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Dänemark (Schlacht bei Kopenhagen am 2. April), sowie die stolze Stellung überhaupt vor, die England darauf gegen die nordischen Staaten nahm. Doch war es auch schon früher herrisch genug aufgetreten. So hatte es 1800 Malta weggenommen, und behandelte die neutralen Staaten mit empörender Willkür. Str. 4, V. 1 gilt vorzugsweise den Franzosen. Moreau allein, dem nachher der Vorwurf gemacht wurde, den Feind zu sehr geschont zu haben, erhob in Deutschland 44 Millionen Livres, unzähliger Requisitionen für Bekleidung und Ausrüstung seiner Armee nicht zu gedenken; und um zu zeigen, was der Franke auf Recht und Gerechtigkeit halte, sprengten die französischen Heere bei ihrem Abzuge auf das linke Rheinufer vertragswidrig die Festungswerke von Ehrenbreitstein, Castel bei Mainz, Philippsburg, Kehl u. s. w. Str. 4, V. 2 spielt auf den Gallierkönig Brennus an, der im Jahr 389 Rom zerstörte, und bei Ausführung des Vertrags, wornach ihm tausend Pfund Gold gezahlt werden sollte, nicht bloß falsche Gewichte anwandte, sondern auf eine Beschwerde hierüber noch sein Schwert hinzulegte mit dem Ausruf Væ victis!

Str. 6 bildet durch ihren Schlußvers einen raschen und unerwarteten Uebergang zum Hauptgedanken. In V. 2 ist rastlos ungehemmter" (wie auch heilig stille" in Str. 8, V. 1) ein Beispiel jener bei Schiller so häufigen, und durch ihn in der Dichtersprache üblich gewordenen Verbindung zweier einander beigeordneten Adjective. Besonders häufig findet sie sich bei ihm in der Sprache des Dramas, so begegnen uns 3. B. allein in der Jungfrau von Orleans: himmelstürmend hunderthänd’ge, ein stolz verdrießlich schwerer Narr, ein finster furchtbares Verhängniß, unglückselig jammervoller Tag, unfreiwillig schwerer Abschied u. v. a. In einigen dieser Ausdrücke spielt freilich das unflectirte Adjectiv in den Begriff des Adverbs hinüber.

Str. 7-9. Was Schiller in unserm Gedicht durch „Paradies, seliges Gebiet, der Freiheit ewig grüner Garten, des Herzens heilig stille Räume, das Reich der Träume" bezeichnet, das nennt er im Gedicht Das Ideal und das Leben „Des Lichtes Fluren, eine Freistatt, die keine Sorge, keiner Thräne Spur entweiht, himmlisches Gefild, Heiligthum, der Schönheit Hügel, der Schönheit stille Schattenlande, die Freiheit der Gedanken, die Regionen, wo die reinen Formen wohnen." So mannigfach wußte unser Dichter selbst das Abstracte zu bezeichnen.

235. Abschied vom Leser.

1795.

Die vorliegenden Ottave Rime, Schiller's erster Versuch in dieser schönen Versart, wurden am 25. September 1795 an Körner gesandt. Der Dichter schrieb hierbei: „Die Stanzen an die Leser (so lautet auch die Ueberschrift im Musenalmanach) sollen den Almanach beschließen und den Leser auf eine freundliche Art verabschieden." In der That schließt nicht eigentlich der ganze Musenalmanach für 1796, aber doch die Sammlung der vermischten Gedichte mit ihnen ab; es folgen noch Göthe's venetianische Epigramme als ein eigenes Ganze. Durch die Stelle, die ihnen der Dichter nachher in der Sammlung der Gedichte unter der Ueberschrift Abschied vom Leser" an= wies, zeigte er, daß er sie nicht bloß auf die von verschiedenen Verfassern beigesteuerten Lieder des Almanachs, sondern nunmehr auf seine sämmtlichen lyrischen Gedichte bezogen wissen wollte. In der Handschrift für die Prachtausgabe der Gedichte durchstrich er die obige Ueberschrift und setzte dafür die edlere: Sängers Abschied", die Joachim Meyer in die von ihm besorgte Ausgabe aufgenommen hat. Das Metrum ist sehr

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zweckmäßig gewählt und gewandt durchgeführt. Vielleicht influirte auf die Wahl desselben der von Humboldt jüngst (in einem Briefe vom 31. August 1795) ausgesprochene Wunsch, Schiller in möglichst vielen Verzarten kennen zu lernen.

Str. 1. Die Abhandlung über naive und sentimentalische Dichtung lehrt: „Das Genie ist schamhaft, weil die Natur dieses immer ist; es ist bescheiden, weil das Genie immer sich selbst ein Geheimniß ist“ (vgl. V. 1-3). Aber furchtsam darf der wahre Künstler nicht sein; der neunte ästhetische Brief lehrt, der Künstler sei zwar der Sohn seiner Zeit, dürfe aber nicht ihr Zögling sein; ja, es wird dort sogar in scheinbarem Widerspruch mit dem Anfange von V. 4 behauptet, er müsse das Urtheil seiner Zeit verachten und nur immer aufwärts nach seiner Würde und dem Geseze schauen. Aber dort ist von dem Urtheil der unverständigen Menge die Rede, hier von dem Urtheil der Auserlesenen, die mit einem gebildeten Geist ein für das Schöne empfängliches Herz verbinden.

Str. 2 und 3. Die beiden Strophen stehen in demselben Verhältniß zueinander, wie in Breite und Tiefe die Schlußstrophe zu den vorigen; hier wie dort folgt das Bild dem dadurch zu versinnlichenden Gegenstande. Dann gibt auch der legten Strophe die Anwendung mehrerer beigeordneter Hauptfäße statt einer geschlossenen Periode eine besondere Schönheit; das ganze Bild entfaltet sich dadurch leichter und anschaulicher. Der Gedanke, der, wenn auch nur leise angedeutet, hier die Hauptidee bildet, ift tief aus Schiller's Ueberzeugung geschöpft. „Die wahre Unsterblichkeit," sagt er in der akademischen Antrittsrede, „ist diejenige, wo die That lebt und weiter eilt, wenn auch der Name ihres Urhebers hinter ihr zurückbleibt." So wollen auch diese Lieder nicht selbst fortleben; aber wohl möchten fie, bevor sie verhallen, ein Herz zu höhern Gefühlen weihen (Str. 2, V. 2 ff.), welches dann wieder neue Blüthen des

Schönen treiben und so die Wirksamkeit jener weiter fortpflanzen wird; denn, wie es im Epigramm Das Belebende heißt:

Nur an des Lebens Gipfel, der Blume, zündet sich Neues

In der organischen Welt, in der empfindenden an.

Als sehr bedeutsam ist demnach der Sah die Blume schießt in Samen" (Str. 3, V. 7) anzusehen; die Blume selbst verwelft, aber sie hinterläßt den Samen zu neuen schönen Gebilden. So mag auch das Werk des Künstlers im Zeitstrom untersinken, wenn es nur dazu beigetragen, der Welt die Richtung zum Edlen und Schönen zu geben. Ein neuerer Interpret findet freilich diese Deutung von Str. 3, V. 7, wie Alles, worauf er nicht selbst zuerst gekommen, „gar wunderlich"; ich finde es anderseits wunderlich, daß Schiller das bloße Verwelken und Vergehen der Blume durch sie schießt in Samen“ ausgedrückt habe.

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Uebrigens paßten die Stanzen in mancher Hinsicht beffer zum Abschluß des Musenalmanachs, als der Gedichtsammlung. Die Liederflora, die ein jährlich wiederkehrender Almanach bringt, entspricht schöner der Blumenpracht eines Frühlings, und die drei Schlußverse von Str. 2 gewinnen so eine nähere, bestimmtere Beziehung. Auch konnte der Herausgeber eines Almanachs, zu dem manche andere Dichter Beiträge geliefert, das Liederconcert desselben eher mit einem muntern Frühlingssängerchor, sein Gesangesleben eher mit einem schönen Lenztage, wo Alt und Jung mit Ohr und Auge schwelgt, vergleichen, als der Herausgeber einer Sammlung, die ganz sein Werk ist.

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