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gerichtigkeit, in der wir es so eben aufgestellt, fich ausbile ben könne nur in äusserst verschrobenen und wissenschaftlicher Begriffe durchaus unfähigen Köpfen, ist schon erin: nert, und wird vorausgefeßt: aber dennoch läßt sich dieses Lehrgebäude, nachdem es nun erfunden ist, mit einem täus fchenden Scheine umgeben, der selbst den wohlgesinnten, und des Höchsten nicht unfähigen Jüngling blenden kann. Die Vorstellung von einer ganz besondern und eigenthümlichen, aller Fesseln des gewöhnlichen Erdenlebens entbunbenen Lebensweise, die uns nur einmal zu Theil werde, und die schnell vorübergehe, schmeichelt dem Hange zum Wunderbaren und nicht wohl Begreiflichen. Die Vorspie: gelung des ausnehmenden Ranges, in welchen man in Einem Sprunge durch die Zauberkraft des Universitätsbries fes eingeseht werde, empfiehlt sich der jugendlichen Eitels Teit. Die Aussicht auf innig fich hingebende, und mehrere zu vollkommener persönlicher Einheit verschmelzende Freunds fchaft, die Darlegung persönlicher Tapferkeit, Selbststän= bigkeit, festen Beruhens auf sich, spricht gerade die edels ften Regungen jugendlicher Gemüther an. Das Bild einer republikanischen Verfassung endlich, in der man sich selbst feine Gefeße gebe, und selbst über die Ausführung dersels ben halte, ist besonders für gewisse Zeitalter ein höchst verführerisches Spiel. Und finden sich ja noch einige Jüngs linge, welche Kaltblütigkeit und Urtheil genug haben, um bie Täuschung zu durchschauen; wie wenige unter diesen werden mit diesem reifen Urtheile zugleich den hohen Muth verbinden, einzeln stehend der gegen sie vereinigten Menge fich zu widersehen, und den Schmähungen, so wie dem kets sich erneuernden Angriffen derselben zu trogen; wie wenige endlich werden mit diesem Muthe die Weisheit vers Sinden, in dieser aufgedrungenen Selbstvercheidigung des fie belauernden Augen aller niemals eine Blöße zu geben, und, indem sie nur sich selbst frei erhalten wollen von der

allgemeinen Schuld, niemals sich selbst als Schuldige hins zustellen? So werden denn auch diese, die zwar nicht ges täuscht werden konnten, hineingeschreckt in dieselbe Lebensweise, und müssen nothgedrungen eine Sitte mitmachen, die ihnen innerlich widerstrebt.

Daß durch eine solche Sitte, wenn sie überhand nimmt und herrschend wird, die akademische Freiheit in allen Punk: ten angegriffen und vernichtet, ja das ganze Wesen der Universität aufgehoben wird, ist unmittelbar klar. Wo ein ausgelassenes, der Sitte ins Angesicht trohendes Leben, als einzige Bewahrheitung seines Standes als Student ge: fodert wird, wo Trinkgelage als ein Herkommen begangen werden müssen, wo Schlägereien als Ehrenpunkte betrachtet werden, und wo es den Gipfel des guten Namens ausmacht, für einen stets fertigen Schläger und Händelmacher, zu gelten; da könnte ein Funke sich erhalten jener kindlichen Unschuld und Reinheit, in der das Görtliche sich ge= ftalte zu einer sichern und unüberwindlichen Macht über. alles Frdische? Wo die Ehre darein gesezt wird, daß, man, unter dem lauten Widerspruche seines innern Gefühls, und verfolgt von dem Hohngelächter der ganzen, übrigen Welt, einigen kindischen Sagungen Folge leiste, und dadurch sich den Beifall einiger Wüftlinge erwerbe, wo der Muth darein gefeht wird, daß man durch einen kurz vorübergehenden Zweikampf die Feigheit eines ganzen in schmähliger Sklaverei, und in knechtischer Furcht vor vere ächtlichen Menschen hingebrachten Lebens auslösche; wie möchte daneben die wahre Ehre, die die mächtigste Triebfeder ist aller großen Thaten, und der währe Muth, der die einzige Bedingung derselben ist, stehen bleiben? Wo jedem, der nur Mitglied der Universität wird, die Sorge für die Ausübung und Beschügung der mannigfaltigen Ges, rechtsame des Studenten - Standes zum ersten und Haupt

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berufe gemacht wird, und er zu allen ben,' alle Leidens schaften aufregenden, die Besonnenheit, die Klarheit und den innern Frieden des Gemüths ftörenden Geschäften, die in jener Bestimmung liegen, täglich sich aufgefordert findet, wie viele Zeit und Kraft kann ihm noch übrig blei ben für das Studieren, und wie wäre es möglich, daß alles fein Denken und Sinnen, wie es soll, versunken sey in seine Wissenschaft? Solche, denen von ihres gleichen beträchtliche Ubgaben und Kontributionen aufgelegt werden, die unter Gesezen stehen, wie die folgenden: durchaus nur mit diesen und diesen genannten Umgang zu pflegen, ob sie nun zu ihnen irgend eine Neigung fühlen oder nicht, und schlechthin mit keinem andern, wie sehr sie sich auch zu bemselben angezogen fühlen möchten; ihre Streitigkei ten durchaus nur mit dem Degen in der Hand abzumachen, und nicht eher sich zu vertragen, bis sie Blut geses hen haben, häufig auch fremde Streitigkeiten mit ihrem Blute zu verfechten, oft und aus geringfügigen Ursachen fich in Gefahr zu sehen gemordet zu werden, oder auch zu morden, vielleicht einen innig geliebten Freund, und alles dieses unter keiner geringern Strafe, denn dieser, als unrein ausgestoßen, und auf alle Weise, die ein hierin geübter Wig erfinden kann, gemißhandelt zu werden, dem Uebel nicht einmal durch freiwillige Meidung dieser Univers fität entgehen zu können, indem der Bund alle deutschen Universitäten umfaßt, und die Vergebungen gegen seine Gefeße dem Schuldigen überall hin nachfolgen - können` folche, die unter solchen Abgaben, solchen Gesezen, solchen Strafen stehen, und noch unter so vielem andern, welches die Würde und Schaamhaftigkeit dieser Rede zu erwähnen verbietet, können solche sich wohl der allermindesten persőönlichen Freiheit rühmen, wie sie fast allem, was menschlis ches Angesicht trägt, zu Theil wird, und müssen sie nicht bekennen, daß fie in das härteste Diensthaus verkauft

find? So ist drum durch solche Universitätsfitte alle foi wohl menschliche als akademische Freiheit des Studierenden, als des Einen Bestandtheils der Universität, rein ausges tilgt und vernichtet. Ja selbst die allgemeine Freiheit der ganzen Universität, die Lehrfreiheit, wird dadurch beeins trächtiget: denn es ist ja dieser Menschenklasse eingefallen, die Lehrer ohngefähr so anzusehen, als vom Staate zu ih rer Belustigung angestellte Schauspieler einer besondern Art, die nur das fagen dürften, was folche Zuhörer gern hörten, und durchaus nichts anderes, und denen diese Zuhörer, falls fie sich vergriffen, diese Fehlgriffe durch Zeichen, die gleich: falls vom Schauspielhause entlehnt sind, nur anzuzeigen hätten. Wären die Lehrer so, wie sie dieselben vorauss fegen und fodern, so würde bald der allein gültige Lehrs kanon burch solche Zuhörer zu Stande gebracht seyn.

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Ich weiß nicht, M. H., ob die Klagen, die von meh reren Seiten gleich wie nach einem lange gehaltenen Stills schweigen gewaltsam ausbrechen und sich Luft machen, die Klagen, daß seit einer Reihe von Jahren die deutschen Universitäten immer tiefer verwildern; daß z. B., was freis lich an sich nicht das schlimmste, aber nur ein sogar ges meinen Augen auffallendes Zeichen des schlimmen ist, daß, fage ich, in jedem Jahre mehrere unserer studierenden Jünglinge durch das Schwert ihrer Mitstudierenden fallen, als aus eben einem so starken Heerhaufen in mancher ents fcheidenden Schlacht gefallen find - ich weiß nicht, und ich will jest nicht wissen, ob diese Klagen Grund haben: aber dieses sehe ich klar ein, daß, wo die geschilderte Menschenart und die beschriebene Sitte festen Fuß faßt, alles dieses nothwendig erfolgen muß, und daß es mit dem Bes ginnen eines jeden Halbjahres ärger werden muß. Wenn nun aber etwa jene Klagen Grund haben sollten, wie har es boch geschehen können, daß man jenem Lehrgebäude über

Universitätswesen erlaubt, Wurzel zu fassen, und sich rus hig zu verbreiten? Unterscheiden wir zwei Klaffen, die biese Entwickelung, und diesen Fortgang des Verderbens Der deutschen Universitäten hätten hindern sollen: zuerst bas ganze gebildete Publikum überhaupt, welches sowohl burch seine allgemeinen Urtheile und Ansichten, als burch feine Theilnahme an andern öffentlichen Verwaltungsbehör den, einen zwar nur mittelbaren, jedoch bedeutenden Einfluß auf diefe Angelegenheit hat; sodann die unmittelbaren Ver: walter und Aufseher des Universitätswesens. Irre ich mich nicht, so sind unter den ersten sehr viele, die sogar unter die geistreichern gehören, in eine leichte, dem Ernste und der hohen Bedeutung des Gegenstandes durchaus nicht angemessene Stimmung gebracht worden, durch folgenden Umstand. Es hat sich des Deutschen, insonderheit des Norddeutschen öffentlichen Lebens ein allgemeiner Ernst und eine Feste Abgemessenheit bemächtiget, und es giebt in demselben ein öffentliches hochkomisches eigentlich gar nicht mehr, ausser das beschriebene Studentensystem und Studentenfitte; die fes allein eignet sich noch dazu, den Abgang der aus der Gitte gekommenen öffentlichen Poffen zu ersehen, und dem Bolke zuweilen ein aufferdem schwer an sich zu bringendes Herzliches Gelächter zu verursachen. Dieses Schauspiel mochten diejenigen, welche den Gegenstand also ansahen, dem Volke wohl gönnen; jene, die es gåben, seyen nun einmal für jede andere Genießbarkeit verdorben; was neben ihnen noch durchkommen solle, komme doch durch; was es denn viel zu bedeuten habe, wenn alle Jahre einige Hunderte von deutschen Jünglingen mehr verdürben; auch er: Holten sich einige noch nachher; es sey auch überhaupt mit den Universitäten nicht gar viel, was da gelehrt würde, könne man auch aus Büchern, ja noch bequemer in öffents lichen Häusern und auf Reisen durch Konversationen mit gelehrten Männern an sich bringen. Daß die tragischen

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