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deren beiden Schlußversen man aus dem Gedicht Thekla, Str. 6, vergleiche:

Wort gehalten wird in jenen Räumen

Jedem schönen, gläubigen Gefühl.

In der für die Prachtausgabe der Gedichte angefertigten Handschrift corrigirte Schiller eigenhändig in Str. 2, V. 3 „begeistert" in lodet".

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76. Die deutsche Muse.

1800.

Zu der Zeit, wo dieses Gedicht entstand, trugen Schiller und Göthe sich mit dem Plane, gemeinschaftlich ein Repertorium für das deutsche Theater, theils durch eigene Production, theils durch Uebertragung und Bearbeitung bedeutender Dramen des Aus- und Inlandes zu schaffen. Indem unser Dichter hierbei eine Umschau auf den Gebieten der ausländischen wie der einheimischen Poesie hielt, mochte sich ihm die Wahrnehmung, daß die deutsche Poesie, im Gegensatz zu der fremdländischen, ihren Werth vorzugsweise sich selbst verdanke, besonders stark aufdrängen; und so schrieb er denn, ohne eine Mißdeutung seitens seines großsinnigen Gönners Karl August zu besorgen, voll deutschen Selbstgefühls die vorliegenden Strophen. Der römische Kaiser Aagust (Str. 1, V. 1) und die Familie der Medizeer zu Florenz (V. 2) sind als Beförderer der Künste und Wissenschaften berühmt. Eben so bekannt ist, daß Friedrich der Große sich von der deutschen Literatur ab und der französischen zuwandte (Str. 2, V. 1-3). In der Schlußstrophe erhebt sich der Ausdruck des stolzen Selbstgefühls zu hohem lyrischen Schwunge. Aehnliche Töne Tlingen in dem derselben Zeit angehörigen Gedicht An Göthe an:

Von keinem Ludwig wird es (das Edle der Kunst) ausgesät,
Aus eigner Fülle muß es sich entfalten,

Es borget nicht von ird'scher Majestät u. s. w.

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Das Schlußwort des Gedichtes 3wang" ist, streng genommen, eben so unrichtig gebraucht, als „3aum" in jenem ausgeschiedenen Verse des Spaziergangs:

Und der freche Gelust spottet der Nemesis Zaum.

Spotten regiert den Genitiv; freilich ließ sich der Cafus an dem Worte Zwang nicht bezeichnen, weil ein abhängiger Genitiv vorangeht; aber das entschuldigt den Dichter nicht, sondern zeigt nur, daß die Construction hier nicht anwendbar war.

77. Der Sämann.

1795.

Das Gedichtchen wird in Humboldt's Brief vom 18. August 1795 mit der Bemerkung hervorgehoben, daß ihm darin der Ausdruck besonders vollendet scheine. Es wurde zuerst im Musenalmanach für 1796 veröffentlicht, und zwar in einer mit der jezigen gleichlautenden Form, nur daß dort V. 1 beffer begann:

Sieh, voll Hoffnung u. s. w.

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Wir sollen es nicht verabsäumen, unsere Kräfte der Pflege des Guten zu widmen, wenn auch die Gegenwart und nächste Zukunft uns keine Frucht verspricht. Der reine moralische Trieb", heißt es im neunten Briefe über die ästhetische Erziehung, ist auf's Unbedingte gerichtet; für ihn gibt es teine Zeit, und die Zukunft wird ihm zur Gegenwart, sobald sie sich aus der Gegenwart nothwendig entwickeln muß. Gieb also, werde ich

Viehoff, Schiller's Gedichte. III.

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dem jungen Freunde der Wahrheit und Schönheit zur Antwort geben, der von mir wissen will, wie er dem edlen Trieb in feiner Brust bei allem Widerstande des Jahrhunderts Genüge zu thun habe, gieb der Welt, auf die du wirkst, die Richtung zum Guten, so wird der ruhige Rhythmus der Zeit die Entwickelung bringen."

78. Der Kaufmann.

1795.

Das Gedichtchen gehört, wie Nr. 80 und 81, zu einer Gruppe culturhistorischer Epigramme, die jedoch zum Theil in's Jahr 1796 fallen. Wir sehen, wie der Dichter um diese Zeit vorzugsweise aus den beiden Disciplinen, die ihn während seiner Selbstverständigungs-Periode beschäftigt hatten, aus der Philosophie und Geschichte, den Stoff zu seinen Poesien entnimmt. Um die culturhistorische Wichtigkeit des Handels zu veranschaulichen, geht er zum ältesten Handelsvolk, den Phöniciern, zurück, deren älteste Stadt Sidon war. Angeblich dehnten sie ihre Handelsfahrten bis zu den Zinninseln oder Cassiteriden aus, worunter man wohl die Scillyinseln oder Britannien zu verstehen hat, und bis zu dem Nordufer Deutschlands, vielleicht gar zu den Ostseeküsten, um den Bernstein zu holen. Der Sinn des Gedichts culminirt in dem Schlußdistichon: Der Kaufmann, der nach Gütern ausgeht, ist, ohne es zu wissen und zu wollen, ein Werkzeug der Cultur, vgl. im Epigramm Karthago V. 4: Dieser belehrte die Welt u. s. w.“, und Göthe's Apologie des Handels in Wilhelm Meister's Lehrjahren, B. 1. — Das Epigramm erschien zuerst im Musenalmanach 1796. Dort hat das Schlußdistichon folgende Gestalt:

Euch gehört der Kaufmann, ihr Götter! Er steuert nach Gütern,

Aber, geknüpft an sein Schiff, folget das Gute ihm nach.

Durch die Umformung haben die Verse in metrischer Beziehung

bedeutend gewonnen.

79. Odysseus.

1795.

Humboldt erwähnt dieses Epigramms in einem Briefe vom 11. September 1795 und findet darin, „einen großen und tiefen Sinn." Odysseus, der unter tausend Gefahren Meere und \ Länder durchkreuzt, um die Heimath zu finden, und selbst in den Hades hinabsteigt, und zuleht, als er schlafend an der heimischen Küste gelandet ist, jammernd sein Vaterland nicht erkennt, ist ein Bild des Menschen, der aus allen Kräften nach beglückenden Verhältnissen ringt, und, wenn ihm endlich nach langjährigem Ringen ein günstiges Geschick ohne sein Zuthun, wie im Schlafe, das erstrebte Glück gewährt, die innern Bedingungen eingebüßt hat, dieses Glückes froh zu werden, ja sogar die Fähigkeit, es als das angestrebte zu erkennen. Selbst ein Anderer geworden, sieht er das Erreichte in anderem Lichte, als es ehedem seiner Phantasie erschienen, und fühlt sich nicht dadurch beglückt. Zu V. 1 vergl. den Anfang der Odyssee V. 1-5. Der Scylla (V. 2) schreibt auch Homer Gebell zu (XII, 85):

Drinnen im Fels wohnt Scylla, das fürchterlich bellende Scheusal,
Deren Stimme so hell wie des neugeborenen Hundes.

Charybdis „schlurft das dunkle Gewässer“;

Dreimal strudelt fie täglich hervor und schlurfet auch dreimal
Fürchterlich.

Die Schreden des feindlichen Meers" sind die Stürme und Gefahren, die der feindlich gesinnte Poseidon dem Odysseus auf dem Meer bereitete (z. B. Odyssee V, 290 ff. IX, 80 ff.);

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die Schrecken des Landes", . B. des Kitonenlandes, wo des Odysseus Heer geschlagen wird (IX, 40 ff.), des Lästrygonenlandes, wo eilf Schiffe vertilgt werden (X, 80) u. a. Ueber die Höllenfahrt des Odysseus siehe Od. XI und zum Schlußverse vgl. Od. XIII. — Im Musenalmanach 1796, wo das Epigramm zuerst erschien, lautet:

V. 1. Alle Gewässer durchkreuzt Odysseus, die Heimath zu finden,
V. 4. Selbst in des Aides Reich u. s. w.

80. Karthago.

1795.

Dieses Epigramm, zuerst im zwölften Stück der Horen 1795 gedruckt, und spätestens im November dieses Jahrs entstanden, gehört zu den culturhistorischen (vgl. die Bemerkungen zu Nr. 78). Karthago, die Tochterstadt „der bessern menschlichen Mutter" Tyrus, das mit der Klugheit der Mutter die Gewalt Roms vereinigt, wird beiden nachgestellt, weil es weder, wie das handeltreibende Tyrus, Kenntnisse und Cultur unter den mit Klugheit bestohlenen Völkern verbreitet (vgl. das Gedicht Der Kaufmann, Nr. 78), noch die gewaltsam unterworfenen Völker, wie Rom, mit Kraft beherrscht, sondern durch Bestechung im Zaum hält. V. 2. lautet in den Horen:

Das mit des Römers Trok paaret des Tyriers List!

81. Die Johanniter.

1795.

Humboldt, dem Schiller das Gedicht gegen Ende August 1795 zugesandt hatte, schrieb darüber am 11. September: „ Die

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