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und begrüßte Einen der Märtyrer mit einem Kuß. Er hatte früher schon als Soldat um des Glaubens willen harte Strafen erlitten, später sich ganz den Uebungen der Frömmigkeit ergeben, und war ein Pfleger der Wittwen und Waisen geworden. So wie der Landpfleger seine Liebe zu den verurtheilten Christen bemerkte, ließ er ihn vor sich führen und verurtheilte auch ihn zum Tode. Und so führte die Theilnahme an den Märtyrern noch mehrere Christen herbei, die auf gleiche Weise Leidensgenossen dieser frommen Männer wurden. Ein Kranz von Märtyrern umgab den ehrwürdigen Pamphilus, als er sein gesegnetes Leben in Christo durch die Treue bis in den Tod krönte. Das sterbende Heidenthum befleckte sich noch in seinen lezten Zuckungen mit Strömen unschuldig vergossenen Blutes. Niemand soll sagen, daß das Heidenthum nur durch seine eigene Schwäche, nicht durch die Kraft des siegreichen Bekenntnisses Christi gefallen sei: es hätte noch lange gleich einem Schwindsüchtigen sein Dasein fristen und die Völker im geistlichen Tode erhalten können, wenn nicht der Geist Christi in seinen Gläubigen zum Heile der Welt den Untergang des Gößendienstes im römischen Reiche beschleunigt hätte. Pamphilus aber gehörte durch seinen Glauben, seine Lehre, seinen Wandel und seinen Tod zu den Männern, welche in der lezten Zeit des Kampfes mit dem heidnischen Rom als Streiter Gottes die Welt überwanden.

H. E. Schmieder in Wittenberg.

99. Euphemia in Chalcedon.

16. September.

Von der Lebensgeschichte dieser Glaubenszeugin meldet uns die alte Kirche nichts außer ihrer Leidens- und Todesgeschichte, und auch das zunächst nur in der Sprache der Farben. Wie hoch aber ihr Name gefeiert war, das bezeugen im Morgenlande und Abendlande die ihrem Gedächtniß geweihten Kirchen und Klöster. Nach ihr war eine Kirche in Rom benannt, in welcher einst Bischof Gregor der Große die Wittwen der Gemeinde zum Bußgebet wegen Abwendung einer verheerenden Seuche sich versammeln ließ, um von dort unter Seufzen und Thränen zu der großen allgemeinen Gebetsversammlung zu ziehen, welche er in der der Jungfrau Maria

geweihten Kirche veranstaltet hatte. Das Andenken der Märtyrin Euphemia wurde in Ravenna gefeiert; zu Brixia, jeßt Brescia, am Fuße der Alpen in Oberitalien, war ihr ein Kloster geweiht. Besonders stand sie hoch in Ehren zu Constantinopel, wo vier Basiliken ihren Namen trugen. Aber der Ausgangs- und Mittelpunkt ihrer Gedächtnißfeier war die Euphemienkirche bei Chalcedon, gegenüber von Constantinopel, auf dem jenseitigen Ufer des Bosporus, ein prächtiger Bau auf der Höhe eines vom Meere sanft ansteigenden Berges, und weithin sichtbar. In dieser Kirche wurde unter dem Kaiser Marcian im J. 451 die stürmisch bewegte vierte allgemeine Synode, das Chalcedonische Concil, gehalten, wo unter dem entscheidenden Einfluß eines Briefes des römischen Bischofs, Leo's des Großen, der erbitterte Streit über die beiden Naturen in Christo wenigstens äußerlich dadurch beigelegt wurde, daß man als Lehrsat feststellte: ein und derselbe Christus, Sohn, Herr, Eingeborner, werde erkannt in zwei Naturen, die ohne Vermischung und Verwandlung, aber auch ohne Scheidung und Trennung miteinander verbunden seien. Die Lage dieser Kirche war von seltener Anmuth und Schönheit. Allmälig zu ihr emporsteigend befand man sich vor ihrem Eingange plößlich auf einer Höhe, die dem Auge weithin eine herrliche Aussicht gewährte. Mit einem Blick überschaute man hier die in die Ebene hinein sich erstreckenden grünen Auen, die üppig wogenden Kornfelder, die fruchtbaren mit allerlei Arten von Bäumen geschmückten Gärten, dahinter als Einfassung dieses mannigfaltigen Bildes eine bewaldete Hügelreihe in sanften Hebungen und Senkungen, in noch weiterer Ferne das Meer bald in heiterer majestätischer Ruhe, bald in wilder schäumender Brandung, und jenseits mit all' seiner Pracht und Herrlichkeit Constantinopel, die stolze Kaiserstadt. Auf dieser Höhe sollte einst Euphemia den Märtyrertod erlitten haben; hier, nicht weit vom Meeresgestade, war zu ihrem Gedächtniß die prächtige Basilika gebaut, zu welcher von ringsumher das christliche Volk an ihrem Todestage zusammenströmte, um ihr Gedächtniß zu feiern. Durch den weiten von Säulenhallen eingefaßten und unbedeckten Vorhof trat man in den zu beiden Seiten von gleichen Säulen getragenen Längenbau, der nach Often in einem Rundbau mit Kuppeldach endete, der auf kunstvoll geformten Säulen ruhte und mit einem Söller versehen war, auf dem man der Märtyrer- und Abendmahlsfeier beiwohnen konnte. Hier ruhten nach der Ueberlieferung an einer abgeschlossenen Stätte

die Gebeine der Märtyrin in einem von Silber kunstvoll gearbeiteten Sarkophage;

Denn Euphemiens Blut, der dem Herrn sich opfernden Jungfrau,
Weihete hier den geheiligten Ort auf Chalcedons Gestade,

so singt ein Sänger der alten Kirche. Doch wir verweilen nicht an dieser Stätte, die schon im fünften und sechsten Jahrhundert der Schauplah des mannigfaltigsten Aberglaubens wurde, der die Fabeln von dem wunderlieblichen, das Grab der Märtyrin umschwebenden Dufte, von ihrem immer frischen und fließenden und durch keine Austheilung und Versendung zu erschöpfenden Blute, von den göttlichen Offenbarungen durch Träume und von den je nach der Würdigkeit der Bischöfe häufiger oder seltener an ihrem Grabe geschehenden Wundern erzeugte. Wir wenden uns von diesen Bildern des Aberglaubens ab, und blicken auf das Gemälde, welches in einer der Hallen an einer Wand nahe bei der Grabstätte in mehreren Abtheilungen das Leiden und Sterben dieser Blutzeugin einfach und schlicht, in kunstloser Farbenmischung, und doch in ergreifender Schönheit darstellte.

Zuerst wird die Gerichtsscene dargestellt. Auf dem hohen Richterstuhl sigt der Richter, den Blick voll Zorn und Drohung auf die Jungfrau heftend. Ringsum stehen in großer Zahl Beamte, Gerichtsdiener, Soldaten und Sekretäre, Schreibtafeln und Griffel in den Händen. Der Eine von diesen hat die Hand von seiner Tafel erhoben und blickt, sein Gesicht ganz niederneigend, mit gespannter Aufmerksamkeit auf die vor Gericht stehende Jungfrau hin, als wollte er ihr gebieten, lauter zu sprechen, damit er nichts überhöre und nicht Falsches aufschreibe. Die Jungfrau aber, auf deren lieblichem Angesicht die Schönheit ihrer tugendgeschmückten Seele sich spiegelt, steht da in dunkelfarbenem Kleide, umhüllt von dem Philosophenmantel, den die gläubig gewordenen philosophisch gebildeten Heiden auch als Christen nicht selten beibehielten zum Zeichen, daß sie statt der Weisheit dieser Welt die göttliche Weisheit erwählt hätten und deren Zeugen und Lehrer zu sein sich berufen fühlten. Zwei Soldaten führen sie hin vor den Vorsißenden des Gerichts, der Eine sie vorwärts ziehend, der Andere von hinten sie drängend. Jungfräuliche Schüchternheit und Standhaftigkeit mischen sich in ihrer Erscheinung miteinander. Leise vorüber geneigt schlägt sie ihre Augen nieder, vor den Blicken der Männer erröthend; dennoch aber steht sie fest und unerschrocken da, und sieht

ohne Furcht und Zagen ihrem Leidenskampf entgegen. In den Zügen ihres Gesichts sind die widerstreitenden Gefühle und Stimmungen ihres Inneren ausgeprägt, nebst weiblicher Schaam männliche Tapferkeit.

Weiter wird uns vor Augen gestellt, wie die halbnackten Henkersknechte ihre Marterarbeit mit ihr beginnen. Der Eine ergreift ihr Haupt und beugt es hintenüber, um einem Andern die Entstellung ihres Angesichts desto bequemer zu machen; dieser tritt herzu und schlägt ihr die Zähne aus; die Marterwerkzeuge, Hammer und Spißeisen, sind mit Tropfen Bluts befleckt, welches ihr aus dem Munde strömt. -Weiter führt uns das Gemälde in einen Kerker, in welchem wir die Jungfrau ganz allein erblicken, bekleidet mit einem schwarzen Kleide. Betend streckt sie beide Hände zum Himmel aus und ruft Gott um Beistand in ihren Leiden an. Und während sie betet, erscheint über ihrem Haupte das Zeichen des Kreuzes, die Botschaft des Todesleidens, welches sie nun bald um des Gekreuzigten willen erdulden sollte. Auf dem lezten Theil des Bildes erblicken wir einen Scheiterhaufen, die Flammen schlagen hoch empor, in der Mitte steht die Jungfrau, ihre Arme ausbreitend gen Himmel, in ihrem Antliß keine Traurigkeit, sondern vielmehr selige Freude über den Heimgang zum ewigen Leben. 1)

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D. Erdmann in Königsberg, jezt in Breslau.

1) Von diesem Gemälde vergl: Piper Die Kirche der Euphemia in Chalcedon und die Darstellung ihres Märtyrerthums, im Evang. Kalender für 1868. S. 54 ff.

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Man könnte es dem „,evangelischen Kalender" zum Vorwurf machen wollen, daß er auch den ,,Sieben Schläfern", die mindestens mit ihrem Wundererlebniß ganz dem Reiche der Dichtung angehören, einen Tag des Jahres (den 27. Juni) geheiligt bleiben lasse. Aber auch in den Träumen der Kirche ist nicht selten ein tiefer Sinn; und als bedeutsam allegorischen Gestalten gebührt auch jenen Sieben der Einlaß zu der Kirchenpforte, über welcher die Inschrift steht: „Alles ist euer!"

Seit zwölf Jahrhunderten durchtönt die Sage von den sieben ephesinischen Wunderjünglingen bald in frommer Erzählung, bald in begeistertem Liede die weite Welt. Das christliche Morgen- und Abendland ist voll von ihr; und nicht das christliche allein; die heidnischen Araber sogar wissen frühe schon um sie, und Mohamed, der falsche Prophet, verwob sie sogar, in seinem Sinne umgedichtet, in seinen Alcoran. Wer sind die,,Sieben Schläfer?"

Lauschen wir der Legende, wie wir sie namentlich aus dem Munde des alten, berühmten kirchlichen Geschichtschreibers Gregorius von Tours vernehmen, dessen reiches Leben in die zweite Hälfte des sechsten Jahrhunderts fällt.

Um's Jahr 250 unserer Zeitrechnung war's, als der Kaiser Decius, der unmenschlichste Christenverfolger unter den römischen. Imperatoren, auf einer Rundreise durch sein weites Reich auch nach Ephesus in Kleinasien kam, wo das Evangelium schon längst eine Stätte gefunden hatte; der größere Theil der Bevölkerung aber noch, obwol wider besseres Wissen und Gewissen, dem Heidenthume anhing. Kaum angelangt, veranstaltete der Kaiser zu Ehren des Zeus, des Apollo, und der Artemis oder Diana, der bekannten Schuhgöttin der Stadt, ein glänzendes Opferfest, und ließ unter Androhung seines kaiserlichen Zorns und der fürchterlichsten Züchtigungen für die Widerstrebenden den Befehl ergehn, daß ein

Piper, Zeugen der Wahrheit. I.

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