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haft ausfallen und der Entwicklung eines richtigen Sprachgefühls bei den Schülern schaden muß. Entfaltung der eignen Gedankenwelt und der eignen Sprachkraft, Entwicklung eines gesunden Stilgefühls bei den Schülern sind aber die wichtigsten Ziele alles Sprachunterrichts. Was die Erreichung dieser Ziele nicht fördert, sondern hemmt und hindert, gehört nicht in die Sprachstunden.

Aussprache.

Der Sprachunterricht soll ohne Umweg zum genauen Verständnis und zum richtigen Gebrauche der Muttersprache führen.

Zum richtigen Gebrauche der Sprache gehört zunächst eine normale Aussprache. Über die Vernachlässigung der mündlichen Sprache ist viel geschrieben worden, zur wirklichen Besserung des Übelstandes aber so gut wie nichts geschehn. Beim Unterricht im Französischen und Englischen sieht es jeder Lehrer für seine Pflicht an, die Schüler durch eine Anzahl geordneter Übungen ins Lautsystem der fremden Sprache einzuführen; der Muttersprache die gleiche Sorgfalt zuzuwenden, hält man nicht für nötig. Höchstens sucht man gelegentlich im Anschluß an den Leseunterricht die Schüler zu richtiger und dialektfreier Darstellung der Sprachlaute zu bringen. Was dabei herauskommt, ist nicht sehr erfreulich.

Der geschichtliche Grund für die Vernachlässigung der lautlichen Seite unsrer Schriftsprache ist in dem Umstande zu suchen, daß Deutschland infolge seiner eigenartigen politischen Entwicklung verhältnismäßig spät zu einer im ganzen Lande geltenden Schriftsprache und noch viel später, strenggenommen heute noch nicht, zu einer überall anerkannten Musteraussprache gekommen ist.

Die Engländer sind einig darüber, daß ihre Sprache am reinsten in Südengland, genauer von den gebildeten Klassen Londons gesprochen wird1); und die Entwicklung der öffentlichen Dinge in England, wo seit den Tagen Ecgberhts der Süden in den Vordergrund trat und seit Wilhelm dem Eroberer London der Mittelpunkt des politischen und geistigen Lebens ward, läßt diese Meinung als vollkommen richtig erscheinen. In Frankreich ist die beste Sprache im Norden des Landes, genauer bei den Gebildeten der Stadt Paris zu finden, die schon gleich

1) S. z. B. Ellis, On Early English Pronunciation 23.

am Anfange der französischen Geschichte eine hervorragende Rolle spielte, zunächst den umliegenden Landschaften und später dem ganzen Reiche Maß und Muster gab, und seit Jahrhunderten der unbestrittene Brennpunkt des gesamten geistigen Lebens der Franzosen ist.

In Deutschland lag der politische Schwerpunkt fast in jedem Jahrhunderte wo anders, in Franken, Sachsen, Schwaben, Österreich, Preußen. Eh sich noch die Sprache des gerade führenden Stammes und Herrscherhauses als mustergültig durchsetzen konnte, ging die Führung wieder in andre Hände über. Die deutsche Schriftsprache ist das Ergebnis eines langen Ausgleichs verschiedener Mundarten. Wenn sie trotzdem ein ziemlich einheitliches, nämlich ostmitteldeutsches Aussehn hat, so erklärt sich das daraus, daß die Sprache der kaiserlichen Kanzlei in Prag den Wurzelstock der Schriftsprache bildete, und daß die Schriftsprache in der Zeit ihrer stärksten Entwicklung ihre Nahrung hauptsächlich aus ostmitteldeutschem Boden zog. Nicht bloß die Prager und die „meißnische Kanzley", auch die eigentlichen Schriftsteller Obersachsens, Schlesiens und der Lausitz, allen voran Luther, aber auch Opitz und die übrigen schlesischen Dichter, Christian Weise, Leibnitz, Thomasius, Gottsched, Lessing, Gellert usw. haben auf die Gestaltung unsrer Schriftsprache einen Einfluß ausgeübt, den wir uns heute kaum noch vorzustellen vermögen. Und diesen Männern, die in der Morgenzeit des neuhochdeutschen Schrifttums wirkend am Webstuhl der Gedanken saßen, ist es zuzuschreiben, daß alle spätern süd- und norddeutschen Einschlagfäden die ostmitteldeutsche Kette des Gewebes unsrer Schriftsprache nicht verdecken können.

Die deutsche Gemeinsprache diente anfangs nur zum schriftlichen Gebrauche, und es dauerte ziemlich lange, bis man sie auch im mündlichen Verkehr anwandte. Die Aussprache blieb dabei zunächst noch rein dialektisch, d. h. jeder sprach das Hochdeutsche mit den Lauten, die ihm von seiner Mundart her geläufig waren. Aber die Aussprache Sachsens galt als beste, weil man merkte, daß in Sachsen, in der Heimat der Schriftsprache, sich Mundart und Schriftsprache hinsichtlich des Wortgebrauches und der Formenlehre am meisten glichen. Heute wird kaum noch jemand die sächsische Aussprache des Hochdeutschen ohne weiteres für mustergültig halten; denn alle sächsischen Mund

arten, auch die Stadtdialekte haben sich in ihrer Lautgebung ziemlich weit vom System der Schriftsprache entfernt. Besonders auffällig wirkt die Entrundung von ö und ü zu e und i und der Zusammenfall stimmhafter und stimmloser Geräuschlaute in dem Teile des Landes, der westlich von der Elbe liegt.

Aber das Bedürfnis nach einer einheitlichen Aussprache des Schriftdeutschen hat sich in immer stärkerem Maße geltend gemacht. Weils an einem landschaftlichen oder örtlichen Vorbilde fehlte, gewöhnte man sich, die Aussprache der Bühne als Muster anzusehn. Freilich zu einer wirklich einheitlichen Aussprache wollte es auch auf der Bühne nicht kommen. Und wenn es dazu kam, durfte man Schauspielern die letzte Entscheidung überlassen in Fragen, die ein gründliches wissenschaftliches Verständnis voraussetzen? Die germanistische Sektion der Dresdener Philologenversammlung vom Jahre 1897 beschloß deswegen, den Vorstand des deutschen Bühnenvereins zu ersuchen, einen Ausschuß zu ernennen, der gemeinsam mit Vertretern der germanistischen Wissenschaft die Bühnenaussprache regeln sollte. Der deutsche Bühnenverein ist darauf eingegangen, und das Ergebnis der Kommissionsberatungen liegt vor in dem Buche Deutsche Bühnenaussprache. Im Auftrage der Kommission herausgegeben von Th. Siebs. Berlin, Köln, Leipzig, Verlag von A. Ahn.

Bei den Beratungen hat sich herausgestellt, was jedem Kenner der Verhältnisse im voraus klar war, daß Bühne, Wissenschaft und Schule nicht immer an demselben Strange ziehen können. Der Schauspieler muß vor allem wünschen, daß jedes seiner Worte in einem weiten Raume verstanden werde und daß auch seine Charakterisierung der Leidenschaften und Stimmungen genügend deutlich wirke. Das nötigt ihn zu Übertreibungen und Vergröberungen, die unter andern Verhältnissen unnatürlich und widerwärtig wirken würden. Wohl braucht auch die Schule eine Aussprache des Hochdeutschen, die über den einzelnen Mundarten steht; aber diese Aussprache kann nicht durch einen Ausgleich der mehr oder minder künstlichen Sprechweise verschiedener Bühnen, sondern nur durch einen Ausgleich der hochdeutschen Mundarten selber gewonnen werden. Die Bühne hat für mehrere Laute (p, t, w) die Aussprache der niederdeutschen Mundarten angenommen. Die Gründe, die dafür maßgebend gewesen sind, haben für die Schule keine Geltung. Die Schule hat daran fest

zuhalten, daß unsre Schriftsprache hochdeutsch ist und darum auch hochdeutsch ausgesprochen werden muß. Daß es einem Niederdeutschen schwer fällt, die hochdeutschen Laute richtig aufzufassen, kann daran nichts ändern.

Ein Punkt, wo sich Hoch- und Niederdeutsch von Anfang an grundsätzlich scheiden, betrifft die Aussprache der Verschlußlaute. Es gibt im Deutschen drei Arten von Verschlußlauten:

1. stimmhafte, an deren Bildung sich die Stimmbänder beteiligen, b, d, g;

2. stimmlose, bei deren Bildung die Stimmbänder nicht mitschwingen, p, t, k;

3. behauchte stimmlose, die mit einem nachstürzenden Hauche gesprochen werden. Von behauchten Stimmlosen kommt im Hochdeutschen nur k vor, das zu Anfang eines Wortes bei der sogenannten hochdeutschen Lautverschiebung nicht mit verschoben worden ist. Der dem k folgende Hauchlaut (h) bleibt in unsrer Rechtschreibung unbezeichnet; von seinem Vorhandensein kann man sich aber leicht überzeugen, wenn man den Rücken der Hand oder ein Licht in die Nähe der Mundöffnung bringt und ein Wort mit anlautendem k, z. B. Kunde ausspricht. Im Niederdeutschen werden vor betonten Stimmlauten auch p und t behaucht. Diese behauchten niederdeutschen p und t sind aber im Hochdeutschen verschwunden und zu pf und geworden. Die im Hochdeutschen vorhandenen p und t sind nie behaucht gewesen, solange das Hochdeutsche als Sprache besteht. Wenn gleichwohl der Niederdeutsche beim Hochdeutschsprechen pirschen und tausend wie p-hirschen undt-hausend ausspricht, kann man das entschuldigen; nicht zu entschuldigen aber ist, wenn man verlangt, daß der Fehler auf hochdeutschem Gebiete nachgeahmt werde, und wenn man sich in der Schule bemüht, p und t herauszuzischen, als ob im nächsten Augenblicke eine dritte Lautverschiebung zu pf und z eintreten sollte. Zwar haben sich in manchen Gegenden des hochdeutschen Sprachgebiets die ursprünglichen Unterschiede zwischen b, d und p, t mehr oder weniger verwischt, weil b und d ihren Stimmton ganz oder teilweise eingebüßt haben; in andern Gegenden aber, z. B. auch im östlichen Teile Sachsens, haben sich die

alten Unterschiede bis heute wohl erhalten. Kein Kind verwechselt dort beim Sprechen Ende und Ente, Seide und Seite, Weide und Weite, raube und Raupe, stäube und stäupe, und doch werden die p und t nicht behaucht, sondern lediglich durch das Fehlen des Stimmtons und den stärkern Druck der Lippen oder der Zunge von b und d unterschieden. Es kann kein Zweifel darüber bestehn, daß diese Art der Unterscheidung die allein lautgesetzlich berechtigte ist, und die Schule hat die Pflicht, das Recht der Wissenschaft zu wahren.

Die folgenden Andeutungen über die Aussprache der einzelnen Laute nehmen, das sei ausdrücklich bemerkt, zunächst nur auf sächsische Schulen Rücksicht. Für andre Teile des deutschen Sprachgebietes werden andre Bestimmungen am Platze sein.

a.

Wenn man ein lautes a spricht und dabei die Finger an den Kehlkopf (Adamsapfel) legt, fühlt man ein deutliches Erzittern, das von den Schwingungen der Stimmbänder im Innern des Kehlkopfes herrührt. Man kann solche Stimmlaute (Vokale) mit größerer oder geringer Öffnung des Mundes aussprechen. Öffnet man die Zahnreihen und die Lippen weit und läßt dabei die Zunge flach in der Mundhöhle liegen, so ergibt sich ein hellerer Laut als bei geschlossener Aussprache. Offnes, helles a ist in ganz Sachsen üblich in den Verbindungen ai und au. Schon nicht im ganzen Lande verbreitet ist der helle Klang des a vor ld, lt, lz, nd, nt, nz, ng, nk, ch, g, k: bald halt Salz Band Kante ganz lang Bank Bach Tag Frack. Vor allen übrigen Lauten wird geschlossenes å gesprochen, das sich in den Mundarten bis zu oa, o, ou, ua und u verdumpft.

In der Schule ist überall helles, offnes a zu fordern. Übungsstoff S. 18f. der Stoffsammlung.

b.

Am Ende eines Wortes wird b auf dem ganzen Gebiete des Hochdeutschen zu p. Es ist darauf zu achten, daß sich die Lippen nach Bildung des Verschlusses wieder öffnen müssen, weil sonst der Laut für den Hörer verstummt. Übungsstoff S. 1,1; 3, 7.

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