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Bis vor kurzem konnte man noch sagen: nun wohl, vielleicht ist es so. Das Konstantbleiben der Energie mag für galvanische Elemente oder Dampf- und Dynamomaschinen als bewiesen gelten; wer vermag für die ungeheuren Verwicklungen des organischen Lebens den gleichen Nachweis zu führen? Hier ist es eine reine Hypothese, der man die Hypothese des Nichtkonstantbleibens einstweilen mit gleichem Recht entgegensetzen kann. Seit einem Dezennium etwa ist dieser Ausweg nicht mehr möglich: das Erhaltenbleiben der Energie auch bei höheren Lebewesen, z. B. beim Hunde, ja neuerdings sogar beim Menschen, ist durch Versuche direkt bewiesen. Wenn ein Tier oder der Mensch keine äußere Arbeit leistet, wie z. B. einen Berg hinauflaufen oder Lasten heben, so erscheint die gesamte in seinen Lebensvorgängen umgesetzte Energie wieder in der von ihm abgegebenen Wärme. Die Bewegung des Blutes in den Gefäßen erwärmt deren Wände, die Bewegungen der Glieder erwärmen die Gelenkflächen und die angrenzenden Luftschichten; der Stoffwechsel, die Muskelkontraktionen, die Erregungsexplosionen in den Nerven, alles hat seine Beziehungen zu der von dem Organismus produzierten Wärme, deren Überschuß über die Umgebung dauernd nach außen strahlt. Die Quelle dieses Energies tromes liegt in den zugeführten Nahrungsmitteln: ihr Verbrennungswert, vermindert um den der Ausscheidungen, ist es, der in dem Spiel der Lebensprozesse in den verschiedensten Weisen umgesetzt wird und schließlich in der einen Form der Wärme wieder in die Außenwelt übergeht. Und nun hat R u bn er durch die sorgfältigsten und im ganzen über Wochen sich erstreckenden Messungen gefunden, daß die in einer längeren Versuchsperiode von einem Tier abgegebene Wärmeenergie bis auf 12 Prozent (d. h. bis auf die unvermeidlichen Fehler solcher Untersuchungen) mit dem Energiewert der assimilierten Nahrung übereinstimmt. Einfach und glatt verläuft die Rechnung... Es gibt in diesem Haushalt kein Manko und keinen Überschuß." Den Einwand, daß man von einem Tier mit seinem verhältnismäßig niederen Geistesleben noch nicht auf den unvergleichlich höherstehenden Menschen schließen könne, hat Atwater abgeschnitten. Seine sehr mühevollen Untersuchungen sind mit fünf akademisch gebildeten Personen unter mannigfacher Veränderung der Umstände angestellt, z. B. bei verschiedener Ernährung, bei körperlicher Ruhe verbunden mit geistiger Tätigkeit und bei körperlicher Arbeit. Bei den einzelnen je mehrere Tage umfassenden Versuchen verbleiben noch kleine Differenzen im Höchstbetrage von zwei Prozent zwischen den Gesamtwerten der zugeführten und der abgegebenen Energien; werden aber die sämtlichen 66 Tage der Arbeitsexperimente zusammen in Betracht gezogen, so geht die Differenz auf 1/100% zurück; bei den 41 Tagen der Ruheexperimente verschwindet sie vollständig. Auch in dem Organismus des Menschen gibt es mithin keinen Platz für die freie Betätigung selbständiger Seelen.

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Aber auch nicht einmal eine unfreie Betätigung besonderer mit

dem Körper in Wechselwirkung stehender Wesen ist irgendwie wahrscheinlich. Noch ein zweiter Gegengrund, nämlich gegen die Werkzeugund Wechselwirkungsvorstellung, ist zu erwähnen: sie ist der letzte Rest einer von den Menschen überall versuchten, aber ausnahmslos nirgend, wo eine genauere Prüfung möglich war, stichhaltig gefundenen Anschauung. Das primitive Denken bevölkert die ganze Welt mit Geistern, Dämonen, Kobolden, kurz mit seelenartigen Wesen, die in dem gleichen Verhältnis zu den sie umgebenden Dingen gedacht werden - Kenntnis nehmend von dem Lauf ihres Geschehens und in sie eingreifend wie die Seelen zum Gehirn. Fortschreitende Einsicht in den wahren Zusammenhang der Dinge hat alle diese Vorstellungen als kindlich und unreif erkennen lassen. Die Menschen sind ihnen mit der stärksten Vorliebe und Voreingenommenheit entgegengekommen; wenn sie irgendwo der Wahrheit entsprächen, müßte es sich herausgestellt haben. Aber die ungeheure Wucht der Tatsachen hat nach vielhundertjährigen, immer ausgedehnteren Erfahrungen und verfeinerten Prüfungen vielmehr zu der Anschauung gezwungen, daß alle materiellen Vorgänge ausschließlich durch materielle Ursachen hervorgebracht werden und ausschließlich in materielle Wirkungen sich weiter fortsetzen, zu der Annahme also, daß alle Naturkausalität eine geschlossene sei. Für das Zustandekommen von Sommer und Winter, Regen und Sonnenschein, ja auch für die organischen Vorgänge etwa im Herzen, den Muskeln, selbst dem Rückenmark zweifelt niemand mehr im geringsten, daß es so sei; nur im Gehirn, im Innern der rings verschlossenen Schädelkapsel, soll es sich anders verhalten. Freilich, direkt feststellen, ob nicht etwa doch an dieser letzten Zufluchtsstätte ein dämonisches Wesen nach Art der überall sonst aus der Welt vertriebenen sein Spiel treibe, ist wegen der Unzugänglichkeit des Organs und seiner Lebenswichtigkeit ganz besonders schwierig. Aber wenn etwas schon deshalb als wahr gelten dürfte, weil man sich nicht durch den Augenschein von seiner Falschheit überzeugen kann, dann könnte man auch den Himmel auf die Rückseite des Mondes und die Hölle ins Innere der Sonne verlegen, weil ja allerdings niemand hingehen und zusehen kann, ob's nicht wirklich so ist. Es handelt sich doch bei unseren Annahmen über das Wirkliche niemals um beliebige vage Möglichkeiten, sondern allein um das in dem ganzen Zusammenhang unserer übrigen Erfahrungen Wahrscheinlichste. Und dieser Zusammenhang, nicht etwa besonderes Wohlgefallen an solcher Anschauung oder ein morgen überwundener Modeglaube, spricht so deutlich wie irgend möglich gegen die Existenz abtrennbarer Seelen jeder Art, einerlei, ob man ihnen die Fähigkeit zuschreibt, den Energiegehalt des Körpers frei zu ändern, oder ob man ihre Tätigkeit als eine neu anzuerkennende Erscheinungsform der Energie in deren verschiedene Umwandlungsformen unter Erhaltung der Gesamt - Energiegröße eingeschaltet denkt.

2. Psychophysischer Parallelismus. Auf alle Weise führt mithin die populäre Anschauung von den Beziehungen zwischen Seele und Gehirn in Schwierigkeiten und Unmöglichkeiten. Wie sollen wir denn aber von den beiden sagen, daß sie sich zueinander verhalten? Nun, wenn sie nicht zwei selbständig einander gegenüberstehende und aufeinander einwirkende Wesen sind, so bleibt wohl nichts anderes übrig, als daß sie ein Wesen sind. In gewisser Hinsicht natürlich nur, da ja ihre gleichzeitige Zweiheit und Verschiedenheit, wenn irgend etwas, doch eine gegebene Tatsache ist. Sie müssen als ein Wesen gedacht werden, das auf zweifache Weise von sich Kunde zu geben vermag. Es hat zunächst von sich selber Kunde, unmittelbar und ohne weitere Vermittlung. Da stellt es sich dar als ein unräumlicher, unablässig wechselnder und doch vielfach identischer Verband von sinnlichen Eindrücken, Gedanken, Gefühlen, Wünschen, Idealen, Bestrebungen; wir nennen es Seele. Dasselbe Wesen aber vermag auch anderen gleichartigen Wesen Kunde von seinem Dasein zu geben, in diesem Falle durch mancherlei Vermittlungen, Gesichtssinn und Tastsinn, Mikroskop und andere Apparate. Wird nun auf solche Weise von ihm Kenntnis genommen, so erscheint eben das, was unmittelbar und für sich selbst ein Verband von Empfindungen, Vorstellungen, Gefühlen war, als etwas völlig anderes, als ein Ausgedehntes, Weiches, Windungsreiches, kunstvoll aufgebaut aus zahllosen Zellen und Fasern, eben als Gehirn oder überhaupt als Nervensystem. Seele und Nervensystem sind nicht zwei getrennte und nur äußerlich in Wechselwirkung stehende Parteien, sie sind nur eine Partei, sind ein und dasselbe Reale, nur dieses ein Mal so, wie es unmittelbar von sich selber weiß und für sich ist,

das andere Mal so, wie es sich anderen gleichartigen Realen darstellt, wenn es von diesen erleidet, was wir gesehen werden oder getastet werden nennen.

Wenn es so aussieht, als ob äußere Eindrücke auf die Seele wirkten und sie zu äußerlich hervortretenden Gegenwirkungen veranlaßten, z. B. wenn jemand auf eine Frage sich besinnt und dann eine Antwort gibt, so ist das wahre Verhältnis ganz anders aufzufassen. Soweit diese Vorgänge gesehen oder getastet werden (oder als sichtbare und tastbare gedacht werden), so weit bilden sie eine lückenlose Reihe materieller Umsetzungen durch das Nervensystem hindurch; sie verfliegen nicht in Unsichtbares, noch entstehen sie aus solchem, sondern bleiben eine völlig geschlossene Folge rein materieller Prozesse, bei denen das Endglied von dem Anfangsglied zwar unter außerordentlich viel größeren Verwicklungen, aber doch prinzipiell nach völlig den gleichen physikalisch-chemischen Gesetzen hervorgebracht wird wie bei einer kunstvollen Maschine. Dieselben Vorgänge aber haben zugleich, soweit sie durch das Nervensystem hindurchziehen, unabhängig von ihrem materiellen Aussehen und sozusagen neben ihm noch ein anderes Leben; sie sind gleichzeitig eine Reihe

ganz andersartiger Umsetzungen: von sinnlichen Wahrnehmungen in Gedanken, Gefühle, Vermutungen, Wollungen. Die Glieder beider Reihen rufen einander nicht hervor, noch greifen sie ineinander ein; sie bleiben einander in ihrer Kausalverkettung völlig fremd. Dennoch gehören sie zugleich Glied für Glied aufs engste zusammen; sie sind einander parallel, wie man uneigentlich sagt, denn sie sind vielmehr ihrem eigentlichen Wesen nach durchaus dasselbe. Und der Schein, als ob die beiden Bekundungsweisen dieses Selben einander wechselseitig beeinflußten und hervorriefen, beruht allein auf dem, wenn man will, zufälligen Umstand, daß ihre je zusammengehörigen Glieder nicht von demselben Bewußtsein zugleich erlebt werden. D. h. wer Gedanken und Gefühle hat, vermag nicht zugleich die Gehirnprozesse wahrzunehmen, als welche diese Gedanken äußerlich erscheinen oder doch erscheinen könnten, und umgekehrt weiß der, der bestimmte Gehirnprozesse studiert, nichts von den seelischen Dingen, die da das unsichtbare Leben dieser Prozesse ausmachen. Diejenigen materiellen Vorgänge aber, die von demselben Bewußtsein zusammen mit seelischen Erlebnissen umfaßt werden können, nämlich die außerhalb des Organismus verlaufenden Ursachen und Folgen der Gehirnprozesse gehen in der Tat wie ein Bewirkendes den seelischen Erlebnissen voran oder folgen wie ein Bewirktes ihnen nach.

Natürlich ist es nun nicht erforderlich, wenn man sich des wahren Verhältnisses der Dinge bewußt ist, ihm in Worten überall Rechnung zu tragen. Da die einmal gegebenen sprachlichen Bezeichnungen durchweg der Anschauung einer Wechselwirkung von Leib und Seele entstammen, so würde eine solche Genauigkeit sogar höchst störend sein. Man denke sich, man wollte aufhören, von Aufgang und Untergang der Sonne zu sprechen, seit man weiß, daß die Sonne überhaupt nicht geht. So wird denn auch hier zwanglos von den Einwirkungen der Außenwelt auf die Seele oder von den äußeren Folgen seelischer Vorgänge die Rede sein, ohne daß deshalb die geringste Inkonsequenz des Gedankens bestünde.

Literatur.
Seelenfrage (1861).

G. TH. FECHNER, Die F. PAULSEN, Einleitung in die Philosophie. CH. STRONG, Why the Mind has a Body (1903). C. STUMPF, Leib und Seele (1896 u. 1903). L. BUSSE, Geist und Körper, Seele und Leib (1903; mit vollständigen Literaturnachweisen).

Zu S. 37 RUBNER, Die Quelle der tierischen Wärme. Zeitschrift f. Biologie Bd. 30 S. 73 (1894). ATWATER, Neue Versuche über Stoff- und Kraftwechsel im menschlichen Körper. Ergebnisse der Physiologie, Bd. III, 1 (1904.)

§ 4. Wesen der Seele.

Die Seele, erkannten wir, ist nicht ein dem Gehirn und Nervensystem fremd und andersartig und abtrennbar gegenüberstehendes Wesen, sondern vielmehr gleiches Wesens mit ihnen und nur in ihrer Erscheinungsweise von ihnen verschieden; ihr unmittelbares Fürsichsein sozusagen, im Gegensatz zu dem vermittelten, durch Sehen, Tasten und anderes hindurchgegangenen Sein, durch das jene Realitäten auch noch von sich Kunde

geben. Man kann aber ihre Natur noch etwas allgemeiner bezeichnen. Das Nervensytem ist, wie oben gezeigt, in gewisser Weise der ganze Organismus. Dessen Leben ist in ihm gleichsam verdichtet und zusammengefaßt enthalten. Jedes seiner Organe ist durch das Nervensystem mit allen anderen zu einer Einheit verbunden, ihre Vielheit aus einem Aggregat in ein System verwandelt; alle ihre Funktionen werden durch seine Vermittlung in enge Beziehungen zueinander gesetzt und in steter Wechselwirkung ausgeglichen und geregelt zur Verwirklichung des Gesamtzwecks. Ist nun die Seele eine eigenartige Bekundung des Nervensystems und dieses der Repräsentant des ganzen Organismus, so ist auch die Seele auf ihre freilich andersartige Weise dasselbe; sie ist die geistige und verdichtete Wiedergabe des Körpers und also auch ein Wesen ähnlich wie der Körper. Nun unterscheidet man mit Recht den Körper von seinen Teilen und ihren Sonderbetätigungen und sagt, daß er Arme und Beine habe oder Atmung und Stoffwechsel. Gleichwohl ist er nicht losgelöst von seinen sämtlichen Teilen, noch steht er ihren Funktionen als ein selbständiges und des Eingreifens in sie fähiges Wesen gegenüber. Er ist lediglich der Inbegriff aller seiner Teile und aller ihrer Funktionen. Ganz so die Seele. Sie hat Gedanken, Empfindungen, Wünsche, ist aufmerksam oder unaufmerksam, erinnert sich usw., und man kann das über diese Dinge zu Sagende nicht leicht anders ausdrücken, ohne unverständlich zu werden, als daß man ihr solche Inhalte und Betätigungen zuschreibt. Aber dennoch ist sie nichts außer der Gesamtheit eben dieser Inhalte und Betätigungen; nicht ein Wesen, das noch übrig bliebe, wenn man von allen seinen Erlebnissen absieht oder das sich als eine selbständige Macht auch gegen diese Erlebnisse wenden könnte, sondern wiederum lediglich der Inbegriff alles des reichen Lebens, das man von ihr auszusagen Veranlassung hat.

Indem nun aber so die Seele erkannt wird als ein Wesen ähnlich dem Körper, wird für ihr Verständnis noch anderes gewonnen. Das allgemeinste Wesen des Organismus besteht bekanntlich darin, ein auf seine eigene Entwicklung und Erhaltung gerichtetes System, eine Selbster haltungsmaschine zu sein, und zwar verwirklicht er diese Selbsterhaltung, wie unserer Zeit sehr geläufig, auf zweifache Weise, durch zwei große Mittel.

Einmal durch Kampf. Der Organismus erhält sich durch steten Kampf gegen seine äußere Umgebung und ihre Kräfte, gegen die belebte und unbelebte Natur, gleichartige und verschiedene Wesen, aber auch durch den Kampf seiner eigenen Teile gegeneinander, einen Kampf der Zellen, der Gewebe, Organe um den Raum, um die Nahrungsstoffe, kurz um die Vorherrschaft. Das Ziel des Kämpfens ist immer das gleiche: Vermeidung, Schwächung, Beseitigung oder Vernichtung des der eigenen Erhaltung Schädlichen, sie Bedrohenden einerseits, und Nutzbarmachung, Stärkung, Aneignung oder Einverleibung des ihr Förderlichen und Günstigen andererseits.

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