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wir erkennen, erdenken, erfinden Gott von uns aus; auch unser Gefühl erzeugt ihn nicht, so wenig unser Wille ihn schafft. Vielmehr giebt Gott sich uns zu erkennen in seinem Verhältniß zu uns, und diesen Gnadenakt Gottes, dieses sich selbst Erschließen gegen uns, nennen wir seine Offenbarung 2. Gott offenbart sich uns aber auf mannigfache Weise: innerlich durch den Geist (Zeugniß der Seele, Gewissen) 3, äußerlich durch die Werke der Schöpfung, sowie durch die Schicksale und Führungen der Völker und der einzelnen Menschen 5. Von diesen allgemeinen Offenbarungsweisen unterscheiden wir aber noch die positive, geschichtlich vermittelte Offenbarung im engern und eigentlichen Sinne, wie sie in der stufenweisen Entwickelung der göttlichen Reichsordnung (Theokratie) schon im alten Bunde sich zu erkennen giebt, vorzüglich aber in der Erscheinung Jesu Chrifti, des Sohnes Gottes, im neuen Bunde und in der Mittheilung seines Wesens an die Gläubigen ihre Vollendung erhält 6. Erst vermittelst dieser speciellen Offenbarung werden uns auch jene allgemeinen Offenbarungsformen der Natur, der Geschichte und des eignen Gewissens (Selbstbewußtseins) recht verständlich, und vieles von dem, was man sonst wohl natürliche Religion genannt und von der geoffenbarten (positiven) Religion unnatürlich und willkürlich getrennt hat, erweist sich uns dann entweder als die allgemeine, in der Form der Unbestimmtheit sich haltende Bedingung zur Religion, oder, wo sie in bestimmtern Gestaltungen auftritt, als eine bereits am Baume der geschichtlichen Offenbarung gereifte, von ihm abgelöste Frucht 7.

1. Jak. 1, 16.

2. Schon die Fassung der Religion als Gefühl der Abhängig= keit leitet auf die Offenbarung.,,Was hat der Mensch, das er nicht empfangen hätte?" 1 Cor. 4, 7. Auch das sogenannte natürliche Licht ist von Gott. Er hat den Menschen nach seinem

Bilde geschaffen und ihm die vernünftige Seele eingehaucht, 1 Mos. 1, 27; vgl. Sirach 17, 4. 5:,,Gott gab den Menschen Vernunft,, Sprache, Augen, Ohren und Verstand und Erkenntniß, und zeigte ihnen beides, Gutes und Böses."

,,Ich wandle auf weiter, bunter Flur
Ursprünglicher Natur.

Ein holder Born, in welchem ich bade,
Ist Ueberlieferung, ist Gnade.“

Göthe.

Ueberall ein Entgegenkommen Gottes. - ,,Ihr habt mich nicht erwählt, sondern ich habe Euch erwählt." Joh. 14, 16. - Gott hat euch gezeugt nach seinem Willen durch das Wort der Wahrheit, auf daß wir wären Erstlinge seiner Creaturen." Jak. 1, 17.

3. Die vollkommene Geistesoffenbarung freilich erst im Christenthum, 1 Cor. 2, 10. Aber: Gott läßt sich finden; er ist nicht ferne von einem Jeglichen unter uns, Apostelg. 17, 27; Röm. 1, 14. 15. Ansichten der ältern Kirchenlehrer von einem Lóyos OTεQuaτinós. Tertullian:,,Die Seele, obgleich in dem Kerker des Leibes eingeschlossen, obgleich durch schlechten Unterricht betrogen, obgleich durch Begierden und Lüfte entnervt, obgleich den falschen Göttern dienstbar, nennt doch, einmal zur Besinnung gekommen, einmal aus ihrem Rausch, aus ihrem Schlaf erwacht, wie aus einer Krankheit genesen: Gott, nur mit diesem Namen. Daher die Redensarten: Gott steht alles; Gott befohlen; vergelt's Gott; Gott soll entscheiden unter uns." Dieß Zeugniß nennt er testimonium animae naturaliter christianae. Der Dämon des Sokrates.

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4. Ps. 19, 1. 2. Röm. 1, 19. Gleichwohl ehrten die Men= schen Gott nicht als Gott, sondern vertauschten die Herrlichkeit Gottes mit Bildern vergänglicher Menschen, Thiere u. s. w. — Naturculte. Fetischismus.

5. Die Geschichte eine Offenbarung Gottes (vgl. Ehrenfeuchter, Entwickelungsgeschichte der Menschheit, besonders in ethischer Beziehung, 1845). — Führungen und Bewahrungen im Einzelleben. Biographien und Selbstbekenntnisse frommer und geprüfter Menschen.

6. Hebr. 1, 1. Idee einer stufenweisen Offenbarung schon bei` den Kirchenlehrern. Die griechische Weisheit eine Vorstufe zum Tempel. Joh. 1, 18; 1 Cor. 2, 9. 10. Ueber das Eigenthümliche der christlichen Offenbarung und ihr Verhältniß zur alttestamentlichen später.

7. Was ist natürliche Religion? Nicht zu verwechseln mit Naturreligion. Bei dieser ist die Natur selbst das Object der religiösen Verehrung; bei jener erscheint der natürliche Mensch als das religiöse Subject, das in sich selbst und in der Offenbarung der Natur die Bedingungen seines religiösen Lebens findet, die entweder

zur Darstellung desselben vollkommen genügen (Naturalismus, Deismus), oder durch das Hinzutreten einer außerordentlichen Offenba= rung nur, wie durch ein Supplement, ergänzt werden (Suprana= turalismus alten Styls). Nun sezt die Offenbarung allerdings eine religiöse Natur des Menschen voraus, an die ste sich wendet, d. h. religiöse Empfänglichkeit, Anlage, Bildsamkeit. Aber dieses Allgemeine und Unbestimmte nimmt, wo es im Leben hervortritt, eine bestimmte Gestalt an, sei es die der wahren oder einer falschen Religion; wie die Kunst z. B. einen bestimmten Styl annimmt. Es giebt überhaupt keinen reinen Naturalismus, weder in Wissenschaft, noch in Kunst, noch in Sitte. Alle Anlage muß entwickelt werden, wenn sie nicht der Rohheit verfallen soll, und wenn auch der Mensch alles in sich hat, so hat er doch nichts aus sich selbst. Wichtigkeit der Bildung und Erziehung in allen Dingen. Die Bildung und Erziehung aber ruht wieder auf Ueberlieferung. In den verschiedenen menschlichen Bildungssphären treten Einzelne hervor, die vermittelst ihrer höheren Begabung (Genialität) bestimmend und leitend auf die Masse einwirken, Staaten, Schulen, Vereine gründen. Von solchen schöpferisch wirkenden, productiven Naturen geht eine geistige Anregung aus; sie sind die Anfänge neuer Bildungsepochen. So ist schon in menschlichen Dingen der Mensch nicht allein gestellt auf seine Vernunft, nicht allein auf sein natürliches Erbtheil ange= wiesen, sondern auf das Erbe der Väter, auf die Summe geschichtlicher Errungenschaften. So in der Kunst, im Recht. - Wer sich aller Autorität entziehen, ein reiner Autodidakt sein will, verdammt sich selbst zum Pfuscher, wird im Haschen nach falscher Originalität ein verdorbenes Genie. — Nun haben auch einzelne Völker und Zeitalter von der Vorsehung die Aufgabe erhalten, gewisse Seiten der Menschheit auszubilden, sie auf eine solche Stufe der Vollkommenheit zu bringen, daß ste maaßgebend für Andere werden können. (Bedeutung des Klassischen in der Literatur und Kunst.) Die Griechen haben das Schöne dargestellt, die Römer das Recht ausge= bildet. Sie sind Lehrer der Völker geworden. Der Orient dagegen ist die Wiege der Religionen" (Herder). Das Volk der Juden aber insbesondere ist eben darum das ausgewählte Volk, das Volk Gottes, weil ihm (während ihm Anderes versagt war) die Offenbarungen Gottes (im engern Sinne) anvertraut wurden. Röm. 3,2; 9, 4. 5. Das Heil kommt von den Juden (Joh. 4, 21; vgl. dazu die Predigt von Vinet, Etudes évangéliques p. 297). Christus ist die ausgewählte Persönlichkeit des ausgewählten Volkes, der von Gott der Menschheit verordnete absolute Heilsstifter, Heilbringer, Heilsvermittler; er ist der Offenbarer und die Offenba= rung Gottes schlechthin, das ewige Wort (lóyos) Gottes, im Fleisch

erschienen, in dem die Fülle der Gottheit persönlich-leibhaftig wohnte. Col. 1, 15; 2 Cor. 4, 4. Diese Offenbarung ist aber nicht eine naturwidrige; die menschliche Natur ist durchaus nicht vernichtet, sondern im Gegentheil in's Göttliche verklärt. Was nun seit der Erscheinung Christi sich wieder naturgemäß, aber doch im Zusammenhange mit dieser Erscheinung entfaltet hat, das ist von dem Seinigen genommen. So ist die moderne Bildung nur möglich gewor= den durch das Christenthum. Die Resultate der christlichen Philosophie können daher nicht als etwas sich von selbst Verstehendes unter dem Namen,,natürliche Religion" ausgegeben werden, sondern ste haben ihre Wurzel in der Geschichte. Die Lehre z. B. von Gott und seinen Eigenschaften, wie ste die sogenannte natürliche Religion innerhalb des Christenthums aufstellt, wird ganz anders ausfallen, als in der jüdischen oder heidnischen Welt oder im Islam.

§. 4.

So wenig das Wesen der Religion einseitig in der Erkenntniß besteht, so wenig besteht das Wesen der Offenbarung blos oder auch nur überwiegend in der außerordentlichen Mittheilung von gewissen Kenntnissen 1; sondern die Offenbarung ist allseitige göttliche Liebesoffenbarung an die Menschen, und thatsächliche Heilsoffenbarung für die Menschen 2. Ihr Zweck ist nicht allein Erleuchtung, sondern religiöse Lebenserweckung und Lebensmittheilung. Sie wendet sich daher nicht in Form einer schon fertigen, in sich abgeschlossenen Lehre, nicht in der wissenschaftlichen Sprache der Schule an das reine Denkvermögen als solches; sondern als lebendiges Gotteswort ergeht sie an den ganzen inwendigen Menschen in einfach menschlicher, in volksthümlicher, häufig in dichterisch-bildlicher (symbolischer) Sprache, die als eine Sprache Gottes an die Menschen zu erfassen, und nach dieser ihrer religiösen Eigenthümlichkeit zu würdigen ist 3. Gott redet aber zu den Menschen nicht allein durch Lehren und Gebote, sondern eben so eindringlich und oft noch eindringlicher

durch Thatsachen. Indem also die Offenbarung mit ihrem Lichte den Verstand des Menschen erleuchtet, übt sie zugleich einen anregenden und belebenden Einfluß auf dessen Gemüth und Willen; sie wirkt nicht nur belehrend, sondern auch erlösend und heiligend, und ist insofern Eins mit der göttlichen Gnade, als deren thatsächliche Erscheinung und Erweisung im Leben und in der Geschichte der Menschheit sie aufzufassen ist 4.

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1. Das Wort anоnálvis (revelatio) deutet allerdings zunächst auf das Heben eines Schleiers und gehört somit in die Sphäre der Erkenntniß. Was wäre eine Offenbarung, die nichts offenbart?" Nur ist die Frage: was will sie offenbaren? Viele Einwürfe gegen die Offenbarung ruhen auf falschen Vorausseßungen und Ansprüchen: als ob sie uns das Denken und Forschen ersparen und uns über Dinge aufklären sollte, die Gott der Wissenschaft zu erforschen, überlassen hat (z. B. Naturwissenschaft), oder als ob ste unsre Neugierde befriedigen soll über Dinge, die zu wissen uns einmal versagt ist (über die Beschaffenheit des Jenseits, die Engel u. dgl.). Die Offenbarung will uns nicht alle Räthsel der Welt lösen, uns auch nicht das Wesen Gottes nach allen Seiten enthüllen; sondern sie will nichts offenbaren, als das, was das Verhältniß Gottes zu uns, mithin die Religion betrifft. Sie enthüllt einfach den Rath Gottes zu unsrer Seligkeit. Alles Andere liegt außer ihrer Sphäre.

2. Die Offenbarung ist nicht blos añoxálvis (revelatio), fte ist auch pavέowois (manifestatio), nipάvela (apparitio): nicht bloße Kund machung des göttlichen Willens, sondern Kund gebung der göttlichen Liebe. So ist Christus in seiner ganzen Lebenserscheinung die Offenbarung Gottes im eminentesten Sinne. Tit. 2, 11: лɛφάνη γὰρ ἡ χάρις τοῦ Θεοῦ ἡ σωτήριος πᾶσιν ἀνθρώποις, mit ber ausgesprochenen Heilsabsicht, daß sie züchtig, gerecht und gottselig leben sollen in dieser Welt. Die Offenbarung ist pädagogischer Natur, sie hat ethische (nicht rein didaktische) Zwecke.

Offenbarung ist nicht blos theoretische Weiterführung der Gotteserkenntniß, sondern thatsächliche Enthüllung göttlicher Hellsgedanken und Heilskräfte, reelle Kundgebung Gottes in seiner erziehenden, er leuchtenden, erlösenden und heiligenden Einwirkung auf das Menschengeschlecht." Ullmann.

„Die (chriftliche) Offenbarung ist sowohl die Enthüllung, als die Verwirklichung des göttlichen Rathschlusses zum Heil der Menschen; sie ist der Anfang und die Mittheilung eines neuen religiösen Princips, wodurch nicht blos die Erkenntniß, sondern das ganze Leben, der gesammte Zustand der Menschenwelt erneuert und umgewandelt Hagenbach, Leitfaden. 2. Aufl.

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