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Bezeichnung miteingeschlossenen Städte Pisidiens und Lykaoniens vorher abgesondert aufgezählt seien. Vielmehr ergiebt sich, dafs, während Lukas wie Paulus die römischen Provinznamen braucht, nur die Barnabasquelle die betreffenden Teile Galatiens mit den besondern Landschaftsnamen belegt.

C. Act. 16 (16, 6) 28.

In diesem Abschnitt, der die immer umfassendere Missionsthätigkeit Pauli nach dem Apostelkonzil darstellt, begegnet man einigen Abschnitten (16, 10-17. 20, 4-15. 21, 1-18. 27, 1-28, 16), die sich in formaler Beziehung sofort durch den Gebrauch der 1. P. Pl. in der Erzählung und nicht minder durch lebendig-anschauliche Darstellung und durch Genauigkeit selbst in nebensächlichen Angaben unterscheiden. Diese Abschnitte sind unter dem Namen der „,Wirquelle" bekannt. Was für die ursprüngliche Selbständigkeit derselben spricht, ist in eingehender Weise von Zeller, Overbeck u. a. dargestellt worden. Vielleicht könnte darauf noch hingewiesen werden, dafs die Art und Weise, wie in der Wirquelle von Paulus gesprochen wird, dafs die Verehrung und die treue Anhänglichkeit, die ihm hier zu teil wird, sich merklich abhebt von der Darstellung des Haupthelden in den andern Partieen der Apostelgeschichte.

Da Lukas sein Material ziemlich frei zu bearbeiten pflegt, so ist auch die Wirquelle nicht genau zu rekonstruieren, ja selbst die Abgrenzung der Aufzeichnungen des Augenzeugen ist sehr problematisch. Es sind Zweifel erhoben worden, ob nicht der Verf. wenigstens an einer Stelle die 1. P. Pl.1) über die Vorlage hinaus für seine Erzählung verwendet hat. Aufserdem konnte sehr wohl in der Wirquelle diese und jene Mitteilung über Paulus in der 3. P. Sing. stehen, — besonders würde es sich fragen, ob nicht zuweilen unmittelbar voraufgehendes oder nachfolgendes vielleicht auch in mehr oder minder freier Umbildung aus ihr entlehnt sei. Endlich würde es ganz dem schriftstellerischen Verfahren Lucae entsprechen, wenn er auch zu den Angaben der Wirquelle Zusätze gemacht hätte.

I. Die Engelerscheinungen und Gesichte der „,Wirquelle" müssen beanstandet werden, da Lukas auch sonst seine Erzählungen in dieser Weise auszuschmücken liebt. Daher stützt sich die Annahme besondrer pathologischer Zustände des Paulus in etwas gewagter Weise zumeist (wenn auch nicht ausschliefslich) auf lukanische Notizen. Wie oben bemerkt, spricht gegen die Historicität der sinnfälligen Vision, die die Bekehrung Pauli veranlafste,,,die Offenbarung in mir“ (Gal. 1, 16). Die Verlegung der Missionswirksamkeit nach Macedonien und Griechenland, die die Apostelgeschichte auf eine Vision zurückführt (Act. 16, 9), erklärt sich vollständig von selbst aus den thatsächlichen Verhältnissen. Mit Recht sind auch die Verse 21-26 in Kap. 27 ausgeschieden. (Ähnlich verhält es sich mit der Vision 18, 9 sq. und 22, 17).

Noch erheblichere Ausstellungen sind aber an einigen andern Abschnitten zu machen, die in unmittelbarem Zusammenhange mit den Erzählungen der Wirquelle erscheinen. In erster Linie ist die Aufmerksamkeit auf die Vorgänge im Kerker zu Philippi zu richten. Von allen andern Bedenken (die historisch betrachtet das Erdbeben und seine Folgen wachrufen s. Overbeck z. d. St.) abgesehen, widerspricht sich die Darstellung Lucae selbst, wenn Paulus und Silas (16, 30)

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1) Daf's der Schriftsteller,,sich mit dem erzählenden Gefährten Pauli identifizieren“ will (Overbeck p. 256) glaube ich nicht, da es sich nur um einzelne zerstreute Abschnitte handelt. Die 1. P. Pl. konnte um so leichter in den entlehnten Stellen stehen bleiben, als auch wohl in den Akten eine letzte sorgfältige Redaktion fehlt (s. m. synopt. Unters. p. 35).

vom Kerkermeister aus dem Gefängnis geführt, dagegen v. 36 noch in demselben gewesen sein sollen. Da Paulus selbst von Mifshandlungen in Philippi zu berichten weifs (1. Thess. 2, 2), SO könnte die Erzählung 16, 18 fin. (wenn wir es nicht mit einer Nachbildung zu thun haben

s. Overbeck z. d. St., Holtzmann über d. sog. Wirbericht, Z. f. wiss. Theol. 1881) wenigstens teilweise1) echt sein. Der Widerspruch würde sich am leichtesten bei partieller Entlehnung Die erheblichen Bedenken gegen die Rede Pauli in Milet (Act. 20) hat Overbeck p. 189 sq. 336 sq. 339-342 dargelegt.

erklären.

Wie etwa die Leiden Pauli in Philippi von dem Verf. der Wirquelle erwähnt waren, so könnte im wesentlichen die der ersten Entlehnung aus der Wirquelle (umsomehr als sie mitten. im Satze anhebt) vorausgehende kurze Bemerkung über Pauli Wanderung durch Kleinasien (16, 6-8). so könnten einige Mitteilungen über die fernere Wirksamkeit Pauli in Europa und besonders über die Gefangennahme Pauli derselben Quelle entnommen sein. Hier kann nur die letztere Mitteilung im Zusammenhang mit dem beanstandeten Schlufs des 3. Stückes aus der Wirquelle (21, 17 sq.) etwas eingehender betrachtet werden.

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II. Die Annahme, dafs Lukas, der besonders bei der Häufung von Ortsnamen die Wirquelle genauer zu benutzen scheint, gelegentlich fortgefahren habe in der 1. P. Pl. zu erzählen (s. Overbeck p. 369), würde ohne zwingende Gründe und solche liegen m. E. nicht vor ganz unstatthaft und willkürlich sein. Es handelt sich um den Bericht über die Ankunft Pauli in Jerusalem. „Da wir nun gen Jerusalem kamen, nahmen uns die Brüder gern auf. Des andern Tages aber ging Paulus mit uns ein zu Jacobus und kamen die Ältesten alle dahin" (21, 17 sq.). Aufs engste hängt damit die Mitteilung über ein Gelübde Pauli, der nicht als Feind des jüdischen Gesetzes erscheinen wollte, und über seine Gefangennahme zusammen. Soweit die 1. P. Pl. reicht (v. 18) halte ich die Erzählung für durchaus authentisch, im Folgenden gebe ich Modifikationen zu. Stöfst man sich aber an der ganzen Darstellung, so liegt der Grund vielleicht darin, dass man die Gegensätze des urchristlichen Zeitalters übertreibt. Wenn man die Missionspraxis Pauli und die eigentümliche Komplikation der Lage genauer betrachtet, so braucht man nicht anzunehmen, dafs die Apostelgeschichte hier durch eine tendenziose, blofs fingierte Darstellung die Gegensätze jener Zeit abschwächen und vertuschen will. Die Apostelgeschichte ist ja auch in den Mitteilungen über den tragischen Ausgang Pauli keineswegs streng historisch, weil sie vielfach (infolge der Dürftigkeit des urkundlichen Materials) auf freier Kombination ruht, aber für einen allzu künstlichen Tendenzroman kann ich sie umsoweniger halten, als gerade die vermeintlichen Haupterfindungen dem Standpunkt des Schriftstellers nicht entsprechen.

Zunächst ist auf das entschiedenste zu bestreiten, dafs Paulus nur Heidenmissionar gewesen sei; er hat zu allen Zeiten Fühlung mit seinem Volk gesucht. Wie die Barnabasquelle, so läfst auch die Wirquelle Paulus sich in erster Linie an die Juden wenden und auf jüdische Sitten Rücksicht nehmen, nicht minder betont Paulus selbst ausdrücklich, dafs er auch Juden zu bekehren versuchte, dafs er den Juden ein Jude, den Heiden ein Heide geworden sei. Ohne die Anknüpfungen, die die Synagoge bot, wäre die grofsartige Wirksamkeit Pauli ganz unmöglich gewesen. Demnach dürfen die Beschlüsse des Apostelkonzils (Gal. 2) nicht so verstanden werden, dafs Paulus nur den Heiden das Evangelium habe verkündigen sollen. Paulus hat sich ja nicht

1) Über das römische Bürgerrecht Pauli s. Overbeck z. d. St.

die Mission εἰς τὴν ἀκροβυστίαν, sondern εἰς τὰ ἔθνη vorbehalten. Overbeck (p. 220) hält zwar die Vorstellung einer ethnographischen Scheidung des Missionsgebietes für allein zulässig, er bezeichnet die geographische Scheidung als monstros, aber sollten die Urapostel damals zur Wirksamkeit in der Diaspora geneigt gewesen sein? Wäre es nicht viel monströser, wenn Paulus einen solchen Beschlufs mitteilte und doch, was ja unzweifelhaft geschehen ist, auch Juden bekehrte? Zu einem ausschliefslicheren Heidenapostel ist Paulus erst allmählich unter der Ungunst der Verhältnisse geworden und doch tröstet er sich damit, dafs ganz Israel werde gerettet werden, wenn erst die Fülle der Heiden eingegangen sei (Röm. 11, 25 sq.).

Man darf ferner die dogmatische Differenz zwischen Heiden- und Judenchristen nicht übertreiben. Auch auf Pauli Seite waren judenchristliche Ideen wirksam man denke nur an die Opferidee. Und wie verwahrt sich Paulus dagegen, dafs er das Gesetz unterschätze; nur als ausreichend zur Seligkeit will er es nicht gelten lassen.

Erst gegenüber den grofsen Fortschritten des Christentums in der Heidenwelt machte sich ein gesteigertes jüdisches Nationalbewuftsein (auch unter Judenchristen) geltend; man konnte es nicht begreifen noch verschmerzen, dafs die Verheifsungen Gottes an das auserwählte Volk so ohne weiteres auch den Heiden zufallen sollten. Wenn aber das mächtigere Anschwellen jüdischer Vorurteile das von Paulus eroberte Terrain gefährdete, wenn es die christliche Gemeinschaft mit einem Schisma bedrohte, so kann es doch nicht Wunder nehmen, dafs Paulus um des Friedens willen bis an die äufserte Grenze des Entgegenkommens ging1). Er hätte wohl überhaupt die letzte Reise nach Jerusalem nicht unternommen, nicht mit solcher Entschiedenheit die Sorge um seine persönliche Sicherheit abgewiesen (Act. 21, 12-14), wenn er nicht durchaus den Zusammenhang mit der Urgemeinde in Jerusalem hätte festhalten wollen. Ist denn nun aber die Konzession, die er den Judenchristen gemacht haben soll, so ungeheuerlich? Um sein Interesse am Gesetz zu bekunden, übte er eine fromme Sitte, deren heiligende Macht er früher selbst erfahren. Es ist gewagt zu erklären, Paulus konnte das oder das nicht thun, wenn es sich doch im Grunde nur um Adiaphora handelte. Auch darf man da die Anschauungen der Jetztzeit nicht anrufen, in der jahrhundertalte Differenzen die einzelnen Konfessionen trennen.

Freilich weifs man nicht, welchen Eindruck Pauli Willigkeit auf die judenchristlichen Kreise der Hauptstadt machte, freilich ist keine Spur davon ersichtlich, dafs sie zu seinen Gunsten intervenierten, (indes ist die voraufgehende Warnung des Propheten Agabus 21, 11 beachtenswert), aber man weifs auch nicht, ob irgend eine Möglichkeit erfolgverheifsender Intervention gegeben war. Jedenfalls ist und bleibt durchaus gewichtig die Bemerkung der Wirquelle: „,die Brüder nahmen uns gern auf".

III. Die Mitteilungen aus der Wirquelle, deren Verfasser sich mit Pauli Geschichte durchaus vertraut zeigt (s. Holtzmann a. a. O.), sind der feste Kern dieses Abschnitts. Leider aber hat die Wirquelle, wie ich unbedenklich behaupte, keinen vollständigen Bericht über diese Periode enthalten. Das wird bewiesen durch die sonst unbegreiflichen Lücken, die sich hier in der Apostelgeschichte finden. Paulus hat noch vor der Abfassung des 1. Korintherbriefes schwere Drangsale in Ephesus erlitten (1. Cor. 15, 32), die Apostelgeschichte weifs nichts davon sie

1) Auch Pfleiderer hat in s. paul. Stud. (Jahrb. f. prot. Theol. 1882) als Zweck des in diese Zeit fallenden Römerbr. die Anbahnung einer Verständigung bezeichnet.

berichtet nur später von dem feindseligen Auftreten des Goldschmieds Demetrius in Ephesus, wobei Paulus gar nicht weiter persönlich beteiligt ist. Ferner hat die Apostelgeschichte einen Besuch Pauli in Korinth unerwähnt gelassen (s. 2. Cor. 12, 14). Selbst in der kürzesten Skizze wenn sie den ganzen Zeitabschnitt umfafste hätte das und verschiedenes andere nicht übergangen werden können und Lukas würde bei der eingehenden Benutzung, die er seinen Quellen zu teil werden läfst, das nicht übergangen haben, wenn es ihm zu so bequemer Benutzung vorbereitet gewesen wäre, während vereinzelte Notizen (wie die angeführten, die er ja freilich aus den Paulinen kennen mufste) ihm leicht entfallen konnten oder um ihrer Kürze willen nicht verwertbar waren. Dann ist es aber das Wahrscheinlichste, dafs es sich hier nicht um eine zusammenhängende, sondern vielmehr um eine aus drei1) Abschnitten bestehende Urkunde gehandelt hat. Der Verfasser der Wirquelle hat wohl nur das, was er selbst in wiederholt unterbrochenem Zusammensein mit Paulus miterlebte, zur Darstellung gebracht für wen, auf wessen Aufforderung etwa, ist unbekannt, vielleicht sind es briefliche Mitteilungen an einen befreundeten Christen gewesen. Rücksichtlich der Autorschaft der Wirquelle scheint mir die gröfsere Wahrscheinlichkeit für Titus vorzuliegen 2). Tritt Titus selbst in der Apostelgeschichte redend auf, so begreift sich am ehesten, dafs sein Name in einer Schrift, die ihn sonst unbedingt hätte erwähnen müssen, nicht genannt wird. Der Galaterbrief und die Korintherbriefe sichern sein Zusammensein mit Paulus für die Zeit von Act. 16, 10-20, 4" (Holtzmann a. a. O.). Das Intermittieren der Quelle würde sich bei dieser Annahme ziemlich erklären lassen und zwar aus dem Umstande, dafs Titus wiederholt für verschiedene Missionen verwendet ist. Eins freilich hat die Hypothese, Lukas (dessen Name nur in den Hauptbriefen Pauli gar nicht genannt ist) sei der Verfasser der Wirquelle, voraus: sie erklärt leichter den Umstand, dafs die ganze Schrift ihm vindiziert ist.

IV. Wie bemerkt, könnte die Wirquelle auch für das 17. und 18. Kap. einiges Material geliefert haben. Die Anschaulichkeit der Darstellung in verschiedenen Zügen, das Eingehen auf untergeordnetes Detail legt wenigstens die Annahme nahe. Unhistorische Zusätze fehlen aber auch hier nicht. Einige Notizen Pauli Begleiter betreffend stehen befremdlich neben den Angaben des 1. Thess. br. (über dessen Echtheit freilich die Ansichten auseinandergehen). Nach der Apostelgeschichte sind Silas und Timotheus in Beroea geblieben, Paulus erwartet sie in Athen, sie stofsen aber erst wieder zu ihm, als er in Korinth ist (17, 14-16. 18, 5). Nach dem 1. Thess. br. hat Paulus Timotheus allein und zwar von Athen aus abgesendet nach Thessalonich, er ist mit guten Nachrichten zurückgekehrt, als Paulus den 1. Brief an die Thess. schreibt (3, 1-6). Da die betr. Mitteilung der Apostelgeschichte auch an und für sich höchst unwahrscheinlich ist — man war für Paulus besorgt und entfernte ihn aufs schleunigste (17, 14), Silas und Timotheus aber sollten sorglos zurückgeblieben sein?! so liegt wohl eine ungenaue Erinnerung an den Sachverhalt, wie ihn der 1. Thess. br. darstellt, vor.

Das Verhalten der Juden in Europa ist auffällig analog dem Verhalten der kleinasiatischen Juden dargestellt. In Beroea (17, 13) sollen Juden aus Thessalonich erschienen sein, um gegen Paulus zu agitieren, wie in Lystra Juden aus Antiochia und Ikonium 1). In Korinth predigt Paulus

p. 214 sq. gewesen.

1) 20, 4-15 und 21, 1-18 gehören zusammen.

2) S. Krenkel, Paulus der Apostel der Heiden

8) Vielleicht ist 21, 27 (etwa zur Wirquelle gehörig) das Vorbild für derartige Ausführungen

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nach Act. 18, 4 jeden Sabbath in der Synagoge und gewinnt Juden und Griechen; dagegen soll seine Predigt nach v. 5 sq. den allgemeinsten Widerspruch der Juden erfahren haben (s. die Juden in Antiochia Pisidiens); er erklärt (18, 6) wieder einmal, dafs er sich nur an Heiden wenden wolle (wohl prinzipiell zu fassen), v. 19 predigt er jedoch wieder den Juden.

Einige Ausführungen erscheinen auch hier als mehr oder minder freie Kombinationen so die Disputationen mit Stoikern und Epikuräern, die Scene vor dem Areopag (Act. 17); denselben Eindruck macht auch wenigstens teilweise die von Demetrius in Ephesus provozierte Scene (Act. 19).

In dem durch 19, 20 markierten Abschnitt bis zur Wiederaufnahme der Wirquelle ist Lukas am dürftigsten in seinen Mitteilungen über Paulus. Er spricht mit Pauli Worten von Pauli fernern Absichten (19, 21; cf. 1. Cor. 16. Röm. 1) und dürfte also wohl wieder Notizen aus den paulinischen Briefen verwendet haben.

Es verbleibt endlich noch der auffällig breit ausgeführte Abschnitt über Pauli Gefangenschaft. Besonders treten die Reden, die Paulus gehalten haben soll, hervor: doch wiederholt sich der Schriftsteller in ihnen fast nur. Ihn reizte wohl die Aufgabe, den hervorragendsten Apostel vor Fürsten und Statthaltern und vor dem Synedrium auftreten zu lassen: eine grofsartige Illustration des bekannten Wortes in Jesu Zukunftsreden (s. Mc. 13, 9 u. Par. cf. Act. 9, 15). Wie frei Lukas erfindet, wie er wenige bekannte Daten zu verwenden und auszuschmücken versteht, zeigt das 3. Evangelium, zeigt an mehreren Stellen die Apostelgeschichte. Hier wird die Hand des Schriftstellers besonders deutlich in dem übertreibenden Bericht über die Eskorte, die Paulus von Jerusalem nach Cäsarea mitgegeben sein soll, und in der Zeichnung der Pharisäer, die für Paulus gegen die Sadducäer Partei ergriffen haben sollen (c. 23). Trotz aller Ausführlichkeit aber bleibt die Zeit der Gefangenschaft Pauli in Palästina so ziemlich in Dunkel gehüllt. Das gilt auch von der Appellation Pauli (25, 11), die vielleicht nur von Lukas zur Motivierung der Romfahrt erfunden ist. Denn in der That erklärt sich die Absendung des gefangenen Paulus nach Rom vollständig aus der freien Initiative des Prokurators, während es doch auffällig wäre, dafs der Appellation Folge gegeben sein sollte, nachdem der Prokurator selbst Pauli Unschuld erkannt und bezeugt hatte.

Der Verfasser der Apostelgeschichte hat den Ereignissen, die er schildert, ferngestanden. Der historische Wert dieser Schrift hängt hauptsächlich von dem Wert und Umfang der Quellschriften ab. Besonders bedeutsame Quellen liegen unverkennbar dem Bericht über Pauli Wirksamkeit zu Grunde, in der ersten Hälfte aber krystallisiert sich die Darstellung ersichtlich um kurze paulinische Notizen. War der Verfasser bei der Verknüpfung und Ausführung des im Ganzen immerhin nur dürftigen urkundlichen Materials auf sich angewiesen, so ist dieser Versuch, das apostolische Zeitalter zu schildern, in der That grofsartig ausgefallen. Freilich würde das Geschichtsbild bei einer objektiveren Darstellung, bei genauerer Berücksichtigung aller paulinischen Notizen und bei tieferer Erfassung der paulinischen Lehre noch zutreffender geworden sein, aber man sollte dem Verfasser nicht den Vorwurf einer durchaus tendenziösen Bearbeitung der apostolischen Geschichte machen.

F.-W.-G. 1885.

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