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Limmst meine Freunde, die mir teuer sind; auch meine Eltern nimmst du weg."16 Der Beter fleht und fordert hier kaum, er erkennt nur voll Demut und Ehrfurcht an, daß all sein Glück und Unglück von der Hand der souveränen göttlichen Macht kommt.

In der Berufung auf die bisherige Hilfe und Gnade der Gottheit drückt der Beter zugleich sein Vertrauen auf Erhörung des Gebets auch im gegenwärtigen Falle aus. ,,Du hast unseren Vorfahren schon Speise gegeben“, erinnern die Ewe einen tro1.,,Von Anfang an haben wir nur durch deine Gunst gelebt. Laß uns auch in Zukunft davon teilhaftig sein!" beten die Khonds". Der Dschagga spricht in seinem Morgengebet zum Urvater Ruwa:,,Du hast mich in dieser Nacht beschirmt. Beliebe mich auch tagsüber zu beschirmen und laß es mir nicht fehlen an etwas zum Sattwerden, o Häuptling."18 Die alttestamentlichen Patriarchen erinnern Jahwe an alle,,Wohltaten und alle Treue," die er bisher ihnen erwiesen. Der vedische Sänger unterstützt seine Wünsche durch die Erinnerung an die früheren Wohltaten des Gottes 20. In der Ilias erinnert der Priester Chryses Apoll an seine früheren Gebetserhörungen.

,,Höre mich, Gott, der du Chrysa mit silbernem Bogen umwandelst,... So wie du schon zuvor mich hörtest, als ich dich anrief."21 Diomedes mahnt die Göttin Athene an den Beistand, den sie früher schon ihm wie seinem Vater lieh:

„Höre, des ägiserschütternden Zeus unbezwungene Tochter!
Wenn du mir je und dem Vater mit sorgsamer Liebe genahet
Im feindseligen Streit, so lieb' nun auch mich, o Athene."22

Noch tiefer spricht sich die herzliche Zuversicht aus in der Berufung auf das Kindschaftsverhältnis, in dem der Mensch zu den hohen Mächten zu stehen glaubt.,,Rette uns, vor dem Hungertod, du bist ja unser Vater und wir sind deine Kinder und du hast uns geschaffen" beten die Konde bei anhaltender Dürre". Ganz ähnlich flehen die Wanyika:,,O Gott! gib uns Regen! Wir sind in Not, wir ermatten, wir deine Kinder." Die Ewe:,,Gib uns noch heute Regen! Wir sind ja deine Kinder,!" Die Basuto:,,Herr! Wir deine Kinder, sind gekommen, dich anzurufen."""" Die Hottentotten: ,,Bist du nicht unser Vater, du Vater der Väter, du Tsui-goa ?",,Bist du nicht unser Urgroßvater, du Heitsi-Eibib!""*7 ,,Wenn wir gegen dich gesündigt haben, so vergib uns. Eine Mutter schlägt ihr Kind nicht auf den Bauch", sagen die Ewe bei großer Trockenheit. Und ein Ewepriester bittet für seinen Schützling, der eine rituelle Sünde begangen hat:,,Hab Acht auf diesen Mann, der ja doch dein eigenes Kind ist.“28 Selbst die auf so tiefer Kulturstufe stehenden Buschmänner berufen sich in ihrem Gebetsruf an den Urvater auf ihr Kindschaftsverhältnis zu ihm:,,O Cagn, sind wir nicht deine Kinder? Siehst du nicht unseren Hunger? Gib uns Nahrung!"**

Bei dem Appell an Gottes Vaterschaft ist die Tendenz einer Einwirkung auf den Gott noch wirksam. Aber wir stoßen in den Gebeten mancher höherstehender Naturvölker 30 auch auf reine Äußerungen religiöser Gewißheit und Zuversicht, bei denen jeder egoistische Gedanke an eine Umstimmung und Überredung fehlt. Der Beter atmet nur in der frohen Gewißheit, unter dem Schutze des Allerhöchsten geborgen zu sein. Aber diese Aussprache des Vertrauens steht doch mit der naiven Bitte in innerem Zusammenhang, wächst aus ihr mit natürlicher Selbstverständlichkeit heraus. Die Hoffnung und Zuversicht, die schon als Motiv des Betens wirksam ist, verdrängt alle Sorge und Furcht, sie steigert sich bis zur freudigen Gewißheit, so daß aus dem Wünschen und Verlangen ein inneres Haben und Besitzen wird. Mitten im Gebet vollzieht sich unbeabsichtigt im Frommen eine affektpsychologische Metamorphose. Der Beter wird, nachdem er seine Not ausgeschüttet und seine Wünsche ausgesprochen hat, von solcher

Zuversicht erfüllt, daß ihm die Erhörung seines Gebets zur unzweifelhaften Gewißheit wird.

Ein Zulu sagte:,,Hierauf (nach dem Gebet an den Ahnen um Beseitigung der Krankheit) fassen sie Mut, weil sie ihn verehrt haben, indem sie sagen:,,Er hat gehört, er wird kommen und unsere Krankheiten behandeln und sie werden aufhören." Die durch die Gebetsaussprache bedingte Stimmung der Zuversicht bewirkt nicht selten eine furchtlose Entschlossenheit, einen männlichen Mut mitten in der größten Gefahr. John Tanner erzählt uns von einer alten Irokesenfrau, die während der Fahrt auf dem See im Schifflein schlief; von einem fürchterlichen Sturm geweckt,,,stand sie auf und richtete mit lauter Stimme ein inniges Gebet an den großen Geist, fing dann an mit erstaunenswerter Lebhaftigkeit zu rudern, ermahnte uns auszuharren und zeigte W., wie er das Kanot lenken mußte.

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Alles naive Beten und Sichaussprechen erhöht somit die Lebenszuversicht dadurch, daß sich in ihm eine seelische Umwandlung, ein Übergang von der bangen Furcht und quälenden Sorge zur frohen, ruhigen Hoffnung vollzieht. Aber es ist ein Zeichen eines bereits stark differenzierten seelischen Erlebens, wenn nicht nur die unlustvollen Affekte und heißen Wünsche, sondern auch die feineren Gefühlsregungen und Stimmungen: das stille Gewiß- und Getrostsein in dem Gebet selbständigen sprachlichen Ausdruck erlangen.

Das Abendgebet, das die Kekchi-Indianer auf der Wanderung sprechen, beginnt wie die anderen primitiven Gebete mit einem Opferhinweis, an den sich die Bitte um Nahrung für den morgigen Tag reiht. ,,Du, o Gott, du Herr der Berge und Täler! Ein klein wenig deines Essens, deines Trinkens habe ich dir gegeben. Jetzt gehe ich vorüber unter deinen Füßen, unter deinen Händen, ich, ein Reisender." Die Bitte wird gestützt durch die Berufung auf Gottes Macht und Reichtum.,,Es schmerzt dich nicht, es macht dir keine Mühe, mir zu geben allerlei große Tiere, kleine Tiere, du mein Vater! Du hast eine Menge Tiere, den wilden Pfau, den wilden Fasan, das Wildschwein; zeige mir also, öffne mir die Augen, nimm sie und setze sie auf meinen Weg!" Dieser Gedanke erhöht im Betenden die Hoffnung und läßt ihm die Freude des Jagdglückes antizipieren: ,,Ich sehe, ich schaue sie dann; ich bin unter deinen Füßen, unter deinen Händen; ich bin im Glücke, du Herr der Berge und Täler." Er wiederholt die Berufung auf Gottes Macht und den Wunsch:,,In deiner Macht, in deinem Sinn ist alles Mögliche im Überfluß; von allem möchte ich haben!" Nun schiebt sich eine Betrachtung über seine Lage ein:,,Heute muß ich vielleicht meinen Maiskuchen trocken essen und ich bin doch in einem rei hen Jagdgelände; es möge Gott sehen, daß es hier nichts Lebendes gibt, vielleicht nur einen wilden Pfau bringe ich, schleppe ich her. Jetzt sehe, schaue ich auch, du mein Gott, du meine Mutter, du mein Vater!" Er entschuldigt sich wegen der geringfügigen Opfergabe.,,Nur das ist es, was ich sage, was ich denke: Es ist ja nicht Vieles und Gutes deines Essens, deines Trinkens, was ich hergeschleppt habe." Nun verstummen alle Wünsche; es ist vergessen alle Sorge; der Gedanke an die väterliche und mütterliche Fürsorge des Gottes erfüllt ihn mit tiefer Zuversicht.,,Und mag es nun so oder so sein, was ich sage, was ich denke, ist: Gott, du bist meine Mutter, du bist mein Vater." Geborgen in den Händen seines Tzultacca, legt er sich zur Ruhe. ,,Jetzt werde ich also schlafen unter deinen Füßen, unter deinen Händen, du Herr der Berge und Täler, du Herr der Bäume, du Herr der Schlinggewächse." Auch um den kommenden Tag ist ihm nicht bange:,,Morgen ist wieder der Tag, morgen ist wieder das Sonnenlicht. Ich weiß nicht mehr, wo ich dann sein werde. Wer ist meine Mutter, wer ist mein Vater? Nur du, o Gott, Du siehst mich, du beschützest mich auf jedem Wege, in jeder Dunkelheit, vor jedem Hindernis, das du verstecken, das du beseitigen mögest, du o Gott, du mein Herr, du Herr der Berge und Täler!",,Nur das ist es, was ich sage, was ich denke, sei es nun, daß es mehr, sei es, daß es nicht mehr sein sollte, was ich gesagt habe: Du erträgst, du vergissest meine Verfehlungen. 4433

An das poesievolle Abendgebet der Kekchi-Indianer klingt das Abendgebet der nordafrikanischen Galla an. Es hebt an mit der Bitte um Schutz:,,O Gott, du hast mich den Tag in Friede verbringen lassen, laß mich auch die Nacht in Friede verbringen, o Herr, der du keinen Herrn über dir hast." Betrachtend und bewundernd steht der Beter vor Gottes Größe.,,Es gibt keine Stärke außer in dir, du allein hast keinerlei Verpflichtung." Der Gedanke an Gott stimmt ihn zuversichtlich und sorglos.,,In deiner Hand verbringe ich den Tag, in deiner Hand verbringe ich die Nacht. Du bist meine Mutter, du bist mein Vater!"3 Es weht über diesen schlichten Nachtgebeten niederer Stämme derselbe wundervolle Hauch der Zuversicht und Ruhe, der das aus Psalmenworten gebildete offizielle Abendgebet der katholischen Kirche, das ,Completorium', beseelt. Ein unerschütterliches Vertrauen auf den göttlichen Schutz spricht sich im Kriegsgebet eines Ewestammes aus.

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,,Wir waren zu Hause und hörten plötzlich, daß es Krieg gebe. Du bist unser aller Haupt. Deswegen sind wir zu dir gekommen, um dich zu bitten, du wollest uns in den Krieg voranziehen und ihn für uns führen. In unserer Heimat Anlo gibt es keinen Wald, worin wir uns verstecken könnten. Du, o Nyigbla unserer Vorfahren, du bist der Wald, in dem wir uns bergen. Sammle du deswegen alle deine Krieger um dich, damit sie diesen Krieg für uns führen; denn wir haben keine Kraft."35 In Worten unzweifelhafter Erhörungsgewißheit gipfelt folgendes Gallagebet, das in einer Familie nach einer blutigen Fehde aufkam, durch welche diese schweren Schaden erlitten hatte:,,Wenn ich dir lieb bin, so befreie mich, ich bitte dich von ganzem Herzen. Wenn ich nicht von Herzen zu dir bete, erhörst du mich nicht; ich bitte dich aber von ganzem Herzen, so weißt du es und bist mir gnädig."36 Das paradoxe Gefühl absoluter Lebenssicherheit trotz der völligen Unsicherheit aller Verhältnisse spricht sich im Morgengebet der Tambuneger auf den karaibischen Inseln aus:,,Gott hilf uns; wir wissen nicht, ob wir morgen noch leben, wir sind in deiner Hand."37 In einem Gebet der Cora-Indianer wird die bange, ungewisse Frage von dem Ausdruck fester Zuversicht abgelöst. ,,Was wirst du tun? Wir vertrauen auf dich."38 Das Abhängigkeitsgefühl und das Vertrauen erlangt bisweilen freilich äußerst selten bei Naturvölkern eine solche Reinheit und Stärke, daß alle Eigenwünsche zusammenbrechen und der Mensch voll Zuversicht und Trost sich ganz der Hand des höheren Wesens überläßt. So ist auch das Gebet der Ergebung, das so oft als das Ideal alles Betens gepriesen worden ist, in der primitiven Welt in einigen Ansätzen vorhanden. Der Jesuitenpater de Smet erzählt von einem Indianer, der drei Tabakspfeifen verloren hatte - einen größeren Verlust kann sich der Indianer nicht denken und in seiner Not sich an den großen Geist wandte:,,O großer Gott, du, der du alles siehst und alles aufhebst, gib, ich bitte dich, daß ich finde, was ich suche!" Er spricht treuherzig den brennenden Wunsch, der ihn erfüllt, seinem Gotte aus. Nun verstummt das Verlangen, er stellt die Erfüllung der Bitte dem großen Geist anheim, sein Wille fügt sich dem Willen des großen Gottes: ,,Doch möge dein Wille geschehen!" (,,and yet let thy will be done!" gibt der Gewährsmann seine Gebetsworte wieder) 39. Hier klingt die Bitte in der Ergebung aus. Das höchste und reinste Gebet, das die Religionsgeschichte kennt, kommt hier von den Lippen eines frommen Naturkindes.

Ein Opfergebet der Akovi-Ewe lautet:,,Gott Sodza, Mutter des Palmweins und Mutter der Tiere! Gibst du dem Menschen, so gibst du ihm, übergehst du den Menschen, so übergehst du ihn. Deine Größe erhöhe ich, deinen Willen liebe ich. Du Regenspender, du Samstaggeborner! Du Schiff voll der buntesten Fülle,

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du Schrecken der Händler und Glück der Ackerleute." Ganz ähnlich lautet das Gebet der Ho, eines anderen Ewestammes:,,O Mawu Sodza, Mutter der Menschen, Mutter der Tiere! Gibst du den Menschen, so gibst du den Menschen; verweigerst du den Menschen, so verweigerst du den Menschen. In deiner Größe bin ich groß, mit dem, was du willst, stimme ich überein."40 Eine Kekchifrau klagt beim Tode ihres Mannes:,,Du bist gestorben, du mein Gatte. Du hast mich verlassen, du bist entschwunden, du bist tot; ich weiß nicht mehr, ob ich wieder Chile oder Salz versuchen werde zum Würzen, zum Angenehmmachen, ob ich es finde oder nicht, ich bin nur ein einzelnes Weib, ich bin zurückgeblieben.' Nun wird in überraschender Weise die Totenklage durch ergebungsvolle, demütige Worte an Gott abgelöst; die Unglückliche beugt sich unter seinen Willen:,,Wie werde ich wieder halbe Reales (Münzen) bekommen? Ich will hingehen in der Kleinheit, in der Armut; ich frage nicht darnach, o mein Gott, du hast vielleicht die Seele meiner Mutter, (d. h. meines Ernährers), meines Gatten gewollt." Ein langes Gallagebet, das mit einer Bitte beginnt und dann in eine Klage und Danksagung übergeht, schließt mit Worten der Ergebung.,,Ein einziger schlechter Mensch hat alle Menschen aus ihrer Wohnung vertrieben; die Mutter und die Kinder hat er wie eine Herde Truthhner dahin und dorthin zerstreut; der mörderische Feind riß das schön gelockte Kind aus dem Arm seiner Mutter und erwürgte es. Dies alles hast du geschehen lassen, warum hast du es getan? Du weißt es. Du hast die Saaten uns wachsen lassen und sie unserem Auge gezeigt; der hungrige Mann schaut sie an mit seinem Auge und ist getrost. Wenn das Getreide blüht, schickst du Schmetterlinge und Heuschrecken hinein, Heuschrecken und Tauben; alles kommt aus deiner Hand, die läßt es geschehen; warum du alles so machst, weißt d u.“ 42

Schon in manchen primitiven Gebeten vollzieht sich ein Übergang der Rede mit Gott in das Selbstgespräch, des Lobes, der Aussprache der Demut und Zuversicht in die Meditation und Kontemplation. Der Beter vergegenwärtigt sich Gottes Nähe, Größe, Macht, Güte und Schutz.

Du unschuldiger Nyambe, du weißt alles, kennst meinen Namen, weißt, wo ich bin und hörst mich", betet der Duala", und der Cora-Indianer reflektiert im Gebet an den Flußgott:,,Wenn du hier existierst, so weiß ich doch nichts von dir, du aber hörst mich gut."44 Wenn der Kekchi-Indianer an einem Berge oder Paß angekommen ist, betet er:,,Du, o Gott, o Herr der Berge und Täler, ich bin müde angekommen vor deinem Mund, vor deinem Angesichte, du meine Mutter, du mein Vater. Nur du bist meine Mutter, mein Vater, du Herr der Berge, du Herr der Täler. Müde bin ich vor deinem Munde, vor deinem Angesichte. ,,Gott der Herr, du bist über mir, ich bin unter dir" beginnt ein Galla gebet. Schon primitive Beter stellen sich den Kontrast von Gottes Unendlichkeit und des Menschen Nichtigkeit, in den sich die Mystik versenkt, vor Augen: „Ihr seid groß und wir sind geringe Leute."""

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So zeigt schon das Gebet primitiver Stämme den in der individuellen Frömmigkeit, zumal in der Mystik hervortretenden merkwürdigen Doppelcharakter und Doppelzweck des Gebets. Das Gebet ist wirkliches Reden mit einem anderen, gegenwärtig gedachten und menschlich vorgestellten Wesen, Anrede an ein Du - und zugleich Selbstgespräch, Reden zu sich selbst; im Gebet sucht der Mensch eine reale Einwirkung auf die Gottheit, er sucht sie zur Hilfe und zur Gewährung seiner Wünsche zu bewegen und gleichzeitig sucht er unbewußt auf sich selbst einzuwirken durch die Vergegenwärtigung dessen, was für ihn Gott bedeutet, sein eigenes Lebensgefühl zu behaupten, erneuern und erfrischen.

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8. Danksagung.

Während die Aussprache der Abhängigkeit und Zuversicht im Grunde nur ein Teil des Bittgebets ist, ist die Danksagung eine selbständige Gebetsform neben der Bitte und Fürbitte. Das Dankgebet besteht in der demütigen und frohen Anerkennung, daß Gott dem Menschen eine Hilfe oder Gabe sei es auf ausdrücklichen Wunsch oder unerwartet zuteil werden ließ. Es ist dabei gar nicht nötig, daß der Beter ein eigenes Wort für danken gebraucht; viele Sprachen besitzen ein solches gar nicht, obgleich tatsächlich das Danken in Worten geübt wird; es liegt überall dort Dank vor, wo man dem Geber ausdrücklich erklärt, daß man dies oder jenes Gute von ihm empfangen hat. In der Sprache der afrikanischen Kiziba wird das Wort,danke' überhaupt nur durch die Phrase,,du hast es gemacht" wiedergegeben 1.

,,Waka, du hast mir diesen Büffel, diesen Honig, diesen Wein gegeben", ist das Dankgebet eines afrikanischen Pygmäen.,,Du hast mich errettet, o Gott", spricht ein Konde, wenn er einer großen Gefahr entgangen ist. Der vom Kriegszug glücklich zurückgekehrte Dschagga spricht: ,,Du Gott (Ahne), hast mich mit Vieh bereichert, mich geleitet und erhalten, so daß ich heimgekehrt.' ,,Du hast mich aus diesem Streit gerettet", sagte ein Ewe, dem ein Fluchzauber geglückt ist. Bei der Maisernte betet der Kekchi-Indianer:,,Ich habe vieles und gutes von meinem Essen, meinem Trinken; du hast es geschenkt meiner Seele, meinem Leibe, du meine Mutter." Und wenn er auf der Reise vom Regen durchnäßt wurde und nun die Sonne wieder erblickt, ruft er ihr frohen Herzens zu:,,Du mein Gott, du Herr Sonne, gar lieblich blickst du, und der hündische Regen, er sieht nicht auf seine Armen, aber du, o Herr Sonne, auch du hast deine Armen." In den Mimiamben des Herondas dankt der Priester dem Asklepios mit den Worten:,,Du hast die Krankheiten abgewischt, indem du, o Herr, deine gütigen Hände ausstrecktest" (IV 17 f.). Bei Stämmen, die ein bestimmtes Wort für Danken oder eine Redewendung hierfür besitzen, verbindet man diese mit der Anerkennung: ,,O Dzake! Wir danken dir, denn du hast uns in unserer Arbeit geholfen, daß der Yams groß wurde." (Ewe)7.,,Geister, wir danken euch für diese erfolgreiche Jagd.“ (Negritos auf den Philippinen). „O du Getreidegott, wir verehren dich. Du bist sehr gut in diesem Jahr gewachsen und dein Geschmack wird süß sein. Du bist gut. Die Gottheit des Feuers wird froh sein und wir alle werden uns sehr freuen. O du Gott, o du göttliches Korn, ernähre du das Volk. Ich nehme nun an dir teil. Ich verehre dich, ich danke dir“ (Ainu)'.

Der Gegenstand des Dankgebets ist derselbe wie der der Bitte: die Befriedigung elementarer Bedürfnisse und Wünsche.

Man dankt für die Rettung oder Erhaltung des Lebens ,,Du hast mich errettet, o Gott“ (Konde)1o. ,Ihr habt mich am Leben erhalten, so daß ich bis an den heutigen Tag gelangte“ (Dschagga)11. Man dankt für Sonnenschein nach strömendem Regen (s. oben), für Rückkehr vom Feldzug und Beute (s. oben.), für glückliche Reise.,,Ich bin hierher gekommen, du siehst es, du allmächtiges Kreuz", spricht der Kekchi-Indianer, wenn er auf der Wanderung auf einem Paß ein Kreuz findet;,,ich bin nicht krank geworden, ich bin nicht gefallen. Darum will auch mein Herz fröhlich sein." Die Ewe-Kaufleute danken dem Marktgott für reichen Absatz:,,Du bist es, unter dem ich meine Marktware aufstelle. Du gibst nicht zu, daß mir meine Waren bleiben. So bringe ich dir heute meine Geschenke dar, um dir zu danken."13 Die Amazulu danken sogar den Ahnen, wenn sie niesen müssen, denn das Niesen gilt als Zeichen der Gesundheit:,,Ihr Leute vom Haus, ich habe dieses Glück gewonnen, das ich wünschte."1 Wie man um das Gelingen der Rache bittet, so dankt man auch bisweilen dafür (s. o.). Aber den hauptsächlichsten Gegenstand des Dankgebetes bildet die Erlangung der Nahrung. Man sagt Dank für die Pflanzen und Früchte, die man findet, und seien es nur die reifen Nüsse eines Baumes; für das Jagdglück, vor allem

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