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ziehen muß, wenn er nicht Schaden leiden soll.

in Wahrheit und Dichtung den Dialekt das Element, worin die Goethe nennt Seele ihren Atem schöpft; er spricht damit eine Wahrheit aus, die der Sprachunterricht gar nicht genug beherzigen kann. Kehr hat als Ziel des Sprachunterrichts die Eroberung der Schriftsprache bezeichnet. Es wäre eine schlechte Eroberungspolitik, die den Eroberer zwänge, den festen Stützpunkt in der Heimat aufzugeben. Wie beim Unterricht in Geschichte und Erdkunde, so muß auch beim Sprachunterrichte die Heimat das Zentrum bleiben, wovon alles ausgeht und worauf alles zurückbezogen wird. Das ist die rechte Art der Konzentration. lehre den Schüler, sich die Unterschiede zwischen seiner heimatDie Schule lichen Mundart und der Schriftsprache zu klarem Bewußtsein zu bringen, aber sie hüte sich sorgfältig, ihm die Sprache, die sein Vater, seine Mutter mit ihm sprechen, verächtlich oder lächerlich zu machen. Die Schule hat die Pflicht, die Schriftsprache zu lehren, aber durchaus nicht die Pflicht, die Mundarten auszurotten. Gewöhnt sich der Lehrer, konsequent die Mundart zum Vergleich heranzuziehn, wird sie ihm bald eine wertvolle Gehilfin wirklicher Sprachbildung werden. Weil aber der Lehrer die Mundart seiner Schüler nur in seltenen Fällen so genau kennen wird, wie es für den Sprachunterricht wünschenswert wäre, empfiehlt es sich, jedes Wort und jede Wortgruppe in die Mundart übersetzen zu lassen. folgende Vorteile: Das hat

1. Der Lehrer wird dadurch auf die Worte aufmerksam gemacht, die der Mundart des Schülers fremd und deswegen bei allem Unterrichte mit besondrer Vorsicht zu behandeln sind. Für jeden Lehrer, der nicht in den Fehler des Verbalismus verfallen will, ist es von größter Wichtigkeit, sich einen sichern Überblick über den Sprachschatz zu verschaffen, den seine Schüler aus dem Elternhause mitbringen. Worte, die den Schülern nicht von der Mundart her geläufig sind, dürfen, wo sie auch im Unterrichte vorkommen, nie ohne anschauliche Erläuterung gelassen werden. Es ist ratsam, alle solche Worte nach und nach zu einer besondern Art von Fremdwörterbuche zusammenzustellen.

Die Stoffsammlung strebt, wenigstens bei Aufzählung der Worte, deren Bildungsweise nicht mehr lebendig ist, nach

Michel u. Stephan, Sprachübungen.

einer gewissen Vollständigkeit; denn jedes Bemühn, für eine bestimmte Altersstufe eine bestimmte Auswahl von Worten nach psychologischen Rücksichten zusammenzustellen, muß auf Willkür hinauslaufen. Der Wortschatz der Schüler ist je nach der Landschaft und den Gesellschaftskreisen, aus denen die Schüler stammen, durchaus verschieden. Worte wie Lab Sech Stär Zipf u. dgl. werden manchem Schüler völlig fremd sein, während ein Junge, der in bäuerlicher Umgebung aufwächst, sie kennt und darum auch lernen muß, sie in ihrer schriftsprachlichen Form mündlich und schriftlich richtig anzuwenden, wozu der Sachunterricht ihm kaum Gelegenheit gibt.

In allen oder den meisten sächsischen Mundarten nicht gebräuchlich sind, um ein Beispiel anzuführen, folgende einsilbige Dingworte: Fluch Deich Laich Lauch Kelch Molch Pfad Sold Huld Strand Tand Spind Sund Bord Glimpf Riff

Pferch
Fee Lee

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Bug Rang Brigg Brei Hai

Talk Schwank Deck Zweck Stuck

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Wal Pol Stil Kiel Hall

Schwall Wall Ohm Schelm Farm Harm Grimm Kran

Wahn Farn Hirn Bann

Speer das Reis Graus

das Tau

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Haft Trift Duft Glast Rist Ost West Nord Süd Blust Dust Karst Forst Horst Reiz Lenz Arzt Scherz Trutz. Der Lehrer würde sich alle diese Worte in seinem Handexemplar der Stoffsammlung anzumerken haben. Wissen die Schüler mit einem Worte nichts anzufangen, auch wenn der Lehrer ihnen mit geeigneten Fragen zu Hilfe kommt, so ist das ein ziemlich sichres Zeichen, daß das Wort ihrer Sprache mehr oder minder fremd ist, daß sie es noch nicht gründlich genug verstehn, weil sie es noch nicht oft genug gehört haben. Alle solchen Worte können bei den freien Sprachübungen ohne Schaden übergangen werden. Der Hauptzweck dieser Übungen besteht keineswegs darin, den Sprachschatz der Schüler zu bereichern. Die Schüler sollen nicht äußerlich anwenden, was sie innerlich vielleicht noch nicht mit Sicherheit beherrschen, sollen vielmehr ermutigt werden, das ihnen längst Vertraute bewußt und selbständig auszusprechen, und zwar unter der Aufsicht des Lehrers so auszu

sprechen, wie es der gegenwärtige Stand der Schriftsprache verlangt. Die Schüler sollen also nicht etwas wesentlich Neues lernen, sondern vor allem Gelegenheit erhalten, sich selber zu entfalten. Die Sprachübungen stellen sich damit allen andern Unterrichtszweigen als notwendige Ergänzung zur Seite.

2. Durch die Nebeneinanderstellung der schriftsprachlichen und mundartlichen Form eines Wortes wird sich der Schüler der Unterschiede zwischen Schriftsprache und Mundart klar bewußt, und der Gefahr einer unzulässigen Vermischung der Schriftsprache mit Eigentümlichkeiten der Mundart wird vorgebeugt. Die Gefahr ist um so größer, je näher die Schriftsprache der Mundart steht; sie ist in Ober- und Mitteldeutschland größer als in Niederdeutschland.

3. Vor allen Dingen aber ist die Nebeneinanderstellung von Schriftsprache und Mundart deswegen nötig, weil dadurch am sichersten die Bewußtseinsinhalte, die sich mit der mundartlichen Lautgestalt eines Wortes verbunden haben, geweckt und auf die schriftsprachliche Form übertragen werden. Durch ein vornehmes Beiseiteliegenlassen der Mundart beraubt sich der Unterricht eines überaus überaus wichtigen Hilfsmittels der Apperzeption.

Sprachverständnis.

Manche Methodiker gebärden sich, als sei das Kind eine rohe Masse, die erst durch den Unterricht der Schule etwas Inhalt und Form erhalte. Sie fordern, daß aller Sprachunterricht an den Anschauungsunterricht angeschlossen werde, und stellen sich, als sei eine andre Art des Sprachunterrichts überhaupt nicht möglich oder wenigstens ganz unfruchtbar. Es kann keinem Menschen einfallen, das Prinzip der Anschaulichkeit in der Schule anzutasten. Auf der andern Seite aber darf man nicht vergessen, daß die Sprache des Menschen nicht bloß auf dem Anschauungsunterrichte der Schule beruht. Das normale Kind tritt schon mit einem ziemlich großen Vorstellungs- und Sprachschatz in die Schule. Daß es uns verhältnismäßig vorstellungs- und spracharm erscheint, ändert an der Tatsache nichts. Auch zur Vermehrung und immer tieferen Erklärung des mitgebrachten Gutes trägt das Leben viel mehr bei als die Schule. Was bedeuten die paar Stunden schulmäßigen Anschauungsunterrichts gegen

über dem, was das Kind in sprachlicher Hinsicht bei Eltern, Geschwistern, Gespielen und durch Lektüre lernt? Und was kann der Schulunterricht wirklich veranschaulichen? Es ist doch nur eine recht kleine Auswahl von Dingen, Eigenschaften, Verhältnissen und Vorgängen, die dem Kinde im engen Schulzimmer und auf Unterrichtsgängen wirklich vor die Sinne geführt werden kann. Ein Sprachunterricht, der in der einseitigen Behandlung der Stoffe des anschaulichen Sachunterrichts sein Heil sucht, muß naturgemäß einseitig und dürftig ausfallen und kann den Anforderungen des Lebens nicht genügen. Dazu kommt noch: Jede Wissenschaft spricht ihre eigne Sprache, und was die Schule in den einzelnen Unterrichtsfächern bietet, ist immer ein mehr oder weniger dünner Auszug von dem, was die Wissenschaft desselben Faches lehrt. Oft macht es sogar den Eindruck, als habe der Unterricht überhaupt keine höhere Aufgabe zu erfüllen, als die Schüler mit der eigentümlichen Terminologie der einzelnen Schulfächer bekannt zu machen. Jedenfalls lernt das Kind im Sachunterrichte manches Wort und manche Wendung kennen, die ihm außerhalb der Schule selten oder nie begegnen und die es selber außerhalb der Schule selten oder nie gebraucht. Daß man ein volles und gründliches Verständnis des in der Schule Gelernten nicht von jedem Kinde erwarten darf, lehrt leider die Erfahrung zur Genüge. Es ist aber durchaus wünschenswert, daß das Kind seine Sprachfertigkeit an Sprachstoffen übe, die es vollständig versteht, und es läßt sich für die Sprachentwicklung nichts Gefährlicheres denken, als wenn man Kinder nötigt und gewöhnt, mit Worten und Gedanken zu hantieren, deren völliges Verständnis ihnen noch nicht aufgegangen ist.1).

Deswegen ist es nicht bloß unnötig, sondern geradezu verwerflich, den Unterricht in der Muttersprache grundsätzlich und ausschließlich mit dem Sachunterrichte, wie er ist und jedenfalls noch lange sein wird, zu verknüpfen. Ähnliche Bedenken sprechen auch gegen den einseitigen Anschluß alles Sprachunterrichtes an das Lesebuch. Gewiß ist ein richtig betriebener Lese

1) Man sehe sich die stilistischen Fehler von Schülern und Erwachsenen darauf hin an: der größte Unsinn kommt immer dann heraus, wenn die Schreibenden sich Mühe geben, Worte zu gebrauchen oder Satzfügungen nachzuahmen, die sie mündlich nicht anwenden.

unterricht eines der wirksamsten und besten Förderungsmittel der Sprachbildung, und der Leseunterricht könnte sicher noch viel mehr für die Sprachbildung leisten, als er im allgemeinen leistet; aber allen Anforderungen des Sprachunterrichts kann auch das beste Lesebuch und der beste Leseunterricht nicht gerecht werden.

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Es ist zwar ein bequemes und auch scheinbar sehr rasch förderndes Verfahren, aus den Ergebnissen des Unterrichts oder irgendeinem Lesestück ein sogenanntes ,,Sprachstück" zuzurichten, indem man eine Anzahl Sätze in die gleiche Form preßt und dann lose aneinanderfügt. Die Kinder geben ohne Mühe wieder, was sie soeben erst gehört oder gelesen haben, die Umformung stilistisch guter in stilistisch mangelhafte Sätze ist nicht schwer, der Satzhaufen wird angeschrieben, von den Kindern abgeschrieben, ein paar gelehrte Ausdrücke oder Regeln sind geschwind entwickelt, die Kinder werden angehalten, aus dem Lesebuche oder aus dem Gedächtnisse noch einige Beispiele dazu zu suchen, das Sprachstück wird zu guter Letzt diktiert und korrigiert, es finden sich verhältnismäßig wenig Fehler: die Sache klappt vorzüglich, die Erfolge sind brillant. Nur schade, daß die Kinder nach acht Jahren nicht imstande sind, vier fehlerlose Sätze über irgendeinen Gegenstand, der ihnen naheliegt, selbständig, ohne fremde Hilfe aufzuschreiben. Daß sie das nicht können, daran ist nicht, wie man zuweilen meint, die Haus- und Umgangssprache schuld, die wieder einreißt, was die Schule mühsam aufgebaut hat, sondern die Methode, die den Schüler unselbständig macht und auf die Haus- und Umgangssprache nicht gebührend Rücksicht nimmt. Wer nicht auf dem rechten Grunde aufbaut, braucht sich nicht zu wundern, wenn der Bau nicht hält.

Die Haus- und Umgangssprache des Schülers gleicht einem festen Untergrunde aus "gewachsenem" Gestein, worauf der Redefluß des Lehrers und der Büchersprache allmählich eine dünne, lockre Schicht von glatten Kieseln und von feinem Bindelehm aus höheren Gebieten absetzt. Es ist nicht weise, aus und auf der dünnen Schwemm- und Schotterschicht ein Haus zu baun. Wer an die Zukunft denkt, der bricht sein Material aus dem darunterliegenden Gestein, gibt ihm die rechte Form, verbindet es gehörig mit dem festen Untergrunde und

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