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Wenn du zu lang dich in der Träume Land verweilet,
Antwortete der Gott (Horen)

Antwortet ihm der Gott (Ausg. I.).

Str. 7, V. 1 in den Horen und Ausg. I.:

Mein Auge hing an deinem Strahlenangesichte,
Str. 8, V. 1 in den Horen:

Was kann ich thun? spricht Zeus u. s. w.

68. Das Mädchen aus der Fremde.

1796.

Diese schöne Allegorie erschien zuerst im Musenalmanach für 1797, dessen erster Bogen, worauf es steht, schon Anfangs August 1796 gedruckt war, und gehört also spätestens dem Juli des leztgenannten Jahres an. Körner bezeichnet das Gedicht in seiner Beurtheilung des Almanachs (Brief vom 11. Oktober) als „ein liebliches Räthsel“ und fügt hinzu: „Hier bemerke ich gar nichts von deiner ehemaligen Manier, die Produkte der Phantasie für den Verstand zu würzen. Das Bild steht noch in der Gestalt vor uns, in der es empfangen wurde." In der That entfernte sich Schiller mit diesem Gedichte um einen großen Schritt weiter von seiner Ideendichtung der reinern Poesie zu, und er verfuhr dabei mit Bewußtsein und Absicht. „Es freut mich," antwortete er dem Freunde, „daß du das Mädchen aus der Fremde und Herkulanum liebst; in beiden habe ich meine Manier zu verlassen gesucht und es ist eine gewisse Erweiterung meiner Natur, wenn mir diese neue Art nicht mißlungen."

Die anmuthvolle Göthe'sche Einfachheit und Klarheit der Sprache, die Lieblichkeit des Bildes gewannen dem Stücke sogleich

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selbst die Leser, welche den Sinn nicht genau faßten, so daß es bald ein Lieblingsgedicht der Nation wurde. Das Mädchen aus der Fremde ist ohne Zweifel als die personificirte Poesie, oder, wenn man will, im weitern Sinne als die Muse der gesammten höhern, edlern Kunst aufzufassen. Neuerdings hat Karl Bormann ziemlich anspruchsvoll nachzuweisen gesucht, daß Schiller speciell die Muse des Almanachs von 1797 gemeint habe. Hiernach wäre das Thal bei armen Hirten" Neu-Streliß, wo bei Michaelis der Jahrgang 1796 des Musenalmanachs erschienen war; die Blumen", die das Mädchen mitbrachte, wären die Gedichte des Almanachs, „der Blumen allerschönste“ das Göthe'sche Gedicht Alexis und Dora, „die Früchte" die Xenien, die der Almanach enthielt. Es mag sein, daß dem Dichter ursprünglich solche speciellere Beziehungen vorgeschwebt haben; aber ein eigentliches Gelegenheitsgedicht war, wie schon früher mehrmals bemerkt worden, seiner Natur, wie seiner Theorie zuwider; er verallgemeinerte und idealisirte das Individuelle und in der Wirklichkeit Gegebene und suchte die Spuren des Persönlichen möglichst zu verlöschen. So entstand denn auch hier ein Gedicht, worin dem weitern Leserkreise nicht die Muse des Almanachs, sondern allgemein die als „ein Mädchen, schön und wunderbar" personificirte Poesie oder schöne Kunft überhaupt entgegentritt.

Str. 1. Man hat wohl die armen Hirten" (V. 1) als einfache, unverdorbene Naturmenschen gedeutet, bei denen die Poesie gern wohne. Wir wissen aber schon aus den Künstlern, daß Schiller nicht den ersten einfachen Naturzustand sich als den günstigsten Boden für Poesie und Kunst auffaßte. „Der fortgeschrittne Mensch," heißt es dort, trägt auf erhobnen Schwingen dankbar die Kunft mit sich empor." Wir fassen daher mit Gözinger das „Thal" als die Erde, und die „armen Hirten" als die Menschen überhaupt auf, die in so fern arm

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zu nennen find, als das Schicksal sie an die Bedürfnisse de Augenblids gebunden hat. Wenn die Natur um uns her," her,“ interpretirt Gößinger nun weiter, sich verschönert und mit tausend Stimmen zu uns spricht, dann erwacht auch in uns der Drang, aus der Enge unsers Daseins herauszutreten, aus der Wirklichfeit in das Reich der Dichtung zu flüchten." Es fragt sich aber, ob hier nicht, wie das Thal und die Hirten, so auch „das junge Jahr" (V. 2) in uneigentlichem höherm Sinne zu nehmen sei. Sollte nicht der Sinn sein: Jedesmal, wenn unter den Menschen sich der Frühling eines erfreulichen geselligen Daseins entwickelt hat, „dann gebiert", wie es im Spaziergang heißt,

.. Das Glück dem Talente die göttlichen Kinder;

...

Von der Freiheit gesäugt, wachsen die Künste der Luft.

Aehnlich ist die Darstellung der Sache im eleusischen Feft. Auch dort sehen wir zunächst den ganzen Bau der Gesellschaft vor uns aufsteigen, und dann erst heißt es:

Aber aus den goldnen Saiten

Lockt Apoll die Harmonie u. s. w.

Str. 2. Die Poesie, die Kunst ist geheimnißvollen, überirdischen Ursprungs. Schon in der Odyffee (I, 346) heißt es, der Sänger begeistere uns nicht, wie er, sondern wie Zeus wolle; und was dort dem Gotte, das wird im Grafen von Habsburg der gebietenden Stunde" zugeschrieben. So vergleicht auch die Macht des Gesanges die Poesie mit einem mächtigen, aus nie entdeckten Quellen hervorbrechenden Bergstrom. Eben so wenig aber, als die Entstehung der dichterischen Begeisterung fich erklären läßt, fann man sie, wenn sie einmal verschwunden ist, willkürlich zurückrufen (V. 3 f.). Vgl. die Schlußstrophe des Gedichtes die Gunst des Augenblics:

So ist jede schöne Gabe

Flüchtig wie des Bliges Schein;
Schnell in ihrem düstern Grabe

Schließt die Nacht sie wieder ein.

Oder ist auch diese Strophe, gleich der ersten, aus culturhistorischem Gesichtspunkte aufzufaffen? Dann wäre so zu interpretiren: Die Blüthezeit der Poesie, der Kunst erscheint in einem Volke, wenn es aus seinem geistigen Winterschlummer erwacht, ganz von selbst wie die Blüthezeit der Natur, der Frühling. Ist aber die goldene Zeit der Kunst einmal vorüber, so vermag feine Anstrengung, auch der edelsten Geister es zurückzuführen. In V. 3 ist und schnell war ihre Spur u. s. w." die Lesart des Musenalmanachs, die einzig richtige. Doch schnell u. s. w.", wie es in den ältern Gedichtausgaben heißt, beruht auf einem Irrthum.

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Str. 3. Die herzerweiternde Wirkung der Poesie, der Kunst empfindet jedes nicht ganz verstockte Gemüth; aber zugleich fühlt Jeder, daß die Poesie eine edle, höhere, ehrfurchtgebietende Erscheinung ist. Borberger weist hierbei auf ein Wort Schiller's über die Erbprinzessin Maria Paulowna (in einem Brief an Körner vom 20. November 1804): Sie ist äußerst liebenswürdig, und weiß dabei mit dem verbindlichsten Wesen eine Dignität zu paaren, die alle Vertraulichkeit entfernt."

Str. 4 und 5. Die Gaben der Poesie sind nicht in der Wirklichkeit, sie sind im Lande der Ideale gereift und gesammelt. „Diese Gaben," interpretirt Göginger, „find für viele nur Blüthen, an deren Schönheit und Wohlgeruch sich der Sinn ergözt, für Andere aber Früchte, die durch ihren innern Werth den Geist nähren und stärken,“ und das Herz erquiden, muß man hinzusehen. Ueberhaupt lassen sich die beiden hier angedeuteten Wirkungen nicht strenge auseinander halten. Indem die ächte Kunst erfreut und erheitert, hebt und stärkt sie auch

das Gemüth und weckt jede Kraft des Geistes zu höherer Thätigkeit. Freilich wird, besonders in der vielseitig wirkenden Kunst der Poesie, sich jedes Alter vorzüglich an das halten, was ihm am meisten gemäß ist, der Jüngling an das Sinn, Gefühl und Phantasie Ansprechende, der Greis an dasjenige, was dem Geiste ernstere Nahrung bietet.

Str. 6. Der Jugend, den Liebenden spendet aber das fünstlerische Genie seine besten, seine feurigsten Schöpfungen, weil es bei ihnen die größte Empfänglichkeit vorausseßen darf. Die Liebe ist ja," wie Götinger sagt, selbst Poesie, ein Heraustreten aus dem Gebiet der Wirklichkeit in das Reich des Ideals."

69. Das Ideal und das Leben.

1795.

Mitten zwischen die zahlreichen kleineren Stüde, womit Schiller nach einer fast sechsjährigen Pause sich auf's Neue zum Dichter einweihte, fällt als eine umfassendere und großartige Composition das Ideal und das Leben, oder, wie das Gedicht zuerst überschrieben war, das Reich der Schatten. Welchen Werth der Dichter Anfangs selbst auf diese Arbeit legte, zeigt der Eingang des Briefes vom 9. August 1795 an Humboldt, womit er diesem das Gedicht übersandte: „Wenn Sie diesen Brief erhalten, liebster Freund, so entfernen Sie Alles, was profan ist, und lesen in geweihter Stille dieses Gedicht. Haben Sie es gelesen, so schließen Sie sich mit Ihrer Frau ein und lesen es ihr vor.... Ich gestehe, daß ich nicht wenig mit mir zufrieden bin; und habe ich je die gute Meinung verdient, die Sie von mir haben und deren mich Ihr letter Brief verfichert, so ist es durch diese Arbeit. Um so strenger muß aber

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