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VI.

Religion und Philosophie.

ie Erde ist der große Felsen, woran die Menschheit, der eigentliche Prometheus, gefesselt ist und vom Geier des Zweifels zerfleischt wird. Sie hat das Licht gestohlen, und leidet Martern dafür. XXI, 188.

Der Gedanke ist die unsichtbare Natur, die Natur der sichtbare Gedanke. XXII, 189.

Alle Religionen find heilig, denn bei aller Verschiedenheit der äußeren Formen hegen sie doch ein und denselben heiligen Geist. Das ist die Religion der Religionen. XXII, 303.

Die Indifferentisten und sogenannten klugen Leute, die sich über Gott nicht aussprechen wollen, sind die eigentlichen Gottesleugner. VI, 8.

Was die Sonne für die Blumen ist, Das ist Gott für die Menschen. Wenn die Strahlen jenes himmlischen Gestirns die Blumen berühren, dann wachsen sie heiter empor und öffnen ihre Kelche und entfalten ihren buntesten Farbenschmuck. Des Nachts, wenn ihre Sonne entfernt ist, stehen fie traurig mit geschlossenen Kelchen, und schlafen, oder träumen von den goldenen Strahlentüffen der Vergangen

Gott.

heit. Diejenigen Blumen, die immer im Schatten stehen, verlieren Farbe und Wuchs, verkrüppeln und erbleichen, und welken m'ßmüthig, glücklos. Die Blumen aber, die ganz im Dunkeln wachsen, in alten Burgkellern, unter Klosterruinen, die werden häßlich und giftig, sie ringeln am Boden wie Schlangen, schon ihr Duft ist unheilbringend, boshaft, betäubend, tödtlich. IV, 170.

Schon daß ich Jemanden das Dasein Gottes diskutieren sehe, erregt in mir eine so sonderbare Angst, eine so unheimliche Beklemmung, wie ich sie einst in London zu NewBedlam empfand, als ich, umgeben von lauter Wahnsinnigen, meinen Führer aus den Augen verlor.,,Gott ist Alles, was da ist,“ und Zweifel an ihm ist Zweifel an dem Leben selbst, es ist der Tod.

So verwerflich aber jede Diskussion über das Dasein Gottes ist, desto preislicher ist das Nachdenken über die Natur Gottes. Dieses Nachdenken ist ein wahrhafter Gottesdienst, unser Gemüth wird dadurch abgezogen vom Vergänglichen und Endlichen, und gelangt zum Bewusstsein der Urgüte und der ewigen Harmonie. Dieses Bewusstsein durchschauert den Gefühlsmenschen im Gebet oder bei der Betrachtung kirchlicher Symbole; der Denker findet diese heilige Stimmung in der Ausübung jener erhabenen Geistestraft, weiche wir Vernunft nennen, und deren höchste Aufgabe es ist, die Natur Gottes zu erforschen. Ganz besonders religiöse Menschen beschäftigen sich mit dieser Aufgabe von Kind auf, geheimnisvoll sind sie davon schon bedrängt durch die erste Regung der Vernunft. V. 200.

Was wir nicht erkennen können, hat für uns keinen Werth, wenigstens keinen Werth auf dem socialen Stand

punkte, wo es gilt, das im Geiste Erkannte zur leiblichen Erscheinung zu bringen. V. 129.

Was ist Wahrheit?,,Holt mir das Waschbecken," würde Pontius Pilatus sagen. XIV, 79.

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Zu fragmentarisch ist Welt und Leben
Ich will mich zum deutschen Profeffor begeben.
Der weiß das Leben zusammen zu setzen,
Und er macht ein verständlich System daraus;
Mit seinen Nachtmützen und Schlafrockfehen
Stopft er die Lücken des Weltenbaus. XV, 241 [164].

O, löst mir das Räthsel des Lebens,
Das qualvoll uralte Räthsel,

Worüter schon manche Häupter gegrübelt,
Häupter in Hieroglyphenmützen,

Häupter in Turban und schwarzem Barett,
Perückenhäupter und tausend andre
Arme, schwitzende Menschenhäupter
Sagt mir, was bedeutet der Mensch ?.
Woher ist er kommen? Wo geht er hin?
Wer wohnt dort oben auf goldenen Sternen?
Es murmeln die Wogen ihr ew'ges Gemurmet,
Es wehet der Wind, es fliehen die Wolken,
Es blinken die Sterne gleichgültig und kalt,
Und ein Narr wartet auf Antwort. XV, 347 [253].

Warum muß der Gerechte so Viel leiden auf Erden? Warum muß Talent und Ehrlichkeit zu Grunde .gehen, während der schwadronierende Hauswurst sich räkelt auf

Zweifel.

den Pfühlen des Glücks und fast stinkt vor Wohlbehagen? Das Buch Hiob löst nicht diese böse Frage. Im Gegentheil, dieses Buch ist das Hohelied der Skepsis, und es zischen und pfeifen darin die entsetzlichen Schlangen ihr ewiges: Warum? Wie kommt es, daß bei der Rückkehr aus Babylon die fromme Tempelarchiv-Kommission, deren Präsident Esra war, jenes Buch in den Kanon der heiligen Schriften aufgenommen? Ich habe mir oft diese Frage gestellt. Nach meinem Vermuthen thaten Solches jene gotterleuchteten Männer nicht aus Unverstand, sondern weil sie in ihrer hohen Weisheit wohl wussten, daß der Zweifel in der menschlichen Natur tief begründet und berechtigt ist, und daß man ihn also nicht täppisch ganz unterdrücken, sondern nur heilen muß. Sie verfuhren bei dieser Kur ganz homöopathisch, durch das Gleiche wirkend, aber sie gaben keine homöopathisch kleine Dosis, fie steigerten vielmehr dieselbe aufs ungeheuerste, und eine solche überstarke Dosis von Zweifel ist das Buch Hiob; dieses Gift durfte nicht fehlen in der Bibel, in der großen Hausapotheke der Menschheit. Ja, wie der Mensch, wenn er leidet, sich ausweinen muß, so muß er sich auch auszweifeln, wenn er sich grausam gekränkt fühlt in seinen Ansprüchen auf Lebensglück; und wie durch das heftigste Weinen, so entsteht auch durch den höchsten Grad des Zweifels, den die Deutschen so richtig die Verzweiflung nennen, die Krisis der moralischen Heilung. Aber wohl Demjenigen, der gesund ist und keiner Medicin bedarf! XIV, 205.

Auch im Gemüth des Aufgeklärtesten nistet immer ein kleines Alräunchen des alten Aberglaubens, das sich nicht ausbannen lässt; man spricht nicht gern davon, aber es

treibt in den geheimsten Schlupfwinkeln unserer Seele sein unkluges Wesen. X, 180.

Wie die Mutter nicht alle Fragen des Kindes mit der Wahrheit beantworten kann, weil seine Fassungskraft es nicht erlaubt, so muß auch eine positive Religion, eine Kirche vorhanden sein, die alle übersinnlichen Fragen des Volks, seiner Fassungskraft gemäß, recht sinnlich beantworten fann. II, 389.

Es ist ein altes, schlichtes Buch, bescheiden wie die Natur, auch natürlich wie diese; ein Buch, das werkeltägig und anspruchslos aussieht, wie die Sonne, die uns wärmt, wie das Brot, das uns nährt; ein Buch, das so traulich, so segnend gütig uns anblickt wie eine alte Großmutter, die auch täglich in dem Buche liest, mit den lieben, bebenden Lippen, und mit der Brille auf der Nase und dieses Buch heißt auch ganz kurzweg das Buch, die Bibel. Mit Fug nennt man diese auch die heilige Schrift; wer seinen Gott verloren hat, Der kann ihn in diesem Buche wiederfinden, und wer ihn nie gekannt, Dem weht hier entgegen der Odem des göttlichen Wortes. Die Juden, welche sich auf Kostbarkeiten verstehen, wussten sehr gut, was sie thaten, als sie bei dem Brande des zweiten Tempels die goldenen und silbernen Opfergeschirre, die Leuchter und Lampen, sogar den hohenpriesterlichen Brustlatz mit den großen Edelsteinen im Stich ließen, und nur die Bibel retteten. Dicse war der wahre Tempelschatz, und derselbe ward, Gottlob! nicht ein Raub der Flammen oder des Titus Vespasianus.

V, 25.

Judäa erschien mir immer wie ein Stück Occident, das sich mitten in den Orient verloren. In der That, mit seinem spiritualistischen Glauben, seinen strengen, keuschen,

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