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aber, eine mit Wachs bestrichene Kompresse über den Bruch zu legen und dann, als wenn du mit einer zweiköpfigen Binde ver bändest, die Binde in einer Tour umzulegen. . ... Denen, welche die Nase unten gebrochen und nun eine breitgedrückte Nase haben, kannst du, wenn sie vorn und am Knorpel eingejunken ist, etwas, was sie in die Höhe hebt, in die Nasenlöcher stopfen; wenn nicht, so mußt du alles zusammen dadurch in die Höhe heben, daß, wenn es angeht, die Finger in die Nasenlöcher hineingesteckt werden. Widrigenfalls mußt du mit den Fingern einen dicken Salbenspatel nicht in den vorderen Teil der Nasenlöcher, sondern bis dahin, wo sie eingesunkeu ist, hineinschieben, von außen aber die Nase mit den Fingern zu beiden Seiten anfassen, zurecht drücken und zugleich aufwärts heben. Ist der Bruch ganz vorn, so kannst du, wie bereits erwähnt, etwas in die Nasenlöcher stopfen, entweder einen Pfropf aus geschabter Charpie von starker Leinwand oder etwas ähnliches in Leinwand eingehüllt oder noch besser in karthagisches Leder eingenäht und so geformt, daß es gehörig in die Stelle, welche es ausfüllen soll, hineingeschoben werden kann. Ist der Bruch weiter oben, so kann nichts eingebracht werden. Wenn nämlich schon am vorderen Teile der Nase ein Pfropf große Beschwerden macht, wie sollte er in dem hinteren Teile der Naje nicht noch beschwerlicher sein?... Die Wundärzte versehen es aber hierbei aus Nachlässig= feit wenn nur die Heilung kunstgemäß eingeleitet wurde. Die Nase verheilt nämlich, wenn sie nicht brandig wird, in zehn Tagen u. s. w."

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Mehr will ich aus diesem griechischen Kapitel nicht wörtlich anführen. Häfer faßt den gesamten Inhalt dahin zusammen, daß die Frakturen der Nasen sowohl den knöchernen als knorpeligen Teil betreffen; sie zerfallen in quere, perpendikuläre, einfache und komplizierte. Ich will hier einfügen, daß es sich im Briefe des Aradnana nur um eine quere, komplizierte Fraktur des knorpeligen Teils handeln kann.

Jedenfalls erscheint der Fall Aradnanas sogar mit den Kunstfehlern des Wundarztes nur als der casuistische Beleg für das lange Lehrbuchskapitel bei Hippokrates. Und beide Texte zusammengehalten tragen zur gegenseitigen Erklärung bei.

In Beschwörungstexten und bei Amuletten der babylonischen Medizin und späterer Zeit wird in dieser Weise gleichartig sehr häufig verlangt, daß der Name des Schüßlings und seiner Mutter genannt werde. Auch im Talmud und in aramäischen Zauberterten findet

sich Ähnliches. Das System wird deutlicher, wenn wir auch noch die ägyptische Sitte heranziehen, häufig nur die Mutter und gar nicht den Vater zu nennen. Verständlich wird es aber erst, wenn wir uns erinnern, daß in der Entwicklung der menschlichen Familie, wie sie uns wissenschaftliche Untersuchungen der Darwinschen Schule kennen lehrten, der Vaterschaft die Mutterschaft (d. h. das Matriarchat) mit der Mutter als Familienoberhaupt vorherging. Also auch eine soziale Rückständigkeit um Jahrtausende finden wir in der abergläubischen Medizin des klassischen Altertums, welche in der matriarchalen Theurgie der gleichfalls rückständigen Keilschrift- und Hieroglyphenkultur in einer älteren Form zugängig wird. Die übernatürlichen Schuhkräfte werden blindlings an das Beschwörungswort oder den Beschwörungsgegenstand geheftet angesehen. Die Richtung des Schußes auf eine bestimmte Person kann also nur durch genaue Namensbezeichnung dieser Person geschehen. Da aber nur zu häufig zwei und mehr Personen den gleichen Namen führen, so geschieht die nähere Bezeichnung durch Beisaß der Familie und dies ist nach Durchführung des Patriarchates der Name des Vaters. Unter der vorhergehenden Herrschaft des Matriarchates ergiebt aber der Beisaz des mütterlichen Namens die Familienbezeichnung.

Nicht nur die enge Zusammengehörigkeit aller zauberhaften Krankenbehandlungen mit matriarchaler Familienbenennung des Patienten sind dadurch zu erweisen. Es wird auch möglich, bei verschiedenen Formen zauberhafter Eingriffe neben einander zu unterscheiden, welche in der Form mehr und welche weniger den altüberlieferten Charakter beibehalten haben, je nach Beibehaltung_matriarchaler Familienbezeichnung oder nach zeitgemäßer Überarbeitung mit patriarchaler Familienbezeichnung. Keilschrift- und Hieroglyphenkultur werden in dieser Richtung noch manchen Aufschluß geben. Das Material ist in dieser Richtung noch nicht übersehbar und darum kann auch kein abschließendes Urteil darüber gegeben werden. Aber einzelne Einblicke sind in dieser Richtung doch schon vorhanden welche sichere Aussicht auf weitere Aufschlüsse gewähren.

So alt aber auch die Theurgie in der Medizin ist, so lassen doch viele Proben der Keilschrift- und Hieroglyphenmedizin deutlich erkennen, daß dieser Aberglaube nach unserer Weltanschauung erst nachträglich einer nüchternen zweckmäßigen Erfahrungsmedizin aufgepfropft wurde, wahrscheinlich seit 3500 v. Chr. beginnend, so daß also die matriarchalen Spuren in der Zauber-Medizin kein Widerspruch gegen das oben ausgesprochene jüngere Alter der

Zauber-Medizin gegenüber der älteren systemlosen Erfahrungsmedizin ist.

Die günstigen Erfahrungen der Behandlung durch Abführen Schweißtreiben, Urinvermehrung und ähnliches sind sicherlich uralt. Bei der Systematisierung der Medizin wurden diese Kuren dem Gedanken der Säftelehre untergeordnet und natürlich als vorzüg= lichste Behandlung hoch geschäßt. Beachtenswert ist es nun, daß die Zauber - Medizin in einer Beschwörung den Patienten dadurch zu heilen glaubt, daß sie dem Krankheitsstoffe befiehlt, in den erwähnten flüssigen Formen den Körper zu verlassen. Hier ist unverkennbar das humoralpathologische Krankheitssystem, eine Unterart des allgemeineren Krankheitssystems in altorientalischer Weltanschauung, älter als die Beschwörungsformel, und die Beschwörungsformel erst aus diesem System heraus konstruiert.

Beachtenswert ist es auch, daß gerade diese Beschwörung bis jezt die erste ist, welche sich gleichzeitig keilschriftlich und hieroglyphisch erweisen läßt. Sie findet sich in dem Keilschriftterte Konstantinopel Nr.583 und stammt aus Niffer. Dies stellt den ältesten bis jezt bekannten keilschriftlichen medizinischen Text dar und enthält folgende Stelle:,,.. Gift als Milch in den Brüsten, als Schweiß der Seiten, als Kotwasser im After, als Urin zwischen den Schenkeln. Weiche, Gift, als Milch in den Brüsten ihres Thorar, als Schleim in Nase und Ohren!". In einem schon erwähnten medizinischen Terte der Berliner ägyptischen Sammlungen aus der Übergangszeit vom mittleren zum neuen Reich wird dem personifizierten Krankheitsstoff zugerufen: „Bist du eine Sklavin, so weiche im Larieren. Bist du eine Herrin, so weiche durch sein Urinieren, weiche im Schleim seiner Nase, weiche im Schweiß seiner Glieder!".

Eine Eigentümlichkeit der Keilschriftmedizin ist es, daß auch die Zahl gewissen Einfluß besigt. Erst in den letzten Wochen habe ich einige neue medizinische Keilschriftterte mit Rezepten erhalten. Vielfach wird dem Schluß der Rezepte die Zahl der Arzneistoffe des Rezeptes angefügt. Hier finden sich nun Rezepte mit der Zahl von 3, 5, 6, 7, 9, 16, 27 und 36 Bestandteilen. Wenn auch die häufige Zahl 7 als Primzahl nicht in Betracht kommt, so sind es von da ab stets Potenzen. Dieser gleiche Zug wird aber für Ägypten bestätigt. Das Kyphi besteht dort nach den verschiedensten erhaltenen Rezepten immer aus 16 Stoffen und damit diese Zahl ja nicht als Zufall erscheint, betont ein griechischer Schriftsteller, daß diese Zahl von Bestandteilen absichtlich gewählt sei, da ein Quadrat aus 16

Stücken gelegt in jeder Seite ebenso vier Stücke besize, wie 4 Stücke im Inneren von den 12 Seitenstücken eingeschlossen seien. Gleiche Spielereien, wie hier dem ägyptischen Rezepte, müssen den oben erwähnten Keilschriftrezepten zu Grunde liegen. Die Zahl 7 entspräche dann 6 Punkten der Peripherie eines Kreises mit dem gleichen Abstand des Radius, vermehrt um den Mittelpunkt des Kreises und zugleich der Zahl der Planeten.

Einen anderen Zahleneinfluß zeigt uns eine assyrische Monatsliste. Für jeden Tag des Monats werden glückliche und unglückliche Vorbedeutungen aufgezählt. Ganz ähnliche Tagwählerei kennt die Medizin in klassischem Altertume und Mittelalter. Die mittel= alterlichen Arzneibücher enthalten gelegentlich die Listen der soge= nannten ägyptischen" Tage und der moderne Bauernkalender muß immer noch angeben, welche Tage für das Schröpfen glücklich und welche unglücklich sind. Schon hier ließen sich viele Entlehnungen des Mittelalters von altorientalischer Anschauung erweisen. Beachtenswert ist es aber, daß in Keilschrift am 7., 14., 19., 21. und 28. Tage d. h. an allen mit 7 teilbaren Tagen und am 49. Tage des vorhergehenden Monats dem Arzt untersagt wird, die Hand an den Patienten zu bringen. Hier wird der Siebenzahl ein Einfluß auf den Krankheitsverlauf unverkennbar zuerkannt. Unter den Schriften des Hippokrates findet sich ein Buch, welches in ausführlicher Weise die Siebenzahl nach Tagen, Wochen und Jahren mit Krankheiten und ihrem Verlauf in Beziehung seßt. Dies Buch mit seinen direkt und indirekt abgeleiteten Zahlen blieb für Jahrhunderte die Grundlage der Krisenlehre. Und der Krisenlehre hinwiederum wurden alle fieberhaften Krankheiten untergeordnet.

Heute ist die Krisenlehre gegenüber früherer Wichtigkeit stark zurückgetreten. In vielen Einzelfragen ist die moderne Forschung noch nicht zum abschließenden Urteil gelangt, was innerhalb dieser alten Krisenlehre Wahrheit und was Phantasie ist. Ganz unklar mußte es erscheinen, wie überhaupt jene Schrift des Hippokrates die Zahl Sieben in dieser Weise zum Mittelpunkt von trefflichen Krankenbeobachtungen und haltlosen Spekulationen in unentwirrbarer Vermischung machen konnte. Altorientalische Astrologie mit den sieben Tagen des Mondviertels und dem Mondeinflusse überhaupt läßt auch für die falschen Angaben in der hippokratischen Krisenlehre wenigstens die grundliegenden Ansichten erkennen, welche in dieser Art zu falscher Darstellung führen konnten.

Wie weit hier schon in der babylonischen Medizin aus der

Grundlage der Siebenzahl die Lehren entwickelt waren, welche sich bei Hippokrates finden, läßt sich gegenwärtig noch nicht feststellen. Es ist nur eine doppelte Möglichkeit gegeben. Entweder haben die Babylonier oder ein anderes orientalisches Volk die Lehre von der Siebenzahl zur hippokratischen Krisenlehre ausgebaut, und die Griechen haben dann die fertige Lehre herübergenommen. Oder der Ausbau ist bei den Griechen erfolgt und dieselben hatten nur die Grundlagen zu diesem Ausbau aus dem Oriente entlehnt. Hier soll diese Frage ganz unentschieden gelassen werden. In beiden Fällen steht Hippokrates für die Krisenlehre auf babylonischen Schultern. Das System ist das gleiche für die keilschriftliche Monatstafel und für das griechisch überlieferte Buch des Hippokrates. Als Folgerung muß sich daraus die praktische Forderung ergeben, daß in Zukunft, eine Erklärung der keilschriftlichen Monatstafel nicht ohne Berück= sichtigung des Hippokrates und eine Besprechung der hippokratischen Krisenlehre nicht ohne Berücksichtigung babylonischer Tagewählerei versucht werden darf.

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Die größeren Rezepte sind aus Teilrezepten nach internationalen Regeln aufgebaut.

Wenn auch die einzelnen Arzneistoffe der babylonischen Rezepte noch nicht in modernen botanischen Namen wiedergegeben werden können, so ist soviel sicher zu erkennen, daß der Rezeptaufbau denselben Grundsägen folgt, welche wir in der Hieroglyphenmedizin und in der mittelalterlichen galenischen wieder erkennen. Darnach besizen alle Naturkörper einen Überschuß je einer der beiden Eigenschaftspaare: 1., heiß und kalt und 2., trocken und feucht und zwar in verschiedenen Graden. Die ersten drei Grade können als Medifamente verwendet werden. Der vierte Grad stellt die Gifte dar. Die Krankheit entsteht nun durch das einseitige Übermaß einer der vier Eigenschaften im Säftebestande des Patienten und diese Eigen= schaft muß nun beseitigt oder vielmehr auf das Gleichgewicht zurückgeführt werden. Das hizige Fieber muß daher gekühlt werden und im Rezepte wird ein kalter, zugleich feuchter Arzneistoff mit einem kalten, zugleich trockenen Arzneistoffe vereint und zwar je nach den Graden der gegensäzlichen Eigenschaften in Verhältnissen von 1:2:4:8:16:32: 64. Dadurch bleibt durch Aufhebung der Gegensähe nur die kühlende Eigenschaft als wirksam zurück. Beim Aufbau größerer Rezepte finden sich dann aber durch Gewohnheit immer wieder dieselben zwei Arzneistoffe neben einander_zusammen, 3. B. in den zugänglichen Keilschriftrezepten Pflanze SI-ŠI und

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