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„Böttiger, höre ich, wollte über den Vandalism der Franzosen bei Gelegenheit der so schlecht transportirten Kunstwerke einen Aufsatz schreiben. Ich wünschte, er thäte es und sammelte alle dahin einschlagenden Züge von Rohheit und Leichtsinnigkeit. Ermuntern Sie ihn doch, und verschaffen mir alsdann den Auffaz für die Horen." Göthe schickte den Auffah, der aber, wie er vermuthet hatte, erst nach dem seligen Hintritt der drei geliebten Nymphen" eintraf. Auch hatte Schiller schon in seinem Musenalmanach für 1798 ein verwandtes Gedicht von A. W. Schlegel Die entführten Götter aufgenommen. Möglich also, daß die erste Conception unseres Gedichtes noch vor 1800 fällt. Veröffentlicht wurde es zuerst in Becker's Taschenbuch (Erholungen) für 1803, wo es die Ueberschrift Die Antiken in Paris und folgende Varianten hat: „führen an der Seine Strand" St. 1, V. 3) und „Musäen" (Str. 1, V. 4).

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Zu Str. 2, V. 1 Ewig werden sie ihm schweigen" vgl. das Epigramm an Mayer in Italien: „Tausend Andern verstummt u. s. w.". Str. 2, V. 2. Sie werden „nie von den Gestellen steigen u. s. w." heißt: sie werden eine todte, unfruchtbare Zierde bleiben, nie von den Franzosen lebendig empfunden werden, nie ihre Künstler zu ähnlichen edlen Productionen begeistern. In den drei Schlußversen, dem eigentlich didaktischen Theil des Stückes, ist ein ganz ähnlicher Gedanke wie in dem Gedicht Die Antike an den nordischen Wanderer ausgesprochen.

90. Thekla.

Eine Geisterstimme.

1802.

Am 18. Februar 1802 schrieb Schiller an Körner über das zu einem Gesellschaftslied bestimmte Gedicht Die vier

Weltalter und fügte hinzu: „Ich habe noch verschiedene andere angefangen, die aber ihrem Stoffe nach zu ernsthaft und zu poetisch sind, um in einer gemischten Societät und bei Tische zu cursiren." Wahrscheinlich gehörte zu diesen Gedichten das vorliegende, wenn er es gleich erst im September an Körner schickte. Dieser sand darin viel Anziehendes; „der Ton,“ schrieb er am 19. September, ist trefflich darin gehalten — eine hohe Rührung mit der größten Einfachheit verbunden. Hier haft du dich ungestört deiner Phantasie überlassen, und sie hat dich belohnt"; worauf Schiller am 11. Oktober antwortete: „Mich freuť's, daß das Liedchen der Thekla deinen Beifall hat; ich habe es mit Liebe gemacht.“

Zu näherm Verständniß des Gedichtes thut man wohl, auf das Drama Wallenstein zurückzugehen. Hier hat Schiller das schließliche Schicksal der Thekla in ungewissem Dunkel gelassen, obwohl sie in einem Monolog (IV, 12) die Absicht der Selbsttödtung ziemlich klar andeutet, indem sie von Mar Piccolomini's Pappenheimern sagt:

Sie wollten auch im Tod nicht von ihm lassen,
Der ihres Lebens Führer war das thaten
Die rohen Herzen, und ich sollte leben! ...
Was ist das Leben ohne Liebesglanz?

Ich werf' es hin, da sein Gehalt verschwunden!

Hat aber dieser Entschluß sie nicht später gereut? Ist sie nicht wider Willen davon zurückgebracht worden? Hat die Liebe zur Mutter nicht in ihr obgefiegt? Solchen Zweifeln scheint nun der Dichter durch unser Lied begegnen gewollt zu haben, so daß auch dieses Gedicht, wie das etwas ältere nächstfolgende (Nr. 91), Das Mädchen von Orleans, gewissermaßen als ein_apologetisches zu betrachten wäre.

Str. 1 scheint in enger Beziehung zu den beiden Anfangsstrophen der Romanze Des Mädchens Klage zu stehen, die

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Thefla in den Piccolomini, Att III, Sc. 7 singt. „Es ist," interpretirt Hoffmeister, „als ob der Dichter sagte: Was wundert ihr euch und fragt, wie es mit der Thekla ausgegangen? Und wie könnt ihr sagen, ihr Leben habe keinen Abschluß? Hat fie es euch nicht selbst in der Romanze gesagt, daß ihr Leben nur ihr Lieben sei („Ich habe gelebt und geliebet")? Wenn sie über ihr Lieben hinaus noch leben könnte, wäre sie dann noch Thekla?“ Durch die Bezeichnung „flücht'ger Schatten" (V. 2) charakterisirt Schiller selbst die dramatische Figur der Thekla als ein ätherisches Gebilde ohne feste Umrisse. Sie ist," sagt Hoffmeister, „ein Musikstück, eine Herzenshymne, die Stimme eines unsichtbaren Engels. Schiller hat nicht leicht eine zweite Figur auf die Bühne gebracht, die so wesenlos wäre, als diese reine, himm lische Seele."

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In Str. 3 spricht sich der Dichter, der sonst den gewöhn= lichen Unsterblichkeitsvorstellungen nicht eben zugethan war, dahin aus, daß der Tod die Seelen der wahrhaft Liebenden auf immer zu einem glücklichen Dasein vereinige. Strophe 4 sagt dann weiter, diese Vereinigung umfasse nicht bloß die Seelen des liebenden Paares, sondern auch die der Verwandten („Dort ist auch der Vater, frei von Sünden"; so ist der Sat im Taschenbuch für Damen 1803 interpungirt); auch sei in jenen Sphären die Seele von den Makeln des Irdischen geläutert, und nicht mehr der Gewalt des Schicksals preisgegeben.

Str. 4 und 5 sind ein Ausfluß der religiös-ästhetischen und symbolischen Weltanschauung, die Schiller für die höchste Auffassung und für die einzige hielt, die das uns inwohnende Göttliche uns zu lebendigem Bewußtsein zu bringen vermöge. Nicht durch die gemeine Verstandeserkenntniß können wir das Heilige, das Ewige uns näher rücken; die ewigen Wahrheiten der Vernunft vermag nur das Herz, das Gefühl, der Glaube, und zwar nur durch Symbole aus der Sinnenwelt zu verdeut

lichen. Aus diesem Gesichtspunkt vertheidigt auch Max Piccolimini (III, 4) Wallenstein's Hang zur Astrologie:

O nimmer will ich seinen Glauben schelten

An der Gestirne, an der Geister Macht.

Nicht bloß der Stolz des Menschen füllt den Raum

Mit Geistern, mit geheimnißvollen Kräften,

Auch für ein liebend Herz ist die gemeine
Natur zu eng, und tiefere Bedeutung
Liegt in dem Märchen meiner Kinderjahre,

Als in der Wahrheit, die das Leben lehrt.

Und so schließt auch übereinstimmend mit unserm Lied das Gedicht Hoffnung:

was die innere Stimme spricht,

Das täuscht die hoffende Seele nicht.

91. Das Mädchen von Orleans.

1801.

Die Ueberschrift dieses am 19. Juni 1801 an Cotta abgesandten Gedichtes im Taschenbuch für Damen 1802 „Voltaire's Pucelle und die Jungfrau von Orleans" bezeichnet bestimmter den Inhalt, als die jeßige; denn das Gedicht ruht, wie so viele andere von Schiller, auf einem Contrast, indem es die Jungfrau von Orleans der Voltaire'schen Pucelle entgegenseßt. Die gegenwärtige Ueberschrift scheint aus dem Streben nach Kürze hervorgegangen zu sein; doch mochte der Dichter dabei auch erwägen, daß der angedeutete Gegensaß in dem Gedicht nicht rein durchgeführt ist. Sieht man näher zu, welche Johanna der Voltaire'schen Pucelle gegenübergestellt ist, die Schiller'sche oder die geschichtliche, so zeigt sich, daß der Dichter

zwischen beiden Vorstellungen geschwankt, oder beide miteinander verwoben hat. Die beiden ersten Strophen gehen vorherrschend auf die historische Johanna; doch läßt sich der Schlußvers der zweiten nur auf die Schiller'sche deuten. In der dritten Strophe faßt der Dichter beide zusammen, indem er die durch die Poesie verklärte Jungfrau anredet. Es mag daher auch wohl Schiller in der neuen Ueberschrift den Ausdruck Mädchen" gewählt haben, um eben zugleich auf die historische Johanna und die Verunglimpfung ihres Bildes durch Voltaire mit hinzuweisen.

Als Veranlassung zu unserm Gedichte bezeichnet Böttiger im Taschenbuch Minerva für 1812 die spöttische Mißdeutung und hämische Bekrittelung, die Schiller's Jungfrau in manchen Kreisen zu Weimar gefunden; viele Monate hindurch habe das Stück in Weimar nicht aufgeführt werden können, weil man in arglosen Ausdrücken, wie dem des Vaters Thibaut: „Entfaltet ist die Blume deines Leibs" Stoff zu einem Stachelvers für irgend einen ungezogenen Wizbold gewittert habe; die prophetischen Orakel Johanna's, ihre gesprengten Ketten u. s. w. seien bespöttelt worden; die prosaische vernünftelnde Wunderscheu des Zeitalters habe sich gegen das Drama erhoben; und der Zorn über solche Verstockung und Herzenshärtigkeit habe dem Dichter unser Gedicht entlodt.

Str. 1 ist besonders gegen Voltaire gerichtet, der in seinem Gedichte La Pucelle d'Orléans die volle Schale seines unsaubern. Wizes über diesen Stoff ausgegoffen und es dahin gebracht hatte, daß seit 1757, wo jenes Gedicht zuerst veröffentlicht wurde, das einst so arglose Wort pucelle in feinem feinern französischen Zirkel mehr gesprochen werden durfte. Mercier nennt in seinem Vorwort zu Cramer's französischer Bearbeitung der Schiller'schen Jungfrau jenen poetischen Wechselbalg ein crime antinational und den Verfasser einen poète immoral et calomniateur. Dagegen hat man von Schiller mit Recht gesagt, daß er sich um

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