffnung auf einen andern Gegenstand über. Offenbar ist sie also nicht etwas aus einzelnen Wahrnehmungen, bestimmten äußern Lebenslagen Hervorgehendes, denn dann käme sie nur besondern Menschen, nur gewissen Lebensaltern zu, und ließe sich durch die Erfahrung auch endlich widerlegen. Vielmehr hat auch die dem realen Leben zugelehrte Hoffnung, von welcher in dem Gedicht allein die Rede ist, eine nothwendige und allgemeine innere Quelle in der Menschenbrust sie ruht auf höherem Grund und Boden. Welcher ideale Bestandtheil bleibt aber übrig, wenn wir sie von allen ihren irdischen Zusäßen reinigen? Dadurch, daß wir immer und überall von Allem das Bessere erwarten, drückt sich ja offenbar auf eine unmittelbare und unwillkürliche Weise die Ueberzeugung aus, daß wir selbst zu etwas Besserm geboren sind, daß unsere Bestimmung eine hohe ist." Diese lleberzeugung spricht die lehte Strophe, der Brennpunkt des Gedichtes, aus, zu

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