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Teil die Erkenntnis des Gesetzmäßigen in dem Verhalten der Dinge, die uns erst ihre Beherrschung ermöglicht; das Einzelne und Individuelle ist dazu zu reichhaltig und verwickelt. Man trägt Holzstücke zusammen, wie sie sich gerade bieten, zu einem Feuer. Die einen brennen lustig darauf los, andere schwelen und qualmen, einzelne brennen gar nicht. Woran liegt das? Die bloße häufige Wiederkehr des Vorgangs, die freilich auch erforderlich ist, wird es den Betrachter der einzelnen Holzstücke in der Gesamtheit ihrer zahlreichen Eigenschaften doch schwerlich lehren. Erst wenn diese Gesamtheiten geistig sozusagen aufgebrochen sind in ihre Elemente und diese nun bei den einzelnen Stücken als vorhanden oder fehlend erkannt werden, ergibt sich leicht, daß es nicht die Form, noch die Farbe, noch die Herkunft, noch vieles andere an den Holzstücken ist, sondern ihre Nässe und Trockenheit, wovon das Brennen abhängt. Die Auffindung von Ordnung also und Gesetz in den Dingen ist die eine Wirkung des Abstrahierens.

Die zweite besteht in einer gewissen Überwindung der durch die Enge des Bewußtseins (S. 75) der Seele gesetzten Schranke. Ich denke an einen Baum oder an Bäume. Was dabei meine Seele in Anspruch nimmt, ist äußerst wenig. Ich denke an den Namen, vielleicht an etwas Hohes, Verzweigtes; kaum mehr. Alle die zahllosen Einzelheiten, die bestimmte Bäume oder eine bestimmte Baumart charakterisieren, ebenso die große Vielheit dieser Arten sind meinem Bewußtsein fern, sie belasten die Seele nicht. Ich kann daher auch sehr bequem mit meiner Vorstellung von Bäumen weiter hantieren, sie mit anderen verbinden und z. B. denken, daß Bäume ein hohes Alter erreichen können oder nur in gewissen Höhen fortkommen u. a. Aber sobald nun etwa das Spiel meiner Gedanken eine Verbindung hervorbringt, die sich mit irgendwelchen jener nichtgedachten Eigentümlichkeiten der Bäume oder ihrer nichtgedachten Arten nicht verträgt, sogleich pflegen diese bewußt lebendig zu werden und das Widersprechende abzuwehren. Sie sind also, wenn auch bis dahin nicht bewußt vorgestellt, doch nicht schlechthin Nichts für die Seele gewesen. Sondern das Denken der Allgemeinvorstellung hat den Einzelheiten, mit denen zusammen sie anschaulich erlebt wurde und von denen sie dann losgelöst wurde, gleichsam die Wege geebnet. Sie sind irgendwie dem Bewußtwerden nahegebracht, und wenn nun noch ein kleiner Anstoß für die einen oder anderen von ihnen hinzukommt, so werden sie assoziativ geweckt; sie fallen einem ein, wie man sagt. In der Allgemeinvorstellung wird somit nicht nur das Wenige, das ihren Inhalt ausmacht, tatsächlich gedacht, obschon nur dies mit deutlichem Bewußtsein, sondern es werden zugleich zahlreiche Einzelvorstellungen, die Beziehungen zu ihr haben, irgendwie mitgedacht; sie werden stellvertretend gedacht durch das Allgemeine. Solange sie für die gegenwärtige Bewußtseinslage ohne besondere Bedeutung sein würden, nehmen sie die Seele nicht weiter in Anspruch. Aber sobald es nötig ist, d. h. sowie nun noch

andere Vorstellungen auftreten, die Beziehungen zu ihnen haben, werden sie in der Regel bewußt und ersetzen die bis dahin genügende Stellvertretung durch ihr eigenes Erscheinen. Offenbar hat die Seele damit im wesentlichen alles, was sie braucht. In jedem Moment vermag sie nur eine beschränkte Vielheit von Eindrücken und Vorstellungen bewußt zu umfassen; aus der erdrückenden Fülle des Möglichen kann sich daher jederzeit nur Weniges, das Wichtigste u. a. und das häufigst Dagewesene, in ihr durchsetzen. Aber die wenigen von ihr gedachten Vorstellungen sind zugleich stets die Repräsentanten einer ungeheuren Gefolgschaft anderer dazugehöriger Vorstellungen, deren Auftreten im geeigneten Moment durch sie vorbereitet wird. Und indem nun die Seele mit den vertretenden Vorstellungen bequem schaltet und waltet, beherrscht und verwertet sie doch auch bis zu gewissem Grade die ganze Masse der vertretenen, fast als ob diese selbst in ihr bewußt gegenwärtig wären.

Falls nur einzelne Glieder eines durch Abstraktionsprozesse zustande gekommenen Vorstellungsverbandes gegeben werden, so haben sie naturgemäß, auch wenn sie in einer ganz anderen als ihrer gewohnten Begleitung auftreten, die Tendenz, die übrigen zu reproduzieren. Darin besteht im wesentlichen der Vorgang, den man als Denken nach Analogie bezeichnet. Im Deutschen sind die Substantiva auf e in der Regel weiblichen Geschlechts; die bloße Endung e und der weibliche Artikel verwachsen so zu einem Vorstellungsganzen von ziemlich festem Zusammenhang, ganz unabhängig von der Bedeutung der Worte. Dadurch wird dann z. B. die Sonne im Deutschen zu einem Femininum gegen den Gebrauch aller verwandten Sprachen, und wenn französische Worte auf e in das Deutsche aufgenommen werden, so werden sie in der Regel durch Analogie weiblich, auch gegen ein abweichendes Geschlecht in ihrer ursprünglichen Sprache, so Etage, Loge, Blamage. Krankheiten wie die Pocken, Scharlach, Diphtheritis stimmen in einzelnen praktisch wichtigen Zügen überein, z. B. in der allgemeinen Art ihrer Übertragung sowie in dem Schutz, den ihr Überstehen gegen ihre Wiederkehr verleiht. Nachdem nun für einige solcher Krankheiten mikroskopisch kleine Organismen als Träger der Ansteckung nachgewiesen und zugleich die Mittel gefunden sind, um von erkrankten Individuen heilkräftige Stoffe gegen die Erkrankung anderer zu gewinnen, kann nicht leicht jemand, der um diesen Zusammenhang weiß, an andere auch nur entfernt ähnliche Krankheiten denken, ohne nach Analogie auch bei ihnen eine solche Entstehung und die Möglichkeit einer Schutzimpfung vorzustellen.

Literatur.

Versuche über Erinnerungstreue: A. BINET, La suggestibilité (1900). L. W. STERN, Zur Psychologie der Aussage (1902). Beiträge zur Psychologie der

Aussage. 2 Bde. (1903-1906).

§ 17. Die Sprache.

1. Ihr Wesen. Allgemeinvorstellungen entwickeln sich zweifellos auch bei höheren Tieren, da diesen ja Aufmerksamkeit und Gedächtnis, ihre subjektiven Grundlagen, sicher nicht abgehen. Ein stubenreiner Hund besitzt offenbar eine Vorstellung von ,,Stube" im allgemeinen wie auch von,,draußen“ im allgemeinen. Denn man assoziiert ihm die Reinlichkeit im Sinne der menschlichen Forderung nicht an alle einzelnen Stellen der Stube, sondern nur an eine begrenzte Anzahl. Gleichwohl stellt er sie dann vor in Verbindung mit der Stube im allgemeinen, ja auch in Verbindung mit verschiedenen Stuben.

Immerhin können diese mit den bloßen Fähigkeiten der Tiere gewonnenen Gebilde eine große Höhe der Abstraktion und damit eine große Bedeutung nicht erreichen. Denn zum Zustandekommen von Allgemeinvorstellungen ist erforderlich, wie oben (S. 105) gezeigt, daß die nur teilweise interessierenden oder bei wiederholtem Vorkommen nur teilweise miteinander übereinstimmenden Wahrnehmungen häufig mit ein und demselben anderweitigen Eindruck verbunden erlebt werden, von dem aus ihre Reproduktion erfolgt, daß sie einem stets gleichen Zeichen angegliedert sind, dessen Wiederkehr sie dann als Vorstellungen hervorruft. In dem natürlichen Verlauf der Vorgänge der Außenwelt aber begegnen. solche Verbindungen bei Dingen von einiger Verschiedenheit nur selten. Was gibt es wohl, was da in stets gleicher Beschaffenheit die Wahrnehmungen sämtlicher Bäume oder Bücher, Uhren usw. regelmäßig und doch auch wieder leicht abtrennbar begleitete? Man wird kaum etwas nennen können. Von außerordentlicher Wichtigkeit ist es daher, daß der Mensch eine Fähigkeit besitzt, die ihm diesen Mangel des äußeren Geschehens aufs vollkommenste ersetzt. Was die Natur ihm nicht bietet, gleichbleibende Zeichen in regelmäßiger Verknüpfung mit den halb gleichartigen, halb wechselnden Wahrnehmungen, das hat er aus sich heraus geschaffen und damit ein Mittel gewonnen zur Steigerung des abstrahierenden Denkens zu seiner höchsten überhaupt denkbaren Vollkommenheit. Diese Schöpfung ist die Sprache.

Was ist die Sprache psychologisch betrachtet? Zunächst ein durch feste Assoziationen zusammengehaltener Verband von zwei Bestandteilen, den Sätzen und Worten auf der einen und ihrer Bedeutung, den Sachen, auf der anderen Seite. Als einzelne Vertreter des zweiten Bestandteils können alle möglichen seelischen Inhalte auftreten, Empfindungen jeder Art, Vorstellungen, Gefühle; alle diese in jeder beliebigen Einfachheit, Verwicklung oder wechselseitigen Durchdringung. Die Vertreter des ersten Bestandteils dagegen entstammen stets bestimmten Klassen von Empfindungen, aber stets einer kleinen Mehrheit von ihnen. Sieht man ab von der geschriebenen und gelesenen Sprache, die doch erst eine verhältnismäßig späte Errungenschaft ist und auch nur von einer mäßig großen Minderheit der sprechenden Menschen erlernt wird, so sind es wieder zwei

Bestandteile, die nun das eigentliche Wesen der Sätze und Worte ausmachen: Töne und Geräusche, hervorgebracht durch die Tätigkeit der Sprachorgane, und die von eben dieser Tätigkeit herrührenden Bewegungs- und Lageempfindungen, Gehörseindrücke also und kinästhetische oder Sprecheindrücke.

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Daß die genannten beiden Elemente der Worte durch besonders feste Assoziationen eng aneinander geknüpft sind, ist verständlich. Mit bestimmten Sprechempfindungen sind für den Normalsinnigen allemal bestimmte Gehörsempfindungen verbunden; die beiden gehören also zusammen. Die einem bestimmten Wortverband angegliederte Sachvorstellung aber hat abgesehen von den verhältnismäßig selten onomatopoetischen Wörtern (glucksen, zwitschern, Töff-töff) zu ihm nicht die geringste erkennbare Beziehung. Schon die ungeheure Vielheit der verschiedenen Sprachen im Gegensatz, z. B. zu der großen Gleichartigkeit der Ausdrucksbewegungen beweist, daß da von einem engeren und für alle in gleicher Weise zwingenden Zusammenhang zwischen Zeichen und Bezeichnetem nicht die Rede sein kann. Daher hat von jeher die Frage das Nachdenken gereizt, wie denn gleichwohl diese überaus wichtigen Verknüpfungen so allgemein zustande gekommen seien, wie die Sprache vorzeiten entstanden sei. Eine unbestrittene und völlig befriedigende Antwort hierauf läßt sich indes noch nicht geben, wenn auch die bei der Sache in Betracht kommenden Faktoren im wesentlichen nicht mehr zweifelhaft sind. Einiges Licht fällt auf sie von der Beantwortung der anderen und weit leichteren Frage, der man sich in der neueren Zeit zugewandt hat: wie die bereits bestehende Sprache der Erwachsenen sich auf die ihrer zunächst völlig entbehrenden Kinder übertrage, wie die Sprache gegenwärtig in den einzelnen Individuen zustande komme. Die vielen tausend Kinder, die täglich geboren werden, treten nach einem Jahre etwa in das Stadium des Sprechenlernens. Gelegenheit zu genauerer Beobachtung des Vorgangs, die für den Ursprung der Sprache gänzlich fehlt, ist hier also reichlich gegeben, und daß man sie erst in den letzten Dezennien ausgiebiger benutzt hat, liegt vermutlich daran, daß man hier kaum etwas Erklärungsbedürftiges sah. Das Kind ahme die von seiner Umgebung gehörten Worte und ihren Gebrauch einfach nach, damit sei alles gesagt. Indes um nachahmen zu können, was das Kind freilich tut, muß es zuvor die Hervorbringung des Nachzuahmenden mindestens in seinen Elementen gelernt haben (s. S. 94), und selbst wenn es so weit ist, kann es durch Nachahmung doch auch nur die Worte der Sprache erwerben, aber nicht ihre Bedeutung.

2. Entstehung beim Kinde. Der erste Schritt zum Sprechenlernen ist eine freie Betätigung des Kindes: spielerische Bewegung seiner Sprachorgane. Wie es, sich selbst überlassen und im Zustande des Wohlbehagens, seine Arme und Beine regt im Strampeln und Zappeln, so rührt es auch rein spontan und ohne äußere Veranlassung Zunge und Lippen, Kehlkopf und Brustkorb und produziert dadurch eine große Fülle der verschiedensten Laute und Lautverbindungen, von solchen, die auch für

die Sprache seiner Umgebung Bedeutung haben, bis zu den seltsamsten Kräh-, Schnalz- u. a. Lauten. Indem es sie hervorbringt, hört es sie, und wenn sich so erst Klang und Sprechempfindung genügend fest assoziiert haben, wird es vermöge der oben (S. 93) erwähnten Gesetzmäßigkeit durch das Hören zu erneutem Hervorbringen angeregt. Daher die so häufige eintönige Wiederholung einzelner Lallworte durch die Kinder und später die Neigung zu Verdopplungen in der Kindersprache.

Dieser von dem Kinde nicht nachgeahmten, sondern selbständig gefundenen Lallworte bemächtigt sich dann sogleich bei ihrem ersten Hervortreten die Tätigkeit der Erwachsenen. Und zwar in zwiefacher Weise. Einmal einschränkend und auslesend. Aus der großen Fülle der von dem Kinde produzierten Laute halten die Erwachsenen diejenigen fest, die in ihrer eigenen Sprache vorkommen oder den in ihr vorkommenden doch einigermaßen ähnlich sind. Diese sprechen sie dem Kinde immer wieder und wieder vor, kombinieren sie auch zu kleinen Sätzchen und regen das Kind dadurch selbst an zur häufigeren Wiederholung eben dieser Laute und Kombinationen, deren Hervorbringung es ja beherrscht. Es wird dadurch in dieser Herrschaft immer sicherer und geschickter, während die zahlreichen übrigen, für die Umgebung bedeutungslosen Laute allmählich zurücktreten und oft so verloren gehen, daß ihre Innervationen gar nicht wiedergefunden werden können. Von Hause aus, wird man sagen dürfen, vermag ein Kind von ungefähr den gleichen Lallworten aus zur tadellosen Beherrschung jeder beliebigen Sprache zu gelangen. In späteren Jahren dagegen lernt der Mensch eine Fremdsprache in der Regel nur mit einem ,,Akzent", d. h. das Hören sowohl wie das Nachsprechen der fremdsprachlichen Laute wird immer irgendwie abgebogen nach den durch die Muttersprache hunderttausendfältig eingeübten Weisen hin. Zweitens aber ist die Tätigkeit der Erwachsenen eine erweiternde und angliedernde. Die dem Kinde unermüdlich vorgesprochenen Worte und Wortverbände wiederholen sie vor allem in Gegenwart der Personen oder Sachen oder Vorgänge, die mit solchen Worten bezeichnet werden, und allmählich assoziieren sie so an die von vornherein zweigliedrigen Lautverbände des Kindes ein drittes, eine Bedeutung. So lernt das Kind allmählich verstehen, d. h. es reproduziert beim Hören oder Aussprechen bestimmter Worte die Vorstellung der viele Male gleichzeitig mit ihnen wahrgenommenen Personen oder Gegenstände; es erlebt die Worte als Zeichen von Sachen. Und damit lernt es umgekehrt zugleich sprechen, d. h. bei dem Sehen oder Tasten und namentlich dem Begehren von Dingen (im weitesten Sinne) reproduziert es die Vorstellung der mit ihnen in Verbindung gebrachten und ihm geläufigen Worte, und indem diese Wortvorstellungen sogleich zum Aussprechen der Worte selbst weiterführen, bringt es seine Vorstellungen von den Dingen, vor allem seine Gefühls- und Willensregungen in bezug auf sie zum Ausdruck und zur Kenntnis seiner Umgebung.

Wenn das Kind so weit ist und auch die Wichtigkeit dieser Zeichengebung ahnend halbwegs erfaßt, dann beginnt es mit großem Eifer- und

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