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aber für den Ertrag der Felder, den Erntesegen. Viehzüchtende Stämme danken auch für Vermehrung ihres Vichbesitzes (s. u.). Auch bei den täglichen Mahlzeiten erinnert man sich der schenkenden Güte der Gottheit:,,Herr Gott, du hast uns dies gegeben, du hast es wachsen lassen", beteten die Watje (die von der westafrikanischen Küste nach den karaibischen Inseln verpflanzt worden waren). Wie das Bittgebet oft eine ganze Reihe von Wünschen zusammenfaßt, so wird bei regelmäßigen Gebetsanlässen manchmal auch für all das gedankt, was man von Gott empfangen zu haben glaubt. „Gott, du hast die Tiere und Menschen geschaffen, alle wie sie auf der Erde sind; auch das Getreide auf dieser Erde hast du geschaffen, daß wir davon leben sollen, wir haben es nicht getan. Du hast uns Stärke gegeben, du hast uns Vieh und Samen geschenkt und unserem Vieh Stärke verliehen, wir haben damit gearbeitet und die Saat ist gewachsen. Du hast uns das Getreide wachsen lassen und die Menschen wurden satt“ (Galla)1o. Wie die Bitte, so wird auch die Danksagung fast stets von einer Gabendarbringung begleitet. Während aber die Bitte ursprünglich selbständig war und erst später durch das Opfer unterstützt wurde, ist das Dankgebet wenigstens die Danksagung für erlangte Nahrung Anfang an an ein Opfer gebunden. Von allem Eßbaren bringt der Mensch den höheren Mächten, vor allem dem Urvater und Schöpfergott, die Erstlinge dar: von den Früchten, die er im Urwald findet, von den wilden Tieren, die er auf der Jagd erlegt, von dem Erntesegen seiner Felder, von dem Ertrag seiner Herden, von den berauschenden Getränken, die er bereitet. Diese Primitialopfer', die auf der ganzen Erde verbreitet sind und sich gerade bei den kulturell so tiefstehenden Pygmäenvölkern als einzige Form des Opfers finden sollen 17, werden von Aristoteles und von manchen neueren Religionsforschern (Brinton, P. Wilhelm Schmidt) als das Urphänomen des Opfers betrachtet 18 Sicher ist, daß sie aus anderen Motiven und Vorstellungen entspringen als die gewöhnlichen Gaben- und Geschenkopfer, die zur Speisung oder doch Erfreuung der hohen Wesen bestimmt sind. Die Erstlingsopfer sind schlichte Verehrungs-, Anerkennungs- und Dankopfer, obgleich naturgemäß die andere Opfervorstellung sich mit dieser heterogenen leicht verbinden kann. Auch in der alttestamentlichen Religion konkurrieren beide Opferideen 19. Der Fromme bezeugt durch die Darbringung der Erstlinge, daß er Speise und Trank der Güte der Gottheit verdankt, er anerkennt seine vollständige Abhängigkeit von den hohen Mächten und deren souveränes Eigentumsrecht über das, was ihm zuteil ward 20.

Die westafrikanischen Tschi bringen dem höchsten Wesen Onyame regelmäßig Erstlingsopfer dar; beim Palmweintrinken gießen sie einige Tropfen aus, beim Reisessen werfen sie einige Körner auf den Boden; und wenn man sie fragt, warum sie das tun, sagen sie:,,um Gott zu danken."""1 Von Wichtigkeit ist, daß bei den Primitialopfern im Unterschied von den Speise- und Gabenopfern, nur unbedeutende Mengen dargebracht werden. Ein afrikanischer Pygmäe erzählte:,,Wenn ich einen Büffel töte, nehme ich ein kleines Stück, das Beste, ich lege es aufs Feuer, das andere esse ich mit meinen Kindern. Wenn ich Honig finde, trage ich nichts davon weg, bevor ich ein wenig davon in den Wald und gen Himmel geworfen habe. Und wenn ich Palmwein habe, muß ich zuerst ein wenig auf die Erde gießen." Wenn die Negritos des nördlichen Luzon ein Tier schlachten, schneiden sie jedesmal ein Stückchen Fleisch heraus und werfen es gegen den Himmel". Wenn die afrikanischen Nkulapygmäen von einem Baum die reifen Nüsse,,,das Geschenk Gottes" holen, pflücken sie eine gute und eine schlechte Nuß ab und verbrennen beide, wobei sie ums Feuer tanzen und

Gott danken. Wenn der Barongahäuptling den Tabak zum Schnupfen gemahlen hat, legt er zwei kleine Löffel in den Topf, einen für die väterlichen, den anderen für die mütterlichen Ahnengötter".

Neben den Primitialopfern stehen solche Dankopfer, die man bei Rettung des Lebens und anderen glücklichen Anlässen darbringt, desgleichen solche, die die Einlösung eines Gelübdes bedeuten, also bedingte Opfer sind 26. Hier tritt wieder der dem Bittopfer eigene Gabenund Geschenkcharakter stärker hervor. Doch gibt es auch Gelobungsopfer, die einen bloßen Akt der Verehrung darstellen. Die Malinke überreichen ihrem höchsten Wesen den gelobten Gegenstand, dann aber geben sie ihn Armen, Freunden und Kindern, die unter Aussprache einer Segensformel die Speisen essen 27.

Auch das Dankopfer wird wie das Bittopfer durch einen kurzen Opferspruch kommentiert, durch einen Hinweis auf das Dargebrachte oder auch eine Einladung zur Annahme.

Der afrikanische Pygmäe spricht beim Erstlingsopfer:,,Waka, du hast mir diesen Büffel, diesen Honig, diesen Wein gegeben; da hast du deinen Anteil."28 Das Dankgebet der Negritos auf den Philippinen für die Jagdbeute lautet:,,Geister, wir danken euch für diese erfolgreiche Jagd. Hier ist euer Anteil an der Jagd.""" Die Ewe beten zu einem Flußgeist: „,0 Dzake! Wir danken dir, denn du hast uns in unserer Arbeit geholfen, daß der Yams groß wurde. Du sollst deswegen essen, ehe wir essen. Hier bringe ich dir dein Teil. Bei den Bukaua auf DeutschNeuguinea wird bei der Ernte von dem Festschmaus etwas in eine Kokosnußschale gelegt und den Geistern der Vorfahren dediziert:,,So, die ihr unser Feld gehütet habt, wie wir euch baten, da habt ihr auch etwas." Die Baronga sprechen bei der Darbringung der ersten Früchte:,,Hier ist das neue Jahr gekommen. Ihr Götter sollt den Vorrang vor uns haben. Euch gehören die Erstlinge und erst in zweiter Linie uns." 4632 Oft werden sogar dem das Dankopfer begleitenden kurzen Spruch keinerlei Worte der Anerkennung und Dankesphrasen beigefügt. Wenn die Negritos des nördlichen Luzon beim Schlachten ein Stückchen Fleisch gegen den Himmel schleudern, sagen sie nur: „Dieses auch dir!" Die Tami auf Deutsch-Neuguinea bringen bei Festmahlzeiten oder Fleischmärkten dem Urvater Anuto die erste Portion dar. Man legt eine Kleinigkeit der Speise in ein Körbchen und ruft dazu:,,Dies ist Anutos Teil." Dann wird das Körbchen im Walde niedergelegt. Wenn der Baronga schnupft, streut er den Ahnen ein wenig Tabak und spricht dabei:,,Hier ist ein wenig Tabak, kommt alle und nehmt diese Prise und zürnt mir nicht, wenn ich schnupfe und sagt nicht, daß ich euch eures Anteils beraube. "35

Weil der naive Beter stets eine kindlicher, treuherziger Egoist ist, läßt er die Gelegenheit der Danksagung nicht vorübergehen, ohne ein paar Wünsche, die er auf dem Herzen hat, dem Gott auszusprechen oder um künftige Geneigtheit und Hilfe zu bitten.

,,Gib mir noch Kraft und Leben, und daß meinen Kindern nichts Böses zustoße!" fügt der afrikanische Pygmäe seinem Dank beis.,,Du hast mich gerettet, o Gott, rette mich immer", betet ein der Gefahr entronnener Konde3". Wenn die Dinka (Ostafrika) ihrem Schöpfer Dengdid die ersten Früchte darbringen, bitten sie:,,Vater, der du uns diese Früchte gegeben, segne uns und unsere Früchte."38 Die Bukaua auf Neuguinea reihen an ihren Dank für die glückliche Ernte die Bitte:,,Nun sehe uns auch ferner freundlich an!"39 Das Erntedankgebet der Ewe an Dzake schließt mit der Bitte: Wir bitten dich gib, daß das neue Jahr, das nun herankommt, uns gesund erreicht, damit wir wiederkommen und dir Neues bringen dürfen.“40 Der Ewe-Kaufmann, der auf dem Markte ein gutes Geschäft gemacht hat, will noch größeren Gewinn, darum folgt dem Dankgebet der Wunsch:,,Hilf mir nun weiter und ziehe die Leute aus der Ferne heran, damit sie kommen und meine Marktwaren kaufen." Der Dschagga, Das Gebet.

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der eine Ziege opfert und für Erhaltung des Lebens dankt, schließt sein Gebet mit den Worten:,,Erhaltet mich auch fernerhin und verleiht mir andere (Stücke Kleinvieh), so sollt ihr wieder Gaben erhalten."42 Die frommen Frauen, die in den Mimiamben des Herondas dem Asklepios für die Befreiung von Krankheiten danken, fügen ihrem Gebet folgende Bitte an, die wörtlich mit obigem Ewegebet übereinstimmt:

,,Ja, mag's gescheh'n, Allmächt'ger du, und möchten
Wir kerngesund, um größere Opfer dir

Zu bringen, wiederkommen, Ehemänner

Mit uns und Kinder" (IV 86 ff. übs. v. O. Crusius).

Bei den Ewe kommt es sogar vor, daß man für Befreiung von einem Übel höflich dankt und gleichzeitig sich derartige Heimsuchungen für die Zukunft energisch verbittet.,,Dein Sklave", betet der Priester zum tro,,,ist gekommen, um dir zu danken. Du beschützest die Menschen von altersher. Das, was ihm jetzt zustieß, muß das letzte Mal gewesen sein. Unter keinen Umständen darf es ihm ein zweites Mal begegnen. Möge es hinfahren und den Weißen zustoßen, die auf dem Meere sind... Wir sind gekommen, um dir zu danken. Mögest du ein hilfreicher Zauber sein, der stets auf uns Acht hat."43

VI. Gebetshaltung und Gebetsgestus1.

Wie die Rede nur eine von den Ausdrucksfunktionen des Psychischen ist und ihr stets die Körperhaltung, die Miene und Geste zur Seite gehen, so besteht auch das Gebet nicht nur in gesprochenen Worten, sondern ist immer begleitet von einer bestimmten Körperhaltung, bestimmten Körperbewegungen, einem bestimmten Mienenspiel. Ja, wenn es richtig wäre, daß die, Gebärdensprache' älter ist als die Lautsprache', so könnten wir annehmen, daß der Gebetsgestus älter ist als das Gebetswort, daß das Gebet ursprünglich nur in bestimmten Gebärden bestand, denen erst später, nach dem Fortschritte der Sprache, die Laute und Worte zur Seite treten. In der Tat wird von südamerikanischen Stämmen erzählt, daß sie stumm beten, daß sie nur mit ehrfürchtigen Gebärden zu den höheren Wesen flehen und ihnen Gaben bringen 2. Die australischen Yuin erheben in ihren Stammesmysterien Hände und Waffen zum Urvater im Himmel· sie beten wortlos 3. Die Frage, ob die Gebärde dem Laut, die Gebetsgeste dem Gebet vorangeht, kann hier nicht entschieden werden. Fest steht, daß wir überall dort, wo wir das Gebet finden, auch einen bestimmten Gebetsgestus antreffen. Tiefe seelische Erlebnisse, wie sie ursprünglich dem Gebete zugrunde liegen, pflegen ja nicht nur eine Seite des körperlichen Ausdruckssystems, sondern das ganze Ausdruckssystem zu ergreifen. Am deutlichsten und reinsten äußern sich die mannigfaltigen und wechselnden Affekte, Stimmungen, Gefühle, Wollungen und Wünsche, die in der Seele des Betenden sich tummeln, im Mienenspiel; hier verraten sich Furcht und Angst, Kummer und Sorge, Ehrfurcht und Bewunderung, Staunen und Entzücken, Sehnsucht und Hingabe, Verlangen und Begehren, Zuversicht, Hoffnung und Vertrauen. Aber diese fein differenzierten Ausdrucks bewegungen der Gebetserlebnisse in der Mimik sind uns nicht faßbar. Wir müssen sie ebenso wie die das Gebet motivierenden, es begleitenden und aus ihm hervorgehenden Erlebnisse selbst erst aus den Gebetsworten erschließen. Nur die bildende Kunst antiker Völker, vor allem der Hellenen, gibt uns eine schwache Ahnung

vom Gesichtsausdruck des primitiven Beters; aber sie vermag immer nur den Ausdruck einer Erlebnisseite oder Erlebnisphase des Betens festzuhalten, nicht jedoch den in der Mimik sich spiegelnden Wechsel der Gefühle. Was uns die schriftlichen Zeugnisse über das Mienenspiel primitiver Beter berichten, ist äußerst kärglich: daß sie den Blick sehnsüchtig zum angerufenen Wesen empor oder demütig zur Erde niederrichten, daß sie unter Tränen oder mit lautem Weinen beten das ist alles. Daß die literarischen Dokumente über die Mimik primitiven Betens so dürftig sind, beruht darauf, daß die Mimik im Körperausdruck das Spontanste und Individuellste ist, von keiner Regel oder Konvention gebunden: sie ist frei, freier noch als die Rede. Während die Worte sich zur festen Formel verhärten, während die Körperbewegungen in der zeremoniellen Gebärde erstarren, bleibt das Mienenspiel das im Beten ewig Lebendige, der unmittelbare Ausdruck der lebendigen Gefühle, Stimmungen und Affekte.

Unendlich mehr als von der Mimik des primitiven und besonders des antiken Beters, wissen wir von seiner Körperhaltung und seinen Gesten. Sie sind ursprünglich ebenso frei wie Rede und Mienenspiel. Aber viel rascher als die Gebetsworte sich in der Gebetsformel verfestigen, werden die Gebetshaltung und Gebetsgeste zur konventionell gebundenen Form, zur rituellen Zeremonie zur verpflichtenden, durch den mos maiorum geheiligten Sitte. Das Gebet ist ein Verkehr mit der Gottheit, der sich in denselben Formen vollzieht, wie der soziale Verkehr der Menschen untereinander. Der Betende verfiel ursprünglich spontan und unbewußt in dieselben Körperstellungen und -bewegungen, die er in analogen Fällen im Verkehr mit Menschen, mit den Eltern, dem Herrn oder dem Häuptling einnahm: wollte er den Gott bitten, so hob er die Hände empor, wie er es tat, wenn er den Eltern eine Bitte vortrug; wollte er ihm seine Ehrfurcht bezeugen, so warf er sich zur Erde nieder, wie er es vor dem Häuptling zu tun pflegte; wollte er vor den Gott hintreten, so begrüßte er ihn in derselben feierlichen Weise, wie er einen Machthaber oder Gast zu begrüßen gewohnt war. So wurden unbewußt bestimmte Haltungen und Gebärden aus dem profanen Gesellschaftsleben in den Gebetsverkehr mit der Gottheit übertragen. Schon im profanen Leben waren sie feste, gewohnheitsmäßige Verkehrsformen, wie an den Grußsitten deutlich ist; in die religiöse Sphäre übertragen, erlangten sie bald religiösen Verpflichtungscharakter, es wurde ihnen das Stigma des Heiligen aufgeprägt. Aus dem profanen Gestus entstand so ein spezifischer Gebetsgestus. Beschleunigt wurde dieser Erstarrungsprozeß dort, wo das religiöse Verhältnis zu Gott als ein Untertanenverhältnis gedacht war: wie im Verkehr mit einem irdischen Herrscher mußte man sich auch im Verkehr mit der Gottheit peinlich an das Höflichkeitszeremoniell halten. Während die Gebetsworte dem jeweiligen Anlaß und den verschiedenen Nöten und Bedürfnissen gemäß wechselten, blieben die Gebetshaltung und Gebetsgeste dieselben. Nur in Augenblicken höchster Not fleht der Mensch zu Gott gänzlich unzeremoniös, formlos in der Geste ebenso wie in der Rede. Hier schafft der Augenblicksaffekt einen individuellen Gebetsgestus, der sich spontan

an einen profanen oder religiösen Gestus anlehnen mag, der aber ebenso frei ist wie das Augenblickswort, in dem ein bedrängtes Herz sich Luft macht.

Ehe wir nach dem Sinn und Ursprung der einzelnen Gebetshaltungen und -gesten fragen, müssen wir eine dürre Aufzählung der verschiedenen Gebetssitten Vorausschicken. Da die Nachrichten über den Gebetsgestus und die Gebetshaltung von Naturvölkern überaus spärlich und dürftig sind, müssen wir hier vor allem die literarischen Dokumente der antiken Völker verwerten. Zugleich ist es nötig, kurz darzutun, wie die uralten Gebetssitten im christlichen Beten fortleben. Da ich die Körperhaltung beim Gebet bereits in einem Aufsatz in der HommelFestschrift behandelt habe, muß ich für alles philologische Detail dorthin verweisen..

Die gewöhnlichste Körperstellung beim Gebet ist die stehende. Der Beter steht aufrecht, das Antlitz der angerufenen Gottheit zukehrend. So beten die meisten kulturarmen Völker, so beteten zumeist die Kulturvölker der Antike. Stehend beteten auch die alten Christen am Sonntag und in der Osterzeit. (Die stehenden ,Oranten' der Katakombenbilder sind Selige im Himmel, also Auferstandene, in der ewigen Sonntags- und Osterfeier Begriffene. Das Stehen ist durch alle Jahrhunderte hindurch die liturgische Gebetshaltung der christlichen Kirche geblieben. Die hervorragende Rolle, welche die stehende Gebetshaltung spielt, läßt sich auch sprachgeschichtlich dartun. 'Amida d. h. Stehen heißt das jüdische Achtzehngebet', weil es stehend gebetet werden muß, upasthâna d. h. Sichhinstellen ist in der brahmanischen Terminologie die Bezeichnung für die Adoration eines heiligen Objektes. Im Sumerischen bekommt,Stehen', ‚Hintreten' (gub) geradezu die Bedeutung,Bitten“, „Beten'.

Nächst der stehenden Gebetshaltung treffen wir am häufigsten die k niende. Sie begegnet uns bei manchen Naturvölkern, wie bei den Sumerern, Babyloniern, Ägyptern, Israeliten, Griechen, Römern und Indern. Die ägyptischen Beter stellten ein Knie hoch, das andere ruht auf der Erde. Kniend scheinen stets die babylonischen Bußgebete verrichtet worden zu sein. Die Römer ließen beim Gebet bald ein, bald beide Knie nieder. Die alten Christen knieten beim Gebet an Wochentagen; diese kniende Körperhaltung wurde zur gebräuchlichsten Gebetshaltung der privaten, christlichen Frömmigkeit.

Mit den Knien verwandt ist die hockende, kauernde oder sitzende Gebetsstellung. Sie findet sich bei nicht wenigen niederen Stämmen wie bei verschiedenen antiken Völkern. Die Griechen beteten zu den chthonischen Göttern in einer halb sitzenden, halb knienden Stellung. Bei den Römern durften betende Frauen gleich Trauernden und Schutzflehenden am Boden kauern. Die sitzende Gebetshaltung war auch bei den indischen Brahmanen üblich. Yoga und Buddhismus übernahmen sie als Meditationshaltung (âsana)".

Dem Gebet, das stehend oder kniend gesprochen wird, geht häufig die Prosternation, das Sichniederwerfen zur Erde, voraus. Dabei wird der Boden mit den Händen und dem Kopfe (Kinn, Mund, Nase oder Stirne) berührt. Diese Gebetsstellung ist bei verschiedenen primitiven und bei den meisten antiken Völkern (den Sumerern, Babyloniern, Ägyptern, Israeliten, Römern, Indern) üblich; wir treffen sie heute noch im chinesischen Kult'; sie ist auch eine der verschiedenen Körperstellungen, die für das mohammedanische Pflichtgebet vorgeschrieben sind. Auch im alten Christentum war es Sitte, sich vor den Gräbern und Reliquien ganz auf den Boden zu werfen. Diese vielgeübte Adorationsweise ließ ihre Spuren auch in der Sprachgeschichte zurück. Die babylonische Wendung labanu appa, sich niederwerfen (eigentlich ,,die Nase platt machen") gewann die Bedeutung,beten'; das hebräische Wort histachawâh sich zur Erde werfen, wurde zum gewöhnlichen Terminus für Anbeten'. Aus der Bezeichnung einer viel geübten Gebetshaltung wurde im Christentum das Wort humilis ein Terminus für die innere Haltung des Frommen gegenüber Gott. Dieselbe sprachgeschichtliche Entwicklung durchlief das assyrische Adjektiv ašru (von ašaru, sich niederwerfen), das die Bedeutung,demütig' gegenüber der Gottheit erlangte.

In all diesen Fällen ist das Sichniederwerfen und Berühren des Bodens nur vorübergehend; die eigentliche Gebetshaltung ist kniend oder stehend. Aber

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