ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

"

Für Stephanus war die schönste Stunde seines Lebens gekommen, er durfte dem Tode seines Herrn ähnlich werden. Keine Spur von Angst oder Schrecken. Sein Antlig strahlte verklärt wie eines Engels Angesicht; alle Blicke selbst seiner Gegner hingen an dem holdseligen Jüngling, der in heiligem Freimuth sich an seine lieben Brüder und Väter“ mit einer Rede wandte, welche uns in der Apostelgeschichte (Kap. 7) als ein Zeugniß seines hellen Blickes und seiner überlegenen Kraft aufbehalten ist. Er zeigte, wie er das Alte Testament in Ehren zu halten wisse, und seinen Moses und den Tempel besser verstehe als seine Kläger, welche ächte Söhne ihrer Väter seien. Wie diese keinem Moses folgten und keinen Propheten unverfolgt ließen, so haben auch sie kein göttliches Gefeß gehalten und seien an dem von Moses und den Propheten Verkündigten zu Verräthern und Mördern geworden „da sie solches hörten, ging's ihnen durch's Herz und bissen die Zähne zusammen über ihm." Er aber voll heiligen Geistes sah auf gen Himmel und sprach von dem was er dort sah: die lichte Herrlichkeit Gottes und Jesum zu seiner Rechten stehen — bereit, die Seele seines treuen Zeugen zu sich hinaufzuretten und ihr die Krone des Lebens zu reichen. Mit lautem Geschrei, ihre Ohren vor solcher,,Gotteslästerung“ zuhaltend, stürmten sie auf ihn ein, stießen ihn vor die Stadt hinaus und steinigten ihn. Man zeigt noch heute den Plaß der Steinigung vor der östlichen Mauer Jerusalems. Mitten unter den Steinwürfen rief Stephanus: HErr Jesu, nimm meinen Geist auf. Endlich auf die Knie fallend schrie er laut: HErr, behalte ihnen diese Sünde nicht! Und als er das gesagt, entschlief er.

Die falschen Zeugen, welche den ersten Steinwurf thun mußten, hatten ihre abgelegten Kleider der Hut eines Jünglings mit Namen Saulus übergeben. Dieser, in der Pharisäer-Hochschule zu Jerusalem erfüllt mit glühendem Eifer für das väterliche Geseß und mit tödtlichem Haß gegen die neue Lehre, stimmte ohne Wanken und Zweifel dem Bluturtheile bei und hatte sein herzliches Wohlgefallen an der Hinrichtung des „Gotteslästerers.“ Man möchte meinen, die Steine, welche den frommen, unschuldigen Stephanus zu Tode getroffen, hätten auch sein Gewissen treffen müssen. Aber keine Spur hievon. Vielmehr, als die blutige Gewaltthat an Stephanus das Zeichen gegeben hatte, daß noch an demselben Tage der Sturm gegen die Christengemeine zu Jerusalem losbrach,

da war Saulus der Ersten einer, welche nicht Ruhe hatten, bis die Gemeinde zerstört, Mann und Weib aus den Häusern gerissen und in's Gefängniß geworfen war. Was fliehen konnte, zerstreute fich in andere Orte Judäa's und Samaria's. Nur die Apostel blieben fest, wie der Eichenstamm auf ihrem Plaße. Doch, was die Menschen gedachten böse zu machen, das wußte Gott gut zu machen. Die zerstreut waren, gingen umher und predigten das Wort. So mußte auf den Fittigen des Sturmes der Blüthenstaub vom jungen Lebensbaume des Christenthums in die Ferne getragen werden. Und aus dem Blute des ersten Märtyrers sollte neue Kraft in den von der Verfolgung durchwühlten Boden der ersten Kirche kommen.

Einige fromme Juden, in welchen wohl nach des Nikodemus und Joseph von Arimathia Weise eine stille Hinneigung zu dem, durch einen solchen Tod bewährten Glauben sich regte, hatten den Muth, den so ungerecht Hingerichteten durch eine feierliche Bestattung zu ehren. Niemand durfte sie in der großen Klage stören, welche sie über ihn hielten.

Stephanus starb etwa 37 Jahre nach seines Herrn Geburt. Im Anfang des 5ten Jahrhunderts wollte man seine Gebeine wieder auffinden, und die Verehrung, die von Anfang dem ersten Diakonus und Märtyrer gezollt wurde, fand ihren besondern Feiertag am zweiten Weihnachtstage. Eine Menge von Städten erwählten sich den Jüngling mit dem Stein auf dem Kopfe oder in der Hand zu ihrem Schußherrn. Seines Namens Gedächtniß konnte auch in der evangelischen Kirche nicht verschwinden, wenn auch eine Zeit lang das Gedächtniß seines Amtes. Nun aber dieses wieder erweckt ist, bleibt St. Stephanus, der erste Blutzeuge und Diakonus, ein leuchtendes Vorbild für unsere Diakonen und Diakonissen, ein heller Stern auf den dunkeln Gängen der „innern Mission." H. Merz in Schwäbisch Hall, jezt in Stuttgart.

51. Pauli Bekehrung.

25. Januar.

Der Apostel, dessen Andenken wir an diesem Tage feiern, ist mit Recht durch den Namen des ,,Apostels der Heiden" ausgezeichnet worden. Alle Millionen der Heidenvölker, welche bisher

bekehrt worden, und bis zur leßten Erfüllung der Verheißungen des Herrn noch werden bekehrt werden, haben ihm besonders das Evangelium und somit ihr Heil zu verdanken. Er ist dazu erkoren worden, das Evangelium in seiner Unabhängigkeit von dem Geset des alten Bundes und so in der Gestalt zu verkündigen, in der es zu allen Geschlechtern der Menschen und allen Völkern ohne Unterschied gebracht werden konnte. Und damit hängt zusammen, daß durch ihn besonders die Grundwahrheiten, welche den Mittelpunkt und Angelpunkt des neuen Bundes bilden, unabhängig von allem Andern mit Flammensprache in den Herzen eingeschrieben worden find: der Gegensaß von Sünde und Gnade, Adam und Christus, der alte und der neue Mensch, das Gefeß und das Evangelium von dem Heil in Christo. Dies ist es, was dem Christenthum seinen Anschließungspunkt in den Gemüthern aller Menschen, unter allen Himmelsstrichen, bei aller Verschiedenheit der Bildungsstufen immer gewährt hat und immer gewähren wird. Denn wie der Mensch nur aus dem Schlamm der Erde auftaucht und zum Bewußtsein seines wahren höhern Selbst gelangt, muß er sich der Knechtschaft, in welcher diese seine höhere, gottverwandte Natur schmachtet, bewußt werden, und das Verlangen nach einer Befreiung, nach einer Erlösung muß in ihm entstehen, welches nur in Christo seine Befriedigung finden kann. Keine Höhe menschlicher Bildung kann dem Menschen jenes Wasser des Lebens, das allein Christus dem sich belastet und niedergedrückt fühlenden Gemüth zu verleihen vermag, erseßen; ohne jenes Wasser wird doch Alles, was noch so herrlich zu blühen scheint, in Fäulniß übergehen, wie solche Fäulniß unsrer heutigen Bildung droht, wenn sie nicht wieder zu dem Grunde sich hinwendet, von dem sie unter den Heidenvölkern durch die Verkündigung des Paulus ursprünglich ausgegangen. Dieser Apostel gehört in einem besondern Sinne unsrer evangelischen Kirche an, wie sie sich aus der durch Luther unter der gnädigen Leitung des Herrn vollbrachten Reformation entwickelt hat; denn wie dieser Apostel dazu erwählt worden, das Evangelium darzustellen in seinem Gegensaß mit dem Aten Bunde und im Kampf mit allen Versuchen, es zu demselben wieder herabzuziehen, so ist die evangelische Kirche in ihrem Ursprung davon ausgegangen, daß im Gegensaß zu einer neuen Vermischung des Geseßes und des Evangeliums, des Judenthums und des Christenthums, das Evangelium wieder in seiner Selbstständigkeit hergestellt werden mußte.

Und um diese Reinigung des Christenthums zu vollziehen, mußte eben wieder auf den Paulus zurückgegangen werden. Die deutsche Reformation ist das Werk desselben Paulus, der jenen Kampf mit Juden und jüdischgesinnten Christen zuerst siegreich bestand.

Wie nun Paulus zu diesem außerordentlichen göttlichen Beruf bestimmt war, so ist er durch einen Zusammenhang unberechenbarer großer Fügungen für denselben gebildet worden. Er selbst war sich dessen wohl bewußt, wie er sagt (Gal. 1, 15), daß ihn. Gott dazu ausgesondert habe von seiner Mutter Leibe an und dazu. berufen durch seine Gnade.

Er stammte von jüdischen Aeltern ab, und wurde geboren, erhielt seine erste Erziehung in der Stadt Tarsus in Cilicien, wo griechische Sprache und Bildung vorherrschte. Sein ursprünglicher Name war Saul, welches Wort nach der ursprünglichen Bedeutung im Hebräischen den Erbetenen, Ersehnten bezeichnet, und es kann dieses wohl vermuthen lassen, wenn es sich auch nicht beweisen läßt — daß er der erstgeborne Sohn seiner Aeltern war, der ihnen geworden, nachdem sie um eine Frucht ihrer Ehe lange gebetet hatten, ein Kind des Gebetes. Solche Söhne pflegte man besonders dem Dienst Gottes zu weihen, und so wurde Saul von seinen Aeltern dazu bestimmt, der Erforschung des Geseßes und der Auslegung desselben von früher Jugend an sich hinzugeben. Sein ursprünglicher Name wurde in eine mehr römisch-griechische Gestalt umgebildet, Paulos, sei es, daß er von Anfang an diese beiden Namen führte, den einen für den Umgang mit den Juden, den andern für den Umgang mit den Griechen, oder sei es, daß er erst später, als ihn sein Beruf mit Heiden besonders umgehen ließ, seinen ursprünglichen Namen so umgestaltete; auf alle Fälle trat eben deßhalb jene ursprüngliche Gestalt seines Namens gegen die spätere römische Umgestaltung ganz zurück und der Name Paulos wurde ihm der bleibende.

Vermöge jener von seinen Aeltern ihm gegebenen Bestimmung wurde er als Knabe nach Jerusalem gesandt, um in den Pharisäerschulen zum Gottesgelehrten sich zu bilden. Einer der bedeutendsten Männer unter den Gesezeslehrern jener Partei, Gamaliel, war sein Lehrer. Wie es für Luthers Bildung zur Gründung der evangelischen Kirche so wichtig war, daß er die damalige scholastische Theologie studiren und vortragen mußte, als deren Gegner er nachher auftreten sollte; so war es für die Bildung des Paulus

zum Apostel der Heiden besonders wichtig, daß er die pharisäische Theologie so eifrig studiren mußte, um nachher das Evangelium im Gegensaß mit derselben desto tiefer erkennen und auf desto lichtvollere, kräftigere Weise entwickeln zu können. Aber Luther kannte damals schon eine bessere in der Schule des heiligen Geistes erlernte Theologie, und mußte im Kampf mit seiner Neigung sich Gewalt anthun, um nach dem Gebot seiner Oberen statt jener Herzenstheologie, die ihm das Liebste war, eine Theologie der Menschensaßungen zu treiben. Doch that er es, obgleich er noch nicht wußte, wozu es ihm dienen sollte, wohl aber wußte, daß Gottes Gedanken nicht Menschen Gedanken sind. Für Paulus hingegen war jene Theologie damals noch das Höchste, und er suchte in der Pharisäer Lehre das Heil. Er sollte aus seinen eignen schmerzlichen Erfahrungen, aus seinen eignen innern Kämpfen lernen, daß kein Fleisch vor Gott gerecht werden kann durch des Geseßes Werke, daß durch das Gefeß nur Erkenntniß der Sünde und des göttlichen Zornes kommt, daß alles Wollen und Laufen des Menschen nichts ist ohne Gottes Erbarmung und Gnade. Er mußte dieses unter dem schweren Druck jener Jahre seiner Jugend so an sich selbst erfahren haben, um mit dieser Beredtsamkeit des Herzens und der innern Erfahrung so davon zeugen zu können, wie in dem Nömerbrief und wie es in seiner mündlichen Predigt gewiß der Fall war. Die Schule, welche Paulus in dem Pharisäerthum durchmachen mußte, ist zu vergleichen mit dem, was für Luther seine innern Kämpfe in dem Kloster zu Erfurt waren. Es gab unter den Pharisäern zwei Klassen, die größere Menge der Scheinheiligen, deren Verderben unser Herr Christus so vielfach bekämpft, und eine Minderzahl von Solchen, denen es mit der Gerechtigkeit ihres geseglichen Standpunktes ein voller Ernst war, Solche welche, wie Paulus es bezeichnet (Römer 10, 2), für Gott eiferten, aber mit Unverstand. Zu diesen leztern gehörte gewiß Paulus. Eine gewaltige feurige Natur werden wir bei ihm vorauszuseßen haben, wie bei Luther; große Kräfte, wilde Triebe, welche zerstörend wirken konnten, wenn sie nicht durch die Macht heiliger Liebe beherrscht, beseelt und verklärt wurden. Solche Menschen können oft erst nach längerem schweren Kampfe zwischen Fleisch und Geist zur Ruhe gelangen. Es gelingt ihnen nicht so leicht wie milderen, weicheren, minder reich begabten Naturen, mit sich selbst fertig zu werden. Zwar konnte wohl nicht bei einem Paulus die Macht des unge

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »