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Auf die Gründe und Grenzen des Schwankens näher einzugehn, ist hier nicht der Ort. Der Lehrer halte sich aber in jedem Falle gegenwärtig, daß auch das abweichende Geschlecht der Worte in der Mundart oft alt und an sich wohlberechtigt ist; er behandle es deswegen mit der gebührenden Rücksicht.

Form der Einzahl: Zuweilen ist neben der einsilbigen Form eines Wortes noch eine längere mit anderm Geschlecht in der Literatur üblich: Quell Quelle, Trupp Truppe, Spalt Spalte, Ritz - Ritze usw. Ritze usw. In der Stoffsammlung sind in diesem Falle meist beide Formen angeführt, aber an verschiedenen Stellen. Vielfach ist die längere Form die ältere, so bei Türe Bette Hemde Hirte Ochse, desgleichen bei den Worten mit Ge-: Genicke Gemüte Gerichte Gewichte Gebälke Geselle usw. nicht eine bestimmte Form in der Schriftsprache die Alleinherrschaft gewonnen hat (Genick Gemüt Gericht), lasse man bei der mündlichen und schriftlichen Übung die Form anwenden, die in der Mundart der Landschaft üblich ist. Ebenso verhalte man sich dem e des Wemfalls gegenüber, das in manchen Mundarten erhalten bleibt, in andern abgeworfen wird.

Wenn

Von den Worten auf -e (S, 6 ff.) der Stoffsammlung haben einzelne in den sächsischen Mundarten eine ältere Form auf -n bewahrt: eine Küchen, Lügen, Wolken usw. Die Schüler sind darauf aufmerksam zu machen.

Besonders zu behandeln sind die Worte auf S. 8,3 der Stoffsammlung. Den Schülern ist zum Bewußtsein zu bringen, daß nur die Worte im Wessenfalle auf ns enden, für die es eine Nebenform auf -n gibt, also des Namens, Samens, aber nicht des Knabens, Hirtens usw.

Lessig, Liebing

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Die Worte auf ung und -ing haben in den Mundarten ihr n verloren: Hering > Herig, Sperling > Sperlig. Vgl. Pfenning Pfennig, Lessing Liebig. Die volkstümlichen Worte auf -ung gehn auf eine Form mit - unge zurück: Benehmige Benehmunge, Erzählige - Erzählunge.

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Mehrzahl: Die Mehrzahl wird in der Umgangssprache vielfach anders gebildet als in der Schriftsprache. So kommen in Sachsen folgende abweichende Mehrzahlbildungen vor: Die Täge Ärme Hälme Hünde Schäfe Hüfe Säte Näme Däume Stüben Kerlen Armen (von der Arm) Knieen Nageln Vogeln Deckeln Engeln Äpfeln Löffeln Pinseln Riegeln

Kameräde

Schnabeln Scheffeln Tiegeln Mädeln Fingern Fenstern Stricher Grinder Bälger Schücher Viecher Stücker Pflöcker Flecker Stöcker Pfeiler Seiler (von Pfeil Seil) Schäler Hälmer Bäumer Därmer Türmer (von Turm) Kerner Börner Dörner Spörner Steiner Zülper Kreiser Sträußer Hälser Mäßer Flößer Klößer Büscher Zelter Rester Äster Äxter Kränzer Kreuzer Klötzer Ritzer Gebeter Gebäuder Gedärmer Gelenker Geschäfter Geschmäcker Gewölber usw.

Für jede Schule sind die in der Mundart abweichenden Formen zusammenzustellen und der Unterschied zwischen Schriftsprache und Mundart (ohne abfällige Bemerkungen über die Mundart) zu klarem Bewußtsein zu bringen.

Adjektivum.

Die formelle Unterscheidung von Adjektiven und adjektivischen Adverbien, wie sie noch im Gotischen und Althochdeutschen bestand, hat sich im Neuhochdeutschen nur noch in spärlichen Resten erhalten. Doppelformen wie lang lange, fest fast, schön schon werden kaum noch als zusammengehörig empfunden. An der syntaktischen Unterscheidung pflegt man festzuhalten und legt Wert darauf, daß die Schüler die Eigenschaften still und hoch in dem Satze: Die hohen stillen Bäume standen neben mir als Adjektiva, und in dem Satze: Die Bäume standen so hoch und still neben mir als Adverbien ansehn, obwohl auch im zweiten Satze hoch nur eine Eigenschaft der Dinge, nicht der Tätigkeit bezeichnen kann. Einen großen praktischen Wert hat die Unterscheidung für den deutschen Unterricht nicht mehr, zumal sich die Bedeutung der Worte durch den verschiedenen syntaktischen Gebrauch in den meisten Fällen nicht ändert.

gelb mild wild lind feig zäh dick schwül kühl rein klein schön grün kühn dünn dürr süß spät dicht licht leicht seicht feucht dreist fest und einige andre Eigenschaften endigten früher auf

e. Wo dies e in der Mundart erhalten ist, sind die Schüler auf den Unterschied aufmerksam zu machen. Wo neu in der Mundart nau lautet, sind die Ortsnamen Naunhof1) Naumburg Naundorf Nauberg Nauenhain Nauhain Naustadt Nauwalde zu erklären.

Die Eigenschaften auf -nd von Tätigkeiten nehmen der Schreibung wegen im Unterrichte meist einen breitern Raum ein,

1) auf, in, bei, zu dem Nauen Hof.

Michel u. Stephan, Sprachübungen.

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als ihnen ihrer Bedeutung nach zukommt. Volkstümliche Schriftsteller haben von jeher einen sehr sparsamen Gebrauch davon gemacht, und auch die Schüler werden nicht allzu oft in die Lage kommen, sie anzuwenden, vorausgesetzt, daß man ihnen Gelegenheit gibt, ihre eignen Gedanken mit eignen Worten auszudrücken. In den Mundarten erscheinen die Eigenschaften auf -nd teilweise noch mit der Endung -e: drehende drehend, stehende stehend, spielende spielend.

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Eine wichtigere Rolle als die Eigenschaften auf —nd spielen im Deutschen die von Tätigkeiten abgeleiteten Eigenschaften auf -t und en. Man lasse sie mündlich von jeder Tätigkeit bilden und zwar in Verbindung mit haben oder sein. Unter den Eigenschaften auf -ig von Dingen verdienen der Schreibung wegen die auf S. 10,8 und S. 15, 20 besondre Aufmerksamkeit.

Pronomen.

Die selbständigen (nicht adjektivischen) Fürworte derselbe derjenige dieser solcher welcher ersterer letzterer erstgenannter letztgenannter, deren Anwendung besonders in der ältern Kanzleisprache sehr verbreitet war, werden heute von sorgfältigen Schriftstellern meist vermieden. Unsrer Umgangssprache sind sie fremd, und es nicht ratsam, die Schüler in ihrem Gebrauche zu üben, wie zuweilen geschieht. Die Schüler wenden sie in der Regel falsch an, und man tut gut, vor ihrer Anwendung ohne ein nachfolgendes Dingwort überhaupt zu warnen. Wo der die das und er sie es nicht genügen, wiederhole man das Dingwort.

Verbum.
I. Aktionsart.

Die Stoffsammlung bringt zunächst auf S. 3-5 die einfachen Verben, die für das gegenwärtige Sprachgefühl in keinem deutlichen Abhängigkeitsverhältnisse zu andern Wortarten stehn, sodann auf S. 6-16 die, deren Ableitung von andern Wortarten sich noch deutlich erkennen läßt, und zuletzt auf S. 28-35 die zusammengesetzten Verben. Mit der Scheidung der einfachen und zusammengesetzten Verben hängt eng zusammen ein wichtiger Unterschied in der Art und Weise, wie die Handlungen vor sich gehn. Die meisten einfachen Verben drücken Handlungen aus, die in ununterbrochener Dauer gedacht werden. Die zusammen

gesetzten Verben fügen dem Bedeutungsinhalt des einfachen Verbums noch den Nebenbegriff des Vollendet werdens hinzu. „Die Handlung wird also nicht bloß schlechthin in ihrem Fortgang bezeichnet, sondern stets im Hinblick auf den Moment ihrer Vollendung."1)

Man vergleiche mit dem einfachen steigen die zusammengesetzten ersteigen besteigen aufsteigen usw., die die Handlung des Steigens im Hinblick auf den Augenblick ihrer Vollendung, ihres Abschlusses in sich selbst bezeichnen. Da sich die Bedeutung jedes zusammengesetzten Verbums aus drei Bestandteilen zusammensetzt, nämlich aus der sachlichen Bedeutung des einfachen Verbums, aus der sachlichen Bedeutung der Präposition und aus der durch die Zusammensetzung bewirkten Änderung der Art und Weise, wie die Handlung vor sich geht, so leuchtet ein, daß zunächst die Bedeutung der einfachen Verben und der Präpositionen klar zum Bewußtsein gebracht werden muß, eh der Bedeutungszuwachs, den das zusammengesetzte Verbum gegenüber dem einfachen aufweist, und die Änderung in der Art und Weise der Tätigkeit selbst behandelt werden kann. Am schwierigsten zum Verständnis zu bringen sind die Bedeutungswandlungen der zusammengesetzten Verben, deren präpositioneller Bestandteil nicht mehr selbständig vorkommt. Die Bildungen mit be—, er, ver—, zer—; ge— können erst auf der Oberstufe mit einiger Aussicht auf Erfolg behandelt werden. Wenn einfache Verben und die verschiedensten Arten der Zusammensetzung beim Unterrichte von vornherein zu sogenannten Wortfamilien vereinigt werden, ist an eine wirkliche Schulung des Sprachverständnisses nicht zu denken. Es bleibt dann in der Regel bei einer bloßen Nebeneinanderstellung von Worten, ohne daß das innere Verhältnis der Worte zueinander zum Bewußtsein kommt.

II. Zeitformen.

Das Deutsche kennt nur zwei Zeitformen: Gegenwart und Vergangenheit. Das sogenannte Perfektum gehört zur Gegenwart, und das Plusquamperfektum ist ein besondrer Fall der Vergangenheit. Als Ausdruck der Zukunft dient in allen germanischen Sprachen ausschließlich die Gegenwart, entweder allein, oder in

1) W. Streitberg, Urgerm. Grammatik S. 276 ff.

Verbindung mit Zeitadverbien, oder unter Anwendung bestimmter Verben, die eine Hindeutung auf die Zukunft enthalten: werden, sollen, wollen u. dgl.

In

Die praktischen Bedürfnisse der Schule fordern vor allem die scharfe Unterscheidung von Gegenwart und Vergangenheit. Der eine Grund dafür liegt in den Mundarten. Mittel- und Oberdeutschland wird bei der Erzählung die Handlung aus der Vergangenheit meist als vollendet in die Gegenwart verlegt: für Dann ging ich in die Kirche sagt man Dann bin ich in die Kirche gegangen. Die Schüler pflegen in ihren Aufsätzen die Ausdrucksform der Schriftsprache und der Umgangssprache zu vermengen und müssen darum angehalten werden, eine bestimmte Zeitform, Vergangenheit oder Gegenwart, festzuhalten. Der andre Grund liegt in der Schule selbst: Bei der Besprechung und bei der Angabe des Inhalts erzählender Abschnitte wird mit Vorliebe die Gegenwart angewandt. Die Schüler gewöhnen sich dadurch, Vergangenheit und Gegenwart ohne jede Ordnung durcheinander zu werfen, wie in folgenden Sätzen aus einem Aufsatzhefte: „Ein Wanderbursche kehrte in die Heimat zurück. Am Tore sitzt der Zöllner. In ihm sieht er seinen liebsten Freund, den er früher oft besucht hatte. Dieser erkannte ihn aber nicht" usw.

Nach der Art, wie die Vergangenheit gebildet wird, pflegt man starke und schwache Verben zu unterscheiden. Die von J. Grimm gewählten Namen haben mit der Sache selber nichts zu tun und brauchen in der Schule nicht eingeprägt zu werden. Die Formenbildung der schwachen Verben ist einfacher als die der starken und deswegen im Unterrichte zuerst zu behandeln. Ein großer Teil der Tätigkeiten auf S. 3, 4, 6, 8, 10-16 der Stoffsammlung enthielt früher, ähnlich wie lat. capio audio ein i in der Endung, das ein vorausgehndes a zu e, e zu i, u zu ❝ umlautete. Zu der Zeit, als der Umlaut hätte eintreten sollen, war dies i bei gewissen Worten in den Formen der Vergangenheit schon verschwunden, so daß die Worte jetzt den Umlaut nur in den Formen der Gegenwart zeigen, in den Formen der Vergangenheit aber den ursprünglichen Vokal erhalten haben, z. B. nennen (von Name), aber nannte. (Stoffsammlung S. 4, 35.) Bei diesen Worten von einer „, gemischten Konjugation“ zu reden, ist durchaus unpassend; denn mit dem

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