ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Mehr Beachtung als in der Theologie hat das Gebet in den jüngeren Disziplinen der allgemeinen Religionsgeschichte und der Religionspsychologie gefunden. Gleichwohl nimmt die Untersuchung des Gebets auch in diesen nicht jenen Raum ein, welcher seiner zentralen Stellung in der Religion entspräche. Denn auch sie befassen sich viel mehr mit den religiösen Vorstellungen und Bräuchen, den Mythen, Dogmen und Riten, als mit dem eigentlichen religiösen Leben, das nicht in bloßen Gedanken über Gott und Jenseits, nicht in bloßen Kulthandlungen und sittlichen Taten besteht, sondern in einem Verkehr mit dem Heiligen, einem Umgang und einer Gemeinschaft mit Gott.

Im Jahre 1902 schrieb der französische Psychologe Da Costa Guimaraens: ,,Beten ist etwas so Menschliches und Alltägliches, daß man staunen muß, keine Erwähnung in der psychologischen Literatur zu finden. Die Ethnographen und Soziologen liefern uns umfangreiche Abhandlungen, leider befassen sie sich nicht mit dem Gebet, das doch ein integrierender Bestandteil eines öffentlichen Kults ist." "Die älteren Forscher betrachteten das Gebet als ein völlig durchsichtiges, selbstverständliches Phänomen, so daß sie sich der Mühe einer eindringenden Untersuchung enthoben glaubten. So schrieb der berühmte Anthropologe Tylor: ,,Die Natur des Gebetes ist so einfach und allbekannt, daß sein Studium nicht eine so große Zahl von Tatsachen und Argumenten erfordert, wie sie bei Riten von verhältnismäßig weit geringerer Bedeutung aufgewendet werden müssen.“ “5 Selbst ein so glänzendes Werk wie Robertson Smiths Monographie über die Religion der Semiten, das bahnbrechend für die Erforschung des Opfers war, widmet dem Gebet keinen Abschnitt; in dem reichen Inhaltsverzeichnis fehlt das Stichwort,,Beten" oder „, Gebet"!

Unter vierfachem Gesichtspunkt ist bisher das Gebet Objekt wissen schaftlicher Untersuchung geworden: unter dem Gesichtspunkt der speziellen philologischen und der allgemeinen Religionsgeschichte, der vergleichenden Religionswissenschaft, der Religionspsychologie und Religionsphilosophie.

1 a) Die klassische Philologie kann sich rühmen, zahlreiche religionshistorische Monographien über das Gebet geliefert zu haben. Als ältere Arbeiten seien erwähnt: Matthaei Brouerii de Niedeck, De populorum veterum ac recentiorum adorationibus dissertatio, Amsterdam 1713 (das Büchlein behandelt vornehmlich die Gebetshaltungen, -gesten und -sitten der Griechen und Römer); Frid. Snedorf, De hymnis veterum Graecorum, Leipzig 1796; Siebelis, De hominum heroicae et homericae aetatis precibus ad deos missis, Budissae 1806; Jos. Joh. Dickinson, Quid veteribus de precandi ad deum officio placuerit, Berlin 1841. Nägelsbach schenkt in seiner,,Homerischen Theologie" (Nürnberg 1840) und,,Nachhomerischen Theologie" (Nürnberg 1857) auch dem Gebet eingehendere Aufmerksamkeit; ebenso Schoemann im zweiten Band seiner ,, Griechischen Altertümer" (neu bearbeitet von Lipsius 1902, 262 ff.). E. v. Lasaulx (Über die Gebete der Griechen und Römer, Sommerkatalog der Würzburger Universität 1842 Studien des klassischen Altertums 137 ff.) gibt einen kurzen, mit religionswissenschaftlichem Verständnis geschriebenen Überblick über den Inhalt und die äußeren Gebräuche beim Gebet der Griechen und Römer. Leopold Schmidt entwirft in seiner Ethik der Griechen (Berlin 1882, I 84 ff., II 31 ff.) ein treffendes Bild von der Gebetsfrömmigkeit des Hellenen in der klassischen Epoche des 5. Jahrhunderts. Fr. A da mi, De poetis scaenicis Graecis hymnorum sacrorum imitatoribus (Jahrb. f. klass. Philol. Suppl. Bd. 26, 1901, 215 ff.) vermittelt einen guten Einblick in das kultische Gebetslied der Griechen. K. Ziegler (De precationum apud Graecos formis quaestiones selectae, Diss., Breslau 1905) untersucht an einem reichen Material die grammatischen Formen der griechischen Gebete. P. Chételat, De precatione apud poštas Graecos et Latinos 1877 war mir nicht zugänglich. Von höherer religionswissenschaftlicher Bedeutung ist die reichhaltige und übersichtliche

=

Abhandlung von Ausfeld, De Graecorum precationibus quaestiones, Jahrb. f. klass. Philol. Suppl. Bd. 28, 1903, 505 ff., die ein anschauliches Bild von dem Inhalt der griechischen Gebete (Anrufung, Bitte, Opferspruch, Überredung) gibt und das Problem des Zusammenhanges des Gebets mit dem Zauberspruch ständig berücksichtigt. G. Appels Werk De Romanorum precationibus (RGVV VII 2, Gießen 1909) zeichnet sich ebenso durch Reichtum des Stoffes wie durch Fülle der Gesichtspunkte aus. Gebetshaltung und Gebetsgestus der Griechen und Römer sind untersucht von E. Voullième, Quomodo veteres adoraverint, Diss., Halle 1887, C. Sitt1, Die Gebärden der Griechen und Römer, Leipzig 1890, 174 ff. sowie in Daremberg-Saglio, Dictionnaire des Antiquités Grecques et Romaines, Paris 1872 ff., Adoratio. Die Sitte des lauten und leisen Betens, die für das Problem des Verhältnisses von Gebet und Zauberspruch Bedeutung besitzt, wird von S. Sudhaus in einem hübschen Aufsatz (Lautes und leises Beten, ARW IX 185 ff.) beleuchtet. In die formelhafte Gebetssprache der Griechen führt ein lesenswerter Aufsatz von R. Wünsch ein (Ein Dankopfer an Asklepios, ARW VII 95 ff.). E. Norden, Agnostos Theos, Leipzig 1913, Kap. II (S. 143 ff.): Untersuchungen zur Stilgeschichte der Gebets- und Prädikationsformeln, beleuchtet unter Verwertung eines reichen religionsgeschichtlichen Materials die feststehenden sprachlichen Formen des liturgischen Gebets und kultischen Gebetsliedes. Einen Einblick in die Gebetskritik und die Gebetsideale der antiken Philosophie gewährt die sorgfältige Studie von Heinrich Schmidt, Veteres philosophi quomodo iudicaverint de precibus RGVV, Gießen 1907.

b) Das Gebet in den orientalischen Religionen ist bis jetzt wenig untersucht worden. Über die ägyptischen Hymnen und Zaubersprüche geben einige Aufschlüsse A. Wiedemann (Magie und Zauberei im alten Ägypten, AO VI, 4 Leipzig 1905) und A. Ermann (Die ägyptische Religion, Handbücher des K. Museums zu Berlin 1909). H. Zimmern (Babylonische Hymnen und Gebete, AO VII, 3, Leipzig 1905; vgl. Babylonische Hymnen und Gebete, 2. Auswahl ebenda XIII 1, Leipzig 1911) gibt an der Hand ausgewählter Texte eine religionsgeschichtliche Charakteristik der babylonischen Kult- und Beschwörungshymnen. M. Jastrow (Die Religion Babyloniens und Assyriens, Gießen 1905-1912) bietet eine reiche Auswahl von Hymnen und Klageliedern mit Kommentar; er sucht hierbei aufzuzeigen, wie das Gebet und die hymnische Lobpreisung aus der Beschwörung herauswachsen. Die Eigenart der vedischen Hymnen und Zauberlieder ist am trefflichsten von H. Oldenberg (Die Religion des Veda, Berlin 1917 3) und von M. Winternitz (Geschichte der indischen Literatur I, Leipz. 1909) gekennzeichnet worden. Oldenbergs klassisches Werk enthält auch überaus feinsinnige Ausführungen über das Verhältnis von Gebet und Zauberspruch. Die Versenkung, die in der buddhistischen Heilslehre jene Rolle spielt, die in anderen Religionen dem Gebet zukommt, ist erstmals von E. Burnou f (Les quatre degrés du dhyâna in Le Lotus de la bonne loi 1852, App. XIII p. 800 ff.) untersucht worden. Er beschreibt auf Grund des spärlichen Quellenmaterials, das damals vorlag, die einzelnen Versenkungsstufen und beurteilt sie mit gutem psychologischem Verständnis. Verfasser selbst hat in einer religionsgeschichtlichen Studie die buddhistischen Versenkungsstufen nach den Quellen dargestellt und psychologisch gedeutet, ihren präbuddhistischen Ursprung aus dem Yoga aufgezeigt und einen Vergleich mit den Gebetsstufen der christlichen Mystik gezogen. (F. Heiler, Die buddhistischen Versenkungsstufen, Aufsätze zur Kultur- und Sprachgeschichte, vornehmlich des Orients, Ernst Kuhn zum 70. Geburtstag gewidmet, 1916, 357-387; bedeutend erweitert und schließend mit einer Parallele zwischen Buddha dem Meister der Versenkung und Jesus dem Meister des Gebets: Die buddhistische Versenkung. Eine religionsgeschichtliche Untersuchung, München 1918). A. Roussel, De la prière chez les Hindous, Le Muséon VIII (1889) 563 ff.; IX (1890) 113 ff. 209 ff. 438 ff. 542 ff. bietet eine Übersetzung einer Sammlung hinduistischer Hymnen (Brhadst otraratnanâkara) nebst einer lesenswerten Einleitung über das gewöhnliche Volks- und Priestergebet der Hindu. W. Dilger, Das Gebet der Hindu, Evang. Missionsmagazin N. F. 37 (1893) 1 ff. 57 ff. behandelt das Gebet der alten vedischen Zeit wie das tägliche Beten der heutigen Brahmanen.

c) Nächst der griechischen Religion ist am eingehendsten das Gebet in der israelitischen Religion untersucht worden; ist doch das Alte Testament geradezu,,eine Urkunde des Gebetslebens zu nennen" (M. Kähler)". An veralteten Monographien seien aufgeführt: Saubertus, De ritu precandi veterum Ebraeorum, Helmstadt 1663; Joh. Joach. Schröder, De precibus Hebraeorum, Marburg 1727; Fr. Rehm, Historia precum biblicarum, Göttingen 1814. Die Arbeit von A. Schmöger, Das Gebet im Alten Testament, Innsbruck 1913, bietet lediglich eine Zusammenstellung von Bibelstellen ohne tieferes geschichtliches Verständnis. Die fortschreitende Entwicklung und Vertiefung des Gebets in der israelitischen Religion wird herausgehoben von F. Caldesaignes, La prière dans la religion de Jehovah, ses antécédents, son histoire, Cahors 1889, M. Kegel, Das Gebet im Alten Testament, Gütersloh 1908, am besten von J. Köberle, Die Motive des Glaubens an die Gebetserhörung im Alten Testament, Festschrift der Erlanger Universität 1901, I 251 ff. Köberles lebendige und tiefgründige Ausführungen sind das Beste, was bisher über das alttestamentliche Gebet geschrieben wurde. J. Döllers Untersuchung (Das Gebet im Alten Testament in religionsgeschichtlicher Beleuchtung, Wien 1914) zieht reiches und wertvolles Material aus anderen Religionen heran; ein Mangel liegt jedoch darin, daß sie sich vorzugsweise nur mit den äußeren Gebetssitten befaßt und dem Motiv und Inhalt des Gebets, zumal des Gebets der prophetischen Persönlichkeiten und der Psalmen, zu wenig Aufmerksamkeit schenkt. Die eingehendste Darstellung des israelitischen Gebets verdanken wir A. Greiff (Das Gebet im Alten Testament, Alttest. Abh. V 3, Münster 1915). Er untersucht zunächst Etymologie und Gebrauch der hebräischen Ausdrücke für ,,Beten", überblickt die äußeren Gebetssitten in Israel und verfolgt sodann die formelle und ideelle Entwicklung des alttestamentlichen Gebets. O. Liunggren, Bönen i Gamla Testamentet, Lund 1914 war mir nicht zugänglich. Henry Roy (Das Gebetsleben im Psalter, Monatsschrift für Pastoraltheologie 7 [1911] 143 ff.) gibt eine feinfühlige psychologische Analyse des Betens der Psalmisten. Einen Vergleich zwischen dem Gebet der Psalmen und dem neutestamentlichen Gebet stellt The elan (Das Gebet im Alten Testament im Lichte des Neuen betrachtet, Königsberg 1889). An Aufsätzen über das alttestamentliche Gebet in Sammelwerken seien genannt: F. Buhl in REPTh 6, 393 f.; H. Schmidt in RGG II 1150 ff.; T. K. Cheyne in Cheynes Encyclopedia Biblica III 3823 ff.; C. R. Bernard in Hastings Dictionary of the Bible IV 39 ff., H. Les être in Vigouroux' Dictionnaire de la Bible V 663 ff.; M. M. Harris in Jewish Encyclopedia X 164 ff. Eine Skizze über das Gebet in der späteren jüdisch-rabbinischen Literatur bietet J. D. Eisenstein in Jewish Encyclopedia X 166 ff. Das begeistert geschriebene Büchlein von Nahida Remy, Das Gebet in Bibel und Talmud, Berlin 1892 trägt apologetischen Akzent. Das monumentale Werk_von Ismar Elbogen, Der jüdische Gottesdienst in seiner geschichtlichen Entwicklung, Leipzig 1913, enthält eine gründliche und feinsinnige Darstellung der Entwicklung des jüdischen Gemeindegebets.

d) Das islamische Pflichtgebet (salât) wurde von M. Grünert zum Gegenstand einer Rektoratsrede gewählt (Das Gebet im Islam, Prag 1911). Beachtenswerte Gesichtspunkte für das Verständnis des islamischen Gebets bringt H. Wiesel in der Einleitung zu seiner Ausgabe einer alten muhammedanischen Gebetssammlung (Achmed ibn Tajmija, Das Buch des frommen Wortes, Diss. Berlin 1914). J. Goldziher (Zauberelemente im islamischen Gebet, Orientalische Studien Theodor Nöldeke zum 70. Geburtstag gewidmet, Gießen 1906, I, 303 ff.) will in den formelhaften Worten und den rituellen Gesten des muhammedanischen Gebets des Pflichtgebets wie des Privatgebets Reste von Zauberworten, Beschwörungen und Zauberhandlungen aufdecken. A. J. Wensinck (Animismus und Dämonenglauben im Untergrunde des jüdischen und islamischen Gebets, Der Islam IV, 1913, 219 ff.) führt ebenfalls die islamischen wie die spät jüdischen Gebetsriten auf magische Wurzeln zurück. E. Mittwoch, Zur Entstehungsgeschichte des islamischen Gebets und Kultus (Abh. d. Berl. Ak. d. Wiss. 1913 phil.-hist. Kl.) beleuchtet die jüdischen Einflüsse, welche bei der Entstehung und Ausgestaltung des muhammedanischen Einzel- und Gemeindegebets wirksam waren.

[ocr errors]

47

e) Man hat das Christentum mit Recht als die,,Religion des Gebets" (Dollinger 17, Bousset 8), als,,die eigentliche Heimat des persönlichen Gebets (Söderblom ) bezeichnet. Um so paradoxer ist die Tatsache, daß das Gebet im Christentum seltener untersucht worden ist als das Gebet in der griechischen and israelitischen Religion. Die Schrift von Paul Christ (Die Lehre des Gebets nach dem Neuen Testament 1886) verbindet mit der historischen Darstellung eine religionsphilosophische Würdigung des neutestamentlichen Gebetsideals. Das umfassende Werk von Eduard von der Goltz (Das Gebet in der ältesten Christenheit, Leipzig 1901) behandelt in gleicher Weise das individuelle Gebets.eben der schöpferischen Persönlichkeiten des Urchristentums wie das feierliche Gemeindegebet, das Gebet der Volksfrömmigkeit wie die theologischen Gebetsnormen eines Clemens von Alexandrien und Origenes. Es vereint eine ins Detail dringende historische Sorgfalt mit einem tiefen psychologischen Verständnis. René Pfender (De la prière juive à la prière chrétienne. Etude psychologique de la prière dans l'église apostolique, Genf 1905) beleuchtet den Übergang des spät jüdischen Gebets in das christliche; als der eigentliche Schöpfer des christlichen Gebets erscheint Paulus. Einen zusammenfassenden Überblick über das Gebetsleben im neutestamentlichen Zeitalter bietet Jülicher (Gebet im Neuen Testament, RGG II 1175 ff.). Eine knappe und lebendige Darstellung des Gebetslebens Jesu gibt H. Koenig (La prière dans l'enseignement de Jésus, Paris 1888, Thèse). Eugène Guit on (Pourquoi prier, Genf 1908, Thèse) beleuchtet im Anschluß an René Pfender den Unterschied des Gebets Jesu vom Littestamentlichen und rabbinischen Gebet. Die Studie von J. Margreth (Das Gebetsleben Jesu Christi des Sohnes Gottes, Münster 1902) behandelt hauptsachlich die christologischen Probleme und Aporien, welche der katholischen Dogmatik aus der Tatsache erwachsen, daß Jesus, die zweite Person der Gottheit, schlicht wie ein Mensch betet. Als das Schönste und Tiefste, was je von einem Historiker oder Psychologen über das Gebet geschrieben worden ist, muß Adolf Deißmanns,Skizze über den Beter Jesus gelten. (Der Beter Jesus. Ein vergessenes Kapitel der neutestamentlichen Theologie, Christliche Welt XIII, 1899, 701 ff.; abgedruckt in Evangelium und Urchristentum, Beiträge zur Weiterentwicklung der christlichen Religion, München 1905, 95 ff.) Sie offenbart eine wundervolle psychologische Feinfühligkeit und künstlerische Darstellungskraft. Die sorgsame Studie von August Werner (Die Gebete Jesu und die Lehre Jesu vom Gebet, Jahrbücher für protestantische Theologie 1881, 385-413) bleibt weit hinter ihr zurück. Ein wirksames Gegenstück zu Deißmanns Zeichnung des Beters Jesu bildet die eindrucksvolle Predigt über das Gnadengebet bei Paulus (Roe. 8, 26), die derselbe Verfasser bei einem akademischen Gottesdienst in Berlin hielt (abgedruckt im ,,Evangelischen Wochenbrief", Neue Folge 71/72 [1918], 2 ff.); sie wirft helles Licht auf eine wenig beachtete Seite des religiösen Innenlebens. Eine fesselnde Darstellung vom Gebetsleben des Völkerapostels ist in der prächtigen Paulusmonographie H. Wein els enthalten (Paulus, der Mensch und sein Werk, Tübingen 1904, 97 ff.). A. Junckers Schriftchen (Das Gebet bei Paulus, Biblische Zeit- und Streitfragen, Berlin 1905) bringt brauchbare Gesichtspunkte, ist jedoch durch eine unnötige Polemik belastet. K. Böhmes origineller Aufsatz über das,,paulinische Gebet" (Protestantische Monatshefte VI. 1902, 426 ff.) konstruiert einen künstlichen Gegensatz zwischen der Gebetsweise des synoptischen Jesus und der des Apostels Paulus. Th. Schermann (Griechische Zauberpapyri und das Gemeinde- und Dankgebet im 1. Klemensbrief, TU III 4, Leipzig 1909) zieht einen lehrreichen Vergleich zwischen dem liturgischen Gebet der altchristlichen Gemeinde und den Preisgebeten der hellenistischen Mystik, die in den magischen Papyri überliefert worden sind. Otto Holtznann (Die täglichen Gebetsstunden im Judentum und Urchristentum, Zeitschrift für neutestament. Wis enschaft 12, 1911, 90 ff.) erörtert die von Harnack (Ausgabe der Didache 1884, 27 f.) gestellte verwickelte Frage nach der Zeit, zu welcher im Judentum und U.christentum das tägliche Pflichtgebet stattfand. Von der Goltz (Tischgebete und Abendmahlsgebete in der altgriechischen und altchristlichen Kirche, TU. N. F. XIV 2a, Leipzig 1905) geht den Spuren des jüdischen Tischsegens in den altchristlichen Eucharistiegebeten nach und zeigt, wie auch umgekehrt eucharistische Gebetsmotive sich in griechischen

Tischgebeten finden. Der ursprüngliche Charakter der Eucharistie als einer gemeinschaftlichen Mahlzeit wird hierdurch in helles Licht gerückt. Peters, Gebet in F. X. Kraus, Realenzyklopädie der christlichen Altertümer I 1882, 550 ff. behandelt das altchristliche Gebet auf Grund der archäologischen Dokumente. J. P. Kirsch (Die Akklamationen und Gebete der altchristlichen Grabinschriften, Köln 1897) beleuchtet die an Gott, Christus und die Märtyrer gerichteten Katakombengebete für die Verstorbenen und stellt ihre Beeinflussung durch das liturgische Gebet fest. K. Michel (Gebet und Bild in frühchristlicher Zeit, Studien über christliche Denkmäler, 1, Leipzig 1902) erbringt den Nachweis dafür, daß die populären altchristlichen Gebetsformeln auf die darstellende Kunst der vornicänischen Zeit einen nicht unerheblichen Einfluß ausgeübt haben. Äußerungen von alten Kirchenschriftstellern und Kirchenvätern über das Gebet sind zusammengestellt von Gottfried Arnold (,,Von dem Gebet der ersten Christen zu Gott" in seiner Schrift: Die erste Liebe d. i. wahre Abhandlung der ersten Christen nach ihrem lebendigen Glauben und heiligen Leben, Altona 1722, 156-170), J. A. W. Neander (Denkwürdigkeiten aus der Geschichte des Christentums und christlichen Lebens, Berlin 1823, I 2, 80 ff. II 157 ff.), C. J. Hefele (,,Zur Archäologie des häuslichen und Familienlebens der Christen" in den Beiträgen zur Kirchengeschichte, Archäologie und Liturgik, Tübingen 1864, II 332-349). Die Schrift von O. Dibelius (Das Vaterunser, Umrisse zu einer Geschichte des Gebets in der alten und mittelalterlichen Kirche, Gießen 1903) enthält drei Einzelabhandlungen. Die erste, religionsgeschichtlich wertvollste, untersucht die theologischen Gebetstheorien eines Clemens von Alexandrien, Origenes und Gregor von Nyssa; die zweite betrachtet die Vaterunserexegese der griechischen Theologen; die dritte zieht einen literargeschichtlichen Vergleich der Vaterunsererklärung Luthers mit patristischen Auslegungen. Spezielle ,,Untersuchungen zur Geschichte der griechischen Vaterunserexegese" hat G. Walther (TU 40, 3 Leipzig 1914) angestellt. Dem Gebetsleben der katholischen Mystiker schenken J. Chapman in seiner lehrreichen Skizze über die Geschichte der christlichen Mystik (Mysticism Christian, Roman-Catholic, ERE IX 90 ff.) und Joseph Zahn in seiner reichhaltigen,,Einführung in die christliche Mystik" (Paderborn 1908, 137-270) besondere Aufmerksamkeit. Die komplizierte Gebetstechnik und Gebetstheorie der neueren katholischen Mystik hat durch den Jesuiten Auguste Poulain (Des grâces d'oraison, Paris 1901 und öfter; deutsch: Die Fülle der Gnaden. Ein Handbuch der Mystik, Freiburg 1909) eine psychologische Darstellung gefunden. Die Gebets- und Versenkungsmethode der hesychiastischen Mönche der Ostkirche hat B. Schmidt zum Gegenstand einer Dissertation gemacht (Das geistige Gebet. Eine Untersuchung zur Geschichte der griechischen Mystik, Halle 1916). ,,Die verschütteten Schatzkammern des mittelalterlichen Gebetslebens sind fast noch gar nicht wieder aufgeschlossen worden. Wir wissen recht wohl, wie man im Mittelalter lehrte und lebte, sang und dichtete, malte und baute, aber wie dasselbe betete, davon wissen wir noch sehr wenig" (M. Huttler) 50. Eine besondere Heimstätte mystischer Gebetsfrömmigkeit waren im Mittelalter die Klöster der Dominikanerinnen. Es ist ein Verdienst des Dominikaners H. Wilms, das Gebetsleben dieser Nonnen untersucht zu haben (Das Beten der Mystikerinnen, dargestellt nach den Chroniken der Dominikanerinnenklöster, Quellen zur Geschichte des Dominikanerordens in Deutschland, Leipzig 1916). Man vermißt jedoch die Heranziehung bedeutsamer Selbst bekenntnisse mittelalterlicher Dominikanerinnen und ein tieferes psychologisches Eindringen in das geschichtliche Material. ,,Der Versuch, die Entwicklung der Gebetbücher darzulegen, gleicht dem Wagnis in einen Urwald einzudringen, durch den kein Pfad gebahnt ist; denn die Zahl der Gebetbücher ist unübersehbar, und eine Zusammenstellung derselben wurde noch nie versucht." Der Jesuit Stephan Beissel, der die angeführten Worte schrieb, versuchte das in einer Reihe von Aufsätzen (Zur Geschichte der Gebetbücher, Stimmen von Maria Laach 77 (1909) 28 ff. 169 ff. 274 ff. 397 ff.), beschränkt sich jedoch auf die katholischen, und zwar die für Laien bestimmten Andachtsbücher des Abendlandes, deren älteste Form die ,,Psalterien" des frühen Mittelalters darstellen. Sein Ordensgenosse Franz Hot zy (Zur deutschen Gebetsliteratur des ausgehenden Mittelalters, Sonderdruck aus dem Jahresbericht des Gymnasiums

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »