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Feder Augenblick ist mir eine Unendlichkeit; ich messe nicht die Zeit mit der Brabanter oder mit der kleinen Hamburger Elle, und ich brauche mir von keinem Priester ein zweites Leben versprechen zu lassen, da ich schon in diesem Leben genug erleben kann, wenn ich rückwärts lebe im Leben der Vorfahren, und mir die Ewigkeit erobere im Reiche der Vergangenheit. I, 211.

O, lasst mich leben! Das Leben ist gar zu spaßhaft füß, und die Welt ist so lieblich verworren, sie ist der Traum eines weinberauschten Gottes, der sich aus der zechenden Götterversammlung à la française fortgeschlichen, auf einem einsamen Stern sich schlafen gelegt, und selbst nicht weiß, daß er alles Das auch erschafft, was er träumt - und die Traumgebilde gestalten sich oft buntscheckig toll, oft auch harmonisch vernünftig — die Ilias, Plato, die Schlacht bei Marathon, Moses, die mediceische Venus, der Straßburger Münster, die französische Revolution, Hegel, die Dampfschiffe u. s. w. sind einzelne gute Gedanken in diesem schaffenden Gottestraum aber es wird nicht lange dauern, und der Gott erwacht, und reibt sich die verschlafenen Augen, und lächelt unsere Welt ist zerronnen in Nichts, ja, sie hat nie existiert.

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Gleichviel! ich lebe. Bin ich auch nur das Schattenbild in einem Traum, so ist auch Dieses besser als das kalte, schwarze, leere Nichtsein des Todes. Das Leben ist der Güter höchstes, und das schlimmste Übel ist der Tod. Mögen berlinische Gardelieutenants immerhin spötteln und es Feigheit nennen, daß der Prinz von Homburg zurück-. shaudert, wenn er sein offenes Grab erblickt Heinrich Kleist hatte dennoch eben so viel Kourage wie seine hochbrüst gen, wohlgeschnürten Kollegen, und er hat es leider

Lebensluft.

bewiesen. Aber alle krästige Menschen lieben das Leben. Goethe's Egmont scheidet nicht gern,,von der freundlichen Gewohnheit des Daseins und Wirkens." Immermann's Edwin hängt am Leben,wie'n Kindlein an der Mutter Brüsten", und obgleich es ihm hart ankömmt, durch fremde Gnade zu leben, so fleht er dennoch um Gnade:

„Weil Leben, Athmen doch das Höchste ist.“

Wenn Odysseus in der Unterwelt den Achilleus als Führer todter Helden sieht, und ihn preist wegen seines Ruhmes bei den Lebendigen und seines Ansehens sogar bei den Todten, antwortet Dieser:

,,Nicht mehr rede vom Tod ein Trostwort, edler Odysseus! Lieber ja wollt' ich das Feld als Tagelöhner bestellen Einem dürftigen Mann, ohn' Erbe und eigenen Wohlstand, Als die sämmtliche Schar der geschwundenen Todten bes herrschen.“ 1, 208 ff.

Unser Grab erwärmt der Ruhm.
Thorenworte! Narrenthum!
Der Pelide sprach mit Recht!
,, Leben wie der ärmste Knecht
In der Oberwelt ist besser,
Als am stygischen Gewässer
Schattenführer sein, ein Heros,

Den besungen selbst Homeros.“ XVIII, 351 [324].

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Das weiß ich, und Das vertrübet

Mir alle Lich' und Luft. XVI, 181 [161].

So geht alles Leben, das Schöne eben so wie das Häßliche, spurlos vorüber, der Tod, der dürre Pedant, verschont die Rose eben so wenig wie die Distel, er vergisst auch nicht das einsame Hälmchen in der fernsten Wildnis, er zerstört gründlich und unanfhörlich, und überall sehen wir, wie er Pflanzen und Thiere, die Menschen und ihre Werke, zu Staub zerstampft, und selbst jene ägyptischen Pyramiden, die seiner Zerstörungswuth zu trotzen scheinen, sie sind nur Trophäen seiner Macht, Denkmäler der Vergänglichkeit, uralte Königsgräber.

Aber noch schlimmer als dieses Gefühl eines ewigen Sterbens, einer öden, gähnenden Vernichtung, ergreift uns der Gedanke, daß wir nicht einmal als Originale dahinsterben, sondern als Kopien von längstverschollenen Menschen, die geistig und körperlich uns gleich waren, und daß nach uns wieder Menschen geboren werden, die wieder ganz aussehen und fühlen und denken werden wie wir, und die der Tod ebenfalls wieder vernichten wird ein trostloses ewiges Wiederholungsspiel, wobei die zeugende Erde beständig hervorbringen und mehr hervorbringen muß, als der Tod zu zerstören vermag, so daß sie, in solcher Noth, mehr für die Erhaltung der Gattungen als für die Originalität der Individuen sorgen fann. II, 156.

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Am Ende kommt es auf Eins heraus, wie wir die große Reise gemacht haben, ob zu Fuß oder zu Pferd oder zu Schiff. Wir gelangen am Ende Alle in dieselbe Herberge, in dieselbe schlechte Schenke, wo man die Thüre mit einer Schaufel aufmacht, wo die Stube so eng, so kalt, so dunkel, wo man aber gut schläft, fast gar zu gut. XII, 233.

Bekehrungen auf dem Todbette.

Sind wir Menschen nicht Alle Kreuzritter, die wir mit allen unseren mühseligen Kämpfen am Ende nur ein Grab erobern? XI, 21.

Wir sind Alle Menschen, wir steigen ins Grab und lassen zurück unser Wort, und wenn dieses seine Mission erfüllt hat, dann kehrt es zurück in die Brust Gottes, den Sammelplatz der Dichterworte, die Heimat aller Harmonie VI, 120.

Wenn man auf dem Sterbebette liegt, wird man sehr 'empfindsam und weichselig, und möchte Frieden machen mit Gott und der Welt. XVIII, 8.

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Auf dem Todbette sind so viele Freidenker bekehrt worden aber macht nur kein Nühmens davon! Mögen immerhin die Altgläubigen ihre Glocken läuten und Kyrie eleison singen ob solcher Bekehrung es beweist aber Nichts für ihre Meinung, es beweist nur, daß der Mensch sich dem Katholicismus zuneigt, wenn er müde und alt wird, wenn er seine physischen und geistigen Kräfte verloren, wenn er nicht mehr genießen und denken kann. Diese Bekehrungsgeschichten gehören höchstens zur Pathologie, und würden nur schlechtes Zeugnis geben für eure Sache. Sie bewiesen am Ende nur, daß es euch nicht möglich war, jene Freidenker zu bekehren, so lange fie mit gesunden Sinnen unter Goites freiem Himmel umher wandelten und ihrer Vernunft völlig mächtig waren. V, 256.

Das Sterben ist etwas Schauderhaftes,' nicht der Tod, wenn es überhaupt einen Tod giebt. Der Tod ist vielleicht der letzte Aberglaube. XXI, 81.

Die Todten haben einen Ausdruck im Gesichte, wodurch der Lebende, den man neben ihnen erblickt, wie ein Geringerer erscheint; denn sie übertreffen ihn immer an vornehmer Leidenschaftslosigkeit und vornehmer Kälte. Das fühlen auch die Menschen, und aus Respekt vor dem höheren Todtenstande tritt die Wache ins Gewehr und präsentiert, wenn eine Leiche vorübergetragen wird, und sei es auch die Leiche des ärmsten Flickschneiders. XI, 70.

Todtenmasken verleiden uns die Erinnerung an unsere Lieben. Wir glauben in diesem Gipse sei noch Etwas von ihrem Leben enthalten, und was wir darin aufbewahrt haben, ist doch ganz eigentlich der Tod selbst. Regelmäßig schöne Züge bekommen hier etwas grauenhaft Starres, Verhöhnendes, Fatales, wodurch sie uns mehr erschrecken als erfreuen. Wahre Karrikaturen aber sind die Gipsabgüsse von Gesichtern, deren Reiz mehr von geistiger Art war, deren Züge weniger regelmäßig als interessant gewesen; denn sobald die Grazien des Lebens darin erloschen sind, werden die wirklichen Abweichungen von den idealen Schönheitslinien nicht mehr durch geistige Reize ausgeglichen. Gemeinsam ist aber allen diesen Gipsgesichtern ein gewisser räthselhafter Zug, der uns bei längerer Betrachtung aufs unleidlichste die Seele durchfröftelt; sie sehen alle aus wie Menschen, die im Begriffe sind, einen schweren Gang zu gehen. V. 236.

Ich liebe Schlachtfelder, denn so furchtbar auch der Krieg ist, so bekundet er doch die geistige Größe des Menschen, der seinem mächtigsten Erbfeind, dem Tode, zu troßen vermag. II, 136.

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