ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

159

wie in der Anschauung oder im Kulte." 158 Von den Schilluk bezeugt P. Hofmayr, daß sie den Namen des höchsten Wesens Cuok sehr selten außer in den gewöhnlichen Grußformeln nennen. Über den Himmelsgott der Dschagganeger schreibt Raum:,,Ruwa droht oft zu einer bloßen Idee oder Ahnung sich zu verflüchtigen, die keine praktische Bedeutung besitzt. Bei den Aussagen über Ruwa handelt es sich mehr um Gottessagen.“ 160

Wenn wir die Vorstellungen der verschiedenen Stämme von dem höchsten Wesen überschauen, so treten deutlich drei Gruppen hervor: 1. high gods, die (außer den Primitialopfern) keine Opfer empfangen, zu denen man in der Not spontan, frei und formlos betet, 2. high gods, an die Opfer und Gebete gerichtet werden wie an alle anderen Mächte, die Objekt eines eigentlichen Kults sind; 3. high gods, denen man keine Opfer bringt und zu denen man nie oder fast nie betet. Die Wesen der zweiten Gruppe sind Kultgottheiten genau so wie die anderen Götter und Geister, die der primitive oder antike Mensch verehrt. Die Wesen der dritten Gruppe sind,dii otiosi' deistischer Wesensart, denen nur eine theoretische Bedeutung im religiösen Vorstellungskreis, jedoch keine praktische Bedeutung im religiösen Leben zukommt. In keiner dieser beiden letzten Gruppen dürften wir das ursprüngliche Bild des höchsten Wesens erfassen. Die Verehrung des Urvaters mit Opfern dürfte auf einem fortschreitenden Entwicklungsprozeß beruhen: der Kult und das Opferritual der Naturgötter und Ahnen wurde auf den höchsten Gott übertragen. Der deistische Charakter des Urhebers hingegen erscheint als das Resultat einer Rückbildung, eines Verkümmerungsprozesses: das höchste Wesen wurde von den dem Menschen näherstehenden Geistern verdrängt; um sein Bild, ehedem lebendig im Glauben des Primitiven, hüllt sich das Dunkel der Sage; der die Welt beherrschende Schicksalsgott wurde zum bloßen Demiurgen,,Urheber', dessen Macht und Werk der Vorzeit angehörte. So schwand das ehedem lebendige Gefühl seiner Nähe, das ehedem tiefe Bewußtsein der vollen Abhängigkeit von seiner Macht; man hörte auf, zu ihm zu beten. Es fehlt nicht an Zeugnissen dafür, daß der Gebetsverkehr mit dem Schöpfergott in vergangenen Zeiten reicher und lebendiger war wie in der Gegenwart. 161 Trübe Erinnerungen daran haben sich bisweilen in der Sage erhalten. Die Andamanesen erzählen sich von Puluga, daß er früher mit den Menschen verkehrte 162 - eine schwache Erinnerung daran, daß ehedem die Menschen durch das Gebet in trautem Umgang und lebendiger Gemeinschaft mit ihrem Schöpfer standen. Bei verschiedenen Bantustämmen findet sich der Glaube, Gott habe seine Schöpfung der Herrschaft der Geister überlassen 163 - ein primitiver theologischer Versuch, das Zurücktreten des Urvaters im Glauben und in der Verehrung zu erklären.

4. Interzession.

Das Gefühl der Erhabenheit und Majestät des höchsten Gottes kann so stark sein, daß der Mensch nicht wagt, mit ihm in unmittelbaren Verkehr zu treten. Wie er manchmal sich nicht direkt mit einer Bitte an den Herrscher und Häuptling wendet, sondern dessen Freunde und Diener bittet, sein Anliegen vor dessen Thron zu bringen, so richtet

er auch an den Gott des Himmels sein Gebet nicht persönlich und unmittelbar, sondern ruft die niederen Gottheiten um Fürsprache an. In vielen Fällen steht diese Bitte um Fürsprache der persönlichen Bitte an das höchste Wesen nur zur Seite. Man trägt diesem seine Bitte vor, zugleich aber wendet man sich an die unteren Götter, auf daß diese bei ihm ihr Wort für den Bittenden einlegen. Dasselbe pflegt man ja auch auf Erden zu tun; man bittet einen Freund des Herrschers, das Bittgesuch, das man an diesen gerichtet hat, zu befürworten.

Eine Euahlayi-Frau sandte bei Dürre ihren Schutzgeist zum Urvater Baiame, auf daß er ihm sage, das Land bedürfe des Regens. 164 Die Konde am NyassaSee riefen bei einer Viehpest zu den Ahnen:,,Erhöret das Wort, das ich rede! Fallet nieder vor Gott und sagt: Weshalb soll das Vieh Muakorobos sterben? Die Seuche möge weichen!" 165 Die Eweer bringen Gebete und Opfer an Mawu durch seinen Sohn Sogble, den Blitzgott:,,O roter Sogble, komm und empfange diese Gabe für deinen Vater, den großen Gott!",,O Sogble, höre auf meine Stimme und gehe zum großen Gott, daß er mir helfe, mich segne und alles wohl gelingen lasse!" 1 Nach der Anschauung der Bewohner von Mkulwe haben die wazimu (Seelen der Verstorbenen) großen Einfluß bei Nguluwi, dem Schöpfer und Himmelsgott. Alltäglich bitten sie ihre Ahnen um Fürbitte: ,,Du, Vater, schütze mich, und du, Mutter, schütze mich, du Großvater N.,ihr Großväter alle, schützt mich, fallt für mich bittend nieder bei Gott, daß ich wohl sei!" Als die einflußreichsten Fürsprecher bei Gott gelten die verstorbenen Häuptlinge, maleza genannt. Um Regen zu erlangen, opfert der Häuptling an ihrem Grabe und erfleht ihre Fürsprache:,,Du Vater Luiwa schütze mich; ihr Väter alle des Landes, schützt mich, erbittet mir Regen bei Nguluwi!" 167 Der Opferpriester der Jap (deutsche Südsee) ruft, immer aufsteigend, die ganze Kette seiner Amtsvorgänger an, daß sie sein Gebet weitergeben an den jeweiligen Vorgänger. Ist das Namenregister erschöpft, so wendet er sich in genereller Weise an alle übrigen Vorgänger, daß sie den kan (Geist) des taliu bitten sollen, und dieser Margigi seine Mutter und dieser die Bewohner von Sipin und diese schließlich das höchste Wesen, den Himmelshäuptling Yelafaz. Seine Gebetsanrufung durchläuft so die ganze ,hierarchia coelestis':,,O Tamang, du mögest Giliken bitten, er möge Ken bitten, er möge Tâmaniad bitten, er möge Tâmanin bitten, er möge die Seligen bitten sie mögen Uezrei bitten, er solle Margigi bitten, sie solle die von Sipin bitten, sie sollen Yelafaz bitten." is Doch nicht allein an den Schöpfer und Himmelsgott, sondern auch an andere höhere Gottheiten wendet man sich durch Fürbitter und Mittelspersonen. Die Ainu rufen zum Feuer:,,O Gott des Feuers, bitte die Götter, uns Erfolg zu geben!" 1" Die Cora-Indianer rufen die jüngst Verstorbenen als Fürsprecher bei den Gottheiten und den,Alten', d. h. den früher Verstorbenen an.,,So tut es denn und bittet für mich um Leben, damit ich darin Leben habe und (noch) einen Tag hier zubringe." 170 Die alten sumerischen Priesterfürsten rufen ebenso wie die späteren assyrischen Könige niedere Gottheiten um ihre Vermittlung bei den höchsten Göttern an. ,,O Annunaki zu meiner Seite, möchtet ihr ein Gebet (vor Ningirsu) aussprechen!" (Gudea Cyl. B II 6).,,Möge sein Gott Ninsach für sein Leben in künftigen Tagen sich vor Ningirsu niederwerfen.“ (Urukagina).,,Enlil, der König der Länder, möge Anu, seinem geliebten Vater, meine Bitte sagen, meinem Leben Leben zuzufügen" (Lugal-zagiz) 17.,,Niederwerfung der Gegner und Zerstörung des Landes meiner Feinde sprich aus vor Schamasch, dem König des Himmels und der Erde, alljährlich.",,Vor Mardurk, dem König des Himmels und der Erde, dem Vater, deinem Erzeuger, mache angenehm meine Taten, bitte um Gnade für mich" (Nebukadnezar) 17.

Die Anrufung niederer Geister als Mittler und Fürsprecher bei höheren Gottheiten oder beim höchsten Gott ist zweifellos eine sekundäre Erscheinung. Als das kindliche Zutrauen zu Gott schwand und man begann, Gott als schwer zugänglichen, souveränen Herrscher vorzustellen, da suchte man, irdisch-sozialen Analogien gemäß, durch die Vermittlun

solcher Wesen, die einerseits Gott nahe standen und andererseits den Menschen vertraut waren, vor allem der Ahnen, Gottes Gunst und Grade zu erlangen. Aber es ist bedeutsam, daß der Gedanke der ‚intercessio sanctorum' schon bei den schriftlosen Stämmen Australiens, Afrikas und Austronesiens wie bei den ältesten Kulturvölkern sich findet. Er wurzelt in der im ganzen religiösen Leben sich offenbarenden Tendenz, auf das Verhältnis zu Gott die Verhältnisse des sozialen Lebens zu übertragen. Die Anrufung der Fürbitte der Heiligen und Engel, die in den großen monotheistisch-prophetischen Religionen, im nachexilischen Judentum, im Christentum und im Islam eine hervorragende Rolle spielt, erweist sich somit als uralte, in menschlichen Anlagen und Bedürfnissen tief begründete Form des religiösen Verkehrs mit Gott.

5. Intervention.

Seltsamerweise treffen wir in der Religion von Naturvölkern auch die umgekehrte Erscheinung. Man wendet sich an die höheren Götter und erfleht von ihnen eine Einwirkung auf die niederen. So betet der Cora-Indianer zum Morgenstern:,,Möchtest du es mitteilen deinen jüngeren Brüdern, den Tschakate-Göttern (Flußgöttern)!" Oder er bittet die Sonne um ihre Intervention bei den Flußgöttern:,,Du verstehst sie und weißt über sie Bescheid. Du mögest ihnen sagen, sie möchten nichts Übles gegen mich sinnen. Diese Gabe mögest du ihnen einhändigen!" Und zu der Unterweltsgöttin Têtewan, der Mutter der Flußgötter, ruft er:,,Sage also deinen Söhnen, den Tschakate: sie möchten mir keinen Schaden zufügen, sie, die das Wasser in Obhut haben." 173 In babylonischen Hymnen bittet häufig ein gequälter Mensch eine mächtige Gottheit, ihm seinen Schutzgott oder seine Schutzgöttin, die ihm zürnt, zu versöhnen. 174

6. Gebet an mehrere Gottheiten.

Ursprünglich richtete wohl der Mensch sein Gebet nur an einen Gott oder doch nur an eine Götterklasse wie die Ahnen. Wo aber ein Stamm zur Bildung eines, wenn auch noch so primitiven Pantheons fortgeschritten ist, ruft man - zumal bei feierlichen liturgischen Akten-nicht selten in einem und demselben Gebet mehrere Götter an, die ganz verschiedenen Kategorien angehören. Bei verschiedenen afrikanischen Stämmen ruft man im gleichen Gebet den höchsten Gott wie die Ahnen an. Ein Gebet der Wapokomo hebt an mit den Worten: ,,O Gott, wir bitten dich! O Totengeister, wir bitten euch! O Ahnen, wir bitten euch!" 175 Ein Ewe-Gebet beginnt mit der Anrede:,,Sodza, Gott unserer Heimat, Mutter der großen Gemeinde, ihr trowo (Naturgeister) unserer Heimat!" 17 Ein Batak-Gebet fängt an mit der Anrufung:,,O Großvater Boraspati ni tano (Erdgott) und ihr sambaon (Lokalgeister)!“ 177 Die Cora-Indianer rufen in einem Gebet die Sonne, die Erdgöttin, den Morgenstern und die Ahnen an. Ein Gebet in den,,Sieben gegen Theben" beginnt mit der feierlichen Apostrophe:

178

,,O Zeus, o Erde und ihr städt'schen Götter all!"

Oft wird eine lange Reihe von göttlichen Wesen bei Beginn des Gebets angerufen. ,,Es ist eine Eigentümlichkeit vieler Opfergebete der Tobabatak, daß darin nicht nur die Gottheit oder der eine Ahne oder begu angerufen wird, mit dem man es gerade zu tun hat, sondern daß man die ganze Schar der Götter und Geister mit ihm zusammen ruft: die fünf Obergötter, Boraspati ni tano (Erdgott), die Wassergottheiten, verschiedene samban (Lokalgeister), alle möglichen begu (Totengeister) und Heroen, eine Menge Namen. Es liegt wohl die Besorgnis zugrunde, es könne sich irgend ein Begu übergangen fühlen und unangenehm berührt wer.den." 180 Die Griechen riefen in der Not bisweilen zu zahlreichen Gottheiten. Das Chorgebet der Thebanerinnen in den,,Sieben gegen Theben" des Äschylus (116 ff.) spiegelt trefflich das spontane individuelle wie das feierliche liturgische Gebet der Griechen an viele Einzelgötter wieder. Das Devotionsgebet, das der römische Konsul Decius Mus in der Not des Landes sprach, beginnt mit der Anrufung:,,Jane, Juppiter, Mars pater, Quirine, Bellona, di Novensiles, di Indigetes, divi, quorum est potestas nostrorum hostiumque, dique Manes!" 181 Wird

nach jeder Namensnennung dieselbe kurze Bitte in einförmiger Weise wiederholt, so nennen wir ein solches Gebet an viele höhere Wesen,Litanei'. Schon schriftlose Völker wie die Cora-Indianer rezitierten solche Litaneien bei ihren religiösen Festen. Allein während die anderen an mehrere Gottheiten gerichteten Gebete noch spontan und frei sein können, sind die Litaneien stets feststehende, streng gebundene Gebets formeln; sie gehören darum nicht in den Zusammenhang des naiven Gebets der Primitiven.

7. Das Prioritätsproblem.

Eine große und bunte Schar übersinnlicher Mächte ist es, zu denen der primitive Mensch um Hilfe und Glück betet. Aber zu all den mannigfachen Natur- und Elementargeistern, Tätigkeits- und Sondergöttern fleht er nur in jenen Anliegen, die das eng umgrenzte Machtgebiet dieser Wesen betreffen. Umfassender ist der Wirkungskreis der Lokalgötter und Ahnen; vor sie bringt man die verschiedensten Nöte und Wünsche, die Anliegen der Familie, des Dorfes, der Stadt, des Gaues; aber auch ihr Wirken ist nicht unbegrenzt; zu den Ahnen beten immer nur die Kinder und Kindeskinder, zu den Lokalgottheiten nur der, welcher in ihrem Bereiche weilt. Nur das Wirken des höchsten Gottes, des Schöpfers, ist schrankenlos, seine Machtsphäre kennt keine Grenzen. Zu ihm kann man in allen Anliegen seine Zuflucht nehmen, zu ihm kann man allerorts und allezeit beten. Wie seine Macht und sein Wirken, so sind auch die Gebetsanliegen, mit denen man zu ihm kommt, universell, so reich und verschieden wie die Nöte und Bedürfnisse des Menschen. Aber es sind fast stets die wichtigsten Anliegen, die den Gegenstand des Gebets an ihn bilden die kleinen und kleinsten Wünsche und Launen des Tages trägt man den niederen Göttern vor; aber sie erstrecken sich über das ganze Leben des Menschen, umfassen die ganze Natur. Der Gegensatz zu jenen übersinnlichen Mächten, die nur einem Teil der Natur oder des Menschenlebens vorstehen, ist so deutlich wie möglich. War er es, der Schöpfer Himmels und der Erde, der Herr über die Natur und die Geschicke des Menschen, zu dem der schwache Mensch, gedrängt von Not und Gefahr, zuerst seine bittende Stimme erhob? oder rief er zuerst zu den Geistern der Natur oder zu seinen Ahnen? An der Beantwortung dieser Frage hängt die Lösung des Problems nach dem Ursprung und der Urform des Gebets. Dieses Problem aber ist nur ein Teilproblem des großen Problems vom Ursprung des Gottesglaubens. Eine nähere Erörterung dieses Problems kann an dieser Stelle nicht erfolgen. Die Antwort, welche auf diese Frage gegeben wird, enthält stets eine geschichtsphilosophische Konstruktion, keine strenge geschichtliche oder psychologische Erkenntnis. Immerhin kann die Religionswissenschaft nicht darauf verzichten, eine solche hypothetische Konstruktion vorzunehmen. Darum sei die Anschauung des Verfassers über die Entstehung des Gebets an die verschiedenen höheren Wesen kurz skizziert. Eine nähere Ausführung dieser Gedanken wird seine Untersuchung über,,Gebet und Zauberspruch" bringen.

Verschiedene Momente weisen darauf hin, daß ursprünglich das Gebet ausschließlich an den höchsten Gott Himmels und der Erde gerichtet

Das Gebet

9

wurde. Der Glaube an ein höchstes Wesen hat eine doppelte Wurzel im Seelenleben des Urmenschen. Er ist einmal geboren aus der großen Frage, die schon den Primitiven beschäftigte: Woher stammt die Welt, woher der Mensch? Aber noch tiefer und wichtiger als diese theoretische Wurzel des Gottesglaubens ist die andere, praktische. Der primitive Mensch ist durchdrungen von dem Gefühl der absoluten Ohnmacht und Abhängigkeit; man kann dieses Gefühl, das Furcht und Hoffnung, Angst und Zuversicht umschließt, sein Lebensgrundgefühl nennen. Aus diesem universellen Abhängigkeitsgefühl geht der Glaube an einen Vater aller Menschen hervor das höchste Wesen, das die Naturvölker verehren, gilt allenthalben als Vater. An diesen Urvater wandte sich der Mensch in jeder Not, ihm dankte er in allem Glück. Als Zeichen der Anerkennung und Dankbarkeit brachte er ihm die Erstlinge von Speise und Trank, von der Jagdbeute und den Feldfrüchten dar.

Zum Gebet und Erstlingsopfer an den Urvater trat sehr frühe die Anrufung und Gabendarbringung an die Ahnen. Das Gebet an die verstorbenen Eltern und Großeltern ging wahrscheinlich aus der Totenklage hervor, das Opfer an sie aus der Totenspeisung. Bei den meisten Völkern erfolgt die Totenklage in der Du-Anrede. Der Klage über den Weggang und dem Wunsche,,komm wieder" fügte man schließlich die Bitte um Hilfe zu. So entstand ein Gebetsverkehr zwischen den Nachkommen und Ahnen, analog dem Gebetsverkehr zwischen Mensch und Schöpfer. Am Grabe des Verstorbenen setzte man Speise und Trank nieder, deren der Tote ebenso wie der Lebende bedurfte. Zu der regelmäßigen Speisung trat die Darbringung außerordentlicher Gaben hinzu, mit denen man die Bitten an die mächtigen Toten unterstützte. So entstand das Speiseopfer, das einen völlig anderen Sinn hat als das dem Schöpfer gewidmete Primitialopfer.

Während das Gebet an den Schöpfer und an die Ahnen selbständig entstand, erscheint das Gebet an die Naturgeister und Naturgötter als etwas Sekundäres. Die Naturobjekte, die mit Gebet und Opfer verehrt werden, sind zum größten Teil Mana- oder Tabu-Objekte, an denen dem Primitiven das Erlebnis des,Heiligen, des,Numinösen aufleuchtete. Sie scheinen erst unter dem Einflusse des Ahnenkults und der Verehrung des höchsten Wesens aus unpersönlichen mit übernatürlicher Macht begabten Objekten zu persönlichen Geistwesen, d. h. zu Göttern geworden zu sein. Nachdem sich die Anthropomorphisierung der ManaObjekte vollzogen hatte, richtete man an sie Gebete und Opfer wie ehedem an die Ahnen und an den Schöpfer.

Noch jünger als der Kultus der Naturmächte ist die Verehrung der Lokalgottheiten und Patrongötter. Die Lokalgötter sind wohl aus einer Verschmelzung der Ahnen und Heroen mit bestimmten Naturgeistern und dem höchsten Wesen entstanden. Die Vorstellung der Patron-, Funktions- und Sondergötter ist eine sehr junge Neubildung; sie setzt bereits eine sehr starke Abstraktionsfähigkeit voraus.

So drängt sich uns, wenn wir die Urgeschichte des Gebets zu rekonstruieren versuchen, eine geschichtsphilosophische Perspektive auf, die den herkömmlichen Theorien von der Genesis der Gottesidee entgegen

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »