Selbstmord. Feige ist der Schwächling, Der feine Kraft hat mit dem Schmerz zu ringen, Almansor. Der Wurm zernagt die Fasern, Mag sich am Boden krümmen, doch der Aar XVI, 70 [69]. Die allerschlimmste Krankheit ist das Leben, Sieh, diese schmale Brücke Führt aus dem Land der Trauer in das Land Dort fällt kein grelles Licht ins blöde Aug'; XVI, 68 ff. [67 ff.]. Es ist allgemein recipiert, daß man einen Monolog hält, ehe man sich todtschießt. Auf jeden Fall find solche Neden ein sehr nühlicher Brauch; man gewinnt dadurch wenigstens Zeit. I, 206. Wenn ein Mensch sich todtschießen will, so hat er dazu immer hinlängliche Gründe. Aber ob er selbst diese Gründe kennt, Das ist die Frage. Bis auf den letzten Augenblick spielen wir Komödie mit uns selber. Wir maskieren sogar unser Elend, und während wir an einer Brustwunde sterben, klagen wir über Zahnweh. I, 319 Tod, mit deiner Grabesstille, du, Nur du kannst uns die beste Wollust geben; Grab, du bist das Paradies Für pöbelscheue, zarte Ohren XVIII, 349 [323]. Der Tod ist gut, doch besser wär's, Die Mutter hätt' uns nie geboren. XVIII, 252 [230]. Nach euch, ihr ehrlich reinen Seelen, Die ihr bewohnt das Reich des Lichts, Sehnt sich mein Herz. Dort braucht ihr Nichts, Und braucht deßhalb auch nicht zu stehlen. XVIII, 290 [267]. Ruhe und Vergessen. Mein Trost ist: Lethe's Wasser haben Das dumme Menschenherz zu laben Mit des Vergessens süßer Nacht. XVIII, 316 [293]. Nur wissen möcht' ich: wenn wir sterben, Wohin dann unsere Seele geht? Wo ist das Feuer, das erloschen? Wo ist der Wind, der schon verweht? XVI, 221 [195]. Die Zeit ist unendlich, aber die Dinge in dieser Zeit, die faßlichen Körper, sind endlich; sie können zwar in die kleinsten Theilchen zerstieben, doch diese Theilchen, die Atome, haben ihre bestimmte Zahl, und bestimmt ist auch die Zahl der Gestaltungen, die sich gottselbst aus ihnen. hervor bilden; und wenn auch noch so lange Zeit darüber hingeht, so müssen doch, nach den ewigen Kombinationsgefeßen dieses ewigen Wiederholungsspiels, alle Gestaltungen, die auf dieser Erde schon gewesen sind, sich wieder begegnen, anziehen, abstoßen, küssen, verderben, vor wie nach. XXII, 277. Unsterblichkeit! schöner Gedanke! wer hat dich zuerst erdacht? War es ein Nürnberger Spießbürger, der, mit weißer Nachtmütze auf dem Kopfe und weißer Thonpfeife im Maule, am lauen Sommerabend vor seiner Hausthüre saß, und recht behaglich meinte, es wäre doch hübsch, wenn er nun so immer fort, ohne daß sein Pfeifchen und sein Lebensathemchen ausgingen, in die liebe Ewigkeit hineinvegetieren könnte! Oder war es ein junger Liebender, der in den Armen seiner Geliebten jenen Unsterblichïeits gedanken dachte, und ihn dachte, weil er ihn fühlte, und weil er nicht anders fühlen und denken konnte? 1, 47. Früh oder spät muß die Flamme des Geistes im Menschen erlöschen; von längerer Dauer vielleicht von ewiger Dauer ist jene Flamme, die als Liebe (die Freundschaft ist ein Funken derselben) diesen morschen Leib durchströmt. XIX, 159. Wie sträubt sich unsere Seele gegen den Gedanken des Aufhörens unserer Persönlichkeit, der ewigen Vernichtung! Der horror vacui, den man der Natur zuschreibt, ist vielmehr dem menschlichen Gemüthe angeboren. XVIII, 16. Gott hat nichts manifestiert, was auf eine Fortdauer nach dem Tode hinwiese; auch Moses redet nicht davon. Es ist Gott vielleicht gar nicht Recht, daß die Frommen die Fortdauer so fest annehmen In seiner väterlichen Güte will er uns vielleicht damit eine Sürprise machen. XXII, 189. Ich denke, es gehört eine beträchtliche Portion Eitelkeit und Anmaßzung dazu, nachdem wir schon so viel Gutes und Schönes auf dieser Erde genossen, noch obendrein vom lieben Gott die Unsterhlichkeit zu verlangen! Der Mensch, der Aristokrat unter den Thieren, der sich besser dünkt, als alle seine Mitgeschöpfe, möchte sich auch dieses Ewigkeitsvorrecht am Throne des Weltkönigs durch höfische Lob- und Preisgesänge und knieendes Bitten auswirken. II, 370. Ich habe oft darüber nachgedacht, ob Entbehrung und Entsagung wirklich allen Genüffen dieser Erde vorzuziehen sei, und ob Diejenigen, die hienieden sich mit Disteln begnügt haben, dort oben desto reichlicher mit Ananassen Auferstehung. gespeist werden? Nein, wer Disteln gegessen, war ein Esel, und wer die Prügel bekommen hat, der behält sie. Und ist man todt, so muß man lang Im Grabe liegen; ich bin bang. Ja, ich bin bang, das Auferstehen Wird nicht so schnell von Statten gehen. VII, 219. XVIII, 167 [152]. Über das Leben hinaus verspreche ich Nichts. Mit dem letzten Athemzuge ist Alles vorbei, Freude, Liebe, Ärger, Lyrik, Makaroni, Normaltheater, Linden, Himbeerbonbons, Macht der Verhältnisse, Klatschen, Hundegebell, Champagner und von dem mächtigen Talbot, der die Theater Deutschlands mit seinem Ruhm erfüllte, kleibt Nichts übrig als eine Handvoll leichter Makulatur. Die aeterna nox des Käseladens verschlingt,,die Tochter Jephtha's" mitsammt dem ausgepfiffenen,,Almansor." Varnh. 132. Was einmal begraben ist, Das kann nicht wiederkommen. XXI, 437 [XVI, 169]. Kein Wiedersehn Giebt es für uns in Himmelshöhn. Die Schönheit ist dem Staub verfallen, Die kann der Tod nicht gänzlich tödten. |