ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Da beschränkt er sich zulezt auf sich selbst und sucht, gegen die Welt sich abschließend, sein Inneres vor ihrer verderblichen Einwirkung zu bewahren, büßt aber darüber leicht seine Zuneigung zu den Menschen, seine Herzenswärme ein.

Str. 3. Es ist zu beklagen, daß mit der Menschen- und Weltkenntniß so selten die Liebe und Begeisterung für das Wohl der Menschheit wächst, und glücklich zu preisen sind die, welche nicht diese mit der Erweiterung jener ganz einbüßen. Wer des schönsten Glücks genießen will, muß mit dem scharfen Blick des Welt- und Menschenkenners das ernste Streben eines begeisterten Idealisten vereinigen. -Wie das zu machen sei, lehrt Schiller im neunten Brief über die ästhetische Erziehung: Gib der Welt, auf die du wirkst, die Richtung zum Guten, so wird der ruhige Rhythmus der Zeit die Entwicklung bringen. Denke dir die Menschen, wie sie sein sollten, wenn du auf sie zu wirken hast; aber denke sie dir, wie sie sind, wenn du für sie zu handeln versucht wirst."

[ocr errors]

104. Breite und Tiefe.

1797.

Ueber Entstehungszeit, Strophenform und Grundton des Gedichtes s. die einleitenden Bemerkungen zu Hoffnung (Nr. 75). Unser Gedicht tadelt eine den Menschen zersplitternde und verflachende Verbreitung in das Leben und die Welt, und empfiehlt die Concentrirung der gesammten Kraft auf ein fleines Gebiet. Finden wir dagegen im zweiten Spruch des Confucius (s. oben Nr. 102) die Entfaltung in's Breite als das Mittel, Klarheit der Weltanschauung zu gewinnen, anempfohlen: so löft sich dieser scheinbare Widerspruch, wenn wir annehmen, daß in jenem Spruch mehr von Betrachten und Forschen, hier aber

von Schaffen und Wirken die Rede sei. Der Geist, der „im Abgrund die Wahrheit sucht", der speculative Kopf kann erst durch die Anschauung der Mannigfaltigkeit der weiten Welt die rechte Klarheit gewinnen; ihm fehlt, wie Schiller in einem Brief an Göthe sich ausdrückt, „das Object, der Körper zu man chen speculativischen Ideen", so lang er ausschließlich in seinen abstracten Sphären verweilt. Ja, intuitive Naturen, wie Göthe, führt die Fülle" in der That einzig und allein nicht bloß zur Klarheit", sondern auch zum Allgemeinen und Geseßlichen. Die ganze Natur," schrieb Schiller an Göthe, „nehmen Sie zusammen, um über das Einzelne Licht zu gewinnen; in der Allheit der Erscheinungsarten suchen Sie den Erklärungsgrund für das Individuum auf." Anders aber verhält es sich um Schaffen und Wirken. Wer etwas Treffliches leisten will, wer gern etwas Großes geboren hätte (Str. 2), der soll still und ausdauernd seine ganze Kraft auf den kleinsten Punkt concentriren. Aehnlich sagt Schiller im sechsten Briefe über die ästhetische Erziehung: „Dadurch allein, daß wir die ganze Energie des Geistes in einem Brennpunkte versammeln und unser ganzes Wesen in eine Kraft zusammenziehen, sezen wir dieser Kraft gleichsam Flügel an."

Als eine besondere Schönheit ist die Schlußstrophe hervorzuheben, ein Gleichniß, wodurch sich das Stück gar schön und poetisch abrundet. Ganz auf gleiche Weise schließen sich die Stanzen Abschied an den Leser mit einem selbständig ausgeführten Bilde, welches die bereits ausgesprochene Idee noch einmal in einem Symbol versinnlicht hinstellt. Körner nimmt es zu genau, wenn er gegen das Bild unserer Schlußstrophe einwendet, daß es ohne Stamm und Blätter doch weder Kern noch Früchte gebe. Schiller will nur vergleichungsweise das eigentlich Fruchtbringende und Fortzeugende am Baume der Menschheit hervorheben. Auch kann man Körners Behauptung nicht

gelten lassen, daß Breite und Tiefe zu den Fabeln mit vorangeschickter Moral zu rechnen sei. Eher könnte man noch zustimmen, wenn er Allegorie statt Fabel gesagt hätte; aber auch als solche ist das Stück nicht aufzufassen, sondern als didaktisches Gedicht mit allegorisch-bildlichem Abschluß.

105. Die Führer des Lebens.

1795.

Das Gedicht, im zwölften Stück der Horen 1795 mit der Ueberschrift Schön und Erhaben erschienen, gehört seiner Entstehung nach spätestens in den November 1795. Man könnte es füglich zu den Schiller'schen Räthseln zählen, da die neuere Ueberschrift es wirklich ganz zu einem Räthsel gemacht hat. Es schließt sich noch enge an Schiller's philosophische Forschungen an und ist eigentlich nur eine Versificirung der folgenden Stelle aus der Abhandlung über das Erhabene, die, wenn auch erst fünf Jahre später geschrieben, doch schon damals geistig von ihm durchgearbeitet war: Zwei Genien find es, die uns die Natur zu Begleitern durchs Leben gab. Der eine, gesellig und hold, verkürzt uns durch sein munteres Spiel die mühevolle Reise, macht uns die Fesseln der Nothwendigkeit leicht, und führt uns unter Freude und Scherz bis an die gefährlichen Stellen, wo wir als reine Geister handeln und alles Körperliche ablegen müssen, bis zur Erkenntniß der Wahrheit und zur Ausübung der Pflicht. Hier verläßt er uns, denn nur die Sinnenwelt ist sein Gebiet; über diese hinaus kann ihn sein irdischer Flügel nicht tragen. Aber jezt tritt der Andere hinzu, ernst und schweigend, und mit starkem Arm trägt er uns über die schwindlige Tiefe. In dem ersten dieser Genien erkennt man das

Gefühl des Schönen, in dem zweiten das Gefühl des Erhabenen."

Herder meinte, die Darstellung in diesem Gedichte erschöpfe nicht den vortrefflichen Sinn. Wenn der erhabene Genius nur am Grabe stehe, uns hinüberzutragen, so gehe er nicht dem schönen während des Lebens zur Seite, und wir bedürften sein im Leben auch vielleicht mehr, als zulett; er hoffe, daß Schiller die Idee schöner und energischer wenden werde. Allein Herder hatte Schiller nicht ganz verstanden. Die angeführte Stelle der Abhandlung zeigt, daß die „Kluft" (V. 5), die „Tiefe“ (V. 8) nicht das Grab bezeichne, sondern jede Stelle im Leben, „wo wir als reine Geister handeln sollen". Die Forderungen der Sinnlichkeit und die Gebote der Vernunft, so lehrt Schiller, find entweder im Einklang, oder sie widersprechen sich. Im erstern Falle ist das ganze Wesen des Menschen in harmonischer Thätigkeit; der Mensch als Naturgeschöpf und der Mensch als freier Geist find ausgeglichen. Eine solche Ausgleichung ist die Wirkung des Schönen; es befriedigt den ganzen finnlich vernünftigen Menschen. Wenn wir über dem mühevollen Ringen, den Trieb dem Vernunftgeset untergeordnet zu erhalten, ermattet find, so gewährt uns das Schöne eine erquidende Ruhestätte, wo der Streit zwischen den beiden ewigen Feinden im Menschen ausgesetzt ist. Nun geht es aber," fährt Schiller in der Abhandlung fort, „nicht immer an, zweien Herren zugleich zu dienen, und wenn auch (ein fast unmöglicher Fall) die Pflicht mit dem Bedürfniß nie in Streit gerathen sollte, so geht doch die Naturnothwendigkeit, die Macht der Verhängnisse keinen Vertrag mit dem Menschen ein. Fälle können eintreten, wo das Schicksal alle Außenwerke ersteigt, auf die er seine Sicherheit gründete, und ihm nichts übrig bleibt, als in die heilige Freiheit der Geister zu flüchten." Auf das Schlußdistichon wirft noch folgende Stelle der Abhandlung ein helleres Licht: „Ohne das

Schöne würde zwischen unserer Naturbestimmung und unserer Vernunftbestimmung ein immerwährender Streit sein; über dem Bestreben, unserm Geisterberuf zu genügen, würden wir unsre Menschheit (unser Glück als sinnlich vernünftige Wesen) versäumen. Ohne das Erhabene würde uns die Schönheit unsre Würde vergessen machen; in der Erschlaffung eines ununterbrochenen Genusses würden wir die Rüftigkeit des Charafters einbüßen."

Die Horen bieten nur folgende wenige Varianten:

V. 1 f. Zweierlei Genien find's, die durch das Leben dich leiten, Wohl dir, wenn sie vereint helfend zur Seite dir gehn! Nimmer widme dich Einem allein! Vertraue dem erstern.

V. 9.

106. Archimedes und der Schüler.

1795.

Unser Gedicht erschien zuerst im Novemberheft der Horen 1795. Es legt einer historischen Person die von Schiller mehrfach ausgesprochene und immer im Herzen getragene Lehre in den Mund, daß die Liebe zu Kunst und Wissenschaft lauter und frei von allen Nebeninteressen sein müsse. Wie ungünstig er in Beziehung hierauf von seiner Zeit dachte, zeigt eine Stelle im zweiten Brief über die ästhetische Erziehung: „Der Lauf der Begebenheiten hat dem Genius der Zeit eine Richtung gegeben, die ihn je mehr und mehr von der Kunst des Ideals zu entfernen droht. Jezt herrscht das Bedürfniß und beugt die gefunkene Menschheit unter ihr tyrannisches Joch. Der Nußen ist das große Idol der Zeit, dem alle Kräfte fröhnen, alle Lalente huldigen sollen." Und von der Wissenschaft sagt er in dem bekannten Epigramm:

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »