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74. Würde der Frauen.

1795.

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Zwischen zahlreichen kleinern Productionen, die Schiller im Jahr 1795 einzelnen glücklichen Stunden mit leichter Mühe abgewann, gestaltete sich in dieser fruchtbaren Epoche als eine größere Composition die Würde der Frauen. Wie mehrere damals entstandene Epigramme (Der spielende Knabe, Das Kind in der Wiege, Der philosophische Egoist) den glücklichen Vater durchblicken lassen, so fühlt man wohl, daß er in unser Gedicht das Glück, das er als Gatte genoß, mit tief= bewegtem und dankbarem Herzen ausströmte. Aber wie dort, so sind auch hier nach Schiller'scher Weise die individuellen Bezüge ganz ausgelöscht, und die Huldigung ist den Frauen überhaupt dargebracht. Den ersten Keim des Gedichtes finden wir schon in einem Briefe Schiller's an Lotte vom 27. November 1788: ,,Ueberhaupt kommt mir vor und das mag freilich ein eigennütziger Wunsch unsers Geschlechts sein mir kommt vor, daß die Frauenzimmmer geschaffen sind, die liebe heitere Sonne auf dieser Menschenwelt nachzuahmen, und ihr eigenes und unser Leben durch milde Sonnenblicke zu erheitern. Wir stürmen und regnen und schneien und machen Wind; Ihr Geschlecht soll die. Wolken zerstreuen, die wir auf Gottes Erde zusammengetrieben haben, den Schnee schmelzen und die Welt durch ihren Glanz wieder verjüngen. Sie wissen, was für große Dinge ich von der Sonne halte; das Gleichniß ist also das Schönste, was ich von Ihrem Geschlecht habe sagen können, und ich habe es auf Unkosten des meinigen gethan." Statt des einen hier ausgesprochenen Gegensazes führt uns das Gedicht eine ganze Reihe antithetischer Bilder vor. Es entstand, wie aus einem Briefe an Humboldt hervorgeht, im August 1795. Am

Viehoff, Schiller's Gedichte. III.

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28. August sandte Schiller es an Reinhardt zur Composition, am folgenden Tage an Humboldt, für den es ein um so größeres Interesse haben mußte, als dieser kurz vorher in den Horen. einen verwandten Stoff in einem Aufsatz über die männliche und weibliche Form behandelt hatte. „Die Würde der Frauen," schrieb er den 11. September an Schiller, hat einen sehr schönen Eindruck auf uns beide (H. und seine Frau) gemacht. Mir war es in der That ein unbeschreibliches Gefühl, Dinge, über die ich so oft gedacht habe, die vielleicht noch mehr, als Sie bemerkt haben, mit mir und meinem ganzen Wesen verwebt sind, in einer so schönen und angemessenen Diction ausgeprägt zu finden. Was man so denkt und prosaisch hinschreibt, ist doch nur so ein Hin- und Herschwagen, etwas so Todtes und Kraftloses, vorzüglich etwas so Unbestimmtes und Ungeschloffenes; Vollendung, Leben, eigene Organisation erhält es nur im Munde des Dichters; dies habe ich lange nicht so sehr als hier gefühlt. Die Zeichnung jedes der beiden Charaktere ist Ihnen gleich gut, als die Entgegenstellung beider gelungen; das Sylbenmaß ist äußerst glücklich gewählt, und es wird nur sehr wenige Gedichte geben, die sicher rechnen können, ihre Wirkung so voll als dieses zu thun." Auch Körner war von dem Gedichte sehr befriedigt. Die Würde der Frauen," schrieb er am 14. September, kann ihre Wirkung nicht verfehlen. Du würdest dich gefreut haben, wie sie auch bei den Meinigen wirkte. Auch die Versarten sind glücklich gewählt, besonders wenn man bei der Declamation die Wortfüße heraushebt. Diese contrastiren sehr angenehm gegen das Metrum; sie sind dem Inhalt angemeffen, während das Metrum gleichsam das Gegengewicht ihrer Wirkung macht. Die ruhigen Trochäen mildern den Ernst, und die hüpfenden Daktylen geben der Ruhe eine sanfte Bewegung."

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Was die metrische Form des Gedichtes betrifft, so folgt

auf eine einleitende sechszeilige daktylische Strophe eine Reihe von Doppelstrophen, von denen jede aus einer achtzeitigen. trochäischen und einer mit der Eingangsstrophe gleichgebauten sechszeiligen daktylischen Strophe zusammengesezt ist; die trochäischen Strophen sind der Charakteristik des Mannes, die sämmtlich mit aber beginnenden daktylischen der Charakteristik des Weibes gewidmet, so daß sich die unserm Dichter so geläufige Figur der Antithese bis zu Ende des Stückes hindurchzieht. Frau von Humboldt machte den Vorschlag, die einleitende Strophe „Ehret die Frauen“ zum Abschluß zu wiederholen; der Gedanke beruhte auf dem richtigen Gefühl, daß es dem Gedicht an der wünschenswerthen Zurundung fehle; aber Schiller mochte sich daran stoßen, daß durch die Wiederholung zwei daktylische Strophen aufeinander gefolgt wären.

V. 1-6. Einleitende Strophe: Aufforderung, die Frauen zu ehren, die unser Leben mit vielen glücklichen Stunden durchschlingen, und als Priesterinnen der Anmuth das Feuer schöner Gefühle in den Menschenherzen nähren. In dem an Humboldt gesandten Manuscript müssen V. 3-6 doppelt bearbeitet gewesen sein. Er schrieb an Schiller am 22. September: „Ebenso gut ist Ihre Aenderung des Anfanges in der Würde der Frauen. Ich werde die erste abdrucken lassen, nicht die Variante, in der Eunomia und Cypria vorkommen. Sie scheinen mir die Wahl überlassen zu haben; aber ich wollte die Stelle Was die Männer mit Leichtsinn verschwenden nicht fahren lassen; es ist ein zu charakteristischer Geschlechtsunterschied." Die Verse 3-6 lauten im Musenalmanach für 1796: Sicher in ihren bewahrenden Händen

Ruht, was die Männer mit Leichtsinn verschwenden,
Ruhet der Menschheit geheiligtes Pfand.

Schiller hatte diesen Versen die Variante mit Eunomia und

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Cypria beigefügt, weil ihm jene theils ungeschickt, theils für die Exposition des Ganzen zu leer" vorkamen. Später gab er ihnen für die Gedichtsammlung die jetzige Form, worin auf die verschleierten Vestalinnen, die das ewige Feuer ihrer Göttin unterhalten, angespielt ist.

V. 7-20. Erste Doppelstrophe: Des Mannes ungezügelte Kraft treibt ihn über die Grenzen des Wahren und Rechten hinaus; seine Leidenschaftlichkeit läßt ihn seine Wünsche, sein Streben bald hierhin, bald dorthin richten; die nächste Umgebung bietet weder seinen Wünschen, noch seinem Wissensdurfte genug, das Entlegenste möchte er kennen lernen und besigen, und hat er ein Ziel erreicht, ein Gut errungen, so ist sein begieriges Herz nicht befriedigt; selbst die entlegensten Sterne liegen seinem Träumen und Sinnen nicht zu ferne. Aehnlich läßt Göthe im Tasso die Prinzessin sagen:

. . . Ihr strebt nach fernen Gütern,
Und euer Streben muß gewaltsam sein.
Ihr wagt es, für die Ewigkeit zu handeln,
Wenn wir ein einzig nah beschränktes Gut
Auf dieser Erde nur besiten möchten,

Und wünschen, daß es uns beständig bleibt.

Aber wohl dem Manne, daß ihm die Natur Empfänglichkeit für den zauberisch fesselnden Blick" der Frau in's Herz gelegt! Aus dem ruhelosen Umherschweifen in Entwürfen, die auf das Fernste gerichtet sind, führt sie ihn zu behaglichem Genuß der Gegenwart, zu sanft beruhigenden Freuden des Familienvereins zurück. Das reinere Glück, deffen sie, die mit bescheidnerm Sinne der Natur und Sitte treu geblieben ist, sich erfreuen darf, ist ihm eine Warnung und Mahnung, auch seine Wünsche, Entwürfe, Ansprüche zu beschränken, und nicht bloß für weit entfernte, noch sehr zweifelhafte Freuden zu arbeiten, sondern auch,

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was die Stunde bietet, zu genießen. Die Lesart des Musenalmanachs in V. 3 der trochäischen Strophe Und die irren Tritte wanken," die dem Bilde vom Meer (V. 4) nicht entsprechen, änderte Schiller glücklich in Unstät treiben die Gedanken."

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V. 21-34. 3 weite Doppelstrophe: Des Mannes Streben begegnet überall feindlicher Gegenwirkung, sei es, daß er um Gut und Besik ringt, sei es, daß er auf der Bahn des Ruhms und der Macht die Mitrenner zu überholen trachtet; und selbst wenn er in edlem Drange die Ideale seines Innern hinaus in die Wirklichkeit zu verpflanzen sucht, hat er mit Vorurtheilen, die das Bestehende schüßend umgeben, zu kämpfen. Nimmer darf er ruhen, um nicht seinen Gegnern gewonnes Spiel zu geben. Und wie oft geschieht es, daß ihm mitten auf der eingeschlagenen Bahn eine andere Idee der Verwirklichung würdiger, ein anderer Preis lockender, ja oft das Entgegengesezte wünschenswerther erscheint, so daß er sein eigenes Werk selbst wieder zerstört! Die Frau dagegen, zufrieden mit dem stillern Ruhme, ihr Hauswesen gut zu verwalten, die Kinder liebreich und sorgsam zu erziehen, dem Gatten eine erheiternde, tröstende, beschwichtigende und rathende Lebensgefährtin zu sein, sucht nicht ihr Glück in zeitlicher und räumlicher Ferne, sondern ist weise genug, die Freuden, welche der Tag, die Stunde bringt, zu ergreifen. Dabei fühlt sie sich freier in ihrer engen Sphäre, als er in seinem weiten Wirkungsfreise. Denn während er überall auf Hemmnisse und Gegenwirkungen stößt, während ihm, wenn er dem Staate dient, dieser durch feste, strenge Formen die Richtung und die Grenzen. seiner Thätigkeit bestimmt: ist in dem beschränktern Kreise der Frau Vieles ihrem Gefühl, ihrer Einsicht ganz anheimgegeben. Herrscherin in ihrem Bezirk, ihren Geist nicht einem höhern, ihr unübersehbaren Plan leihend, ihre Thätigkeit nicht einem oft

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