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schmerzlich berührt zu werden. Solche Menschen sehen sich in eine traurige Abhängigkeit von dem Zufall u. f. w." Wenn es nun unser Glück gefährdet, immer und überall die Realisirung unserer sittlichen Ideale durchführen zu wollen, so sollen wir uns darum doch nicht von unsern Idealen lossagen, im Gegentheil sie in unserem Herzen recht hegen und pflegen; wir sollen, um mit Hoffmeister zu sprechen, „das böse Prinzip vorerst in dem idealischen Reich der innern Gesinnung vernichten", wie Herkules den Riesen Antäus nur dadurch bändigte, daß er ihn von der Erde, die ihm stets neue Kräfte gab, emporhob und ihn schwebend in der Luft erwürgte.

Str. 3. Der zweite Wahn ist der Gedanke, daß man durch Tugend und Verdienst sich das Glück erzwingen könne. Denselben Gedanken spricht der Dichter im Gedicht Das Glück aus. Wenn er sich dort mit weniger Verachtung über das Glück äußert, so liegt der Grund darin, daß in jenem Gedicht der Begriff des Glücks anders gefaßt ist. Dort sind die edelsten und höchsten Gaben des Glücks, insbesondere Genialität gemeint, hier die äußern Glücksgüter, Reichthum, Ansehen, Macht und Einfluß in weltlichen Dingen. Diese fallen gar oft den Schlechten, den Listigen, Gewissen- und Gefühllosen zu, während jene zwar auch von den Himmlischen nicht nach Verdienst, sondern mit Willkür, aber vorzugsweise den einfach-kindlichen Gemüthern zugetheilt werden. Wenn es dann weiter heißt, daß der Gute „ein unvergänglich Haus“ sucht, so muß der mit Schiller's Denkweise wenig vertraut sein, der diesen Ausdruck auf ein Leben jenseits des Grabes bezieht; es ist, wie in Str. 2, V. 5, das Reich der Ideale, das Schiller im Gedicht Das Ideal und das Leben mit dem Reich der Wirklichkeit in Gegensatz stellt.

Str. 4. Der dritte Wahn ist der Gedanke, daß der Mensch jemals die volle Wahrheit schauen werde. Die absolute Wahr

Viehoff, Schiller's Gedichte. III.

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heit faßt nur der Gedanke, der hoch über der Zeit und dem Raume webt"; der menschlichen Verstandeskraft find gewisse Schranken gesetzt, über die sie niemals hinaus kann. Und selbst das, was wir von der Wahrheit begreifen und lebendig empfinden, vermögen wir nicht einmal rein und voll auszusprechen. Die allgemeinen Zeichen der Sprache sind nicht im Stande, jede leise Nüance des Gedankens auszuprägen; der Formel Gefäß bindet nicht den flüchtigen Geist (Genius, V. 8). — In syntaktischer Beziehung sind die drei Anfangssäge der Strophen 2-4 bemerkenswerth. Sie schließen sich alle an den vorlegten Vers der Str. 1, und dadurch erhält die Hauptmasse des Gedichtes eine gewisse geschlossene Rundung und bildet ein zusam= menhängendes Ganze, innerhalb dessen jedoch die eingeschobenen Hauptsäße sich mit poetischer Freiheit bewegen.

Str. 5. Wenn wir uns nun dem täuschenden Glauben an jene Trugbilder entreißen sollen, so dürfen wir darum doch nicht den Glauben an das Rechte, Gute und Wahre wegwerfen. Draußen im Leben, in der Wirklichkeit ist es nicht in voller Reinheit zu finden, mit den Sinnen ist es nicht wahrzunehmen; um es zu schauen, mußt du „in des Herzens heilig stille Räume fliehen aus des Lebens Drang" (Antritt des neuen Jahrhunderts); in seinem Innern trägt Jeder ein Reich des Ideals, und hier in der schamhaften Stille des Gemüthes" kann er das Gute, Wahre und Schöne erziehen; denn, wie Das Ideal und das Leben uns lehrt:

Jugendlich, von allen Erdenmalen

Frei, in der Vollendung Strahlen

Schwebet hier der Menschheit Götterbild.

Zu V. 3 vergleicht Borberger 1. Kor. 2, 9: „Das kein Auge gesehen hat, und kein Ohr gehöret hat."

Im Taschenbuch für Damen auf das J. 1801, worin das

Gedicht erschien, beginnt Str. 4, V. 1: „So lang er wähnt, daß u. s. w.“, und in Str. 4, V. 6 steht „Der Freie" (statt Der freie).

102. Sprüche des Confucins.

1795 und 1799.

Ueber die Entstehungszeit beider Sprüche vergl. die einleitende Bemerkung zum nächstvorigen Gedicht; der erste wurde im Musenalmanach für 1796, der zweite in dem für 1800 zuerst gedruckt. Jener isi vielleicht einer Gnome des alten chinesischen Weisen (Confucius, chinesisch Kong-Fu-tseu, geb. 551 v. Chr.) nachgebildet; dieser wurde vier Jahre nachher als Seitenstüd hinzugedichtet.

Erster Spruch. An die Darstellung des dreifachen Schrittes der Zeit (V. 1-4) schließt sich zunächst indirekt eine Belehrung, wie wir uns gegen die dreifache Zeit zu verhalten haben (V. 5-10): Wir sollen nicht die säumende Zukunft mit Ungeduld herbeisehnen, denn dadurch verzögern wir nur ihren Schritt; wir sollen uns nicht den Genuß der rasch enteilenden Gegenwart durch furchtsames Bedenken und Besinnen verkümmern, denn wir bringen sie dadurch nicht zum Stehen; wir sollen nicht die Vergangenheit bereuen und zurückwünschen, denn wir wecken sie dadurch nicht aus ihrer Erstarrung. Daraus werden dann weiterhin (V. 11-16) folgende Lebensregeln abgeleitet: Wenn wir unsere Lebensreise beglückt zu vollenden wünschen, so müssen wir bei unserem Handeln die Zukunft erwägen (d. h. die Folgen unseres Handelns in's Auge faffen), aber dann auch frisch zur Ausführung schreiten und nicht immer den kommenden Tag zum Vollzieher unserer That ausersehen; wir müssen, wenn wir auch die Gegenwart genießen sollen, doch

unser Herz nicht zu fest an den jezigen Augenblick hängen; wir müffen sorgen, daß wir uns der Vergangenheit gern erinnern, daß sie uns nicht durch Reue zur Feindin wird. Aussezen könnte man vielleicht an den Gedanken in V. 2 f., daß sie nicht so allgemein gültig sind, wie es in einem solchen Spruche wünschenswerth wäre; die Zukunft kommt nur dem, der frohen Lagen entgegensteht, zögernd hergezogen, und das Jezt entflieht nur dem Glücklichen schnell; ja mit dem schnellen Fliehen der Gegenwart ist streng folgerecht das zögernde Nahen der Zukunft aufgehoben.

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Zweiter Spruch. An die Darstellung der drei Hauptdimensionen des Raumes, Länge, Breite und Tiefe (V. 1—5), reiht sich die Belehrung (V. 6—14), daß sie uns als mahnende Symbole dienen sollen, und zwar die Länge für ein rastlos beharrliches Fortstreben, um das Ziel unseres Strebens zu erreichen; die Breite für Aufmerksamkeit und Entfaltung nach allen Seiten, um eine klarere Anschauung der Welt zu gewinnen; die Tiefe für Ergründung des innersten Wesens der Dinge, um die Wahrheit zu finden. In V. 10 ff. sehen wir gegen Erwarten die Entfaltung in's Weite und Breite von demselben Dichter empfohlen, der im zweitnächsten Gedicht Breite und Tiefe (Nr. 104) die Concentration der Kräfte auf den kleinsten Punkt als das Mittel preift, etwas Großes und Treffliches zu leisten. Erinnert uns jene Lehre mehr an Göthe, der sich weite Welt und breites Leben" lobt (obwohl er auch den Werth der Beschränkung auf's Kleine anerkennt, z. B. im zahmen Xenion: Wie fruchtbar ist der kleinste Kreis, Wenn man ihn wohl zu pflegen weiß . . ."): so charakterisirt dagegen das Hinabsteigen in die Liefe, das Suchen der Wahrheit im Abgrunde vorzugsweise unsern Dichter, während das durch die Längendimension symbolisirte Streben, das rastlose Vorwärtsdringen beiden Dichtern gleichmäßig eigen war. In V. 2 f. ist der Ausdruck

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für einen Spruch etwas überladen, besonders stört das wiederholte fort". - Im Musenalmanach steht in V. 10 in's Weite" (ft. in's Breite), und nach V. 10 folgt der später weggefallene (mit V. 15 reimende) Vers:

Mit allfaffendem Gefühl.

103. Licht und Wärme.

1797.

Im Jahre 1797 ungefähr gleichzeitig mit den Worten des Glaubens (Nr. 100) entstanden, wurde dies Gedicht zuerst im Musenalmanach für 1798 veröffentlicht. Körner sagt in seinen kritischen Bemerkungen zum Almanach: „Licht und Wärme gehört zu der Gattung, die mehr rednerisch als poetisch ist. Im lezten Verse sind der Kürze zu Gefallen doch faft zu viel Consonanten. Ich kenne freilich die Schwierigkeiten, die besonders ein deutscher Dichter hier zu überwinden hat." In Betreff des Versmaßes und der Strophenform s. die Anfangs= bemerkung zum Gedicht Hoffnung (Nr. 75). Das Gedicht weist auf die Gefahr für das Herz (für die Wärme" des Gefühls) hin, welche dem Menschen aus einer klaren Kenntniß der Welt (Licht") erwachsen.

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Str. 1. Der bessere Mensch tritt mit der Hoffnung in die Welt, er werde für die Ideale seines Innern draußen im Leben liebevolles Entgegenkommen, herzliche Theilnahme und Empfänglichkeit finden, und sucht, von edlem Eifer glühend, das, was er für wahr und gut hält, in's Leben einzuführen.

Str. 2. Allein die Welt zeigt sich zu klein und eng für seine weiten Entwürfe, überall stößt er auf kleinliche, engherzige, selbstsüchtige Gesinnungen, auf die mannigfachsten sich einander durchkreuzenden und hemmenden Bestrebungen (Weltgedräng").

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