ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Stoffe.

gundischen Sammtmantel und dem bunten Ritterbarett hatte eine irdene Pfeife im Munde; Myfrow trug schwere schillernde Schleppenkleider von venezianischem Atlas, brüsseler Kanten, afrikanische Straußfedern, russisches Pelzwerk, westöstliche Pantoffeln, und hielt im Arm eine andalusische Mandoline oder ein braunzottiges Hondchen von saardamer Race; der aufwartende Mohrenknabe, der türkische Teppich, die bunten Papageien, die fremdländischen Blumen, die großen Silber- und Goldgeschirre mit getriebenen Arabesken, Dergleichen warf auf das holländische Käseleben sogar einen orientalischen Märchenschimmer.

Als die Kunst, nachdem sie lange geschlafen, in unserer Zeit wieder erwachte, waren die Künstler in nicht geringer Verlegenheit ob der darzustellenden Stoffe. Die Sympa thie für Gegenstände der heiligen Historie und der Mythologie war in den meisten Ländern Europa's gänzlich erloschen, sogar in katholischen Ländern, und doch schien das Kostüm der Zeitgenossen gar zu unmalerisch, um Darstellungen aus der Zeitgeschichte und aus dem gewöhnlichen Leben zu begitnftigen. Unser moderner Frack hat wirklich so etwas Grundprosaisches, daß er nur parodistisch in einem Gemälde zu gebrauchen wäre. Die Maler, die ebenfalls dieser Meinung sind, haben sich daher nach malerischeren Kostümen umgesehen. Die Vorliebe für ältere geschichtliche Stoffe mag hiedurch besonders befördert worden sein, und wir finden in Deutschland eine ganze Schule, der es freilich nicht an Talenten gebricht, die aber unablässig bemüht ist, die heutigsten Menschen mit den heutigsten Gefühlen in die Garderobe des katholischen und feudalistischen Mittelalters, in Kutten und Harnische, einzukleiden. Andere Maler haben ein anderes Auskunftsmittel versucht; zu ihren Darstellungen wählten sie Volksstämme, denen die herandrängende Civili

sation noch nicht ihre Driginalität und ihre Nationaltracht abgestreift. Daher die Scenen aus dem Tyroler Gebirge die wir auf den Gemälden der Münchener Maler so oft sehen. Daher auch jene freudigen Darstellungen aus dem italiänischen Volksleben, wo die Maler jene idealische Natur und jene uredle Menschenformen und malerische Kostüme finden, wonach ihr Künstlerherz sich sehnt. XI, 49 ff.

Mit Recht klagen die Künstler in dieser Zeit der Zwietracht, der allgemeinen Befehdung. Man sagt, die Malerei bedürfe des friedlichen Ölbaums in jeder Hinsicht. Die Herzen, die ängstlich lauschen, ob nicht die Kriegstrompete erklingt, haben gewiß nicht die gehörige Aufmerksamkeit für die süße Musik. XI, 89.

Die jetzige Kunst muß zu Grunde gehen, weil ihr Princip noch im abgelebten alten Regime, in der heiligen römischen Reichsvergangenheit wurzelt. Deßhalb, wie alle welken Überreste dieser Vergangenheit, steht sie im unerquicklichsten Widerspruch mit der Gegenwart. Dieser Widerspruch, und nicht die Zeitbewegung selbst, ist der Kunst so schädlich; im Gegentheil, diese Zeitbewegung müsste ihr sogar gedeihlich werden, wie einst in Athen und Florenz, wo eben in den wildesten Kriegs- und Parteistitrmen die Kunst ihre herrlichsten Blüthen entfaltete. Freilich, jene griechischen und florentinischen Künstler führten kein egoistisch isoliertes Kunstleben, die mitßig dichtende Seele hermetisch verschlossen gegen die großen Schmerzen und Freuden der Zeit; im Gegentheil, ihre Werke waren nur das träumende Spiegelbild ihrer Zeit, und sie selbst waren ganze Männer, deren Persönlichkeit eben so gewaltig wie ihre bildende Kraft; Phidias und Michel Angelo waren Männer aus einem

Die Kunft der Zukunft.

Stitc, wie ihre Bildwerke, und wie diese zu ihren griechischen und katholischen Tempeln passten, so standen jene Künstler in heiliger Harmonie mit ihrer Umgebung; sie trennten nicht ihre Kunst von der Politik des Tages, fie arbeiteten nicht mit kümmerlicher Privatbegeisterung, die sich leicht in jeden beliebigen Stoff hineinlügt; Aeschylos hat die Perser mit derselben Wahrheit gedichtet, womit er zu Marathon gegen sie gefochten, und Dante schrieb seine Komödie nicht als stehender Kommissionsdichter, sondern als flüchtiger Guelfe, und in Verbannung und Kriegsnoth klagte er nicht über den Untergang seines Talentes, sondern über den Untergang der Freiheit.

Indessen, die neue Zeit wird auch eine neue Kunst gebären, die mit ihr selbst in begeistertem Einklang sein wird, die nicht aus der verblichenen Vergangenheit ihre Symbolik zu borgen braucht, und die sogar eine neue Technik, die von der seitherigen verschieden, hervorbringen muß. Bis dahin möge, mit Farben und Klängen, die selbsttrunkenste Subjektivität, die weltentzügelte Individualität, die gottfreie Persönlichkeit mit all ihrer Lebensluft sich geltend machen, was doch immer ersprießlicher ist, als das todte Scheinwesen der alten Kunst. XI, 90 ff.

VIII.

Musik.

[ocr errors]

8 hat den Anschein, als ob in den Annalen der Kunst unsre heutige Gegenwart vorzugsweise als das Zeitalter der Musik eingezeichnet werden dürfte. Mit der allmählichen Vergeistigung des Menschengeschlechts halten auch die Künste ebenmäßig Schritt. In der frühesten Periode musste nothwendigerweise die Architektur alleinig hervortreten, die unbewusste robe Größe massenhaft verherrlichend, wie wir's 3 B. sehen bei den Ägyptern. Späterhin erblicken wir bei den Griechen die Blüthezeit der Bildhauerkunst, und diese bekundet schon eine äußere Bewältigung der Materie; der Geist meißelte eine ahnende Sinnigkeit in den Stein. Aber der Geist fand dennoch den Stein viel zu hart für seine steigenden Offenbarungsbedürfnisse, und er wählte die Farbe, den bunten Schatten, um eine verklärte und dämmernde Welt des Liebens und Leidens darzustellen. Da entstand die große Periode der Malerei, die am Ende des Mittelalters sich glänzend entfaltete. Mit der Ausbildung des Bewusstseinlebens schwindet bei den Menschen alle plastische Begabnis, am Ende erlischt sogar der Farbensinn, der doch immer an bestimmte Zeichnung gebunden ist, und die gesteigerte Spiritualität,

Musikalische Kritik.

das abstrakte Gedankenthum, greift nach Klängen und Tönen, um eine lallende Überschwänglichkeit auszudrücken, die vielleicht nichts anderes ist, als die Auflösung der ganzen materiellen Welt; die Musik ist vielleicht das letzte Wort der Kunst, wie der Tod das letzte Wort des Lebens.

XI, 327.

Es hat mit der Musik eine wunderliche Bewandtnis; ich möchte sagen: sie ist ein Wunder. Sie steht zwischen Gedanken und Erscheinung; als dämmernde Vermittlerin steht sie zwischen Geist und Materie; sie ist beiden verwandt und doch von beiden verschieden; sie ist Geist, aber Geist, welcher eines Zeitmaßes bedarf; sie ist Materie, aber Materie, die des Raumes entbehren kann. XI, 236.

Die musikalische Kritik kann sich nur auf Erfahrung, nicht auf eine Synthese stützen; sie sollte die musikalischen Werke nur nach ihren Ähnlichkeiten klassificieren und den Eindruck, den sie auf die Gesammtheit hervorgebracht, als Maßstab annehmen.

Nichts ist unzulänglicher als das Theoretisieren in der Musik; hier giebt es freilich Gesetze, mathematisch bes stimmte Gesetze, aber diese Gesetze sind nicht die Musik, sondern ihre Bedingnisse, wie die Kunst des Zeichnens und die Farbenlehre, oder gar Palette und Pinsel, nicht die Malerei sind, sondern nur nothwendige Mittel. Das Wesen der Musik ist Offenbarung, es lässt sich keine Nechenschaft davon geben, und die wahre musikalische Kritik ist eine Erfahrungswissenschaft. XI, 237.

Rossini, divino maestro, Helios von Italien, der du deine klingenden Strahlen über die Welt verbreitest! verzeih meinen Landsleuten, die dich lästern auf Schreibpapier

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »