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stummen heißt, wie der Anblick der schrecklichen Aegide jeden Feind lähmte und versteinte.

Der Musenalmanach für 1799 enthält folgende Varianten und zusätzliche Distichen:

V. 7. Eh' er es lebte, ist ihm das volle Leben gerechnet,

V. 26. Seinen Adler herab, trägt ihn zu seinem Olymp,

V. 35. Ihm gehorchen die wilden Gemüther, das brausende Delphin
Nach V. 36:

Ein geborener Herrscher ist alles Schöne und sieget
Durch sein ruhiges Nahn, wie ein unsterblicher Gott.

Nach V. 46:

Um den heiligen Herb ftritt Hektor, aber der Fromme
Sank dem Beglückten, denn ihm waren die Götter nicht hold.

V. 63. Jede irdische Venus steigt, wie die u. s. w.

Nach V. 76:

Aber du nennest es Glück, und deiner eigenen Blindheit
Zeihst du verwegen den Gott, den dein Begriff nicht begreift.

98. Der Genius.

1795.

Im Briefwechsel zwischen Schiller und Humboldt wird dieses Gedichtes zuerst in einem Briefe des Dichters vom 21. August 1795 Erwähnung gethan, wornach zu vermuthen, daß es spätestens um die Mitte Augusts entstanden ist. Die Quelle liegt in den kunstphilosophischen Betrachtungen, die Schiller damals beschäftigten, und aus denen um jene Zeit auch der auf gleichen Grundideen, wie unser Gedicht, ruhende Auffah über naive und sentimentalische Dichtung entsprang. Ich bin jest gerade," schrieb

er am 7. September an Humboldt, bei meinem Auffah über's Naive, wo ich von dem Gegensah zwischen Einfalt der Natur und Cultur viel zu sagen habe," - demselben Gegensatz, den Der Genius behandelt, nur mit dem Unterschied, daß im Gedicht die Anwendung auf das Sittliche, in der Abhandlung auf das Aesthetische gerichtet ist. Aus diesem innigen Zusammenhang des Gedichtes mit den Ideen, in die er sich damals so sehr vertiefte, erklärt sich auch des Dichters große Vorliebe für das Stück; es war ihm, das Reich der Schatten ausgenommen, zu jener Zeit unter seinen Gedichten das liebste. Und damit stimmte Körner's Urtheil überein, der ihm am 2. September schrieb: „Gedanke, Vortrag, Anordnung - Alles gibt mir den höchsten Grad von Befriedigung. Der Versbau hat eine Pracht und einen Wohlklang, dergleichen ich noch nie in einer Elegie gefunden habe. Nur selten ist Göthe etwas Aehnliches gelungen." Auch Humboldt lobte das Gedicht sehr, obwohl er es, nach einem spätern Geständniß, etwas zu scharf auf den Gedanken gerichtet fand, und die Idee gern etwas weiter entwickelt gesehen hätte. Da die natürliche Frage" schrieb er (die Frage, ob nur die Wissenschaft zum Seelenfrieden führen könne), „schon an sich so oft aufgeworfen wird, und die Lage der Zeit selbst die Beantwortung der Frage noch nothwendiger macht, so kann es ihr auch an allgemeinem Interesse nicht fehlen; und die Antwort ist zu einfach, um nicht ohne Mühe verstanden zu werden. Es lag wahrscheinlich nicht in Ihrem Plan, sonst hätte ich gewünscht, Sie hätten die Idee weiter verfolgt und wären auf die Frage gekommen, ob die Dauer einer solchen natürlichen zweifellosen Unschuld wahrscheinlich oder nur möglich ist, was sie verbürgt? wozu eigentlich der Mensch als Mensch bestimmt ist?" Schiller antwortete: Was Sie in diesem Gedichte noch ausgeführt gewünscht hätten, würde es dem Philosophen zwar befriedigender machen, aber seine einfache Form zerstören, und auch den

poetischen Zweck beeinträchtigen. Die Auflösung soll durch das Herz, nicht durch den Verstand verrichtet werden; die Betrachtung, daß der Mensch sich von der Natur entfernen mußte, kann nie verhindern, daß der Verlust jenes reinen Zustandes nicht schmerzt, und nur an diesen hält sich der Poet." Man sieht, wie innig auch der Philosoph in Schiller mit dem Dichter zusammenhing, so wußte er doch diesmal in der Praxis die Forderungen beider sehr wohl zu sondern. Hier im Gedicht, wo er durch die Darstellung des unentweihten Friedens der Natur im Gegensatz zu dem Zwiespalt der begonnenen, aber noch unvollendeten Cultur einen Eindruck auf das Herz beabsichtigte, mußte er die von Humboldt gewünschten Untersuchungen, die ein vorwiegendes Verstandesinteresse gehabt hätten, fern halten, und zugleich jene Zeit der Vormundschaft der Natur in einem günstigern Lichte erscheinen lassen, als es der Philosoph hätte thun dürfen. Wirklich erklärt Schiller anderswo (in dem Auffah Etwas über die erste Menschengesellschaft u. s. w.) diesen Abfall des Menschen von seinem Instinct, der das moralische Uebel zwar in die Schöpfung brachte, aber nur um das moralische Gute darin möglich zu machen, für die glücklichste und größte Begebenheit in der Menschengeschichte. Der Dichter (wie der Volkslehrer), sagt er, hat Recht, sie einen Fall zu nennen; denn der Mensch wurde aus einem unschuldigen Geschöpf ein schuldiges, aus einem vollkommenen Zögling der Natur ein unvollkommenes moralisches Wesen, aus einem glücklichen Instrument ein unglücklicher Künstler; aber der Philosoph hat Recht, sie einen Riesenschritt der Menschheit zu nennen; denn der Mensch wurde dadurch aus einem Sklaven des Naturtriebes ein freihandelndes Geschöpf, aus einem Automat ein sittliches Wesen und mit diesem Schritt trat er zuerst auf die Leiter, die ihn nach Verlauf von vielen Jahrtausenden zur Selbstherrschaft führen wird. In den Horen 1795, worin das Gedicht zuerst veröffentlicht

wurde, lautet die Ueberschrift Natur und Schule. Warum änderte wohl der Dichter diese in die jeßige? Humboldt's und Anderer Aeußerungen über das Gedicht mochten ihn besorgen laffen, man werde es als eine in ein poetisches Gewand gekleidete philosophische Darlegung des Verhältnisses von Natur und Cultur ansehen, und es verkennen, daß in dem Stücke nicht eigentlich zwei Gegenbilder aufgestellt sind, sondern die Schilderung der Schule nur den Schatten in dem lichtvollen Gemälde der seligen goldnen Zeit bilden solle. Um nun nicht auch noch durch die Ueberschrift eine zu dualistische Auffassung des Stückes zu fördern, wählte er den mehr auf Einheit deutenden Titel Genius, womit er jenen „schüßenden Engel" meint, der dem Herzen, das ihn nie verlor, ein zuverlässigerer Führer ist, als das Wort, welches der Weisheit Meister lehren.

V. 1-14. Bekanntlich hatte damals durch Kant die Philosophie einen gewaltigen Aufschwung genommen; die bessern Köpfe widmeten sich ihr mit Eifer; allgemein hörte man die Behauptung, daß nur durch sie ein fester Grund für Glück und Seelenfrieden gewonnen werden könne. Unser Dichter konnte wissen, was an dieser Behauptung Wahres war, er hatte um diese Zeit den Weg durch den größten und wichtigsten Theil der Philosophie zurückgelegt. So läßt er denn einen Freund, etwa einen. jungen Mann, den man vielseits zum Studium der Weltweisheit aufgefordert hatte, sich an ihn mit der Frage wenden, ob es denn wirklich nöthig sei, den „nächtlichen“ Weg durch die Wissenschaft einzuschlagen, um zu fester Selbstberuhigung zu gelangen, wie dies von den Meistern der Weisheit behauptet und von ihren Lehrlingen mit gläubiger Zuversicht nachgesprochen werde. Dem Fragenden graut es vor diesem Wege, das zeigen schon die Ausdrücke „Tiefen“, „das modrige Grab" in V. 9 f., die er gleich darauf näher als „die Gruft der dunkeln Wörter" d. h. die Philosophie bezeichnet. Ihre Terminologie, die philo

sophischen Formeln nennt er „Mumien“ (V. 12), weil sie nicht wie das lebendig und warm empfundene innere Gesez zum Herzen sprechen, sondern kalt und starr sich an den Verstand wenden, und durch diesen erst dem Willen den Impuls geben. „Nächtlich" heißt in V. 13 der Weg der Wissenschaft, weil man dahin nicht das von der Natur dem Busen eingeprägte Gesetz (V. 5), das Licht des Instincts als Führer mitnehmen darf, sondern mit dem Verstand erst ein neues Licht suchen soll, dessen Auffindung noch überdies zweifelhaft bleibt; denn, wie Schiller anderswo sagt:

Manche gingen nach Licht und stürzten in tiefere Nacht nur,

Eben darum, weil dieser Weg gefahrvoll ist, wird es hervorge= hoben (V. 10), daß der Dichter erhalten" aus der Tiefe zurückgekehrt ist, d. h. ohne mit sich selbst zerfallen zu sein.

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V. 15-28. In der Antwort verweist der Dichter den Fragenden zunächst auf die goldene Zeit", worin noch das große Gesez der Nothwendigkeit (V. 21), welches im ganzen Weltall herrscht und sowohl die größten kosmischen Erscheinungen (den Sonnenlauf" V. 19) als die kleinsten und verborgensten Vorgänge in der organischen Welt (V. 20) regelt, auch die Bewegungen der menschlichen Brust beherrschte und bestimmte und Willen und Handeln des Menschen nur auf das Wahrhaftige und Ewige lenkte (V. 21-24). Da bedurfte es für Keinen noch einer philosophischen Selbstverständigung; denn die allgemeine Regel sprach für jedes Menschenherz gleich verständlich, wenn gleich der tiefste Grund, die Quelle, woraus die Regel floß (eben jenes große, allumfassende Gesetz der Nothwendigkeit) nicht zum Bewußtsein kam, und Keiner sich über den Führer im Busen Rechenschaft zu geben wußte (V. 25-28). - Vergleicht man die Sagen, welche andere Dichter, z. B. Hesiod (Werke und Tage, V. 97 ff.), Virgil (Landbau I, 125 ff.), Ovid (Met. I,

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