ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

die Hohenpriester für das Blutgeld einen Acker zum Fremdenbegräbnis, in den Akten ist bezeichnender Weise auch vom Kaufen des Ackers die Rede, aber Judas soll ihn selbst gekauft haben: eine absolut unwahrscheinliche und zwecklose Handlung! Jedenfalls schliefst der eine Bericht den andern aus. Solche Differenzen aber pflegen sich bei gedächtnismäfsiger Benutzung des Quellenmaterials zu ergeben. Rücksichtlich der Mitteilungen über Judas Ischarioth bemerke ich aufserdem, dafs doch noch immer erst einige Bedenken, die gegen die Historicität seines Verrates bestehen (s. m. Unt. über die synopt. Evv. p. 76 sq.), zu beseitigen wären. Auch dürfte es wohl nicht leicht begreiflich sein, dafs Jesus während der 40 Tage nach seiner Auferstehung nicht selbst eine etwa notwendige Ergänzung des Apostelkreises ins Auge gefafst haben sollte.

d) Nur andeuten kann ich, dafs im 2. Kap. in der Schilderung der Glossolalie und der urchristlichen Gütergemeinschaft paulinische Gedanken umgebildet sein dürften.

II. Weiter erzählt der Schriftsteller, dafs durch Petrus und Johannes ein grofsartiges Wunder an einem Lahmen gewirkt sei (c. 3), dafs die Gemeinde in besonderer Gunst bei dem jüdischen Volk gestanden habe (2, 47. 4, 33. 5, 13), während allerdings Hohepriester und Sadducäer wiederholt den Aposteln feindlich entgegengetreten seien (c. 4 u. 5), dafs sich aber bald darauf eine ernstere und allgemeinere Christenverfolgung erhoben habe (8, 1), in Folge deren alle Christen mit Ausnahme der Apostel Jerusalem verlassen hätten. Durch die flüchtigen Christen erst sei die neue Lehre weiter verbreitet worden (8, 4. 11, 19). Das sind die wichtigsten und wesentlichsten Mitteilungen der nächstfolgenden Kapitel und das sind zum Teil recht problematische Mitteilungen.

Die Christenverfolgung bestätigt Paulus zwar im Galaterbrief 1, 13, sq: „Ihr habt ja wohl gehört meinen Wandel weiland im Judentum, wie ich über die Mafse die Gemeinde Gottes verfolgte und verstörete sie. Und nahm zu im Judentum über viele Altersgenossen in meinem Volk und eiferte über die Mafse um das väterliche Gesetz". Aber das ist doch höchst auffällig, dafs Lukas über diese Verfolgung, (soweit sie die gesamte Gemeinde betrifft) nichts zu sagen weifs, als was er aus Pauli Brief entnehmen konnte: eben nur die nackte Thatsache. Ja, es wird mehrmals (8, 3. 9, 1) nur der Verfolgungen Sauli gedacht, als ob sie von ihm allein ausgegangen wären, und nach Sauli Bekehrung soll sich die christliche Urgemeinde eben so tiefen Friedens erfreut haben wie vorher (9, 31). Dafs der Übertritt des einen Mannes diese Folge nicht haben konnte, liegt auf der Hand. Einmal (9, 21) braucht Lukas auch das bezeichnende Vb. ло9εiv, das Paulus Gal. 1, 13. 23 für sein feindseliges Verhalten gegen die Christengemeinde verwendet. Meines Erachtens ist die lukanische Darstellung hier ausschliefslich auf Grund der paulinischen Notizen ausgeführt 1).

Wenn Lucas nun die Gemeinde auch vor Sauli Auftreten in Frieden und bestem Einvernehmen mit dem jüdischen Volk leben läfst, so wird dadurch wohl Sauli Schuld gesteigert (übrigens in einer Weise, wie man sie von einem Freunde Pauli nicht zu erwarten hätte), aber diese Angabe widerspricht durchaus andern Stellen der Apostelgeschichte, denen zufolge ganz Israel sich verstockte, ganz Israel den Tod Jesu forderte 2). Aus diesen disparaten Zügen kann natürlich kein Bild des Urchristentums gewonnen werden. (Auch die Entschuldigung xarà äɣvоiav iлgaşate, die

1) Eine gewisse Verlegenheit des Schriftstellers verrät sich in der Zusammenhangslosigkeit von 8, 1—3. (Gg. Overbeck Ap. gesch. p. 116). 2) Vielleicht erklärt sich diese Angabe aus der mifsverständlichen Auffassung von 1. Thess. 2, 15.

3, 17 unter Einwirkung paulinischer Stellen wie Röm. 10, 3 vorgetragen wird, klärt die Sachlage nicht auf.) Woher stammen denn nun die judenfreundlichen Züge in diesem Abschnitt? Lukas konnte doch wohl Worte, wie sie Gal. 2, 8 (ὁ γὰρ ἐνεργήσας Πέτρῳ εἰς ἀποστολὴν τῆς περιτομῆς-) stehen, nicht ignorieren: er führt sie unter vielfachen Entlehnungen aus der evangelischen Geschichte aus, was wahrlich nicht die Historicität dieses Berichts bestätigt.

Petrus und Johannes es ist natürlich nicht Zufall, dafs wieder die ,,Säulena postel" so hervortreten haben, wie Lukas erzählt, durch ein Wunder tiefen Eindruck auf das Volk gemacht, Petrus reifst zugleich durch seine Reden tausende fort. Die leisen synoptischen Anklänge im Wunderbericht (c. 3) kann ich übergehen. Das ganze Volk steht auf Seiten der christlichen Gemeinde wie früher auf Jesu Seite: ein Umstand, der hier wie dort die Gegner zu glimpflichem Vorgehen nötigt (5, 26 heifst es mit teilweis synoptischen Worten: sie fürchteten das Volk, dafs sie nicht gesteinigt würden). Petrus und Johannes (in dem ,,steigernden" Bericht des 5. Kap.: alle Apostel) werden jedoch wie Jesus wegen ihrer Wirksamkeit verhaftet. Selbst die auffällige (und im Hinblick auf die ältesten Synoptiker mufs man sagen irrtümliche) Darstellung, der zufolge die Hohenpriester, die Hauptleute des Tempels und die Ältesten selbst ausgezogen sind, Jesus gefangen zu nehmen (Luc. 22, 52), wiederholt Lukas hier beim Bericht über die Verhaftung der beiden Apostel (Act. 4, 3 und ebenso nachher 5, 18 bei der Verhaftung aller Apostel). Wie beim Prozefs Jesu versammelt sich am nächsten Morgen das ganze Synedrium (Hannas ist wie Luc. 3, 2 ,,amtsführender Hoherpriester"); wie Jesus (Luc. 20, 2 u. Par.) nach der Tempelreinigung gefragt wird volg ovσią tаvτα Tosis; so werden die Jünger hier (4, 7) mit auffällig übereinstimmenden Worten gefragt: ἐν ποίᾳ δυνάμει ἢ ἐν ποίῳ ὀνόματι ἐποιήσατε τοῦτο ὑμεῖς; Auch die Worte in Petri Rede:,,der Stein, von euch Bauleuten verworfen, ist zum Eckstein geworden“ (4, 11) sind aus den Synoptikern (Mt. 21, 42. Mc. 12, 10. Luc. 20, 17) bekannt. Von einer Verspottung Jesu durch Herodes (4, 27) weifs nur der Evangelist Lukas (23, 7—12). Ähnlich verhält es sich mit dem Prozefs Stephani: s. Mc. 14, 57 sq. zai tives àvaotávtes ἐψευδομαρτύρουν κατ' αὐτοῦ λέγοντες ὅτι ἡμεῖς ἠκούσαμεν αὐτοῦ λέγοντος ὅτι ἐγὼ καταλύσω τὸν ναὸν τοῦτον und Act. 6, 13 sq. ἔστησαν μάρτυρας ψευδεῖς λέγοντας ἀκηκόαμεν γὰρ αὐτοῦ λέγοντος ὅτι ̓Ιησοῦς καταλύσει τόν τόπον τοῦτον. Stephani letzte Worte (7, 59 sq.,,Nimm meinen Geist auf" ,Behalte ihnen diese Sünde nicht") sind lukanischen Kreuzesworten (23, 34. 46) nachgebildet.

[ocr errors]

Auch über die ersten Gemeindebildungen aufserhalb Jerusalems (8, 4. 9, 31) hat Lukas nicht viel konkretes zu berichten. Die Thatsache des Bestehens einer gröfseren Anzahl von Gemeinden im jüdischen Land konnte er wiederum aus Gal. 1,22 entnehmen (,,Ich war unbekannt von Angesicht den christlichen Gemeinden in Judäa“). Ebenso wenig wie Jerusalem als Wohnsitz der Apostel gleich nach Jesu Tod gelten kann, ebenso wenig ist anzunehmen, dafs sich das Evangelium erst von hier aus, erst nach der Jerusalemer Christenverfolgung wirksam verbreitet, ohne Beteiligung der Apostel, die in Jerusalem gebannt erscheinen, verbreitet habe. Jedenfalls sind schon die Erfolge, die Jesus selbst errang, entschieden gröfser gewesen, als es nach der lukanischen Darstellung der Fall ist das ersieht man aus der ältesten evangelischen Darstellung, das ersieht man aus gelegentlichen Äufserungen Pauli (1. Cor. 15, 6. Gal. 1, 22. 23), das mufs als eine notwendige

1) Im dritten Evangelium (22, 66-71) auffälliger Weise übergangen.

Voraussetzung der leidenschaftlichen Verfolgung Pauli bezeichnet werden. Jesu unmittelbare Erfolge hat Lukas unterschätzt. Dazu kommt ein anderer verhängnisvolier Irrtum: er wähnte die angesehenste Gemeinde des apostolischen Zeitalters als die zeitlich erste hinstellen und ihre Häupter, wie sie es in einem gegebenen Moment (Gal. 2) sind, fast prinzipiell dauernd an Jerusalem binden

zu müssen.

Haben die Urapostel sich an den weiteren Gemeindegründungen nicht beteiligt, so soll doch Petrus (und mit ihm wieder der andere Säulenapostel 8, 14 - vielleicht gedachte Lukas dabei der Jüngeraussendung zu zweien Luc. 10, 1) die neuen Gemeinden durch persönliche Gegenwart beehrt und den Gläubigen den heiligen Geist mitgeteilt haben. Auch hier konnte Lukas aus dem Galaterbriefe (2, 11) wissen, dafs Petrus gelegentlich solche Besuchsreisen gemacht hat.

Nach einer erfolgreichen Wirksamkeit besonders in Samaria läfst Lukas Philippus, einen der 7 Diakonen, alsbald nach Caesarea gelangen (8, 40), wo er der sog. Wirquelle (s. u.) zufolge zur Zeit der letzten Reise Pauli nach Jerusalem weilte (21, 8). So bereitet Lukas nach der ihm eigenen Weise diese Notiz vor. Ebenso ist 13, 1. 5 durch 11, 19 sq. 22. 25 und 12, 25 vorbereitet.

III. Verhältnismäfsig ausführlich hat Paulus (Gal. 1) über seine Bekehrung berichtet, sofort wird auch Lucae Erzählung ausführlicher und anschaulicher. Paulus spricht von seinem fanatischen Christenhafs, von seiner rücksichtslosen Verfolgungssucht und in wirksamstem Gegensatz dazu von der Gnade Gottes, der in ihm Jesus geoffenbart habe: die Sinnesänderung vollzieht sich hier nach psychologischen Gesetzen. Nach seiner Bekehrung habe er sich nach Arabien begeben und dann sei er wiederum nach Damaskus zurückgekehrt. Lukas entnahm wohl daraus, dafs Damaskus der Schauplatz der Bekehrung Pauli sei. Auch sonst bestehen die innigsten Beziehungen zwischen beiden Berichten: allerdings hat Lukas nach der ihm eigenen Weise lebendiger Veranschaulichung (zugleich in der Meinung dadurch die ,,Objektivität der Christuserscheinung" noch hervorheben zu können) die Darstellung ausgeschmückt. Der innere Vorgang ist hier mit einem sinnfälligen verknüpft: Paulus, der in blindem Hafs die Christengemeinde verfolgt, wird von einem übernatürlichen Licht umstrahlt und hört die Worte: warum verfolgst Du mich? Wie wenig Gewicht der Verf. aber gerade auf die sinnliche Wahrnehmung legt, wird klar, wenn man 9, 7 (die Begleiter hörten eine Stimme und sahen Niemand) mit 22, 9 (sie sahen das Licht, hörten aber die Stimme nicht) vergleicht 1).

In einem Punkte aber widersprechen sich die paulinischen Briefe und die Apostelgeschichte durchaus. Hier (Act. 9 20-29) liest man Paulus habe sofort nach der Bekehrung in Damaskus, dann in Jerusalem gewirkt, dort (Gal. 1, 17), er sei nach der Bekehrung in die arabische Wüste gegangen. Aber gerade an dieser Stelle wird ein helles Licht auf die Komposition der Apostelgeschichte fallen, wird obige These nachdrücklich bestätigt werden. Unzweifelhaft hat Lukas hier, wie es ihm ja auch sonst passiert ist (man denke an die obenerwähnte Scene in Nazareth Luc. 4, 16-30) in Folge zufälliger Ideenassociation zwei verschiedene Berichte mit einander vermischt. Paulus weist (2 Cor. 11, 23 fin.) auf alles Schwere hin, was er als Diener Christi gelitten, und gedenkt dabei der Lebensgefahr, in der er in Damaskus geschwebt habe (ib. v. 31). Diese Scene verschmilzt Lukas, wie die zum Teil wörtliche Übereinstimmung beider Mitteilungen (denen

1) Diese Differenz kann mit Zimmer (Z. f. wiss. Theol. 1882) für eine unbewusste gehalten werden.

zufolge Paulus feindlicher Anschläge wegen bei Nacht in einem Korbe durch eine kleine Pforte in der Mauer herabgelassen sei) beweist, mit dem Bericht über die Bekehrung. Deshalb aber mufste er auch Paulus, der im Dienste Christi jenen Verfolgungen ausgesetzt gewesen war, hier sofort als Verkündiger des Evangeliums auftreten lassen. Die Fortsetzung (Paulus sei nach Jerusalem, dann nach Tarsus gegangen Act. 9, 26. 30) lehnt sich an Gal. 1, 18. 21 an: die befremdlichen Zusätze aber fallen wiederum dem Schriftsteller zur Last.

Ein ganz analoges Versehen liegt Act. 11, 27-30. 12, 25 vor. Paulus sei (mit Barnabas), erfährt man hier, auf die Anregung des Propheten Agabus nach Jerusalem mit einer Unterstützung geschickt kurz vor der sog. ersten Missionsreise. Nun ist aber Paulus nach seinen eigenen Mitteilungen im Galaterbrief um diese Zeit sicher nicht in Jerusalem gewesen. Der vorliegende Bericht ist demnach als unhistorisch abzuweisen. Deutlich aber erkennt man die Provenienz der Elemente, aus denen er zusammengesetzt wurde. Die Kollekte, die Paulus bei seiner letzten Reise nach Jerusalem überbracht hat, ist hierher verlegt (und später bezeichnender Weise so ziemlich übergangen eine leise Anspielung s. Act. 24, 17): das Auftreten des Propheten Agabus ist mit teilweise übereinstimmenden Worten aus der sog. Wirquelle (Act. 21, 10) entlehnt. So kombiniert Lukas in diesem Falle vielleicht nur um die Notiz, Paulus habe (was zur Erklärung von 13, 5. 13 dient) Johannes Marcus aus Jerusalem mitgenommen, daran anzuknüpfen (12, 25).

IV. Act. 10. 11 wird berichtet, dafs Petrus den römischen Hauptmann Cornelius, ohne ihm die Beobachtung des jüdischen Gesetzes zuzumuten, getauft und schliefslich auch die Billigung der übrigen Apostel gefunden habe. Nach dem Bericht über Petri Auftreten in Samaria (c. 8) ist es freilich befremdlich, dafs er erst durch eine Vision dazu bestimmt werden musste. Noch befremdlicher ist es, dafs sich später trotz so gewichtiger Präcedenzfälle eine dem paulinischen Universalismus feindselige Richtung im Schofse der Urgemeinde geltend machen konnte. Erscheint daher schon die geschichtliche Glaubwürdigkeit dieses Berichtes in bedenklichem Licht, so wird sie vollends beseitigt durch Pauli ausdrückliche Erklärung, dafs Petrus das Evangelium der Beschneidung gepredigt habe (Gal. 2). Paulus ist der Heidenapostel: man darf den Ruhm Pauli die Schranken des Judentums durchbrochen zu haben nicht antasten.

Wohl ist es erklärlich, wenn Lukas hier wie auch sonst gerne von einem christenfreundlichen Verhalten angesehener Heiden spricht, nicht minder, wenn er die Berechtigung der Heidenmission noch nachdrücklicher dadurch hervorzuheben sucht, dafs er nach göttlicher Weisung auch Petrus und die übrigen Apostel denselben Strang mit Paulus ziehen läfst (in dem anfänglichen Zaudern der Urapostel deutet er ja wenigstens die wirkliche Sachlage an): aber Lucae subjektive Erwägungen und fromme Wünsche können die historische Grundlage nicht ersetzen.

Zur Aufhellung der Genesis des vorliegenden Berichts trägt wiederum der Galaterbrief bei. Dort wird von Petrus allein ausdrücklich berichtet, dafs er den Bann, der die Urapostel in Jerusalem hielt, durchbrochen, (in Antiochia) mit den Heiden gegessen, sich dann aber wieder von ihnen abgesondert habe, da er die aus der Beschneidung fürchtete. Diese Angaben sind wesentliche Ingredienzien des vielleicht frei kombinierten1) lukanischen Berichtes. Mit auffällig übereinstimmenden Worten wird Act. 11, 2 sq. gesagt: ,,die aus der Beschneidung

1) S. De Wette-Overbeck p. 151.

zankten mit ihm und sprachen: du bist eingegangen zu Männern, die Vorhaut haben, und hast mit ihnen gegessen.

Alsbald werden dem Apostel Petrus abermals Nachstellungen bereitet (c. 12). Durch die Intervention eines Engels aus dem Gefängnis befreit, verläfst er Jerusalem: „,er ging hinaus und zog an einen andern Ort" (12, 17). Freilich ist er im Widerspruch mit dieser Angabe, da ja seine Rückkehr im Folgenden nicht gemeldet ist, zur Zeit des Apostelkonzils in Jerusalem. Dort mufste er eben sein nach der ausdrücklichen Bemerkung im Galaterbrief. Dann entschwindet er vollends den Augen des Lesers. Paulus hat ja keine weiteren Mitteilungen über ihn (der Vorfall in Antiochia war von Lukas in eigenartiger Weise vorweggenommen). So ist auch hier wiederum die Kenntniss, die Lukas vom apostolischen Zeitalter hat, durch Pauli gelegentliche Notizen begrenzt.

In den Grundzügen weist die Komposition des ersten Teils der Apostelgeschichte überall auf die paulinischen Briefe, vornehmlich auf den Galaterbrief hin. Dort finden sich alle Hauptpunkte: die von den Uraposteln geleitete Jerusalemer Gemeinde, die Säulenapostel Petrus und Johannes, die erfolgreiche Wirksamkeit Petri, Petri Visitationsreise, Pauli Christenverfolgung, Pauli Bekehrung, die Gemeinden in ganz Judäa. Die konkreten Ausführungen der Apostelgeschichte waren nach den bisherigen Untersuchungen auffälligerweise im wesentlichen durch diese Punkte begrenzt. Ebenso beweiskräftig wie die Lücken der Darstellung sind die unhistorischen Mitteilungen Lucae, unhistorisch, sobald er sich von der festen Grundlage in den paulinischen Briefen entfernte. Dazu kommen die unzweifelhaften wörtlichen Entlehnungen.

In den bisher nicht berücksichtigten Zügen stöfst man jedenfalls nicht auf gewichtige historische Urkunden 1). Es sind bald kurze unkontrollierbare Notizen (wie die Hinrichtung des ältern Jacobus), bald eigentümlich modifizierte Angaben aus urchristlichen Streitschriften (so die Simonssage, s. Overbeck p. 119 sq.), bald wol auch Entlehnungen aus der „,petrinischen Sage", die gewifs manchen Baustein für die vorliegende Komposition liefern konnte. Abgesehen von der Dürftigkeit des Quellenmaterials bestand demnach die Schwierigkeit der Aufgabe darin, dafs es galt eine Fülle zerstreuter gelegentlicher Notizen auszuführen und zu verbinden, um ein etwas vollständigeres Bild von dem Beginn des apostolischen Zeitalters zu entwerfen.

Wenn sich nun aber auch dabei mehr oder minder unbewufst subjektive Anschauungen des Schriftstellers, Anschauungen einer spätern Zeit geltend machten (und wenn insofern auch von einer gewissen tendenziösen Färbung des Berichts gesprochen werden kann), die Absicht Lucae ist es entschieden eine geschichtliche Darstellung der urchristlichen Zeit zu liefern 2). Abweichungen von andern neutestamentlichen Schriften erklären sich leicht bei der Berücksichtigung schriftstellerischer Freiheit, sie weisen aber hier keineswegs eine durchgehende Tendenz auf. Während ein allmähliches Eindringen neuer Ideen begreiflich und unvermeidlich ist, müfste ja auch eine bewufste Umbildung der Geschichte, ein absichtliches Verschweigen oder Erdichten von Thatsachen in einer Schrift, die doch nun einmal in historischem Gewande erscheint, entschiedenster Verurteilung unterliegen.

1) Am ehesten noch in der Stephanusepisode (selbstverständlich von der Verteidigungsrede durchaus abgesehn s. Overbeck p. 92). Doch ist auch hier die Möglichkeit freier Konstruktion auf Grund von Act. 21, 8 (und etwa 22, 20, wenn da urkundliches Material zu Grunde liegt) um so weniger ausgeschlossen, als so frühzeitige Gegensätze in der Urgemeinde unwahrscheinlich sind. 2) S. Reufs neut. Einl. (1874) p. 213.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »