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Urchristentums mit der Universalgeschichte zu verknüpfen sucht. ,,Es begab sich zu der Zeit, dafs ein Gebot vom Kaiser Augustus ausging" (Luc. 2, 1); „In dem 15. Jahre des Kaisertums Kaiser Tiberii Luc. 3, 1). Dabei leitet ihn wohl hauptsächlich die Absicht, dem Christentum von vornherein den Charakter einer jüdischen Reform bewegung abzustreifen. Ein mächtiger immanenter Entwicklungsdrang des Christentums offenbart sich, wenn man sieht, wie das Johannesevangelium im Anschlufs an die lukanischen Schriften, besonders an das dritte Evangelium 1) nach derselben Richtung weitergehend die evangelische Geschichte umbildet. Johannes stellt mit unendlich erweitertem Horizont ein Gott und Welt, Zeit und Ewigkeit umfassendes Drama dar, er betont noch viel mehr als Lukas die Feindschaft der Juden gegen Jesus und das Christentum.

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Nicht blofs Johannes, sondern auch Lukas geht in mancher Beziehung über Paulus hinaus, aber Paulus hat ihnen erst Bahn gebrochen und vornehmlich sind es paulinische Gedanken, denen man in den Zusätzen zu der evangelischen Geschichte begegnet. Besonders hervorzuheben sind hier die Bemerkungen über die Sendung und über die Wirksamkeit des heiligen Geistes. Während die ältesten Evangelien nichts davon wissen 2), dafs eine Ausgiefsung des heiligen Geistes über die Jünger Seitens des scheidenden Messias verheifsen sei, wird dem heiligen Geist in den lukanischen und in den johanneischen Schriften eine eigentümliche, das Wirken Jesu gewissermafsen erst abschliefsende und vollendende Mission zuerteilt 3). Im Lukasevangelium steht 24, 49: „,Und siehe, ich will auf euch senden die Verheifsung meines Vaters. Ihr aber sollt in der Stadt Jerusalem bleiben, bis dafs ihr angethan werdet mit Kraft aus der Höhe" und im Johannesevangelium 16, 12 sq.:,,Ich habe euch noch viel zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen, wenn aber der Geist der Wahrheit kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten." Die Apostelgeschichte aber weist nicht nur auf eine Verheifsung Jesu hin, dafs die Jünger die Kraft des heiligen Geistes empfangen sollten (1, 8), sondern schildert auch die Ausgiefsung des heiligen Geistes am Pfingstfest und seine wunderbaren Wirkungen (c. 2); ebenso ist im weiteren Verlauf derselben oft genug von den Bedingungen und Folgen der Geistesmitteilung die Rede.

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Je mehr übrigens in stetiger Progression das lebendige Wissen um Jesu irdische Wirksamkeit schwand, desto mehr wurden die Wunderberichte erweitert und gesteigert, desto mehr trat die christologische Spekulation in den Vordergrund. In der ältesten evangelischen Darstellung fehlt diese Spekulation ganz, aber schon im neuen Testament bildet sie sich durch die paulinische Vorstellung vom zweiten Adam, durch die in den synoptischen Kindheitsgeschichten ausgeprägte Vorstellung von der jungfräulichen Geburt Jesu hindurch bis zu der johanneischen Idee von dem weltschöpferischen Logos aus. In den lukanischen Schriften fällt hauptsächlich die Häufung und Steigerung der Wunder auf. Man begegnet im dritten Evangelium,,einem Christus, der Alles weifs und kann; Tote aus dem Sarge ruft, mit Engeln verkehrt, wunderbar entflieht, am Kreuz statt bangen Schmerzensrufes fürbittend für die Feinde sich selbst Gott befiehlt, in handgreiflicher Leiblichkeit aufersteht und endlich sichtbar zum Himmel fährt." (Holtzmann in der Protestanten-Bibel neuen Test. p. 12). In der Apostelgeschichte greifen immerfort Engelerscheinungen (s. auch die Kindheitsgeschichte des dritten Evangeliums), Visionen, überraschende Allmachts

1) S. m. Untersuchungen über das Johannesevangelium (1884).

2) Die Worte des Täufers

(Mc. 1, 8 und Par. beziehen sich auf etwas, was der Messias selbst bringen wird: sie sind Act. 1, 5 modifiziert. 3) Cf. Thoma Joh. ev. (1882) p. 198: „Er vollendet die Offenbarungsthätigkeit des Logos.

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wunder in die geschichtliche Erzählung ein: selbst der geistige Umwandlungsprozefs, der sich in einem Paulus vollzieht, wird in auffälligem Unterschied von Pauli eigner Darstellung (Gal. 1, 16) in einen mechanischen Allmachtsakt umgesetzt. Wird auch in solchen Zügen das göttliche Walten, die göttliche Vorsehung nachdrücklich versinnlicht, ist auch durchaus nicht der erbauliche Wert, die tief-religiöse Bedeutung der eigentümlichen lukanischen Ausführungen zu verkennen, so sind sie darum doch noch nicht gleich historisch wahr. Jedenfalls darf die Darstellung des Urchristentums, die sich in den ältesten evangelischen Urkunden findet, nicht durch blofs lukanische Gedanken beeinträchtigt werden.

II. Fast noch wichtiger ist es für die vorliegende Untersuchung, dafs man am dritten Evangelium des Verfassers schriftstellerische Praxis studieren kann. Man sieht da, dafs Lukas bald seine Vorlagen excerpiert, bald mehr aus dem Gedächtnis nacherzählend berichtet, bald in kühner Kombination seinen Stoff erweitert, man sieht, dafs er nicht immer vorsichtig von einer Quelle zur andern übergeht, dafs er durch zufällige Ideenassociationen sich zu Verschiebungen in der Geschichtserzählung verleiten läfst. So ist, um nur wenige Beispiele anzuführen, im Anschluls an die Worte Mt. 4, 13 καταλιπὼν τὴν Ναζαρέθ die Scene in der Synagoge der Vaderstadt Jesu vorweggenommen, so ist in Folge des Wechsels der Vorlagen zunächst die Berufung der ersten Jünger übergangen und doch sind unbedenklich Perikopen, in denen sie vorausgesetzt wird, entlehnt u. s. w. Am auffälligsten ist aber die Bildung und Einfügung des sog. Reiseberichts (s. m. Unters. über d. synopt. Evv. p. 49-53). Wie frei Lukas kombiniert, zeigt schon der Eingang. Er ist gerade auf die ausgeführtere Instruktionsrede im Matthaeusevangelium gestofsen und berichtet noch einmal von einer Jüngeraussendung in gröfserer Anzahl1) (s. die statistischen Angaben der Apostelgeschichte über das Anschwellen der Urgemeinde).

Zuweilen hat Lukas sehr geschickt einen späteren Zug durch eine gelegentliche Notiz vorbereitet: so weisen die Worte 9, 9,,Herodes begehrte ihn zu sehen" auf die Scene,,Jesus vor Herodes" hin, so wird 22, 38 die Bewaffnung des Jüngers, der den Knecht des Hohenpriesters schlägt, angedeutet. Dieselbe Hand wird man in den Akten wiedererkennen.

Noch eine andere Seite mufs hier kurz berücksichtigt werden: das Verhältnis des dritten Evangeliums zu den paulinischen Briefen. Es wäre ja wohl ohne weiteres die Bekanntschaft des späteren Schriftstellers mit denselben vorauszusetzen, aber es sind auch die unverkennbarsten Spuren der Benutzung vorhanden. Ich verweise dafür auf Holtzmann (Synopt. Evv. p. 316-326). Versteht sich dann nicht eigentlich auch die Benutzung der paulinischen Schriften für die Darstellung des apostolischen Zeitalters und besonders der Wirksamkeit Pauli von selbst?

Die Apostelgeschichte berichtet zunächst (c. 1-12) über die Anfänge des apostolischen Zeitalters, vornehmlich allerdings nur über die Thätigkeit Petri: es ist der erste Versuch des christlichen Altertums die Lücke zwischen der evangelischen Geschichte und der grofsartigen Thätigkeit des Apostels Paulus auszufüllen. Das spätere Wirken der Urapostel läfst diese Schrift

1) Die Zahl 70 ist ja natürlich nicht zufällig

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mag sie nun nach Ewald und Holtzmann (synopt. Evv. p. 392 sq.) auf die Gehilfen Mosis oder die Synedristen hinweisen, mag sie nach Scholten (a. a. O. p. 64 sq.) u. a. zufolge jüdischer Symbolik die Heidenwelt (70 Völker, 70 Sprachen) repräsentieren".

aufser Acht. Sie berichtet dann (c. 13-15) über die gemeinsame Thätigkeit Pauli und Barnabae und endlich (c. 16-28) nach der Entzweiung dieser beiden Männer nur über Pauli weitere Thätigkeit und über seine Gefangenschaft. Dafs es nicht überall streng historische Relationen sind, wird besonders die Vergleichung mit andern neutestamentlichen Schriften ergeben ein Mafsstab der Beurteilung gegen den Niemand etwas einzuwenden haben wird. In manchen Partien erhält man aber den unmittelbaren, lebendigen Eindruck, dafs man auf historischem Boden steht; durch die mögliche Kontrolle und durch besondre andre Momente wird dieser Eindruck bestärkt und bestätigt werden.

A. Act. 1-12.

Meine These lautet: der Verfasser der Apostelgeschichte trägt hier hauptsächlich mehr oder minder glückliche Kombinationen vornehmlich im Anschlufs an Notizen, die er in Pauli Briefen gefunden hat, zuweilen auf Grund von Nachbildungen, resp. Entlehnungen aus der evangelischen Geschichte vor. Demzufolge ist der historische Wert dieser Aufzeichnungen nur ein geringer. Man beachte die Analogie, die im sog. Reisebericht des dritten Evangeliums vorliegt!

I. Ich will kein Gewicht darauf legen, dafs die Mitteilungen des Schriftstellers in diesem Teil so erstaunlich dürftig sind, dafs die Darstellung oft so wenig anschaulich 1) und klar ist. Von dem 40tägigen Zeitraum bis zu Jesu Himmelfahrt weifs Lukas so gut wie nichts; die Mehrzahl der Jünger nennt er überhaupt nur ein einziges Mal - im Apostelverzeichnis (1, 13); den gewaltigen Kampf des alten und neuen Glaubens in der Zeit, als Paulus über die Mafse um das väterliche Gesetz eiferte (Gal. 1, 14), vermag er nicht in irgendwie lebendiger Weise zur Anschauung zu bringen; er sagt weder, wie es gekommen sei, dafs die junge Christengemeinde anfangs von der Volksgunst getragen worden, noch motiviert er hinlänglich das Umschlagen der Stimmung. Alles das schliefst doch eigentlich schon von vornherein die Annahme aus, dafs Lukas auf Grund genauer persönlicher Kenntnis oder ausreichenden urkundlichen Materials die erste apostolische Zeit beschrieben hat. Auf das nachdrücklichste aber mufs ich betonen, dafs der Ausgangspunct, dafs die Voraussetzung für die Erzählungen der ersten Kapitel völlig unhistorisch ist. Der Schriftsteller sagt, Jesus habe nach der Auferstehung seinen Jüngern geboten, in Jerusalem zu bleiben und auf die Verheifsung des Vaters zu warten (1, 4). Dieser Weisung gemäfs seien sie nicht nach Galilaea zurückgekehrt, sondern in Jerusalem geblieben (auch während der spätern Verfolgung bleiben sie, sie allein dort 8, 1) und am Pfingsttage sei dann der heilige Geist über sie ausgegossen (c. 2). Ist schon an und für sich die Wahrscheinlichkeit nicht eben grofs, dafs die Jünger nach der unerwarteten, nach der furchtbaren Katastrophe auf dem gefährlichen Boden der jüdischen Hauptstadt blieben, so widerspricht dem noch ganz ausdrücklich der Bericht der ältesten Synoptiker. Nach Marcus (14, 28) und nach Matthaeus (26, 32) hat der Heiland selbst zuvor angeordnet, dafs die Jünger in die Heimat zurückkehren sollten.,,Aber nachdem ich auferstanden, will ich vor euch hingehen nach Galilaea." Ein Engel erinnert am Auferstehungsmorgen daran, indem er den Weibern am Grabe sagt: „gehet hin und sagt es seinen Jüngern und Petro, dafs er vor euch hingehen wird nach Galilaea, da werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat" (Mc. 16, 7. cf. Mt. 28, 7). Sie folgen, erzählt Matthaeus weiter (28, 16 sq.) dem Befehl, kehren nach Galilaea zurück und sehen dort den Auferstandenen.

1) So äufsert sich u. a. Hase Kirchengeschichte p. 26 (9. Aufl.) über Act. 2.

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Dieselbe Abweichung von der ältern synoptischen Darstellung findet sich freilich auch im dritten Evangelium: „,ihr sollt in der Stadt Jerusalem bleiben, bis dafs ihr angethan werdet mit der Kraft aus der Höhe" (24, 49). In dieser Schrift aber liegt ganz offenbar eine bewufste Änderung vor. Mit Rücksicht auf die Akten ist eben zuweilen die Geschichtserzählung im dritten Evangelium von Lukas modifiziert worden (wie ich schon in der Prot. Kirchenzeit. 1884 p. 243 angedeutet habe). Genau an derselben Stelle, wo in den Vorlagen geschrieben steht: „er ist auferstanden, er ist nicht hier, sagt seinen Jüngern, er wird vor euch hingehen nach Galilaea, da werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat" (Mc. 16, 6. 7. Mt. 28, 6. 7), schreibt Lukas (24, 6 sq.):,,er ist nicht hier, er ist auferstanden; gedenket daran, wie er euch. sagte, da er noch in Galilaea war und sprach: Des Menschen Sohn mufs überantwortet werden in die Hände der Sünder und gekreuzigt werden und am dritten Tage auferstehen." Ganz deutlich klingen da die Worte der ältern Synoptiker nach (so auch B. Weifs Marc. ev. p. 512). Besonders die geographische Notiz (,,da er noch in Galilaea war") verrät die Benutzung und in diesem Fall die Umbildung der Marcusworte: die Notiz erklärt sich leicht aus dieser besondern aufserlichen Veranlassung, sonst aber war sie hier weder irgendwie erforderlich noch ist sie auch nur völlig korrekt (wiederholte prophetische Hinweise auf Jesu Leiden und Auferstehung finden sich und zwar nicht blofs in dem Bericht über die galiläische Wirksamkeit).

Wie soll man nun aber die abweichende, die unhistorische Darstellung Lucae erklären? Es galt eine Lücke auszufüllen: dem Schriftsteller fehlte ersichtlich die Verbindung zwischen zwei festen Punkten, zwischen der jähen Katastrophe auf der einen - und dem Bestehen einer von den Uraposteln geleiteten Gemeinde in Jerusalem auf der andern Seite. Er fügt in einer an und für sich nicht unglücklichen Weise ein einfaches, durch den Widerspruch der ältesten Synoptiker aber als ungeschichtlich erwiesenes, rein erdichtetes Mittelglied ein.

was

Ich konstatiere zunächst nur, dafs Lukas aus den paulinischen Briefen nicht blofs von der Existenz, sondern auch von der einzigartigen Stellung der Jerusalemer Gemeinde Kunde haben konnte. Im Folgenden wird man sehen, dafs neben manchen besondern Spuren der Abhängigkeit immer wieder die Beobachtung zu machen ist, wie die wichtigsten Angaben des vorliegenden Abschnitts in eigentümlicher Beziehung zu paulinischen Notizen stehen und entscheidend ist wie Lucae Kenntnis im wesentlichen durch Pauli Mitteilungen begrenzt wird. Die Apostelgeschichte hat also keine beglaubigte Nachricht über den Zeitraum von Jesu Tod bis zur Bildung der Gemeinde in Jerusalem. Konnte ein Schriftsteller etwa im Anfang des 2. Jahrhunderts1) die Lücke nicht in authentischer Weise ausfüllen, so kann die Jetztzeit es natürlich erst recht nicht: Vermutungen aber, an die ältesten evangelischen Angaben geknüpft, werden gestattet sein. Man vergegenwärtige sich, dafs das jüdische Volk nicht nur in Galilaea, sondern auch in Jerusalem begeistert an Jesu hing und durch seine drohende Haltung Jesu Gegner einschüchterte, dafs die Gegner noch gröfsere Erfolge Jesu an den bevorstehenden hohen Feiertagen fürchteten und nur durch Hinterlist den zu verderben wufsten, den sie nicht offen anzugreifen wagten. Sollten sich nun die Jünger in Galilaea, wohin sie sich in der ersten Bestürzung wandten, nicht der begeisterten Aufnahme des neuen Propheten in der jüdischen Hauptstadt erinnert, sollten sie sich nicht, sobald nur wieder ursprünglich heilige Begeisterung sie

1) So Baur, Hilgenfeld, Overbeck, Zeller, Ziegler u. a. F.-W.-G. 1885.

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durchglühte, getrieben gefühlt haben, gerade an der verheifsungs- und bedeutungsvollsten Stätte die Fortsetzung des Werkes Jesu zu versuchen?

Ist es mir auch eine unbedingte heilige Pflicht, die älteste evangelische Darstellung mit ihrem streng historischen Gepräge gegen Lukas zu verteidigen, so verkenne ich doch durchaus nicht die hohe religiose Bedeutung der hier angeknüpften Mitteilungen über den fortgesetzten Verkehr des Auferstandenen mit den Jüngern, über die Himmelfahrt Jesu und die Ausgiefsung des heiligen Geistes. Wie auf apologetischer, so werden sie auch auf kritischer Seite mit vollem Ernst gewürdigt.

Bevor ich noch einige andre Punkte aus den ersten Kapiteln für meine These in Anspruch nehme, will ich auf den vermeintlichen Widerspruch in den lukanischen Schriften die Zeit der Himmelfahrt Jesu betreffend in der Kürze eingehen (der objektive Thatbestand und das eigentümliche Verhältnis, das zwischen der Auferstehung und der erwarteten Parusie besteht, kann hier nicht beleuchtet werden). Es fragt sich, ob das dritte Evangelium wirklich die Himmelfahrt Jesu auf den Tag der Auferstehung verlegt, während die Akten sie 40 Tage später ansetzen (1, 3; cf. 10, 40 sq. und besonders 10, 31). Die Differenz ist beseitigt, wenn man Luc. 24, 43 einen Absatz macht und die Erzählung von Vers 44 ab nicht unmittelbar mit dem Vorhergehenden verbindet 1). Man beachte, dafs die einleitende Formel ɛiлɛv dè ñçòç avrovs (v. 44) von Lukas auch sonst ohne irgendwelche weitere Bestimmung, besonders ohne Zeitbestimmung für die Anknüpfung neuer Perikopen verwendet wird (s. z. B. 17, 1). In diesem Fall ist auch hier (wenngleich in mehr verhüllter Weise) die evangelische Geschichtserzählung mit Rücksicht auf die Apostelgeschichte ausgeführt.

a) Man hat sich immer und mit Recht über das Avancement des Apostels Johannes im Apostelverzeichnis der Akten (1, 13) gewundert: hier nimmt er die zweite Stelle ein, im dritten Evangelium (6, 14) die vierte. (Spätre Handschrr. haben die Anordnung nach dem Evangelium insofern abgeändert, als wenigstens Jacobus voraufgestellt wird). Aus der Benutzung der paulinischen Schriften würde sich die Änderung sehr leicht erklären. Gal. 2, 9 werden neben Jacobus, dem Bruder des Herrn, Petrus und Johannes als Säulen der christlichen Urgemeinde genannt. Gebührten ihnen da nicht die ersten Stellen im Apostelverzeichnis? (Ganz besonders aber wird der Apostel Petrus in den Paulinen hervorgehoben: wie wäre es, wenn Petrus gerade auch aus diesem Grunde als die leitende Persönlichkeit im ersten Teil der Apostelgeschichte erscheint?)

b) Act. 1, 14 sind auch die Brüder Jesu im innigsten Verkehr mit den Uraposteln. Der Evangelist Lukas hatte (8, 19-21), der ältesten Darstellung entsprechend, das feindliche Verhalten derselben gegen Jesus angedeutet, von ihrer Bekehrung aber hat er nichts zu berichten gewufst. Woher denn nun diese Notiz? Wiederum könnte sie ohne weiteres aus paulinischen Stellen entnommen sein. Von Paulus wird nicht blofs Jacobus mehrmals genannt, er spricht 1. Cor. 9, 5 ganz allgemein von den Brüdern des Herrn als von Christen. Ich behaupte hier nichts über die Provenienz dieser Angabe, ich weise nur auf eine interessante Möglichkeit hin. (S. Mt. 28, 10).

c) Act. 1, 18. Mitteilungen über das Ende Judae hatte Lukas im Matthaeus-Evangelium (27, 3—10) gefunden und wol für diese Schrift verspart. Einige Abweichungen sind auffällig. Dort heifst es, Judas habe sich erhenkt, hier, er habe sich kopfüber herabgestürzt; nach Matthaeus kaufen

1) Ebenso Nösgen Ap. gesch. p. 78 sq.

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