ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

1) Aus begreiflichen Gründen hat die Religion von allen Schöpfungen des Seelenlebens die stärkste Beharrungstendenz. Ihre Lehren, Vorschriften, Gebräuche umkleiden sich mit göttlicher Autorität, und Gott ist unwandelbar. Aber das Wissen ist nicht unwandelbar; wieviel gilt für uns noch von dem, was vor 1000, 500, 100 Jahren galt? Nun hat die Religion sich mancherlei Wissen angegliedert, zögernd vielleicht, etwas hinterher hinkend. Aber was sie einmal aufgenommen und zu ihrer Lehre gemacht hat, das muß sie dann zähe festhalten und energisch verteidigen. Schichtenweise liegen in einer älteren Religion Wissensreste und Anschauungsreste längst vergangener Generationen, die sie nun ohne einen gewaltsamen Bruch nicht leicht abstoßen kann. Daraus ergibt sich ein tiefer Zwiespalt, der im Grunde immer klafft, höchstens einmal etwas weniger klafft. Immer rütteln die Wissenden an dem altehrwürdigen schlichten Glauben der Vorfahren, den sie, ohne ein inneres Doppelleben zu führen, nicht teilen können, und immer verkünden die Priester, daß nur bei ihnen ewige Wahrheit sei und bei jenen Besserwissern nichts als umstrittene Hypothesen. Welch schwerer Kämpfe hat es bedurft, um von der geozentrischen Weltanschauung loszukommen, und wie erbittert und unsinnig ist gegenwärtig wieder die Bekämpfung der biologischen Entwicklungslehre! Wie unwürdig sind die jämmerlichen, aber nicht aufhörenden Versuche, die gewaltige Poesie des dem Christentum angegliederten jüdischen Schöpfungsmythus auf moderne Kosmologie und Geologie hinauszuspielen oder sonstwie um seine schlichte Anerkennung als Mythus herumzukommen! Im späteren Altertum hatte man über die Gottheit in ihrem Verhältnis zu den Dingen die Vorstellung, daß sie gleichzeitig gleichsam hier und dort sein könne. Was man meinte, sah man anschaulich verwirklicht in zahlreichen Vorgängen, z. B. in der Sonne, die ihre Strahlen ewig überquellend hinaussendet durch die ganze Welt und dabei doch unerschöpflich und ewig dieselbe an ihrer Stelle verharrt, oder in der Pflanze, deren Triebkräfte sich durch ihren ganzen Bau, in Zweigen, Blättern und Blüten entfalten, aber doch zugleich ungeschwächt und unvermindert in der Wurzel beisammen bleiben. Die christlichen Theologen erwiesen sich als moderne und dem höchsten Denken ihrer Zeit Rechnung tragende Männer, indem sie diese Vorstellung auch für ihre Zwecke verwandten und den Begriff der Dreieinigkeit ausbildeten. So kennt die philonische Philosophie vor ihnen eine Art Zweieinigkeit, die neuplatonische zu ihren Zeiten eine Viereinigkeit. Aber die Anschauungen haben sich gewandelt; jene Vorstellung von sich ausstrahlenden Realitäten, die zugleich unbeeinträchtigt bei sich bleiben, hat für unser Denken der Dinge keinerlei Bedeutung mehr. Jeder Schüler weiß, daß die Strahlungsenergie, die die Sonne hinaussendet, ihr selbst verloren geht, und daß sie an ihr unrettbar zugrunde geht, soweit ihr kein Ersatz zugeführt wird. Und so ist denn die Trinität für uns zu einer völlig toten Formel geworden. Einzelne wenige wissen historisch, was mit ihr einmal gemeint war; lebendige und auch sonst für die Betrachtung der Dinge wirksame Kraft hat sie für niemand. Aber die Formel ist da; sie verhindert die Angliederung an

derer und nun unserem Denken entsprechender Vorstellungen an die christlichen Lehren, aber offenbar führt ihre Herauslösung aus dem Dogma in die größten Schwierigkeiten.

2) Die Religion ist für den, der sie besitzt, wie gezeigt, ein Mittel in dem großen Erhaltungskampf. Aber wie alles, was die Seele hervorbringt, wird sie alsbald nach ihrem Entstehen auch ein Mittel des Erhaltungskampfes für andere, ganz unabhängig davon, ob sie sie selbst besitzen und also ihre Frucht aus jenen allgemeinen Gründen mitgenießen oder nicht. Daß sie es für die Priester wird, ist selbstverständlich; so wird es die Heilkunde für den Arzt, der Kriegsdienst für den Soldaten. Auch daß ihre Verwertung als Mittel bei diesen dann bisweilen zur Heranziehung seltsamer Hilfen führt, ist erklärlich und nicht ohne Parallele bei anderen Berufen. Viel wichtiger ist ein anderes. Die Religion ist ihrer Natur nach, aber man kann hinzufügen zu ihrem Unglück, ein vorzügliches Kampfmittel in jenem Kampf der Herren gegen die Sklaven, von dem oben (S. 159) die Rede war. Sie gibt dem Menschen Ruhe. Ruhige Menschen aber sind eher zufrieden mit ihrem Lose als unruhige und daher leichter zu behandeln. Sie lehrt unter Umständen, daß es auf Glanz und Reichtum in diesem Leben gar nicht ankomme; im Gegenteil, daß es dem Armen und Bedrückten dort in dem Folgeleben, das ihn erwarte, nur um so besser gehe. Ja, sie betont mit Nachdruck, obwohl nicht entstanden, um Furcht zu erregen, sondern um Furcht zu überwinden, daß dem an solche Lehre nicht Glaubenden und ihren Vorschriften nicht Folgenden einmal schwere Strafen bevorstehen. Das war freilich nicht der ursprüngliche Sinn dieser Lehren, die als Wohltat für den Leidenden sich bildeten, daß er durch sie in seinen Leiden festgehalten würde, aber daß sie diese Anwendung gestatten, ist zweifellos. Daher haben sich von jeher die Herren mit Eifer der Religion bemächtigt als eines gewaltigen Mittels, die unruhigen Untergebenen niederzuhalten, eines Mittels wirksamer als die rohe Gewalt, weil es minder leicht gewaltsame Reaktionen hervorruft. ,,Wie sollen wir die Leute vor der Sozialdemokratie behüten, wenn sie nicht mehr in die Kirche gehen?" sagt der Gutsherr.,,Ein Soldat ohne Gottesfurcht ist nur ein Matz" sagt der General.,,Thron und Altar" wird der Wahlspruch der Könige. Diese ungeheure praktische Bedeutung der Religion wirkt natürlich zurück auf ihre Vertreter. Die Macht, die sie an sich schon besitzen, wird aufs höchste gesteigert, und indem sie nun dadurch wiederum leichter in Widerstreit geraten mit anderen Mächten, entstehen die schwersten Verwicklungen und Probleme des Gesellschaftslebens.

Ob und wie die Seele auch alle diese Schwierigkeiten einmal durch erneute Anpassungen überwinden wird, läßt sich nicht sagen, da es ihr noch nicht gelungen ist. Vielleicht geschieht es einmal durch Ausbildung der Einsicht als allererster und selbstverständlicher Weisheit der Diener der Religion, daß sie, um die Religion zu erhalten, nicht Geologie, Astronomie, Biologie und am allerwenigsten Psychologie und Politik betreiben müssen, sondern Religion.

§ 26. Die Kunst.

Die zweite Gruppe von Übeln, deren Abwehr durch die Seele betrachtet werden sollte, war die ungenügende Betätigung ihres Gesamtwesens durch die bloße notwendigste Lebenserhaltung, sowie die weiter hiermit verbundene Unrast und Friedlosigkeit. Ihre Hilfe dagegen findet sie in der Kunst, d. h. dem Betrachten, überhaupt Genießen von Kunstwerken. Das Kunstwerk erfreut durch eine sehr mannigfache Anregung seelischer Tätigkeiten, wie wir sehen werden, aber es tut weiter nichts als erfreuen. Erlesene Speisen, neue Kleider, ein einträglicher Beruf erfreuen auch, durch ihren Duft die einen, ihr Aussehen die anderen, alle durch das Ansehen, das sie bringen. Aber außerdem und vor allem erfreuen sie noch durch etwas anderes, durch die Beziehung zu einem außer ihnen liegenden Zweck: ich bedarf ihrer notwendig zu meinem Dasein; und im Zusammenhang mit dieser Hinausführung erfreuen sie auch wieder nicht: sie machen lüstern nach mehr oder verdrießlich, weil das Mehr nicht erreichbar ist oder man sich übernommen hat u. dgl. Irgendwelche Förderung des Lebens im weiteren Sinne wird die Betrachtung des Kunstwerks auch geben, sicherlich, aber der Genießende weiß davon nichts; für sein Bewußtsein besteht nur die reine Freude an dem, was es an sich als seinen reichen Gehalt ihm darbietet; er empfindet Seligkeit, nicht Glückseligkeit. Machen im gewöhnlichen Sinne kann ich weiter nichts mit einem Bilde oder einem Lied; sie erfreuen mich, wenn sie es tun, nicht um irgendeines weiteren Zweckes willen, noch wie die Wahrheit wegen ihrer Einfügung in einen großen allumfassenden Zusammenhang. Zweck und Zusammenhang haben sie in sich selbst; jedes ein in sich ruhendes, in sich allein beschlossenes Ganzes. So macht das Kunstwerk ruhig inmitten reger Tätigkeit; es reißt die Seele nicht weiter. Es befreit, von den bitteren Nachgeschmäcken nämlich, die den auf der Jagd nach der Erhaltung oder nach dem Glück gewonnenen Freuden durchweg beigemischt sind.

Man kann das Kunstwerk als die Erfüllung einer Forderung ansehen, von der der Künstler selbstredend ebensowenig zu wissen braucht, wie der Sprechende von den Gesetzen seiner Sprache, die aber doch als das objektiv Herrschende in seinen Schöpfungen nachgewiesen werden kann. Diese allgemeinste Forderung an alle Kunstwerke lautet: erfreue mich, ohne mich begehrlich zu machen; laß mich genießen, ohne haben zu wollen oder nicht haben zu wollen, auch ohne Neid, Schadenfreude und diesen verwandte Regungen. Diese begehrungslose Freude, das wunschlose Genießen, führt auch den Namen ästhetische Freude, ästhetisches Wohlgefallen.

Wie mögen die Menschen auf diese besondere Art, sich Freude zu machen, gekommen sein? Die Kunst erscheint durchweg in einer engen Verbindung mit der Religion, und die gewaltige Förderung, die sie diesem Verhältnis verdankt, liegt klar zutage. Die Tempel der Götter und die Kirchen sind Kunstwerke und erhalten reichsten künstlerischen Schmuck; Dasein und Taten der Götter bilden den Inhalt zahlreicher Kunstwerke. So liegt die Vermutung nahe, die Kunst sei aus der Re

ligion hervorgegangen, und damit wird etwas Richtiges getroffen sein. Völlig aufgeklärt ist der Zusammenhang freilich nicht. Vielleicht ist er so zu denken, daß jene helfenden Dämonen der primitiven Religionen (S. 161) unter Umständen, nach Analogie des Wohnens der menschlichen Seele in ihrem Leibe, in Beziehung gesetzt werden zu Tieren oder einer bestimmten Tierart. Mit Hilfe dieser Tiere kann man dann natürlich zaubern. Leider aber kann man sie nicht mit sich herumtragen; töten darf man sie erst recht nicht, da sie ja heilig sind. Nun hat aber, nicht nur nach primitiver Vorstellung, alles, was mit einem Wesen irgendwie zusammenhängt, einen geheimen Anteil an ihm selbst, steht mit ihm dauernd in Gemeinschaft, bildet sozusagen ein Stück von ihm. So z. B. ein Fetzen seines Gewandes, sogar sein Name; „in Gottes Namen“, „im Namen Jesu“ sind ursprünglich Zauberformeln. Das muß den Gedanken nahelegen, daß vor allem ein Bild des Wesens diese enge Beziehung bewahren werde, daß also die Kräfte des Originals auch in dem Bilde wirksam seien und man umgekehrt auf das Original auch von dem Bilde aus einwirken könne. Und so kam man dazu, seine Waffen durch Einritzen eines Bildes des Schutztieres wirksamer zu machen, sich selbst durch Umhängen eines solchen Bildes zu feien, oder von seinen Göttern Idole zu verfertigen, die man beschenkte oder auch bestrafte. Die Freude an den Produkten dieser zunächst rein praktischen nachbildenden Tätigkeit führte dann weiter. Sie riß das kunstvolle Gebilde los von der Religion, d. h. davon, ein Zaubermittel für höchst nötige Zwecke zu sein im Madonnen- und Heiligenbild steckt noch ein Rest davon und gab ihm seinen eignen Wert. Es zauberte den Menschen nicht stärkere Wirkungen für ihre Waffen herbei; da war das Eisen ein besserer Geselle. Aber es lehrte sie den Zauber wunschlosen Genießens und wurde ihnen dadurch um seiner selbst willen erfreulich und begehrenswert. Damit aber wurde es dann sogleich der Religion wieder zugeführt, wenn auch zu anderer Vereinigung als ursprünglich. Da die Menschen wie sich selbst so auch ihren Göttern Genüsse zu bereiten suchten, so brachten sie ihnen neben anderem auch Kunstwerke dar. Da sie ferner von der Größe des Inhalts dieser Kunstwerke eine Steigerung ihrer Wirkung verspürten, so blieb es auch dabei, ihnen vorwiegend die Götter als Inhalt zu geben, eben das Größte. was sie hatten, ihr gesteigertes Selbst.

Immerhin kann die Religion nur eine mitwirkende oder eine nur für bestimmte Kunstarten in Betracht kommende Entstehungsursache gewesen sein. Denn wir erkennen mit voller Deutlichkeit noch andere Quellbäche der Kunst, die zum Teil von weiter her zu ihr zusammenfließen als aus der Religion. Einer von ihnen ist das Spiel. Das Spiel ist jener dem Menschen mit den Tieren gemeinsame Trieb zu solcher Betätigung der für den Erhaltungskampf erforderlichen Kräfte, zu der doch dieser Kampf selbst entweder überhaupt oder jeweilig nicht ausreichende Gelegenheit gibt (S. 91). Naturgemäß äußert er sich vielfach in denselben Formen wie der Erhaltungstrieb; die Spielhandlung erscheint dann also als Nachahmung der Erhaltungshandlung; nur hat sie für die Erhaltung keinen Zweck, wenigstens nicht direkt und für das Bewußtsein des Spielen den. Dadurch hat das Spiel seine Bedeutung für die Kunst. Es beginnt in ihm die Loslösung des menschlichen Tuns von dem Bedürfnis, die Befreiung von dem steten Hinblick auf die Notdurft des Daseins. Freilich, sie beginnt erst. Das Spiel ist noch nicht Kunst, weil die Befreiung nicht weit genug geht. Es ist noch zu ernst, seine Freuden bleiben doch noch zu sehr in die Bedürfniswirklichkeit eingesponnen. Der Knabe, der mit seinen Kameraden Räuber und Soldat spielt, gibt keinen Räuber wie der Schauspieler, er ist der Räuber. Sein Ideal wäre doch, alles das, was er sich als die Vorzüge des Räuberlebens denkt, die Ungebundenheit, die Macht über andere und ihre Schätze, durch sein Spiel real genießen zu können; der Schauspieler denkt nicht daran. Auch wenn er einen König gibt, mit dem er als Mensch gewiß tauschen würde, will er doch als Künstler nicht der König sein, sondern den König spielen. Das Spiel ist also ein Mittleres zwischen Kunst und Leben, aber immerhin eine Vorstufe zu jener.

Die gleiche Rolle spielen dann noch manche andere Vorgänge des primitiven Daseins, deren genauere Erörterung unnötig ist. Das Gemeinsame bei ihnen ist immer dies. Bei seiner Betätigung im Dienste der Erhaltung lernt der Mensch dies und jenes kennen, was dazu förderlich ist oder die Erhaltungsförderung begleitet, zugleich aber auch an sich schon und ohne jene Beziehung einen erheblichen Lustwert besitzt. Anfänglich findet dieser Sonderwert bei dem harten Druck des in primitiven Zuständen alles beherrschenden Ringens um die Existenz kaum Beachtung. Allmählich aber, bei besseren Erfolgen im Daseinskampf, in Zeiten der Muße, wird der Mensch darauf aufmerksam. Er merkt, daß das Kampfmittel, das für ihn zunächst lediglich die Bedeutung eines Nahrungsmittels oder einer Waffe hat, auch unabhängig von seinem Nutzen eine erfreuliche Sache ist, oder irgend eine Begleiterscheinung seiner Erhaltungstätigkeit zieht ihn in ähnlicher Weise an. Dadurch wird er veranlaßt, solche Dinge auch um ihres Eigenwertes willen zu suchen; sie werden ihm zu Kunstmitteln. So geht es mit den bunten Farben und anderen Schmuckmitteln, durch die er zu gefallen sucht, so mit den Zeichen, durch die er etwas zu seinem Eigentum stempelt. Freudige Erlebnisse entladen sich reflektorisch in Hüpfen, Springen, Jauchzen, Schreien. Indem die Bewegungen vollzogen werden, werden sie zugleich als etwas Lustvolles empfunden; das führt zu ihrer absichtlichen Wiederholung und wird eine der Ursachen des Tanzes und des Liedes. Aus den Erzählungen und Beschreibungen des sinnlich Wahrgenommenen in Verbindung mit den Ausuferungen der ungeleiteten Reproduktionstätigkeit entwickeln sich Sage und Märchen. Vor allem ist es die Entdeckung der Wohlgefälligkeit von Symmetrie und Rhythmus, der einheitlichen räumlichen und zeitlichen Gliederung vieler Elemente, die für die Kunst von der größten Bedeutung geworden ist. Zu Beobachtungen, wie daß bunte Gegenstände in regelmäßiger Abwechslung aneinandergereiht oder bunte Striche zu symmetrischen Figuren geordnet unvergleichlich besser aussehen als in beliebigem Durcheinander, ferner daß Tanzbewegungen und Arbeitsbewegungen in bestimmtem Rhythmus nicht nur leichter vonstatten gehen, sondern vor allem viel angenehmer sind als unrhythmische Bewegungen, ist vielfach Gelegenheit gegeben. Nun sind aber Rhythmus und Symmetrie für die Daseinserhaltung von verhältnismäßig geringer, für das wunschlose Wohlgefallen von sehr erheblicher Bedeutung. Dadurch wird offenbar ihre Ablösung von den Erhaltungsbestätigungen und ihre Verwirklichung um ihrer selbst willen bedeutend erleichtert. In der Tat war, nach den Erfahrungen bei den heutigen Naturvölkern zu urteilen, die erste selbständige und allgemeiner verbreitete Kunst ein streng rhythmischer Tanz, begleitet von Musik und Gesang, d. h. wesentlich der Angabe des Taktes. Die Tanzenden selbst verfolgen dabei auch noch praktische Zwecke: Hervorrufung ekstatischer Begeisterung, Verscheuchung von Dämonen u. a.; den Zuschauern aber gewähren sie und diese suchen auch in dem ihnen gebotenen Schauspiel einen rein ästhetischen Genuß.

So ist also vielerlei zusammengekommen zur Entstehung der Kunst, wie sie ja auch dauernd und im Zusammenhange damit nur in der Vielheit der verschiedenen Einzelkünste besteht. Was sie gleichwohl, die verschiedenen Ursachen wie die verschiedenen Einzelgestaltungen der Kunst, alle eint, ist immer das eine allgemeine Bedürfnis der Seele, das durch sie Abhilfe findet, die begehrungslose Freude. Natürlich aber bedingt diese Gleichheit der letzten Wirkung auch eine gewisse allgemeine Gleichheit in der Art und Weise, wie sie erreicht wird.

Um diese etwas eingehender zu zeigen, ist eine Sonderung zweckmäßig. Bei jedem Erzeugnis menschlicher Tätigkeit und so auch bei dem Kunstwerke kann man ein Dreifaches unterscheiden, was für das

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »