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jugendlichen Gefühls schweifen, wie Dianens Blick, in die Ferne. Daher ist das früheste jungfräuliche Alter nicht selten von einer gewissen Gefühllosigkeit, ja sogar, da ein großer Theil der weiblichen Milde von der Entwickelung jener Empfindungen abhängt, von einer gewissen Härte (Schiller bezeichnet sie in V. 12 als Feindschaft und Haß) begleitet." Daß wir auch in V. 15 ein paar aus dem Alterthum entlehnte Züge finden, „der Speere Gewühl“ und „die stäubende Rennbahn,“ kommt bei einem Dichter nicht unerwartet, der in den Sängern der Vorwelt sagt:

Aus der Welt um ihn her sprach zu dem Alten die Muse; Kaum noch erscheint sie dem Neu'n, wenn er die seine vergißt. Die von V. 19 an folgende kleinere Hälfte des Gedichts gewährt ein mehr zusammenhängendes Bild, so wie sie auch für's Gefühl eine größere Einheit hat, als der vorhergehende überwiegend didaktische Theil. Hier wählt der Dichter doch wenigstens eine bestimmte Tageszeit, und zwar wie in der Erwartung den Abend, wo Amor die Liebenden zusammenführt und die lang Entzweiten wieder vereinigt.

Der Musenalmanach hat folgende Varianten:

V. 17. Jeko, Natur, beschüße dein Werk! Auseinander auf immer
V. 23. Seufzend flüstert im Winde das Rohr, sanft murmeln die Bäche.

95. Macht des Weibes.

1796.

Das Gedichtchen entstand vermuthlich im Juli, spätestens Anfangs August 1786; am 12. August war es schon unter der Preffe. Es ruht ganz auf den philosophischen Speculationen aus unsers Dichters Selbstverständigungsperiode. Die Frau lehrt es uns wirkt nicht sowohl durch einzelne moralisch große Thaten, als vielmehr durch die schöne Totalität ihrer Er

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scheinung, worin allein sich die Harmonie ihrer sittlichen und sinnlichen Natur vollkommen aussprechen kann. Diese lasse sie still auf ihre Umgebung einwirken, und suche nicht durch geräuschvolles Wesen Aufsehen zu erregen. Dem Manne ist zwar auch die Aufgabe gestellt, ein harmonirendes Ganzes zu sein und mit seiner vollstimmigen Menschheit zu handeln; aber diese Charakterschönheit ist nur ein Ideal, dem er eifrigst nachstreben soll, das er aber nie vollkommen erreicht. Durch Anmuth, „den Ausdruck einer schönen Seele," zu wirken, ist also nicht seine Sache; er suche nur des Gesezes Würde" zu behaupten, d. h. im Kampfe der Pflicht und Neigung, dem er nicht entgeht, dem göttlichen Gesez stets zum Siege zu verhelfen. Das ist die Herrschaft durch der Thaten Macht," woran das Weib nur mit Aufopferung seiner höchsten Krone," der glücklichen Einheit seines Wesens, Theil nehmen kann. Eben so wenig paßt für die Frau die Herrschaft durch des Geistes Macht." In der Abhandlung über die nothwendigen Grenzen beim Gebrauch schöner Formen sagt Schiller: „Das andere Geschlecht kann und darf seiner Natur und seiner schönen Bestimmung nach mit dem männlichen nie die Wissenschaft, aber durch das Medium schöner Darstellung die Wahrheit theilen;" und in dem Gedicht Die berühmte Frau schildert er, was aus einem Weibe zu werden pflegt, das nach des Geistes Macht strebt:

Ein starker Geist in einem zarten Leib,

Ein Zwitter zwischen Mann und Weib,

Gleich ungeschickt zum Herrschen wie zum Lieben u. s. w.

96. Der Tanz.

1795.

Der Tanz gehört zu einer Anzahl von Gedichten, die Schiller an Humboldt am 7. August 1795 im Manuscript über

fandte, ist also spätestens um den Anfang Augusts entstanden. Das Stück ist eins der ersten, worin er das elegische Versmaß anwandte, aber auch sogleich vortrefflich handhabte. In Rhythmus und Wortklängen zeigt sich so viel malerische Kraft, daß in dieser Hinsicht kaum eines der spätern im gleichen Versmaß gedichteten Stücke Schiller's ihm den Vorrang streitig machen kann. Der Dichter scheint aber auch gerade auf die metrische Form großen Fleiß verwandt und sich mit klarem Bewußtsein die Aufgabe gestellt zu haben, in der sprachlichen Darstellung selbst die anmuthige, gefällige Bewegung und den mannigfaltigen Reiz des geschilderten Gegenstandes nachzuahmen. Indeß ging das Stück nicht sogleich in der vollendeten Gestalt, worin es uns jezt entgegentritt, aus der Werkstatt des Dichters hervor. In dem an Humboldt gesandten Manuscripte lauteten mehrere Verse anders, als im Musenalmanach für 1796, worin das Gedicht zuerst erschien; und der Tert des Almanachs weicht noch mehrfach von dem jezigen ab.

Humboldt urtheilte in seiner Antwort vom 18. August über das Gedicht: „Der Tanz ist vortrefflich, und es kann leicht an bloß subjectiven Gründen liegen, wenn ich ihm die Macht des Gesanges vorziehe. Er hat einen so großen philosophischen Gehalt, und das Bild der Tanzenden ist göttlich schön gemalt und voll Leben. Der Bewegung und Leichtigkeit der ersten Hälfte, die vorzüglich in einzelnen Versen unübertrefflich ausgedrückt ist, stellt sich die Festigkeit und der Ernst der zweiten prächtig entgegen. Auch wird es Ihnen dadurch auf eine in der That ganz vorzügliche Art eigen. Die Idee drückt die Individualität Ihres Geistes, der immer in dem Verwirrten das Gesez aufsucht, und das Gesetz wieder in scheinbare Verwirrung zu verbergen sucht, sehr treffend aus; und selbst die Bilder, die Sie brauchen, gehören, wie ich mich aus Gesprächen erinnere, zu denen, die Ihnen am geläufigsten sind." In einem andern

Briefe an Schiller (vom 22. September) bemerkt er, daß der Tanz ein Lieblingsgedicht Herder's sei, und erklärt sich dieses damit, daß die Harmonie in scheinbarer Verwirrung, vorzüglich auf das Weltall bezogen, eine bei Herder oft wiederkehrende Idee sei, und auch der Vortrag, ein Gleichniß mit angeknüpfter fürzern Anwendung ganz seiner Manier entspreche. Er hätte noch hinzufügen fönnen, daß es Herder freuen mußte, in dem Gedicht Anklänge an früher von ihm Veröffentlichtes zu finden. Bei V. 25 und 32 mußte dieser seiner Abhandlung Nemesis gedenken, wo er Nemesis als „die Göttin des Maßes und Einhalts" bezeichnet hatte, als „strenge Aufseherin und Bezähmerin der Begierden, Feindin alles Uebermuthes und Uebermaßes, die, sobald sie dieses gewahr wird, das Rad drehet und das Gleichgewicht herstellt"; ferner der von ihm mitgetheilten Epigramme aus der griechischen Anthologie:

1.

Warum, o Nemesis, hältst du das Maß und die Zügel? Damit du Handlungen gebeft Maß, Worten anlegest den Zaum.

2.

Nemesis bin ich und halte das Maß. Was bedeutet das Maß denn? Allen faget es an: Schreite nicht über das Maß.

Und wie in V. 27 ff., so wird auch in dem griechischen Epigramm Der Chortänzer die Bewegung des Weltgebäudes als durch Musik und Tanz geregelt dargestellt:

Fröhlich blic' ich hinauf zum Chor der frohen Gestirne.
Führ' auf Erden, wie sie droben am Himmel, den Chor.
Blumenumkränzet das Haar, mit musikalischem Finger
Rühr' ich ein Saitenspiel, rege die Herzen mit ihm.

Und so leb' ich ein schönes, ein Sternenleben. Der Weltbau
Ohne Gesang und Tanz könnte bestehen nicht mehr.

Göthe äußerte sich über den gemeinsamen Charakter der damaligen Poesie Schillers in einem Briefe an ihn auf folgende Art: Ihre Gedichte, möchte ich sagen, sind nun, wie ich sie vormals von Ihnen hoffte. Diese sonderbare Mischung von Anschauen und Abstraction, die in Ihrer Natur ist, zeigt sich nun im vollkommensten Gleichgewicht, und alle übrigen poetischen Tugenden treten in schöner Ordnung auf." Auch in unserm Gedichte tritt diese Verbindung von Poesie und Philosophie auf's deutlichste hervor. An das lebendig dargestellte Bild eines leichten, anmuthigen Spiels knüpft sich eine erhabene, tiefsinnige Idee. Treffend bemerkt Hoffmeister, es vereinige sich in dem Stücke der Poet mit dem Denker und dem Menschen so sichtbar, daß man einem jeden gleichsam sein Contingent ausscheiden könne: „In den wechselnden Erscheinungen hält der Denker das gleiche, stetige Gesetz fest; als Dichter trägt er die Weltordnung in das flüchtig bewegte Spiel des Augenblicks; als Mensch bezieht er die in ein kleines Bild zusammengezogene Idee des Universums auf unsre Veredlung." Hiernach gliedert sich denn das Gedicht in einen größern und zwei kleinere Abschnitte. Der erste, V. 1-18, vorwiegend beschreibender Art, malt den Tanz, deutet jedoch schon durch seine lezten Zeilen auf die anzuknüpfende Idee voraus. Der zweite Abschnitt, V. 19-26, didaktischer Art, lehrt, welches Princip es sei, das in der scheinbaren Verwirrung und Regellosigkeit des Tanzes Gesez und Ordnung aufrecht erhalte. Der dritte Abschnitt, V. 27–32, rhetorischer Art, ermahnt uns, nach diesem Princip, welches auch das große Weltall regelt, unser sittliches Leben zu gestalten. Schiller bezeichnet dieses Princip (V. 23) als „des Wohllauts mächtige Gottheit," die, verwandt mit der Nemesis, der Göttin des Maßes, den Tanz durch Taft und Rhythmus regelt, als Grundgefeß für die Bewegung der Himmelskörper die Sonnen und Planeten in ihren Bahnen hält, und als lebendig im Herzen sprechendes

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