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Anlage dazu zu machen." Am 8. meldete er weiter: „Heute denke ich mich zu Hause zu halten und einen Versuch zu machen, ob ich meine Stanzen fertig bringen kann, damit wir das Publifum mit geladener Flinte beim Mahomet erwarten fönnen." Auch am 9. Morgens war das Gedicht noch nicht ganz fertig, scheint aber im Lauf des Tages zum Abschluß gelangt zu sein. Ob es wirklich als Prolog gesprochen, oder vielleicht aus Rücksicht auf Göthe wegen des in Str. 1 ihm gespendeten Lobes, oder aus Rücksicht auf den für das französische Drama eingenommenen Herzog wegen des scharfen Urtheils über dieses Drama (Str. 3, Str. 4, V. 4, Str. 5, V. 3 ff., Str. 10) zurückgehalten worden worden sei, läßt sich aus Mangel an bestimmten Nachrichten nicht feststellen.

Str. 1. Man braucht sich nicht nothwendig, wie neuer= dings behauptet worden, die Muse als redend zu denken; in ihrem Munde wurden Ausdrücke wie V. 1 „der uns ... zurückgeführt," V. 4 „die unsern Genius umschnürt," V. 8 „die wir nicht mehr ehren“ schlecht passen. Schiller läßt den Sprecher des Prologs die beim Publikum vorausgesezte Verwunderung darüber ausdrücken, daß Göthe noch einmal der französischen Aftermuse opfere, er, der schon in jugendlichem Alter in seinem Göz von Berlichingen die Ketten der Gottschedisch-französischen Kunsttheorien siegreich zersprengte (nachdem freilich schon Lessing durch Lehre und Beispiel dem deutschen Drama den Weg zur Wahrheit und Natur" gezeigt), und der dann in Werken, wie Iphigenie und Tasso, die Höhe der reinsten Kunst erstieg.

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Str. 2. Wir dienen jezt nicht fremden Gößen mehr," wie in jener Zeit, als Gottsched mit verwässerten Uebersetzungen französischer Stücke die deutsche Bühne überschwemmte; wir haben dramatische Originaldichtungen, auf die wir mit Stolz hinweisen können. Während hier in V. 7 und 8 die Griechen und Eng

länder als unsere Vorbilder bezeichnet werden, heißt es im Epigramm Deutscher Genius:

Ringe, Deutscher, nach römischer Kraft, nach griechischer Schönheit! Beides gelang dir, doch nie glückte der gallische Sprung.

Hier, wo speciell von dramatischer Kunst die Rede ist, wären die Römer nicht am Plak gewesen.

Str. 3. Nicht in der sklavischen Umgebung, nicht an dem gleißnerisch prunkenden Hofe eines Despoten wie Ludwig XIV. fann edle, ächte Kunst erblühen. Aehnlich wie hier in V. 4-8 wird in dem Gedicht Die deutsche Muse von unsrer Kunst gerühmt:

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Str. 4. Daraus schließt der Sprecher, daß Göthe mit der Aufführung des Mahomet nicht die Absicht gehabt haben könne, uns in eine überwundene Zeit zurückzuversezen, in eine Zeit, wo wir, wie urtheilslose Minderjährige, einem aufgedrungenen fremden Geschmack fröhnten. Zu V. 7 f. vgl. Tell IV, 2:

Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit,

Und neues Leben blüht aus den Ruinen.

Str. 5. Die Fesseln der Einheiten des Ortes und der Zeit sind gesprengt (V. 1). Die Dichter sind in der Wahl der Stoffe weniger beschränkt, die Handlung kann umfassender und zusammengeseßter sein (V. 2). Das Poetische wird jest weniger in der Sprache, als in der idealisirenden Darstellung der Menschennatur gesucht (V. 3 f.). Die strengen Decenzregeln, welche die

feine, durch ihre Wechselwirkung mit der vornehmen Welt entnervte französische Poesie sich aufgelegt hatte, haben keine Geltung mehr; die Leidenschaft darf sich frei und wahr äußern (V. 5-8).

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Str. 6. Aber wenn in Wahrheit und Natur das Schöne zu suchen ist, so folgt daraus nicht, daß man die rohe Wirklichkeit, die unverhüllte, unverschönerte Natur auf die Bühne bringen darf. Die dramatische Dichtkunst ist, wie die Poesie überhaupt, eine Kunst des Scheins, die uns nur Ideale vorführt. Das Brettergerüst der Bühne („Thespis Wagen," vgl. die Künstler V. 235) faßt, wie Charon's Nachen, nur geistige, des rohen Lebens entkleidete Gestalten (vgl. Klage der Ceres, Str. 3: „Doch nur Schatten nimmt er ein“).

Str. 7. Die ächte dramatische Dichtkunst will im Zuschauer wahre und wirkliche Rührung erzeugen, aber nicht durch Berückung der Sinne, so daß der Zuschauer die Wirklichkeit vor sich zu sehen glaubt; sie ist aufrichtig, sie kündet nicht etwas wirklich Geschehendes, sondern nur eine Fabel an, und entzückt dennoch durch die der Fabel inwohnende Wahrheit. So heißt es auch im 26. Brief über die ästhetische Erziehung: „Nur so weit er aufrichtig ist, d. h. sich von allem Anspruch auf Realität lossagt, ist der Schein ästhetisch. Sobald er falsch ist und Realität heuchelt, ist er nichts als ein niedriges Werkzeug zu materiellen Zwecken."

Str. 8 charakterisirt in V. 1–4 die falsche Richtung, die jüngst das Drama eingeschlagen; eine schrankenlose, sich an feine Geseze bindende Phantasie will dieselbe Willkür und Verwirrung in die Bühnenwelt einführen, die sie in dem wirklichen Leben hervorgerufen hat. Nur die französischen Dramatiker hielten noch streng an Kunstgesetz und Regel fest.

Str. 9. Nähere Charakteristik des französischen Dramas, seiner gehobenen Sprache, seiner harmonischen Gliederung, seines

einheitlichen Baues, seines edeln, gemessenen Ganges, der wie der Tanz durch feste Geseze geregelt wird.

Str. 10 hebt als Gipfelpunkt des Prologs das eigentliche Motiv der Aufführung des Mahomet hervor. Französisches Schauspiel und französische Bühne sollen uns nur Führer zum Bessern, nicht Muster für Production und Darstellung werden; dazu fehlt es ihnen zu sehr an frischem Leben, schöner Einfalt und innerer Wahrheit. Sie sollen uns das deutsche Drama und die deutsche Bühne von dem jüngst eingedrungenen Unwesen befreien helfen. - Ob es aber ein geeignetes Mittel war, das Publikum für das Bessere zu gewinnen, wenn man ihm das Bessere in seiner Entartung zeigte, läßt sich bezweifeln. In der That fehlte es auch nicht an zahlreichen und lebhaften Angriffen auf das Stück. So schrieb Herder's Gattin gleich am Tage nach der Aufführung an Knebel: „Gestern waren wir im Mahomet. Nachdem man im Anfange an der Neuheit der Vorstellung -(es war Anstand, Haltung in Bewegung und Sprache) ein Wohlgefallen hatte, und der Zauber von Göthe's Sprache und Rhythmus das Ohr ergözte, so wurde man durch den Inhalt von Scene zu Scene empört. Eine solche Verfündigung gegen die Historie (er machte den Mahomet zum groben platten Betrüger, Mörder und Wollüstling) und gegen die Menschheit habe ich Göthe nie zugetraut . . . Was sollen uns die alten Farcen von Jesuiterei, uns Protestanten! ... Ach und die Ziererei der Kunst, uns Deutsche mit dem französischen Kothurn zu beschenken, weil es der Heer von Haaren durch den Herzog so bestellt hat! u. s. w." Wir dürfen unbedenklich diesen leidenschaftlichen Ausbruch als den Nachhall von Herder's eigenen Aeußerungen betrachten, der schon seit längerer Zeit mit Abgunst die Geistesschöpfungen betrachtete, die aus Schiller's und Göthe's Freundschaft erblühten.

227. An Demoiselle Slevoigt,

bei ihrer Verheirathung mit Herrn Dr. Sturm, von einer mütters lichen und fünf schwesterlichen Freundinnen.

1797.

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Der Hochzeitstag der Demoiselle Slevoigt war der 10. Ottober 1797 (s. Trömel, Schillerbibliothek S. 64). Schiller schloß dieses Stück, als Gelegenheitsgedicht, ebenso wie ein ähnliches Hochzeitslied des Jahrs 1784 Auf die Verbindung von Henriette Sturm," aus der Gedichtsammlung aus. Erst 1812 ward das unsrige durch Hufeland, den Verfasser der Makrobiotik, im rheinischen Taschenbuch veröffentlicht, und später in die Gedichtsammlung aufgenommen. Es herrscht darin ein ähnlicher, doch etwas zarter gehaltener Ton, wie in jenem ältern Hochzeitsgedichte. Auch in der metrischen Form sind sie insofern ähnlich, als das ältere Lied ganz in der zweitheiligen sechsversigen Strophe durchgeführt ist, welcher sich im vorliegenden noch ein vierzeiliges Schlußsystem anreiht. Der ganze Ton des Gedichtes deutet darauf hin, daß es nicht im Namen der Mutter und der Schwestern, sondern im Namen einer ältern und fünf jüngerer Freundinnen der Braut dargebracht sei. Die lezte Strophe kann vollends nur als Gesinnungsausdruck des Dichters selbst betrachtet werden. Es blickt daraus der Verfasser von Gedichten, wie Würde der Frauen, Weibliche Tugend, Das weibliche Ideal u. s. w. hervor.

228. Der griechische Genius an Meyer in Italien.

1796.

Das Distichon gehört spätestens dem Anfange August 1796 an und erschien zuerst im Musenalmanach für 1797. Es ist

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