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Das Meer.

Lag mir das Herz in der Brust.
Mir ist, als saß ich winterlange,
Ein Kranker in dunkler Krankenstube,
Und nun verlass' ich sie plötzlich,
Und blendend strahlt mir entgegen

Der smaragdene Frühling, der sonnengeweckte,
Und es rauschen die weißen Blüthenbäume,
Und die jungen Blumen schauen mich an
Mit bunten, duftenden Augen,

Und es duftet und summt und athmet und lacht,
Und im blauen Himmel singen die Vöglein
Thalatta! Thalatta! XV, 334 [241],

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Das Meer weiß Alles, die Sterne vertrauen ihm des Nachts die verborgensten Räthsel des Himmels, in seiner Tiefe liegen mit den fabelhaft versunkenen Reichen auch die uralten, längst verschollenen Sagen der Erde, an allen Küsten lauscht es mit tausend neugierigen Wellenohren, und die Flüsse, die zu ihm hinabströmen, bringen ihm alle Nachrichten, die sie in den entferntesten Binnenlanden erkundet oder gar aus dem Geschwätze der kleinen Bäche und Bergquellen erhorcht haben. Wenn Einem aber das Meer seine Geheimnisse offenbart und Einem das große Welterlösungswort ins Herz geflüstert, dann ade, Nuhe! ade, stille Träume! XIV, 48.

Es ziehen die brausenden Wellen
Wohl nach dem Strand;

Sie schwellen und zerschellen

Wohl auf dem Sand.

Sie kommen groß und kräftig
Ohn' Unterlaß;

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Was hilft uns Das? XIV, 195 [174].

Wie sie schwärmen, d'e Poeten,
Selbst die zahmen! und sie singen
Und sie sagen: die Natur
Sei ein großer Tempel Gottes;
Sei e'n Tempel, dessen Prächte
Von dem Ruhm des Schöpfers zengten,
Sonne, Mond und Sterne hingen
Dort als Lampen in der Kuppel.
Immerhin, ihr guten Leute!
Doch gesteht, in diesem Tempel
Sind die Treppen unbequem
Niederträchtig schlechte Treppen!

Dieses Ab- und Niedersteigen,
Bergaufklimmen und das Springen
Über Blöcke, es ermüdet

Meine Seel' und meine Beine. XVII, 50 [48].

Es ist das eigne Blut, das uns hinauf steigt Ins Aug', wodurch mit schönem rothen Schimmer Bekleidet werden all' die Rosenblätter, Jungfrauenwänglein, Sommerabendwölkchen,

Und gleiche Spielerein, die uns entzücken. XVI, 67 [66].

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Das, was sie duftet, ob die Nachtigall

Selbst fühlt, was sich durch unsre Seele windet

Bei ihres Liedes süßem Wiederhall:

Ich weiß es nicht. Doch macht uns gar verdrießlich Die Wahrheit oft! Und Nos' und Nachtigall,

Tücke und Kälte der Natur.

Erlögen sie auch das Gefühl, ersprießlich
Wär' solche Litge, wie in manchem Fall

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XVI, 168 [161].

Das Abendroth bedeutet Scheiden

Und Herzensnacht und Herzensweh. XXII, 48.

Trau nicht der Nacht, fie birgt im schwarzen Mantel Biel' arge Frazbilder, Molch' und Schlangen, Und wirft sie heimlich hin vor deine Füße. Trau ihrem bleichen Buhlen nicht, der droben Liebäugelnd aus den Wolken niederblinzelt, Und hämisch bald, mit schrägen, fahlen Lichlern, Die Schreckgestalten deines Wegs beflimmert. Trau nimmer ihrer Bastardbrut dort oben, Den goldnen Kindlein, die so munter funkeln, Und freundlich thun, und liebeschmeichelnd nicken, Und dennoch, wie mit tausend glühnden Fingern, Am Ende spöttisch auf dich niederdeuten. XXI, 26 [28].

Owie klug sind doch die Sterne!

Halten sich in sichrer Ferne
Von dem bösen Erdenrund,
Das so tödlich ungesund.

Kluge Sterne wollen nicht
Leben, Ruhe, Himmelslicht
Hier einbüßen, hier auf Erden,
Und mit uns elendig werden
Mitleidsvoll aus ihrer Höhe
Schaun sie oft auf unser Wehe;
Eine goldne Thräne fällt

Dann herab auf diese Welt.

VIII, 331 [305].

III.

Tod und Ansterblichkeit.

er Tod, Das ist die kühle Nacht,

Das Leben ist der schwüle Tag. XV, 264 [179].

Der Tod, der trennet nicht, der Tod vereinigt,
Das Leben ist's, was uns gewaltsam trennt.

XVI, 62 [61].

Der Verlust gelicbter Personen durch den Tod schlägt unserem Herzen tiefe Wunden. Wunden dieser Art heilen langsam, aber sie hinterlassen schöne Narben, statt daß manche andere Kümmernisse sehr häßliche Narben lassen, 3. B. wenn wir geliebte Personen nicht durch den Tod, sondern durch das Leben verlieren. Von Tröstung kein Wort; wer in gewissen Fällen getröstet werden kann, Der hatte gewiß des Trostes nicht nöthig. XXI, 443.

Es wird mir einsam ängstlich zu Muthe, wenn ich bedenke, daß nicht blos unsere Lieben so schnell aus der Welt verschwinden, sondern segar von dem Schauplatz, wo wir mit ihnen gelebt, keine Spur zurückbleibt, als hätte Nichts davon existiert, als sei Alles nur ein Traum. XI, 68.

Traum und Tod.

Was ist Traum? Was ist Tod? Ist dieser nur eine Unterbrechung des Lebens, oder gänzliches Aufhören desselben? Ja, für Leute, die nur Vergangenheit und Zukunft kennen und nicht in jedem Momente der Gegenwart eine Ewigkeit leben können, ja, für Solche muß der Tod schrecklich sein! Wenn ihnen die beiden Krücken, Naum und Zeit, entfallen, dann sinken sie ins ewige Nichts.

Und der Traum? Warum fürchten wir uns vor dem Schlafengehen nicht weit mehr als vor dem Begrakenwerden? Ist es nicht furchtbar, daß der Leib eine ganze Nacht leichentodt sein kann, während der Geist in uns das bemegteste Leben führt, ein Leben mit allen Schrecknissen jener Scheidung, die wir zwischen Leben und Geist gestiftet? Wenn einst in der Zukunft beide wieder in unserem Bewusstsein vereinigt sind, dann giebt es v'elleicht keine Träume mehr, oder nur franke Menschen, Menschen deren Harmonie gestört, werden träumen. Nur leise und wenig träumten die Alten; ein starker, gewaltiger Traum war bei ihnen wie ein Ereignis und wurde in die Geschichtsbücher eingetragen. Das rechte Träumen beginnt erst bei den Juden, dem Volke des Geistes, und erreichte seine höchste Blüthe bei den Christen, dem Geistervolk. Unsere Nachkommen werden schaudern, wenn sie einst lesen, welch ein gespenstiges Dasein wir geführt, wie der Mensch in uns gespalten war und nur die eine Hälfte ein eigentliches Leben geführt. . . Und doch, welche füße Träume haben wir träumen können! Unsere gesunden Nachkommen werden es kaum begreifen. Um uns her verschwanden alle Herrlichkeiten der Welt, und wir fanden sie wieder in unserer inneren Seele in unsere Seele flüchtete sich der Duft der zertretenen Rosen und der lieblichste Gesang der verscheuchten Nachtigallen. IV, 162 ff.

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