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Ich sehe mich bestimmt, die begonnenen Vorträge über die Wissenschaftslehre zu beschließen; und bei dieser Geles! genheit Ihnen einige Worte zu sagen über meine Ansicht der Zeitumstände, die mich zu diesem Schlüsse bewegen.

Denn, Vereinigung zu redlicher Forschung vereinigt die Gemüther auch sonst. Es entsteht Freundschaft. Es ist mir von Vielen unter Ihnen bekannt, daß sie mit herz licher Liebe und Vertrauen an mir hängen; und ich habe Proben davon: ich darf es auch wohl von manchen Ande: ren voraussehen, die zu Beweisen nicht Gelegenheit gehabt haben: und ich kann Ihnen versichern, daß diese Zunei gung von mir herzlich erwiedert wird. In schwierigen Borfällen wünscht man dieselben mit einem Freunde, befonders mit einem solchen, der sich in ähnlicher Lage mit uns bes findet, laut durchzudenken: oder sie einen solchen gemein: schaftlich vor uns laut durchbenken zu lassen. Ich bin Ih rem Vertrauen zu mir, meiner herzlichen Liebe zu Ihnen dieses schuldig. Eher habe ich es nicht gethan: weil ich cher nicht in mir selbst gewiß war, nicht zwar über die Grundsäße der Beurtheilung, aber über den zur Beurtheilung vorliegenden Fall. Ich werde dies mit aller der Freimüthigkeit thun, die Sie aus meinen übrigen wissenschaft:

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lichen Vorträgen gewohnt sind, und die für ein Freundesgespräch gehört. Meine Neufferungen find ja keine amtmas Figen Mittheilungen, und ohnerachtet sie sich nicht gerade scheuen, weiter gesagt zu werden, fo beabsichtigen sie auch dieses nicht, sondern sind berechnet auf den beflimmten Umkreis dieser meiner Zuhörer.

Ich kann Ihnen natürlich nur sagen wollen, wie ich aus meinem Standpunkte den gegenwärtigen Zeitmoment ansehe, und mich selbst ansehe ihm gegenüber: keinesweges aber will ich irgend Einem vorschreiben, wie er sich selbst demselben Momente gegenüber ansehen solle, oder seine Ansicht auf mein Gewissen nehmen. Nämlich: obwohl die Geseze der Sittlichkeit allgemein sind, und ohne Ausnah me gültig, so ist doch der Fall ihrer Anwendung allemal ein einzelner, und in diesem liegt allemal eines Jeden pers fönliches I, nicht zwar seinen Neigungen nach, die weg: fallen müssen, aber doch seinem Vermögen nach, als mog; liches Werkzeug für den sittlichen Zweck. Und darum kann in Gegenständen dieser Art Keiner absolut gemeingül: tig urtheilen für irgend einen Anderen. Ich will drum Keinem unter Ihnen rathen; ich will nur, die es bedür fen, durch Darlegung der Rechnung, die ich mit mir selbst angestellt, leiten, sich selber zu rathen.

1) Ich weiß fehr gut, und bin durchdrungen von der Ueberzeugung, daß dem Reiche des alten Erbfeindes der Menschheit, dem Bösen überhaupt, welcher Feind in ver schiedenen Zeitaltern' in den verschiedensten Gestaltungen erscheint, dur Nichts so sicherer und größerer Abbruch geschicht, als burch die Ausbildung der Wissenschaft`im Menschengeschlechte. Daß ich darunter nicht verstehe ein historisches Wissen, sondern die Verwandlung des Wissens, der Vernunft, der Weisheit in das Leben felbst, und in bessen höchsten Quell und Untrieb, ist Ihnen bekannt.

Die Siege, burch diese Waffen erfochten, erstrecken sich über alle Zeit, indem sie fortdauern durch alle Zeit, und in jeder Folge: zeit sich durch sich selbst vermehren. Wer einen einzigen lichten und thatbegründenden Gedanken in der Menschheit einheimisch macht, thut dem Feinde größeren Schaden, als ob er hunderts tausend Feinde erschlüge; denn er verhindert Millionen, daß fie auf eine gewisse Weise gar nicht feindlich werden köns 'nen. Nur treten diefe Siege, weil sie sich über alle Zeit erstrecken, und das Verkehrte vor seiner Entstehung vernichten, nicht sehr sichtbar und merklich ein in irgend eine Zeit, und für die gewöhnlichen Augen: jedoch thut dies in denen, die das Verdienst wahrhaft zu schäßen wiffen, dem Berthe derselben keinen Abbruch.

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Es könnte drum gar keine Frage seyn, worauf, in dem Falle, da alles Andere gleich stände, derjenige, der beides auf die gleiche Weise könnte, eingreifen mit perföns licher Kraft in die vorliegende Zeit, oder mit der allgemeinen, rein geistigen Kraft zu gestalten alle Zeit, ein solcher "seine Kräfte und seine Aufmerksamkeit richten müsse: die erste Wirksamkeit trägt den Zeitcharakter, und vergeht mit derfelben; die zweite erstreckt sich über alle Zeit, und ges staltet und bildet alle die nach ihr kommenden Zeiten.

2) Aber dieser geistige Krieg gegen das Böfe erfordert äusseren Frieden, Ruhe, Stille, Sicherheit der Personen, die ihn führen. Wenn diese gefährdet wäre, wenn freie Geistesausbildung in der Welt gar nicht mehr erlaubt und geduldet werden sollte, dann müßte vor allen Dingen diese Freiheit erkämpft, und Nichts geschont, und Gut und Blut dafür aufgeopfert werden. Denn wenn sie nicht ers kämpft würde, und so lange bis sie erkämpft wäre, ließe irgend eine Verbesserung der menschlichen Verhältnisse sich nicht erwarten, und das Menschengeschlecht wäre so lange vergebens, ohne Zweck, und nur sich selbst zur Schmach da. Wäre das Böse jemals konfequent, so müßte es freis

lich die Geistesbildung aus der Welt austilgen, denn diese ist sein kräftiger, und einzig beharrlicher Feind, der es in jeglicher Gestalt, die es annimmt, sicher überlebt. Aber das Böse kann niemals konsequent feyn bis ans Ende, weil fein Gesichtskreis selbst nicht bis ans Ende, und bis in die Wurzel hineingeht. Uebel es meinen mit Geistesbildung und scheel zu derselben sehen, wird es immer. Aber immer ist es viel zu kurzfichtig, das wahrhaft für sich Gefährliche in derselben zu entdecken; dieses gerade verachtet es, und ficht vornehm herab auf dasselbe.

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So ist es immer gewesen, so muß es fast seyn, und so hat es sich meiner ehemals auch bestimmt ausgesproche nen Ansicht zufolge, auch gegenwärtig verhalten. Niemand hat uns verhindert frei zu forschen, in jeder Tiefe, und nach allen Richtungen hin, und die Resultate dieser For schung auszusprechen; und in jeder Weise zu arbeiten, um bas aufblühende Geschlecht besser zu bilben, als das gegen: wärtige gebildet war.

In dem so eben gefeßten Falle befindet drum unsere Beit sich nicht. Für Eroberung der Freiheit zur Geistesbil: bung bedarf es nicht, die Waffen zu ergreifen. Wir ha ben diese Freiheit; und, es bedürfte bloß, daß wir uns derselben recht emfig bedienten.

3) Aber ferner, wenn nun zwar diese gewährt wird, aber die wirklichen und lebendigen Weltkräfte, welche von jener Geistesbildung nach ihren Zweden gestaltet werden follen, durch andere nichtswürdige Zwecke unterjocht und gefangen genommen werden; fonach der Geistesbildung ihr eigentlicher Zweck für das Leben geraubt wird, was follen, was können die Freunde der Geistesbildung sodann thun? Daß ich den Fall deutlicher bezeichne: Man hat felbst das Verhältniß ausgesprochen in diesen Worten: mens agitat molein, und eine Erklärung dieser Worte in der Anwendung auf unsere Zeit drückt dieselbe, meines Erach

-tens, treffend aus. Moles find die unbestimmten, in fich ihre feste Richtung nicht tragenden Weltkräfte, die brum wenigstens aufhorchen, und suchen, und der Bestima mu..g durch den höheren Geist, durch das Geficht allerdings fähig wären. Solche Kräfte müssen dem, der gar nicht weiß und niemals davon etwas vernommen hat, daß es auch ein Gesicht gebe, erscheinen als rohe und ungebundes ne Massen und Kräfte. Diesen glaubt nun ein solcher burch seine mens, durch seinen verkehrten Eigendünkel, durch seine aus thörichter Ansicht der Geschichte entstandene Sucht, auch einer ihrer Heroen zu werden, durch seine aus gereizter Eitelkeit entstandene Rachsucht, und wie bie verkehrten Leidenschaften noch alle heißen mögen, durch biese mens, Einheit und Richtung geben zu müssen: und entzieht dadurch diese Kraft allerdings der Bildung durch das Geficht, welche lettere auf ihr Fortbestehen in dieser Bestimmbarkeit, und auf die ruhige Fortentwicklung der Zeit in ihrem gleichmäßigen Gange rechnet.

In einer solchen Lage nun, was können die Freunde der Geistesbildung thun? Ich habe schon früher meine Ueberzeugung ausgesprochen, daß, wenn die Gesellschaft, der Inhaber diefer materiellen Kräfte, diefes so will, und fich gefallen läßt, sie dagegen durchaus Nichts thun können, oder sollen, als was sie ohne dies thun würden, sich und Andere mit allem Eifer bilden. Sie sind ein höchst unbe beutender, gegen das Ganze in Nichts verschwindender Theil der vorhandenen Körperkraft; wohl aber find fie alle bis auf ihren bildenden Punkt entwickelte Geisteskraft, die vorhan= den ist. In ihnen ist niedergelegt das Unterpfand eines einstigen besseren Zustandes. Zeit kann verloren gehen, aber auf diese kommt Nichts an, denn wir haben eine unendliche vor uns: daß aber die in ihnen niedergelegten, und aus ihnen sich entwickelnden Principien eines befferen Zustandes nicht verloren gehen, darauf kommt Alles an. Sie müssen

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