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muß von einem, wenn auch kurzen Gebetsruf begleitet sein, das den Zweck hat, das Opfer zu überreichen und die Bedeutung, mit der man sich bittend naht, darzulegen. Dieses begleitende Gebet ist ursprünglich die Hauptsache beim Opfer und nimmt bei größeren Feierlichkeiten einen breiten Raum ein, denn es macht die Gabe erst recht zu dem, was sie sein soll, eine Unterstützung, ein Akt der Höflichkeit des geringen Bittenden, mit dem er seiner Bitte Nachdruck verleiht.“ 35

Die Opfergebete werden zumeist nicht von einer so leidenschaftlichen Erregung getragen wie die Hilferufe, die ein Geängstigter in der Not ausstößt. Die Stimmung ist relativ gleichförmig und offenbart eine gewisse zeremonielle Feierlichkeit.

Der Opferspruch stellt seiner Form nach meist einen kurzen Hinweis auf das Opfer dar, an den sich unmittelbar eine kurze Bitte anschließt. In ausführlichen Gebeten wird oft nur mit ein paar Worten auf die Gabe hingedeutet. Häufig aber macht der Beter den Gott wiederholt auf das Opfer aufmerksam.

Der Inhalt des eigentlichen Opferspruches besteht oft nur darin, daß man ihn auf das Opferobjekt aufmerksam macht, daß man ihm sagt, das Geschenk sei für ihn bestimmt.,,Hier ist dein Widder!" (Ewe).,,Hier ist euer Ochse. Hier ist euer Essen." (Amazulu)3. ,Hier ist ein Sirih priemchen und ein Stück Fuja, die ich euch gebe" (Kabosenja)38.,,Ich habe dir ein Opfer gebracht" (Navahoes)". ,,Ich opfere dir Tabak" (Huronen).,,Ich opfere auch ein Schäflein." (Schilluk in Ostafrika)".,,Ein klein wenig deines Essens, deines Trinkens gebe ich dir. Und es ist nicht vieles und gutes, was ich dir gebe." (Kekchiindianer)".

Der Opferhinweis besteht oft in einer Bitte, die gebrachte Gabe zu beachten oder in Empfang zu nehmen.,,Aronhiaté (Himmel), sieh mein Opfer an." (Huronen) 4.,,Seht den großen Hahn für euch! Das ist euer Opfer für den Tag, das ist euer Opfer für die Nacht." (Malinke)".,,Sieh da, was dir deine Kinder und Geschöpfe opfern. Empfange es und sei nicht gegen sie erzürnt." (Peruaner)" ,,Die Hand opfert, o nimm die Körbchen vom Baum herunter, wir bitten um Leben." (Marschallinsulaner)".,,Ihr Geister der Vorfahren, nehmt dies Opfer an, es ist eure Speise." (Xosakaffern)47.,,O Großvater, Väterchen datu hat angegeben, daß du ein Opfer haben mußt, damit es gut gehe. Hier ist es, nimm es an! Hilf uns, segne uns! Sei freundlich und nimm es an!" (Tobabatak)“. ,,Nehmt den Hahn, den ich hier opfere, als Zukost an." (Herondas, Mimiamben IV 13);,,Nimm an die Opfertiere!" (Aristophanes, Lysistrate 204).

Weil der Primitive glaubt, daß das Opfer wirklich zur Nahrung der übersinnlichen Wesen diene, fordert er diese bei der Darbringung nicht selten ausdrücklich auf, das Gebrachte zu essen und zu trinken.,,Erbarmender Vater! Hier ist etwas Speise für dich; verzehre sie; sei uns gnädig um dieser Gabe willen!" (Papua auf Tanna)".,,Hier bringen wir unseren Yams, nehmt ihn in Empfang und eßt ihn. Ihr sollt essen, bevor wir essen. (Ewe) 50. Wenn ein Hurone in Gefahr ist, wirft er eine Handvoll Tabak ins Feuer, wobei er ruft:,,Da nimm und rauche, sei friedlich und tue mir kein Leid an!" Und wenn die Tami auf Neuguinea eine Zigarre einem Geist dedizieren, fügen sie bei:,,Da lege ich dir eine Zigarre her, rauche sie und treibe mir hernach Fische zu!"

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Bei solchen göttlichen Wesen, die auf Erden weilen und denen der Mensch an ihrem Wohnorte opfern kann, genügt die Bitte um Annahme und Genuß de Opfergaben; aber solche Wesen, die nicht unmittelbar den Menschen nahe sind, sondern in weiter Ferne sich aufhalten, pflegt man ausdrücklich aufzufordern, an den Opferplatz herbeizukommen und von den Opfergaben Besitz zu ergreifen. Vor allem lädt man die Gottheit ein, der zu Ehren man ein Festmahl veranstaltet. Ein Moanu auf den Admiralitätsinseln ladet also den Gott ein:,,Vater! sieh da das dir gehörige Sagobrot! komm herab zu meinem Sagobrot". Ein Ainu betet:

,,O Schöpfer der Welt, steige herab und nimm diesen Wein in Empfang"." Bei den birmanischen Katchin werden der höchste Gott Karai Kasang und die Geister mit folgenden Worten zu einem großen Opfer aufgefordert: „,0 Karai Kasang, Schöpfer aller Geister, Vater aller Menschen, komm und setze dich auf diesen Lehnstuhl; alle Opfer auf dem Balkon sind für dich ; iß und trink, was du gerne hast; auch ihr, große Nats, Söhne und Enkel des Karai Kasang, kommt in Gesellschaft mit eurem Vater und empfangt die aufgestellten Geschenke!" Der Einladung folgt natürlich die Bitte:,,Und nun Karai Kasang, gewähre uns Reis, Büffel, Silber" usw." Der einladende Ruf eines Batak an den Ahnengeist lautet:,,Sumangot der Großmutter, S. des Großvaters! Ich rufe dich, ich lade dich ein." Das Herbeirufen des Gottes zum Opfer läßt sich auch als eine urindogermanische Sitte nachweisen: der Gott wird aufgefordert, auf einem Grasbündel, das auf die Erde gestreut wird (Sanskrit barhis, Avesta baresman), während des Opferaktes Platz zu nehmen". Mit den Worten:,,Laßt euch nieder bei unserem Opfer!" lädt der parsische Opfer priester die himmlischen Wesen zum Opfermal ein"". Deų dɛvrɛ (kommt gnädig hierher!") ruft der Opferpriester in den Mimiamben des Herondas (IV II). Sehr häufig ergeht an ein oder mehrere göttliche Wesen gleichzeitig mit der Einladung dieBitte, ihre Genossen zum Opfermahl mitzubringen. Bei der Brautwerbung betet der Familien vater der Ruanda :,,O Vater, Großvater meiner Tochter, sieh an diesen Ochsen, den wir dir opfern; geh auf die Berge rufe her deine Knechte, sammle zum Schmaus deine Leute, deine Krieger; hier ist dein Ochse, von den deinen dir erkoren; setze dich hin, iß ihn auf, du und die deinigen."59 Die Baronga beten zu den göttlichen Vorfahren:,,Ihr unsere Götter, und ihr N. N., hier ist unser Opfer. Jetzt haben wir euch diese Gaben gebracht. Ruft eure Ahnen N. N., ruft auch die Götter dieses kranken Knaben.“ Die Amazulu:,,Hier ist eure Nahrung. All ihr Geister unseres Stammes, ladet euch gegenseitig ein! Ich sage nicht: N. N. Hier ist deine Nahrung, denn ihr seid eifersüchtig, sondern du N. N., der du diesen Mann krank gemacht hast, rufe alle Geister; kommt ihr alle, um diese Speise zu verzehren!" Mit ähnlichen Worten ladet der Priester der Batak die Mächtigen ein:,,O Großvater Boraspati ni tano und ihr sombaon (Lokalgeister)! Ruft euch gegenseitig herbei ihr Götter, denn ich kann euch nicht alle nennen" usw. 62

In allen diesen Fällen reiht sich die Bitte ganz selbstverständlich an den Opferspruch, der eine schlichte Bitte um Aufnahme oder eine Einladung enthält. Manchmal aber verweist der Beter auf seine Gabe mit besonderem Nachdruck; er belehrt den Gott darüber, daß sein Opfer etwas Besonderes ist.,,Wir werden dir ein Schaf opfern, ein sehr wertvolles Schaf," kündigt der Kikuyuhäuptling dem Urvater Ngai an ". Und ein Baronga-Dorfhäuptling empfiehlt sein Opfer mit den Worten:,,Du Mombo-wa-Ndlofu, Herr dieses Landes, der du es deinem Sohne Makundju gegeben hast usw. Schaue auf mein Opfer! Ist es nicht ein schönes Opfer? Ich bin hier ganz allein. Wenn ich es nicht mitgebracht hätte, wer hätte dir etwas gegeben? Ist's nicht so ?" Manchmal betrachtet der primitive Mensch das Opfer nicht mehr als schlichte Gabe, sondern als Kaufpreis göttlicher Gunst.,,Tschakan" (Flußgott), fleht der Coraindianer,,,hier bringe ich dir diese Gabe. Hiermit bezahle ich dich, daß du mir die Erlaubnis gibst zu baden."" Bisweilen aber pocht der Bittsteller sehr kräftig auf seine Leistung und macht den Gott darauf aufmerksam, daß er nun einen rechtlichen Anspruch auf Gegenleistung hat.,,Wenn dir jemand etwas gegeben hat, was du gegessen hast, dann mußt du auch ihm wieder etwas geben, daß er essen kann“, sagt ein opfernder Ewepriester zu einem tro". Einen noch stärkeren Akzent trägt das ,do ut des' in dem Wort des indischen Sängers:,,Hier ist das Opfer, wo sind deine Gaben ?"7

Neben diesen Opfersprüchen, in denen der Fromme auf den Wert der dargebrachten Gaben pocht, stehen solche Opfergebete, in denen der Opfernde sich wegen der Geringfügigkeit seiner Gabe entschuldigt. Der Kekchi-Indianer betet schüchtern und zaghaft bei der Maissaat:,,Ein klein wenig deines Essens, deines Trinkens gebe ich dir; es ist nichts, was ich dir gebe." Und bei einer anderen Gelegenheit spricht er:,,Jetzt habe ich ein klein wenig deines Essens, deines Trinkens gebracht. Es ist ja nicht vieles und gutes, was ich dir gebe. Vielleicht einen

halben, vielleicht einen viertel Real habe ich gewechselt, habe ich geliehen in meiner Kleinheit, meiner Armut." Hier spricht sich jene tiefere Auffassung aus, nach der das Opfer nur ein schlichtes Symbol scheuer Ehrfurcht, kindlicher Demut, ein Zeichen des guten Willens ist. Nicht um kostbarer und massenhafter Gaben willen erhört Gott ein Gebet und Opfer, sondern um der aufrichtigen Gesinnung des Betenden und Opfernden:,,Es ist nicht wegen meiner Kleinheit, meiner Armut, was du auch tuest, so zeigt es aber vielleicht meine Kleinheit, meine Armut, was ich schaffe."" In den Mimiamben des Herondas (IV 14 ff.) entschuldigt sich die Opfernde mit den Worten:

,,Denn spärlich fließt ja unser Brünnlein nur
Sonst hätten wir dir ein Rind oder 'ne Mastsau'
Mit Speck gepolstert, keinen Hahn, als Kurlohn
Gebracht." (Übs. v. O Crusius.)

Die sophokleische Elektra entschuldigt sich vor Apoll, daß sie ohne Gabe mit bloßen Bittworten vor ihn trete:

,,Allein mit dem, was ich besitze, o Apoll,
Fleh' ich, werfe mich nieder, bete."""

Ursprünglich bringt der Mensch, wenn er bittend seine Hände zum Gott erhebt, ein Geschenk dar, um ihn für seine Wünsche zu gewinnen. Aber nicht immer wird ihm die Erfüllung seiner Bitte zuteil. Er ist gewitzigt; er traut dem Gott nicht mehr recht. Darum will er sich nicht vergeblich in Auslagen stürzen, er will erst die Hilfe des Gottes erfahren und dann erst, zum Lohn und Dank dafür, das Opfergeschenk darbringen. So stellt er denn dem Gott bedingungsweise, für den Fall, der Erfüllung des Gebetswunsches ein Opfer in Aussicht, er verspricht, ,gelobt ein Geschenk. Oft verbindet er mit diesem Gelübde die Darbringung einer kleinen, im Verhältnis zur versprochenen Gabe minderwertigen Opferspende, gleichsam als Angeld des eigentlichen Opfers 70. Das Gelübde ist zweifellos jünger als das schlichte Opfergebet. Die kindliche Zuversicht auf die Wirksamkeit des Geschenkes ist bereits etwas erschüttert.,,Man sucht die Götter durch ein Versprechen zu reizen und ist klug genug, eine vielleicht vergebliche Gabe zu vermeiden.“71 Das Gefühl der Abhängigkeit ist dadurch geschwächt, daß der Mensch mit den höheren Wesen handelt und feilscht, also nicht mehr unter ihnen, sondern auf gleicher Stufe steht. Oft wird aus der demütigen Bitte und ehrfürchtigen Geschenkdarbringung ein gewöhnliches Kaufmannsgeschäft.,,Gib mir ,Gib mir dann geb ich dir" (dehi me dadâmi te) heißt es in einem indischen Opfertext 72.,,Wenn du eilst (mit der Erhörung), können auch wir eilen. Wenn du aber hinkst, so müssen auch wir hinken" beten die Ewe 73. Der sekundäre Charakter des Gelübdes geht schon daraus hervor, daß es sich erst bei den höherstehenden Naturvölkern' findet: bei den nordamerikanischen Indianern, den Bantu und Malaien, während die auf tieferer Kulturstufe stehenden Stämme nur durch die ein gleichzeitiges Opfer unterstützte Bitte kennen. In der ältesten Epoche der indischen Religion sind Gelübde noch sehr selten, erst in der nachvedischen brahmanischen Periode werden sie häufiger. An der späteren Entstehung des Gelübdes kann darum nicht gezweifelt werden.

Eine kinderlose Ewefrau gelobt:,,Ich bitte dich, du wollest mir ein Kind

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schenken. Wenn du meine Bitte erfüllst, so will ich dir mit einer Ziege danken."74 Beim Auszug in die Schlacht betet der Ewepriester:,,Lab Acht auf die Kinder, daß ihnen nichts Schlimmes widerfährt. Wenn sie aus dem Kriege zurückkommen, so werde ich dir mit Palmwein und zwei Hähnen danken."75 Der Dschagganeger macht bei der Krankheit eines Familiengliedes ein Gelübde.,,Du Geist X. X., der du diesen Menschen ergriffen hast; mache ihn gesund, so werde ich erkennen, daß du es bist und dir dann eine Ziege spenden." Wird es aber mit dem Kranken schlechter, dann wird sogleich ein Opfer gebracht und für den Fall der Genesung noch ein zweites in Aussicht gestellt.,,Hier ist die Ziege, mein Vater, wende doch deine Augen auf den Kranken, daß er gesund werde! Erhöre, erhöre, o König, o Erde, o Himmel, laß dich erbitten. Wenn du es bist, der ihn ergriffen hat, so mache ihn nun gesund, Herr, dann wirst du noch ein anderes (Stück Kleinvieh) erhalten."7" Ein Batak-Vater betet:,,Wenn du es bist, Vater, dann tue doch nicht so zu diesem Kranken. Wenn du von uns ein Opfer haben willst, fordere es nicht auf diese Weise .. Laß uns einen Bund machen: Wenn du diesen Kranken gesund machst, dann wollen wir dir ein wohlschmeckendes Opfer bringen, wie du es gewohnt bist."77 Ein Siouxhäuptling spricht beim Auszug zum Krieg zur Sonne Wakanda:,,Ich verspreche dir ein Kattunhemd und einen Rock, Wakanda. Ich werde dir auch eine Decke schenken, wenn du mich heil und gesund nach Hause kommen lässest, nachdem ich einen Pawnee getötet habe."78 Ein Missionar schildert uns ausführlich, in welcher Form bei den Ruanda die einer religiösen Geheimgesellschaft angehörenden Männer Gelübde darbringen. Der Bittsteller setzt dem göttlichen Wesen einen Krug mit Bier gemischten Wassers vor und berichtet über seine Notlage:,,Du weißt, L'angombe, meine Ernte scheint kläglich auszufallen. Die Regengüsse sind selten (oder allzureichlich), die Frau, die ich schon vor vier Jahren zu mir genommen habe, gebärt nicht, oder: meine Kinder sind krank oder: der, dessen Dienste ich mich gewidmet habe, hat meinen Wünschen nicht entsprochen keine Kuh! Er scheint mich vergessen zu haben; ja du weißt es." Nun werden die Bedingungen formuliert, unter denen der Gott ein Opfer erhält:,,So höre denn: Wenn du meine Kornböden füllst, wenn du meine Gattin fruchtbar machst, wenn du die Meinen heilst, wenn ich von meinem Schutzherrn das erhalte, was mich zu ihm hingeführt hat, so höre denn!" Jetzt folgt die Aufzählung der Opfergaben, die der Gott erhält, wenn er sich willfährig zeigt.,,Im Hause haben wir dein Gefäß beiseite gesetzt; es ist wohl gewaschen; es bleibt nur mehr dazu da um es mit ngoza zu füllen. Ich schwöre dir, im kommenden Jahr (oder früher oder später) werde ich dir zu Ehren soviel Bananenwein oder soviel marwa ausgießen, daß sich alle Leute der Umgegend sättigen können. Ja noch mehr, ich versichere dich, daß alle die, welche an meinem Hause vorüber gehen werden, wenn sie von Bugoyi oder Nanze kommen, sich nicht über Durst bei deinem intango beklagen brauchen. Ich habe auch eine unfruchtbare Kuh; man wird sie dir zu Ehren töten. Ich habe einen prächtigen Stier, man wird ihn dir zu Ehren töten." Der Beter fügt eine allgemeine Bitte bei:,, Sei also gnädig! Erhöre mein Gebet! Beschütze mich vor den Geistern! Entferne alle die, welche mir schaden wollen" usw. Dann wiederholt er noch einmal das bedingte Versprechen und bekräftigt es durch den Hinweis auf einen Zeugen und durch eine schaurige Selbstverfluchung. ,,Wenn du mir also das gewährst, um was ich dich gebeten habe, werde ich dir meinerseits das, was ich dir versprochen habe, opfern. Übrigens hier ist mein Zeuge (er läßt einen Verwandten oder Freund herbeitreten); und wenn ich trotz meines Schwures meinen Verpflichtungen untreu werde, möge ich durch das Schwert des L'angombe getötet werden!""""

In der gleichen Weise macht man auch bei den antiken Völkern Gelübde. Jephtha gelobt Jahwe: „Wenn du in der Tat die Ammoniter in meine Gewalt gibst, so soll, wer immer aus der Türe meines Hauses mir entgegenkommt, wenn ich wohlbehalten von den Ammonitern zurückkehre, Jahwe angehören und ich will ihn als Brandopfer darbringen" (Ri 11, 29 ff.). Und die kinderlose Hanna spricht:,,Jahwe der Heerscharen! Wenn du dich um das Elend deiner Magd bekümmerst und meiner gedenkst und deiner Magd einen männlichen Sproß schenkst, so will ich ihn Jahwe übergeben für sein ganzes Leben und kein Scheer

messer soll je auf sein Haupt kommen“ (I Sem. I, 11). Diomedes spricht in der Ilias zur Göttin Athene:

,,So nun wollest du mir auch beistehn und mich behüten! Dir gelob ich ein jähriges Rind, breitstirnig und fehllos, Ungezähmt, das nimmer ein Mann zum Joche gebändigt: Dieses gelob' ich zum Opfer, mit Gold die Hörner umziehend." 80 (Übs. J. H. Voß) Appius Claudius betet zur Kriegsgöttin:,,Bellona, si hodie nobis victoriam duis, ast ego tibi templum voveo" (,,Belona, wenn du uns heute den Sieg schenkst, dann gelobe ich dir einen Tempel.") In der Volksreligion aller Jahrhunderte spielt das Gelübde eine wichtige Rolle. Die Gelübde, die man im 6. Jahrh. christlichen Heiligen machte, lauten ganz ähnlich wie die der Griechen und Römer.,,Hilf mir, erhöre meine Bitte, so will ich dir dies oder das schenken."82 Noch heute macht man im semitischen Orient Gelübde in derselben Weise wie 1000 Jahre vor Christus. Die Fellachen geloben dem Weli eine Menge Korn unter der Voraussetzung, daß er ihnen reiche Ernte gewähre. Eine Syrerin, die von der Sehnsucht nach einem Kind gequält wurde, versprach dem Nebi Daûd ein fettes Schaf, wenn er ihr einen Sohn schenke. Zuweilen gelobt ein Mann, wenn der Heilige einen Sohn gewähre, das Gewicht desselben in Silbermünzen darzubringen. Eine muhammedanische Syrerin gelobte dem Mâr Eljâ, daß sie ihren Knaben, wenn er genese, in die Kirche bringen und dort taufen lassen wolle. Eine solche Formel des Gelübdes lautet:,,Prophet Gottes! O Ssafa! Laß mir diesen Knaben und ich will dir ein Opfer bringen." Eine andere:,,Ich brauche das und das und wenn du das und das mir tust, dann will ich dir einOpfer bringen.“ 83 In der schlichten Bauernfrömmigkeit nehmen noch heute die Gelübde einen breiten Raum ein. In katholischen Ländern gelobt man Stiftungen an die Kirche, vor allem aber Wallfahrten an heilige Stätten. Ein biederer Algäuer versprach, als er ins Feld rückte, der Mutter Gottes, zu Fuß nach Altötting zu wallfahren, wenn er wieder glücklich nach Hause käme. Aber auch in der evangelischen Bauernreligion bildet das Gelübde einen integrierenden Bestandteil. In der Lebensgeschichte eines friesischen Bauern heißt es:,,Wenn einmal ein Unglück kam, dann hatte er die feste Zuversicht, daß ein ernstliches Gebet von Gott erhört würde. Er tat es jedesmal und gelobte dazu etwas in den Gotteskasten.““

6. Mittel der Überredung.

Er

Der primitive Mensch sucht seinen Gott nicht nur durch den Hinweis auf ein reales Opfergeschenk für sich zu gewinnen, ihn umzustimmen und günstig zu beeinflussen, sondern er benützt hiezu alle möglichen Mittel der Überredung. Oft verrät er dabei eine bewundernswerte Raffiniertheit; er ist höflich gegen die hoben Mächte, er schmeichelt ihnen, er zeigt ihnen, daß die Erfüllung der Bitte in ihrem eigensten Interesse liege; ja, wenn das nicht hilft, greift er zu Drohungen. beruft sich auf ihre Macht, ihre bisherige Hilfe, auf das soziale Band, das Menschen und Götter miteinander umschlingt. Er streicht sich selbst heraus, aber er jammert und heult ihnen oft auch vor. Er bestürmt sie fortgesetzt, bis sie nachgeben. Er klagt sich selbst an, verdemütigt sich, entschuldigt sich und fleht um Verzeihung. Alle Redekünste, mit denen er im Verkehr mit seinen Mitmenschen und besonders den Machthabern seinen Vorteil zu erringen sucht, wendet er auch im Verkehr mit den übersinnlichen Mächten an, um seiner Bitte Gehör zu verschaffen.

Die Bitte wird nicht selten eingeleitet durch ein Grußwort, das bei der profanen Begrüßung gebraucht wird oder der gewöhnlichen Grußformel nachgebildet ist. Im alltäglichen Leben,,drücken die Gruß

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