ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Das Anheimstellen aller Einzelwünsche an Gott leitet zu jener Form des philosophischen Gebets über, die in der Stoa ihre höchste Vollendung erreichte: zur Aussprache der vollen Wunschlosigkeit und Gelassenheit, der restlosen Ergebung in die Hände des Schicksals. Der Weise bittet und fleht nicht, er betet nicht einmal um die Erlangung eines sittlichen Gutes; er bekennt nur seine volle Abhängigkeit, er verzichtet auf allen Eigenwunsch und Eigenwillen, er ist bereit, jedes Geschick, Leben und Tod, Glück und Unglück, Ehre und Schmach ohne Widerspruch und Widerwillen hinzunehmen. Kleanthes ruft zu Zeus und zum Schicksal:

,,Führ mich, o Zeus, und du, gewaltiges Schicksal,
Wohin auch immer ich von euch bestimmt bin;
Ich folge ohne Zögern; wenn ich auch nicht will
In meiner Bosheit, folgen muß ich dennoch." 28

Seneca hat dieses Gebet ins Lateinische übersetzt 29; er hat uns auch den feierlichen Verzicht des Demetrius überliefert, in dem dieser Leib und Leben, Kinder und Besitz den Göttern übergibt:,,Wollt ihr meine Kinder nehmen? von euch hab ich sie empfangen; wollt ihr einen Teil meines Leibes? nehmt ihn; nicht etwas Großes geb ich dahin, da ich doch bald den ganzen Leib verlassen muß; wollt ihr die Seele? warum sollte ich euch daran hindern das zurückzunehmen, was ihr gegeben? Was ihr auch fordert, ich überlasse es euch aus freiem Willen“ (,,Vultis liberos sumere? vobis illos sustuli, vultis aliquam partem corporis ? sumite; non magnam rem promitto, cito totum relinquam; vultis spiritum? quidni nullam moram faciam, quominus recipiatis quod dedistis? a volente feretis, quidquid petieritis"). 30 Eine wundervolle Stimmung männlicher Freiheit und Entschlossenheit redet aus dem Gebet, zu dem Epiktet seine Jünger auffordert.,,Richte einmal deinen Nacken empor als ein aus der Knechtschaft Befreiter, wage es zum Himmel aufzuschauen und zu sprechen:,Gebrauche mich denn, wozu du willst, ich stimme mit dir überein, ich bin dein (xo μo λonòv eis d av θέλῃς, ὁμογνωμονῶ σοι, σός είμι). Ich appelliere nicht gegen deine Beschlüsse. Wohin du willst, führe mich, welches Kleid du nur willst, lege mir um. Willst du, daß ich ein Amt habe, daß ich ein Privatmann sei, daß ich bleibe oder fliehe, arm oder reich sei; ich werde dich für das alles vor den Menschen verteidigen; zeige die Natur eines jeden, wie sie ist." 31

Das stoische Gebetsideal der vollen Hingabe des menschlichen Willens an den göttlichen, des Sichbeugens unter die ewigen Schicksalsordnungen, wurde auch von den französischen Aufklärern hochgehalten.

,,Das vollkommenste Gebet", urteilt Rousseau,,,ist die völlige Resignation in Gottes Willensfügungen. Nicht was ich will, sondern was du willst!',Dein Wille geschehe!" Jedes andere Gebet ist überflüssig und steht mit diesem in Widerspruch.' "32 Diderot ruft am Schlusse der Interprétations de la nature aus: ,,O Gott! Ich erbitte nichts von dir, denn der Gang der Natur ist innere Notwendigkeit, wenn du nicht bist, oder dein Gebot, wenn du bist." 33 Voltaire bekennt:,,O Gott aller Welten und aller Wesen, das einzige Gebet, das dir entsprechen kann, ist die Unterwerfung; denn wozu den bitten, der alles geordnet, alles vorgesehen, alles verkettet hat seit dem Anbeginn der Dinge ?" Die Gebete Voltaires sind darum nur bedingte Gebete, getragen von der absoluten Aner

kennung der ewigen Ordnungen Gottes. Eines der oben angeführten Gebete beginnt mit den Worten:,,Nicht mehr an die Menschen richte ich mich, sondern an dich, den Gott aller Wesen, aller Welten, aller Zeiten. Wenn es schwachen Geschöpfen, welche in der Unendlichkeit verloren sind und unfähig das übrige Universum zu erkennen, erlaubt ist, dich um etwas zu bitten, dich, der alles gegeben hat, dich, dessen Bestimmungen unabänderlich wie ewig sind, so würdige dich in Gnade die Irrungen zu betrachten, die unserer Natur anhaften." "

In der Aussprache der Resignation und Ergebung berührt sich das stoisch-philosophische Gebetsideal mit dem Gebete der mystischen Frömmigkeit. Das ,Suspice' des heiligen Ignatius von Loyola, manche Gebete des Thomas von Kempen, der heiligen Teresa und der Madame Guyon klingen wörtlich an die Gebete des Demetrius und Epiktet an. Epiktets Worte:,,Tue mit mir, was du willst, dein Wille ist mein Wille, ich bin dein," werden von den Mystikern unzählige Male wiederholt. (S. u. Kap. F III 4.) Und doch bergen sich hinter den gleichen Worten grundverschiedene seelische Stimmungen. Trotz aller Feierlichkeit und Erhabenheit, trotz alles tiefen sittlichen Ernstes offenbaren die stoischen Gebete eine gewisse Frostigkeit und Unpersönlichkeit. Es fehlt ihnen die Innigkeit und Wärme, der enthusiastische Hauch, der dem Beten der christlichen, sufistischen und hinduistischen Mystiker eigen ist. 35 Das Gebet der Stoiker und Aufklärer ist eben ein ethisches Ideal, das der Mystiker quillt aus den Tiefen persönlichen religiösen Erlebens. Die Resignation des Stoikers entspringt einem starken sittlichen Willen, der sich mutig und entschlossen dem unabänderlichen Schicksal beugt, die Ergebung des Mystikers wurzelt in der völligen Hin gabe des Ich an das höchste Gut, in der Gottesliebe. Viel enger als mit dem Beten der Mystiker ist das stoische Gebetsideal mit der buddhistischen Versenkung verwandt. Die stoische άлά9ɛα gleicht in der Stimmungsfarbe der buddhistischen upekkhá, dem völligen leid- und freudlosen' Gleichmut, zu dem sich der Bhikkhu auf der vierten Stufe der Versenkung (dhyâna) erhebt. Doch unterscheidet sich das stoische wie das mystische Ergebungsgebet von der buddhistischen Indifferenzstimmung dadurch, daß in letzterer jede unmittelbare Hinwendung an eine höchste metaphysische Realität fehlt. 36

Noch eine andere Form mystischen Betens und Kontemplierens ist in dem philosophischen Gebetsideal angedeutet: die feierliche Betrachtung, Anbetung und Lobpreisung der Majestät und Herrlichkeit Gottes, die im großen und kleinen sich offenbart. Epiktet sagt:

,,Welches Wort reicht aus, um die Werke der Vorsehung zu lobpreisen und zu verherrlichen? Hätten wir Einsicht, müßten wir dann etwas anderes tun als sowohl gemeinsam wie einzeln die Gottheit lobpreisen und rühmen und ihr Dank sagen? Müßten wir dann nicht beim Graben, Pflügen und Essen den Hymnus auf Gott anstimmen:, Groß ist Gott, weil er uns diese Werkzeuge gab, mit denen wir die Erde bearbeiten können; groß ist Gott, weil er uns Hände gab, weil er uns gab einen Gaumen, einen Magen, weil er uns wachsen läßt, ohne daß wir es merken, weil er uns Erquickung spendet durch den Schlaf.' Diesen Lobpreis müßten wir stets singen und den größten und göttlichsten Hymnus anstimmen, weil er die Kraft gab, dies zu verstehen und praktisch zu verwerten. Was nun? Weil so viele von euch blind sind, muß dann nicht einer . . . für alle den Hymnus auf Gott anstimmen? Was kann ich lahmer Greis anders tun als Gott lobpreisen ? Wäre ich eine Nachtigall, ich würde singen wie eine Nachtigall; wäre ich ein Schwan, ich würde singen wie ein Schwan. Nun bin ich ein vernunft begabtes

Wesen; so muß ich Gott lobpreisen. Dies ist meine Aufgabe, ich erfülle sie und nicht werde ich diesen meinen Posten verlassen, so lang es mir bestimmt ist, und euch fordere ich auf, einzustimmen in diesen Lobgesang." Noch sterbend hofft Epiktet zu Gott sprechen zu können:,,Nichts als Dank sage ich dir dafür, daß du mich gewürdigt hast, mit dir dieses Festspiel des Lebens zu feiern, deine Werke zu schauen und deiner Weltregierung verstandesmäßig nachzugehen“. 37 Auch Kant scheint etwas von der wunderbaren Macht der wortlosen mystischen Kontemplation erlebt zu haben; in seinen kritischen Ausführungen über das Gebet schreibt er:

,,Die Betrachtung der tiefen Weisheit der göttlichen Schöpfung an den kleinsten Dingen und ihrer Majestät im Großen, so wie sie zwar schon von jeher von Menschen hat erkannt werden können, in neuerer Zeit aber zum höchsten Bewundern erweitert worden ist, hat eine solche Kraft, das Gemüt nicht allein in diejenige dahinsinkende, den Menschen gleichsam in seinen eigenen Augen vernichtende Stimmung, die man Anbetung nennt, zu versetzen, sondern es liegt auch mit Rücksicht auf seine eigene moralische Bestimmung darin eine so seelenerhebende Kraft, daß dagegen Worte, wenn sie auch die des königlichen Beters David wären, wie leerer Schall verschwinden müssen, weil das Gefühl einer solchen Anschauung der Hand Gottes unaussprechlich ist." 38

Die Ähnlichkeit der philosophischen Anbetung und der mystischen Kontemplation ist unverkennbar. Freilich besteht ein gewaltiger Unterschied in der Gefühlsintensität: hier eine feierliche Stimmung, ein stilles Erhabenheitsgefühl, dort ein wonniges Trunkensein, ein affektiver Enthusiasmus, der sich bis zum Untergang des Selbstbewußtseins in der Ekstase steigert; hier das Gefühl des unendlichen Abstandes von Gott, dort ein seliges Einswerden mit ihm in der Liebe.

[ocr errors]

Der Inhalt des philosophischen Gebets ist also ein dreifacher: die Bitte um das sittliche Gute, die Ergebung ins Schicksal, die Anbetung der Größe Gottes in der Tat ein hehres Ideal, geboren aus einem tiefen und reinen sittlichen Geiste. Und doch ist dieses Gebet dem Philosophen nicht eine Notwendigkeit wie dem Frommen, der ohne Gebet nicht leben kann, sondern etwas Entbehrliches. Das sittliche Ideal läßt sich auch verwirklichen, ohne daß man im Gebet den Gnadenbeistand Gottes erfleht. Seneca sagt:,,Wie töricht ist es um einen guten Geist zu beten, da du ihn doch von dir selbst erlangen kannst.“ 39 Maximus Tyrius 40 wie Clemens von Alexandrien 41 betonen, daß der Weise, welcher um sittliche Güter bete, diese durch sein eigenes Streben und seine eigene Anstrengung, nicht durch göttliche Hilfe erlange. Ähnlich urteilt Rousseau:,,Nicht Gott ist es, der sich ändert, sondern wir ändern uns, indem wir uns zu ihm erheben. Alles, um w as man ihn bittet, wie man soll, gibt man sich selbst; . . . man steigert seine Kraft, indem man seine Schwäche erkennt." 42 Es lebt in dem philosophischen Ethiker der unerschütterliche Glaube an die sittliche Eigenkraft des Menschen, während die größten religiösen Geister von einem tiefen Gefühl der sittlichen Ohnmacht durchdrungen waren. Nicht auf das Gebet um das Gute kommt es an, sondern ausschließlich auf die sittliche Gesinnung und die sittliche Tat:,,Der verehrt genügend die Götter, der sie nachahmt," sagte Seneca. 43 japanischer Moralist, Sugawora no Michizane, sprach:

...

Ein

,,Wenn dein Herz nur stets verbleibt auf dem Pfade der Wahrheit, Schützen die Götter dich doch, säumtest Du gleich im Gebet.““

Voltaire meint:,,Tun wir unsere Pflicht gegen Gott, beten wir ihn an, seien wir gerecht- das ist unser wahrer Lobpreis, unser wahres Gebet."45 Guyau, der beredte Verfechter einer sozialethischen Zukunftsreligion, verkündet:,,Ist die Liebe das wesentliche Moment des wahren Gebets, so darf nicht nur der Mund von ihr reden, sondern Herz und Hand müssen den Liebesdienst üben, d. h. es kommt schließlich zum Ersatz des Gebets durch die Tat ... Die moralische Tat ist das uneigennützigste, heiligste, das menschlichste und göttlichste der Gebete." 46 Nicht die Bitte um das sittliche Ideal ist darum das wahre Gebet, sondern der Wille zum Guten, die ethische Einstellung, das sittliche Lebensgrundgefühl. Dieses wahre Gebet ist an keine Veranlassung, an keine Worte, an keine Anrufung Gottes gebunden, ein Beten ohne Unterlaß.,,Mein Gebet ist beständig," sagte der kranke Konfutse, als seine Schüler ihn um die Erlaubnis baten, für ihn die Götter anzurufen. 47 Clemens von Alexandrien behauptet:,,Der Gnostiker betet in Gedanken zu jeder Stunde." 48 Kant schreibt in seiner ,Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft':

,,Ein herzlicher Wunsch, Gott in allem unserem Tun wohlgefällig zu sein, das ist die alle unsere Handlungen begleitende Gesinnung, sie, als ob sie im Dienste Gottes geschehen, zu betreiben, ist der Geist des Gebets, der ,ohne Unterlaß' in uns stattfinden kann und soll. Diesen Wunsch aber (es sei auch nur innerlich) in Worte und Formeln einzukleiden, kann höchstens nur den Wert eines Mittels zu wiederholter Belebung jener Gesinnung in uns selbst bei sich führen, unmittelbar aber keine Beziehung aufs göttliche Wohlgefallen haben, eben darum auch nicht für jedermann Pflicht sein. Weil ein Mittel nur dem vorgeschrieben werden kann, der es zu gewissen Zwecken bedarf, aber bei weitem nicht jedermann dieses Mittel (in und eigentlich mit sich selbst, vorgeblich, aber desto verständlicher mit Gott zu reden) nötig hat, vielmehr durch fortgesetzte Läuterung und Erhebung der moralischen Gesinnung dahin gearbeitet werden muß, daß dieser Geist des Gebets allein in uns hinreichend belebt werde, und der Buchstabe desselben (wenigstens zu unserem eigenen Behuf) endlich wegfallen könne. Denn dieser schwächt vielmehr wie alles, was indirekt auf einen gewissen Zweck gerichtet ist, die Wirkung der moralischen Idee." 49

Kants scharfsinniger Geist hat die Konsequenzen des philosophischethischen Gebetsideals aufgedeckt. Wo das Gebet in die innere sittliche Gesinnung verlegt wird, sinkt das wirkliche Beten, d. i. die Gebetshinwendung zu Gott, die Bitte um sittliche Kraft und die Aussprache der Ergebung zu einem bloßen pädagogischen Hilfsmittel der Ethik herab; das Gebet wird seines religiösen Charakters entkleidet, seiner Selbständigkeit beraubt. Der,Geist des Gebets' ist kein Gebet mehr, sondern ein moralisches Surrogat des Gebets.

II. Die metaphysische Gebetskritik und das metaphysische Gebetsideal.

Der naive Mensch empfindet im Gebet kein Problem; für den Frommen ist das Beten die selbstverständlichste religiöse Lebensäußerung. Alban Stolz sagt:,,Das Kind, kaum geboren, bringt die Geschicklichkeit zur Welt, an der Brust der Mutter seine Natur zu saugen; so ist auch der Seele es angeboren zu beten, das Beten ist Nahrungssaugen aus Gott. Eine Seele, die nicht beten mag oder kann, ist eine unnatürliche Miẞ

Das Gebet

14

geburt." Und Matthias Claudius spricht mit heiligem Humor: „Ob die Menschen beten dürfen - eine Frage wie die, ob die Menschen eine Nase haben dürfen." 50 Für das philosophische Denken hingegen ist das Gebet ein unabweisbares Problem: el dɛì εv%ɛo9α (,,ob man beten darf") - diese Frage, die Maximus Tyrius zum Titel einer philosophischen Abhandlung wählte, ist immer wieder in philosophischen Köpfen aufgestiegen, sie liegt unausgesprochen allen religionsphilosophischen Ausführungen über das Gebet zugrunde. Was das Gebet zum philosophischen Problem macht, ist weniger der Widerspruch zwischen dem Eudämonismus des primitiven Betens und den Idealen der philosophischen Ethik; dieser Widerspruch läßt sich beseitigen durch den Ausschluß aller irdischen Bitten aus dem Gebet und die Einengung des Bittgebets auf die ethischen Werte. Ein viel tieferer Gegensatz klafft zwischen den dem naiven Beten zugrundeliegenden religiösen Vorstellungen und Meinungen und dem rationalen Gottesbegriff der Philosophie.

[ocr errors]

1. Alles naive Beten hat zur Voraussetzung den Glauben an die reale Existenz und den anthropomorphen Habitus des angeredeten Gottes. Für den Philosophen ist Gott etwas ganz anderes als für den naiven Frommen. Mag er nun,persönlich',,unpersönlich' oder,überpersönlich gedacht sein nie ist er ein menschenähnliches Wesen, das fühlt und denkt wie der Erdenbewohner. Gott ist das,Sein', das,Absolute', der ,Weltgrund', das,Weltprinzip', die,Weltseele', die Idee des Wahren, Guten und Schönen oder gar nur ein,Postulat' der Vernunft, aber er ist nicht der ‚Herr' und der ‚Vater', dessen Nähe dem Beter eine unmittelbare und unzweifelhafte Gewißheit ist. (Auch eine theistische Metaphysik verbannt ebenso wie die pantheistische aus dem Gottesbegriff allen Anthropomorphismus.) Dieser Widerspruch zwischen der das naive Beten tragenden anthropopathischen Gottesvorstellung und dem philosophischen Gottesbegriff macht das harte Urteil verständlich, das manche Philosophen über das Gebet fällen. Voltaire sagt: „Wir richten an Gott nur deshalb Gebete, weil wir ihn nach unserem Bilde geschaffen haben. Wir behandeln ihn als einen Pascha, als einen Sultan, den man reizen und beschwichtigen kann." 51 Kant schreibt in einem Briefe an Kiesewetter:,,Bei dem Gebete ist Heuchelei, denn der Mensch mag nun laut beten oder seine Ideen innerlich in Worte auflösen, so stellt er sich die Gottheit als etwas vor, das den Sinnen gegeben werden kann, da sie doch bloß ein Prinzip, das seine Vernunft ihn anzunehmen zwingt. Das Dasein einer Gottheit ist nicht bewiesen, sondern es wird postuliert und es kann bloß dazu dienen, wozu die Vernunft gezwungen war, es zu postulieren." 52 Noch schärfer als Kant urteilt Schopenhauer über das Gebet:,,Wenn man sich ein Idol macht aus Holz, Stein, Metall oder es zusammensetzt aus abstrakten Begriffen, ist einerlei; es bleibt Idololatrie, sobald man ein persönliches Wesen vor sich hat, dem man opfert, das man anruft, dem man dankt. Es ist auch im Grunde so verschieden nicht, ob man seine Schafe oder seine Neigungen opfert. Jeder Ritus oder Gebet zeugt unwidersprechlich von Idololatrie." 53

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »